Partner nervt? Was steckt dahinter? (Mit eMail-Kurs)

Partnerschaft

Egal ob es der Start im Job, bei der neuen Firma oder der Beginn einer Liebesbeziehung ist. Wie wir den anderen zuerst wahrnehmen und erleben, ist oft ein Hinweis auf Probleme, die sich erst nach einer Weile zeigen. Warum das so ist. beschreibe ich in diesem Blogartikel.

Am Anfang ihrer Beziehung fand sie seine Art zu reden lebendig und erfrischend. Mittlerweile nervt es sie, dass er immer soviel quatscht und dabei noch mit den Händen gestikuliert.

Zu Beginn fand sie seine zurückhaltende Art interessant und interpretierte sein Schweigen als nachdenkliche Tiefe. Mit den Jahren erlebt sie es jedoch oft als emotionalen Rückzug und Lahmarschigkeit.

Warum können sich einstmals geschätzte Eigenschaften so verwandeln? Und wer oder was verändert sich da eigentlich?

Viele Menschen in Partnerschaften oder beruflichen Beziehungen schaffen es nicht, mit diesen Veränderungen angemessen umzugehen und geraten in einen zähen, oft jahrelangen Kampf damit:

  • Entweder werden dauernd Vorwürfe gemacht.
  • Oder man startet ein gigantisches Nacherziehungscamp für Schwererziehbare, mit dem man sich auch in der RTL-Serie „Die strengsten Eltern“ bewerben könnte.
  • Manche resignieren stumm und flüchten in die Arbeit, den Hobbykeller oder zum Geliebten, kündigen oder lassen sich versetzen.

Was Männer an Frauen vor allem aufgeregt sind Putzfimmel, Launenhaftigkeit und ewiges Nörgeln. Die meisten Frauen stört an ihren Partnern, dass sie unordentlich sind, Körperpflege für Luxus halten und sich Auseinandersetzungen entziehen.

Natürlich strengen sich Menschen in der Verliebtheitsphase oder der Probezeit mehr an, um einen guten Eindruck zu machen. Sind zuvorkommend, höflich, sind kreativ und überraschen den Anderen mit guten Ideen. Wir zeigen uns von unserer besten Seite, sind aufmerksam, originell und interessiert.

Doch wenn man nach einiger Zeit ehrlich draufschaut, hatte der Partner oder der neue Kollege etliche Eigenschaften, die uns heute den letzten Nerv rauben, auch damals schon.

Seine Wohnung sah aus wie nach einem Einbruch – aber die superordentliche Frau dachte, so leben eben Künstler. Dass sie jede klitzekleine Behauptung von ihm mit „Ja, aber …“ kommentierte, interpretierte er damals als emanzipiert und intellektuell herausfordernd.

Dass der Chef gern unkomische Witze erzählt und das mehrfach. Dass der aufstiegsorientierte Kollege dauernd mit seinen Golf-Erfolgen prahlt oder sein Business-Sprech für modern hält.

 


 

Was steckt dahinter, wenn uns der Partner nervt?

partner nervt, beziehungsprobleme klaeren, persoenlichkeitsseminar, kopp-wichmann,seminare4you, Natürlich gibt es Angewohnheiten von anderen, die das Zusammenleben oder -arbeiten massiv beeinträchtigen können. Hier ist es oft wichtig, darüber zu sprechen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.

Nicht zu spät, sondern so früh wie nötig. Also dann, wenn wir innerlich schon denken: „Gleich sagt er wieder …“

Doch bei der Mehrzahl der Sachen, die uns beim anderen ständig aufregen, sind – vernünftig betrachtet – unsere Gefühle ziemlich übertrieben. Was wir bei einer Freundin oder dem Kumpel gut vertragen, kann uns in der Partnerschaft oder in der Zusammenarbeit im Team zur Weißglut reizen. Offensichtlich messen wir mit zweierlei Maß. Aber warum?

Nach meiner Erfahrung sind es v.a. fünf Gründe:


1. Wir spüren unsere Abhängigkeit.

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Wenn uns der Arbeitskollege nervt, können wir uns nicht gleich kündigen und die Firma wechseln. Stattdessen grenzt man sich ab durch einen deutlichen Spruch, versucht dem anderen aus dem Weg oder distanziert sich gefühlsmäßig.

In der Partnerschaft geht das nicht so gut. Wenn zu Hause schlechte Stimmung ist, kann man für eine Weile flüchten, weiß aber, dass beim Zurückkommen der Haussegen immer noch schief hängt.

Zum anderen sind wir in der Beziehung emotional vom anderen abhängig. Wer mitkriegt, wie abends im Bad der Partner die abgeschnittenen Fußnägel im Waschbecken liegen lässt, tut sich mitunter schwer, für denselben Menschen erotische Leidenschaft zu entwickeln.

Wir können jetzt nicht schnell den Partner wechseln oder ausziehen. Wir spüren, wie abhängig wir sind von unseren Erwartungen. Und davon, dass der Partner sie doch bitteschön erfüllen möge. Möglichst ohne Vorhaltungen, sondern von sich aus.


 

2. Uns stören verdrängte eigene Anteile im Anderen.

Den Abwehrmechanismus der Projektion definierte schon Sigmund Freud: „Wir verfolgen damit eigene Wünsche im Anderen.“ Das heißt: oft stört uns etwas am anderen, was wir uns selbst – vielleicht schon von Kindheit an – streng verboten haben.

  • Sie achten zwanghaft darauf, ob Kollege F. heute wieder zehn Minuten zu spät kommt (ohne Entschuldigung!), weil Sie sich das nie trauen würden – und heimlich neidisch sind auf so viel Nonchalance.
  • Sie müssen sich entscheiden, ob Sie Karriere machen wollen oder der liebe Papa“, ist der ironische Kommentar des Chefs auf den Antrag auf Elternzeit seines besten Mitarbeiters. Vermutlich weil er nie dazu bereit war, beruflich zurückzustecken und unter dem schlechten Kontakt zu seinen Kindern leidet.
  • Sie nervt der auf dem Sofa fläzende Partner, weil sie schlecht Dinge liegen lassen kann und erst alles in der Wohnung in Ordnung bringen muss, bis sie sich entspannen kann.
  • Er stört sich daran, wenn sie sich sündhaft teure Schuhe leistet, weil er sich seine Sachen immer günstig im Ausverkauf besorgt – und auch sonst geizig ist.

Solange man diese verdrängten Anteile in sich nicht kennen lernt und mit ihnen versöhnt, fallen einem diese bei anderen dauernd ins Auge: „Nichts als nackte Weiber!“ stöhnt der Bischof beim abendlichen Fernsehprogramm.

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3. Wir nehmen etwas zu persönlich.

Verhaltensweisen oder Angewohnheiten bedeuten oft erst einmal nichts. Derjenige macht es eben auf diese Weise. Er will den Anderen damit meistens nicht ärgern oder verletzen. Drei Beispiele:

  1. Viele Menschen ärgern sich über das Schnarchen des Partners und bekommen Mordphantasien, obwohl klar ist, dass der andere nichts dafür kann.
  2. Wer seine Klamotten statt aufzuräumen einfach nur fallen lässt, macht das eben so. Er will meist nicht den anderen ärgern.
  3. Wer chronisch unpünktlich ist, hat mit sich selbst einen Konflikt. Es ist nicht v.a. mangelnder Respekt gegenüber dem Wartenden.

Wer sich davon gestört fühlt, empfindet derlei Verhaltensweisen oft als persönlichen Angriff. Er oder sie denkt: ich bin ihm/ihr überhaupt nicht wichtig. Wenn er/sie mich wirklich respektieren, anerkennen oder lieben würde täte er/sie das nicht. Doch das ist ein Fehlschluss.

 

4. Uns stört etwas ganz anderes.

Wer über jeden Schritt des anderen informiert werden möchte, eifersüchtig die Anrufliste im Handy prüft oder andere Kontrollmarotten zeigt, hat oft ein Defizit an anderer Stelle. Meist fehlen ihm Aufmerksamkeit, Nähe, Zuwendung oder Verbindlichkeit in der Beziehung.

Wer darüber lästert, dass der Kollege jeden Tag in der Kantine mit anderen zusammen isst, wäre vielleicht gerne auch so beliebt, ist aber zu bequem, etwas dafür zu tun.

Tragischerweise bekommt der kontrollierende Partner gerade dadurch nicht das Erwünschte. Natürlich vor allem, weil beiden gar nicht klar ist, wo das wirkliche Defizit liegt. Das miteinander zu klären, erfordert Mut und Offenheit, führt jedoch wahrscheinlich eher zu einer Lösung der Konflikte.

 

5. Wir können Unterschiede schlecht akzeptieren.

Der Wunsch nach Bindung und Nähe lässt uns persönliche oder intime Beziehungen eingehen. Im Beruf wie auch privat. Wenn wir Unterschiede beim anderen wahrnehmen, die uns stören, scheint dies die Bindung zu erschweren.

Manche erleben Unterschiede in einer Beziehung oder der Zusammenarbeit nicht als Bereicherung, sondern als Bedrohung und Übergriff. Und glauben, dass der andere eigentlich die gleichen Wünsche, Bedürfnisse und Vorlieben haben müsste:

  • „Wenn du mich lieben würdest, dann hättest du nicht diese seltsamen Vorlieben.“
  • Man merkt, dass Sie immer nur in Familienbetrieben gearbeitet haben und dies Ihre erste Stelle in einem Konzern ist.“

Wer häufig in Kategorien von falsch und richtig denkt und urteilt, hat auch große Mühen, Unterschiede zu akzeptieren.

Das Andere ist dann nicht einfach verschieden, sondern wird schnell zu einer Bedrohung für die eigenen – für richtig gehaltenen – Werte und Ansichten. Zu akzeptieren, dass man nicht immer Recht hat, dass es mehrere gültige Ansichten über dieselbe Sache gibt, erfordert ein gehöriges Maß an Reife.

Je schlichter das eigene Weltbild ist, umso rigider die kategorischen Normen, die festlegen, was noch normal oder schon krankhaft ist. Was gut und was böse ist. Hinter Mobbing-Vorfällen stecken oft solche schlichten Weltbilder.

In der Partnerschaft führen solche moralischen Kämpfe immer in eine Sackgasse, weil jeder seine Position mit ihn für ihn plausiblen Argumenten verteidigt und sich beide so gegenseitig hochschaukeln.

 

Mein Fazit, wenn der Partner uns nervt:

„Die Wahrheit beginnt zu zweit“, lautet treffend ein Buchtitel von Michael Lukas Moeller, in dem er seine Methode der „Zwiegespräche“ für Paare vorstellt. Eine Art der Kommunikation, die ich häufig Paaren aber auch zwei zerstrittenen Kollegen oder Eltern und Kindern empfehle.

In diesen einstündigen Dialogen können zwei Menschen abwechselnd ihre jeweiligen Gefühle, Gedanken und Meinungen äußern und der Andere darf nicht unterbrechen, nicht bewerten und nicht kommentieren.

Wenn es klappt, öffnet sich dann in der Beziehung ein innerer Raum, in dem beide erkennen können, dass eine Paarbeziehung oder ein Kollegenverhältnis keine Gerichtsverhandlung mit anschließendem Schuldspruch sein sollte. Sondern vielmehr die Synthese von Gemeinsamen, das verbindet und Unterschiedlichem, das bereichern kann oder wenn dies nicht möglich ist, akzeptiert werden kann.


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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.