„Mein Berufsziel stand schon bei meiner Geburt fest“, sagte der Klient.

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Allgemein


Zusammenfassung für die Generation Y und Z und andere Leser mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne
Sein Berufsziel selbst wählen können ist für viele heute selbstverständlich. Es sei denn man stammt aus einer Familie, in der es schwerfällt, sich zu lösen.

„S ie wurden mir von einem Unternehmerkollegen aus dem Lions-Club empfohlen“, war der erste Satz meines Klienten nach der Begrüßung. Überhaupt strahlte der Klient etwas aus, was mir zeigen sollte, dass er aus gutem Hause kam. Blütenweißes Hemd, dunkelblauer Anzug, gewienerte Schuhe. Fast erwartete ich, dass er mir noch seine Visitenkarte überreichte.

Schon in den ersten Minuten fühlte ich mich in meinem casual-look mit Hose und Polohemd etwas deplatziert. Obwohl es ja meine Praxis war und ich der „Hausherr“ war, spürte ich ein Unterlegenheitsgefühl. Zum Glück habe ich gelernt, solche Empfindungen zu untersuchen und als Gegenübertragung zu werten. Was war es, dass mich mit meinem Klienten so fühlen ließ. Hans F, war 42 Jahre als, Geschäftsführer der Firma, die schon sein Großvater gegründet hatte.

Der Elitenforscher Michael Hartmann hat zum Thema „Berufsziel“ festgestellt, dass die Topetagen der 400 größten deutschen Firmen von den Söhnen des Bürgertums dominiert werden.

„Nahezu die Hälfte der Vorstandschefs der 100 größten Unternehmen stammt aus Familien von hohen Beamten, Führungskräften oder Unternehmern. Der richtige Stallgeruch gibt den Unternehmenslenkern das gute Gefühl, sich mit Leuten zu umgeben, denen sie vertrauen können.“

Dieser „Stallgeruch“ ist laut Hartmann der Habitus, den jemand hat – oder eben nicht. Er wird schon in der Kindheit geprägt und beinhaltet:

  • Die intime Kenntnis von Dress- und Benimmcodes.
  • Unternehmerisches Denken und die damit verknüpfte positive Lebenseinstellung.
  • Souveränität im Auftreten und Verhalten.
  • Eine breite Allgemeinbildung.

Am wichtigsten ist dabei die Souveränität. Also, dass man signalisiert: „Ich weiß, dass ich hier der Richtige bin“ und entsprechend locker und selbstbewusst auftritt.

Nicht ganz uneitel, wollte ich wissen: „Was hat denn Ihr Kollege aus dem Lions-Club über mich gesagt?“
„Dass Sie nicht so der typische Psychologe sind und mit sehr seltsamen Methoden arbeiten.“
„Und was führt Sie zu mir?“
wollte ich wissen.

Während des Spaziergangs erzählt mir dann Hans F., dass er immer wieder starke Herzrhythmusstörungen habe. Kardiologisch sei aber alles in Ordnung. Er laufe drei Marathons im Jahr und sei topfit. Der letzte Kardiologe habe ihm geraten, mal einen Psychologen zu konsultieren.

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Bild: Janko Ferlic

Heute kann sich fast jeder sein Berufsziel aussuchen.

Doch das war nicht immer so. Im Mittelalter war das mögliche Berufsziel durch starre hierarchische Strukturen vorherbestimmt. Jeder hatte seinen festen Platz in der von Gott bestimmten Ordnung. Man blieb auch meistens im Ort, in dem man geboren wurde.

Und eine wirkliche Berufswahl gab es nicht. Vielmehr wurde man in den Beruf hineingeboren: Der Sohn des Ritters wurde Ritter, der Bauernsohn übernahm den Hof, Handwerkersöhne erlernten das Handwerk des Vaters. Und Mädchen wurden Ehefrauen.

Daran musste ich denken, als mir der Klient erzählte, dass er immer wieder unglücklich mit seiner beruflichen Position sei. Sein Großvater habe aus einer Blechnerei eine kleine Maschinenbaufirma gemacht. Sein Vater habe das Unternehmen spezialisiert und zum veritablen Marktführer in dieser Nische gemacht.

„Mein Berufsziel stand also schon bei meiner Geburt fest“, lachte – etwas gequält – der Klient.
„Als ältester Sohn sollte ich mal die Leitung übernehmen. Meine zwei Schwestern waren da nicht festgelegt.
Mein Vater nahm mich schon als Fünfjährigen mit in den Betrieb. »Da kommt der Juniorchef!« habe es da von Angestellten geheißen, erzählte mir mein Vater später. Als ich vierzehn war, ließ er mich auf seinem Stuhl im Chefbüro Platz nehmen. »Hier wirst du später mal sitzen«, sagte er. Ich spürte, wie stolz er war und ein bißchen davon ging auch auf mich über.

„Welches Berufsziel hatten Sie denn?“, fragte ich.
„Ich wollte schon als Kind Arzt werden. Entweder für Menschen oder für Tiere. Das hing wohl damit zusammen, dass mir meine Lieblingsoma mal einen Doktorkoffer schenkte. Und mein Meerschweinchen und mein Hase waren meine ersten Patienten. Nach dem Abitur habe ich auch ein halbes Jahr in Afrika auf einer Missionsstation gearbeitet. Eine wunderbare Zeit. Dann erreichte mich der Anruf von zuhause. Vater Herzinfarkt, ich müsse sofort kommen.“

„Und da zog sich die Schlinge zu?“, vermutete ich.
„Genau. Ich studierte dann BWL und wurde gleichzeitig Assistent unseres Geschäftsführers, der mich in die Firmenabläufe einführte. Eine fürchterlich stressige Zeit über acht Jahre mit Null Privatleben.“

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Bild: LightFieldStudios-iStock-903565582

Wie familiäre Aufträge früh das Lebens- und Berufsziel beeinflussen.

Ausgesprochene und unausgesprochene Aufträge aus der Herkunftsfamilie haben einen starken Einfluss auf das eigene Leben. Oft beginnen diese teilweise schon vor der Geburt des Kindes. Zum Beispiel mit diesen Fragen der Eltern:

  • Mädchen oder Junge?
    Nach zwei Mädchen wünscht sich der Vater vielleicht einen „Stammhalter“. Was passiert, wenn es wieder „nur“ ein Mädchen wird?
  • Welchen Vornamen?
    In sehr traditionellen Familien trägt der erstgeborene Sohn „schon immer“ den Vornamen des Urgroßvaters. Eine Mutter wünscht sich vielleicht den Namen einer Schauspielerin, deren Film sie jüngst stark bewegte.
  • Welche Rolle?
    An Erstgeborene haben Eltern in der Kindheit meist andere Erwartungen als an das „Nesthäkchen“. Ein mittleres Geschwister ist da freier aber auch orientierungsloser.
  • Welches Berufsziel?
    In einer Landwirtsfamilie geht es bei der Kinderfrage meist auch um das Thema, wer mal den Hof übernimmt. In Unternehmerfamilien steht das Berufsziel eines Kindes auch oft schon fest, weil man die eigene Firma nicht gern in fremde Hände geben möchte.

Das unsichtbare Band der Loyalität.

Loyalität zur Herkunftsfamilie ist ein Treueversprechen, das wir in unserer Kindheit geben. Diese Loyalität ist nicht freiwillig, denn sie entsteht durch unsere Geburt und durch unsere anfangs totale Abhängigkeit von den Eltern.

Familiäre Loyalität kann man auch nicht aufkündigen, wie das zwischen gleichberechtigten Partnern möglich ist. Aus Loyalität schützen wir unsere Familienmitglieder, wir nehmen sie in Schutz und übernehmen oft unbewusst ihre Werte.

Loyalität lässt uns spüren, dass wir nicht allein sind, es verbindet uns mit anderen Menschen. Aber dieses Band kann auch zu eng werden, uns bewegungsunfähig machen, ersticken.

Wie bei meinem Klienten.

„Und wie geht es Ihnen heute mit Ihrem Job?“, erkundigte ich mich.

„Ich fühle mich komplett gefangen. Mit meinem Vater sitze ich im selben Büro. Meine Frau und ich haben ein Haus auf dem Firmengelände gebaut. Sie arbeitet halbtags in der Firma, weil wir noch zwei kleine Kinder haben, auf die oft meine Mutter aufpasst. Selbst den Urlaub verbringen wir oft mit meinen Eltern, weil das praktisch ist mit den Kindern.“

Mir wurde innerlich ganz eng, als ich dieser Beschreibung zuhörte. „Sie haben ja überhaupt kein eigenes Leben“, stellte ich erschüttert fest.
„Nein, so ist es nicht. Ich liebe meine Eltern und ich verdanke ihnen ganz viel. Ich weiß, dass sie immer nur mein Bestes wollten.

Für die Entwicklung einer eigenen Identität ist es überaus wichtig, Prozesse der Abnabelung und Wiederannäherung, der Emanzipation und Identifikation zusammenzubringen. Das ist in Unternehmerfamilien durch die mehrfachen Vermischungen der Lebensbereiche oft besonders schwierig:

  • Der Sohn ist angestellt bei seinem Vater und teilt mit ihm das Büro.
  • Die Ehefrau ist ebenfalls in der Firma angestellt.
  • Die Schwiegermutter kümmert sich viel um die Enkelkinder.
  • Das Haus steht auf dem Firmengelände.

Sich hier zu lösen wird nicht ohne massive Enttäuschungen und Kränkungen auf beiden Seiten abgehen. Nicht überraschend, dass mein Klient diese Mammutaufgabe bisher vermieden hat. Um die widersprüchlichen Treuewünsche seiner Eltern und seiner Frau zu erfüllen, versuchte er, es möglichst allen recht zu machen.

Doch wenn sich Loyalitätsforderungen widersprechen, ist jede Entscheidung falsch.

„Was hat Sie eigentlich konkret veranlasst, mich aufzusuchen?“ fragte ich …
„Ihren Namen hatte ich schon lange in meinen Kontakten. Aber der Auslöser war das Herzstolpern. Ich war gerade auf dem Parkplatz der Firma morgens angekommen, als es mir ganz eng in der Brust wurde. Ich konnte schlecht atmen, mir wurde schwindlig und ich bekam Angst. Mein erster Gedanke war: das ist ein Herzinfarkt! Und plötzlich wurde ich ganz ruhig.
Ich dachte, jetzt sterbe ich gleich und fühlte mich plötzlich ganz frei und gelöst. Das fand ich so seltsam, dass ich dem Rat des Kardiologen gefolgt bin und Kontakt zu Ihnen aufnahm.“

In einem Coaching sind es oft die kleinen Hinweise, denen ich nachgehe, wenn ich vermute, dass sich dahinter etwas Wichtiges verbirgt.

„Dass Sie trotz Ihrer Angst, es könnte ein Herzinfarkt sein, plötzlich ganz ruhig wurden, hat Sie beunruhigt, ja?“ , vergewisserte ich mich.
„Ja, ich glaube mich auch zu erinnern, dass ich in dieser Sekunde dachte: Dann hast du alles hinter dir!“
„Also Ihr möglicher Tod hat Sie nicht nur erschreckt, sondern gleichzeitig auch seltsam ruhig werden lassen, weil Sie dachten, dann alles hinter sich zu haben?“,
fasste ich nochmal zusammen.
„Was hätten Sie denn dann hinter sich?“
Mein Klient musste überlegte kurz: „Dann könnte niemand mehr etwas von mir wollen.“

 

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Bild: artursfoto-iStock-824316084

Wenn Loyalität zur Zwangsjacke wird.

Der Wunsch des Vaters, dass Heinz F. in das Familienunternehmen eintritt, hatte weitreichende Folgen. Die dadurch entstandene Abhängigkeit, die Vermischung von beruflichen und privaten Bereichen (Urlaub, Kinderbetreuung)  zwischen den Beteiligten (Mann, Ehefrau, Eltern, Kinder) und die Rollenüberschneidung (Vater ist Chef, Ehefrau ist Angestellte, Mutter ist Babysitter …) führt unweigerlich zu Kompetenzrangeleien und Konflikten.

Es wurde Zeit, das dem Klienten im Coachingprozess emotional deutlich zu machen.

Dazu forderte ich ihn auf, die Augen zu schließen, etwas achtsam zu werden. Dann sagte ich zu ihm:

„Ich bitte Sie, mal den Satz zu sagen: »Mein Leben gehört mir«“

Bei dieser Technik, unbewusste Konflikte emotional erlebbar zu machen, suche ich einen Satz, der einerseits wahr ist und von dem ich aber annehme, dass er vom Klienten stark abgelehnt wird. So war es auch bei Hans F., als er den Satz tonlos wiederholte.

Der Klient schaute mich an, in seinen Augen waren Tränen und er sagte: „Das stimmt schon lange nicht mehr.“
Nach einer Weile fragte ich ihn: „Wann hat der Satz für Sie denn mal gestimmt?“
„Als ich in Afrika war auf der Missionsstation. Es war heiß, dreckig, fürchterlich anstrengend, wenig Schlaf. Aber jeden Tag hatte ich das Gefühl, dass ich genau das mache, was ich will: Menschen helfen.“ 

Der Satz „Mein Leben gehört mir“ ist einer der wichtigsten, mit denen in meinen 3-h-Coachings arbeite. Denn er drückt aus, wie viel Selbstbestimmung jemand in seinem Leben erlebt. Ganz frei ist man ja nie, einfach weil wir als Mensch auch immer abhängig sind.

Aber entscheidend ist trotzdem unsere Antwort auf die Frage: „Lebe ich – oder werde ich gelebt?“ 

Und der Satz „Mein Leben gehört mir“ heißt konkret: Jeder Tag, alle 24 Stunden gehören mir. Ich kann entscheiden, was ich damit mache. Nicht zu hundert Prozent, denn wir alle müssen schlafen, unseren Lebensunterhalt verdienen, für Kinder oder Eltern sorgen.

Aber es bleibt trotzdem eine Wahl, wie viel von meiner täglichen Lebenszeit ich wofür geben will.

Zurück zu meinem Klienten.

„Lassen Sie uns ein Gedankenexperiment machen“, schlug ich vor. „Schließen Sie die Augen, ich werde Ihnen eine Frage stellen und Sie beobachten, was vor Ihrem inneren Auge auftaucht.“
Als Hans F. soweit war, sagte ich zu ihm: „Angenommen, Ihr Leben würde wirklich Ihnen gehören und nur Sie dürften darüber bestimmen – wie sähe dann so ein Tag aus? Was wäre anders? Und was wäre nicht mehr da?“

Solche Gedankenexperimente sind hilfreich, um verdrängten Wünschen und Bedürfnissen auf die Spur zu kommen. Aber man muss dabei achtsam sein, im Alltagsbewusstsein oder mit Nachdenken klappt das nicht.

Der Klient schwieg eine ganze Weile, so daß ich schon befürchtete, er hätte keine Antwort darauf. Dann öffnete er abrupt die Augen und rief hörbar beunruhigt: „Aber das geht doch nicht! Das kann ich niemals tun.“
Neugierig geworden fragte ich ihn: „Was für Bilder tauchten denn auf?“

Immer noch etwas verstört antwortete er: „Ich sah mich in einem Büro. Aber allein, ohne meinen Vater. Es war auch nicht das Unternehmen meines Vaters, sondern irgendeine kleine Firma. Und dann sah ich mich am Feierabend nach Hause fahren, aber es war nicht unser jetziges Haus. Es war ein ganz kleines Haus inmitten von Wiesen und Feldern.“

„Dann wissen Sie vermutlich jetzt, welche Opfer Sie bisher erbracht haben in Ihrem Leben. Und welche Schritte nötig sind, damit Ihr Leben wieder Ihnen gehört“, beendete ich die Sitzung, denn die drei Stunden waren um.


 

In den folgenden eineinhalb Jahren kam Hans F. immer mal wieder zu Sitzungen nach Heidelberg. Zweimal mit seiner Frau. Einmal auch mit seinen Eltern. Denn sich aus einengenden Loyalitätsbeziehungen zu lösen ist nicht leicht. Vor allem als ich mit dem Vater darüber sprach, dass er sich auch nicht getraut hatte, sich seinem Vater und dessen Berufsziel für ihn zu widersetzen, wurde diesem klar, welch schwere Hypothek er seinem Sohn aufgeladen hatte.

Nach zwei Jahren kam es zu einem ziemlich guten Ende. Der Vater überschrieb das Unternehmen auf Hans F. und ließ seinen Schreibtisch aus der Firma abholen. Mein Klient und seine Frau kamen überein, das Haus auf dem Firmengelände zu verkaufen. Das nahm seine Mutter sehr übel und wollte es seiner Frau ankreiden.

Als ich mitkriegte, dass Hans F. deswegen den Hausverkauf beinahe rückgängig machen wollte, rief ich ihn an und sagte: „Lassen Sie Ihren Vater Ihrer Mutter erklären, dass Kinder sich ablösen müssen – und dass das wehtun darf.“


Mit welchen unsichtbaren Bindungen kämpfen Sie heute noch?

Um unerfüllbare oder unangemessene Aufträge aus der Herkunftsfamilie zurückzuweisen, muss man sie erst einmal erkennen. Das ist oft nicht leicht, weil sie einem unbewusst sind, da man sie früh aufgenommen hat und oft Teil der Identität wurden. Der Fisch ist der letzte, der das Wasser entdeckt.

Die folgenden Fragen können erste Hinweise geben. Vor allem, wenn sie diese auch von Ihrem Partner, Ihrer Partnerin Sie betreffend beantworten lassen.

  • Gibt es einen Auftrag von einem Elternteil, an dem Sie gescheitert sind?
  • Wollten Sie einen Elternteil retten?
  • In welchem Bereich ähnelt Ihr Leben dem Leben eines Elternteils?
  • Was wiederholt sich auf fatale Weise in Ihrem Leben?
  • Welches Thema dürfen Sie mit Ihren Eltern nicht ansprechen?
  • Welche Familiengeheimnisse gibt es? Und wie gehen Sie damit um?
  • Was wäre eine passende Inschrift auf Ihrem Grabstein?

Weitere Fallgeschichten aus meiner Coachingpraxis finden Sie hier:

PS: Alle Fallgeschichten sind real, aber so verfremdet, dass ein Rückschluss auf meine Klienten nicht möglich ist und die Vertraulichkeit gewahrt bleibt.

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

8 Kommentare

  1. Andree sagt

    Ich stell mir die geschilderte Situation sehr schwer vor bzw kenne jemanden, bei dem es ähnlich ist. Ein Studienfreund, der in eine ähnliche Rolle „reingewachsen wurde“. Immer wenn ich ihn heute sehe, erzählt er davon, was er gerne alles machen würde, wenn „sein Leben ihm gehören würde“. Auch stelle ich es mir schwer vor, schon so früh wissen zu MÜSSEN, was man tut. All das Experimentieren, das Ausprobieren, das Spontane, das Erfahrungen sammeln..all das geht doch eigentlich verloren.

  2. A. Neumann sagt

    Das kann ich nur bestätigen, vor allem die erste Berufswahl wird sehr stark von der Herkunft beeinflusst. – genau

  3. Liebe Anne,
    wenn das Lesen Sie schon so viel Tränen vergießen ließ, werden Sie den Grund dafür bestimmt finden. Denn Sie haben ja in der Geschichte ein Stück von sich selbst erkannt.

  4. Anne sagt

    Vielen Dank für diesen Artikel. Er hat mich sehr berührt und mich sogar zum Tränen vergießen gebracht. Darüber bin ich sehr froh, denn ich habe mir seit Längerem gewünscht, mal wieder richtig weinen zu können, und das hat Ihr Fallbeispiel bewirkt.
    Nun wird es meine Aufgabe sein, heraus zu finden, aus welchem Grunde dieses tiefe Mitgefühl sich zeigte. Hoffentlich werde ich sehen, was ich in meinem Leben, in meinem Alter (76), noch aufarbeiten und verändern kann. Anne

  5. Vollkommen richtig. Man muss sich selbst erkennen und dann emanzipieren. Schlussendlich geht es um einen selbst und nicht das, was andere von einem wollen.

  6. Liebe Sophie,
    freut mich, dass Ihnen meine Artikel gefallen. Und das mit der Leseschwäche der Generation Y und Z beobachte ich häufig. Nicht mehr lesen, sondern nur scannen. 😉
    Ihr Geschichte ist ein tolles Beispiel für meine Erfahrung, dass Aufträge über mehrere Generationen weitergegeben werden können. Die Metallbegeisterung Ihres Opas setzte sich durch. Und Sie setzten sich Gottseidank auch gegen Ihren sturen Vater durch – indem Sie sich nach einiger Zeit dann doch noch ablösten.
    Mit der Erkenntnis müssen Sie nichts machen, sie hat ja unbewusst auf einen Wege geführt, der für stimmt.

    PS: Vorm Einschlafen können Sie ja Ihrem toten Opa mal kurz Hallo sagen und für den stählernen Tipp danken.

  7. Sophie sagt

    Ich musste lachen und schämte mich ein bisschen für das provokante Fenster für die Generation Y und Z schämen. Sind wir wirklich so schlimm? 😉

    Ich stelle mal das Lob hier an den Anfang. Verdammt, Sie sind richtig gut. Ihre Artikel natürlich auch. Danke, dass Sie Ihren Newletter schreiben und ihre Podcasts frei zugänglich machen. Man merkt, dass das ihre Berufung ist und damit haben Sie mir schon aus der ein oder anderen gedanklichen Sackgasse geholt. Genau wie mit diesem Artikel, der mich besonders angesprochen hat…

    Ich kann die Situation ihres Klienten nachvollziehen: ich bin (Einzelkind, Wunschkind und) Ingenieurin, wie meine Mutter, wie mein Vater und wie mein Opa väterlicherseits (ich habe ihn nie gekannt, er ist früh gestoben, worunter mein Vater leider bis heute leidet). Mein Opa mütterlicherseits war Schmied und ghlücklicherweise ein Sturkopf, wie viele in meiner mütterlichen Linie. Ich habe bis heute ein enges Verhältnis zu meinen Eltern trotz ein paar Differenzen.

    Meine Eltern, besonders mein Vater, ließ mir zwar nach außen hin die Wahl, transportierte aber durch versteckte oder z.T. offensichtliche Meinungen zu anderen Berufen die Erwartungshaltung mir gegeenüber: „Das ist doch kein echter Beruf. Künstler? Das kannst du als Hobby betreiben. Psychologie willst du studieren? Du willst dir doch nicht ernsthaft den ganzen Tag die Probleme anderer Menschen anhören, da wird man doch depressiv… Außerdem ist der NC viel zu hoch. Du willst nach dem Abi eine Ausbildung machen? Du bist doch da geistig nicht ausgelastet. Studiere lieber.“
    Ich studierte Chemie-Ingenieurwesen 3 Jahre lang, sehr ähnlich dem Beruf meiner Mutter (über 50% Übereinstimmung) und es gefiel mir überhaupt nicht. Ich wohnte bis zu meinem 27. Lebensjahr zu Hause, weil mein Vater mit verbot neben dem Studium zu arbeiten „damit ich das Studium auch schaffe“ und mir offen drohte mich finanziell nicht zu unterstützen. Ich traute mich nicht zu sagen, dass ich wechseln möchte. Ich sagte oft genug, dass ich ausziehen möchte, was mit einem absoluten „nein“ abgeschmettert wurde.
    Bis ich als innerlich orientierungslose, leicht depressive Studentin, mit geringem Selbstbewusstsein, 2 Semester über der Regelstudienzeit bei einer Professorin beim Thema Stahlherstellung meine fachliche Begeisterung wieder fand. Ich beschloss nach dem Sommersemester zu wechseln, koste es was es wolle, trat zu allen Prüfungen an. Und im 3. Versuch fiel ich durch das damalige Lieblingsfach meiner Mutter und sagte meinem Vater offen ins Gesicht, dass ich mich für Elektrotechnik (sein Fach) für zu dumm dafür halte. Somit musste ich wechseln und alles andere als zufällig war mein jetziges Fach das einzige, was ich noch belegen konnte.

    Ich habe meine Eltern vor vollendete Tatsachen gestellt, habe teils unbewusst teils bewusst nicht alles gegeben bzw. mich dumm genug angestellt in der Prüfung um eine offene Konfrontation zu vermeiden. Sie hatten bis dato ein klares nein nicht ohne massiven Widerstand akzeptiert. Ich habe sie vor vollendete Tatsachen gesetzt und das in späteren Ablösungssituationen oft widerholt. Der Schock meiner Eltern über meine Entscheidung, deren Ausschluss aus dem Entscheidungprozess und meine Sturheit haben mir geholfen mich von meinen klammernden Eltern (größtenteils) abzunabeln. Ich hatte es vermieden aus Angst vor dem Ausstoß aus der Familie. Im nachhinein absurd und auf den Gedanken kann ich bauen, wenn ich heute offen meinen Eltern „nein“ sagen muss. Jetzt bevorzuge ich ein klares „das gefällt mir (nicht)“ gegenüber meinen Eltern und es gibt inzwischen nur leisen Protest.

    Mein Wechsel war die beste Entschedung meines Lebens, ich absolvierte Zusatzfächer in der Schweißtechnik, zog aus, arbeitete als SHK neben dem Studium und bestand trotzdem. Entgegen allen Ankündigungen unterstützten mich meine Eltern finanziell. Ich lernte im Studiengang meinen Partner kennen. Im Nachinein bereue ich nicht einmal die 3 Jahre davor – ich wäre nicht da wo ich jetzt wäre, ich brauchte das einfach für meine persönliche Entwicklung.

    Eins hatte ich bis zu diesem Artikel nie verstanden: warum hat mich die Stahlherstellung so begeistert, als ich bei der Exkursion ins Stahlwerk fühlte wie Alice im Wunderland. Ich erinnerte mich, dass ich als Kind meinen Opa mal beim Schmieden zuschaute. Er hatte mir immer das Gefühl vermittelt wie stolz er als Opa auf mich ist unabhängig von meinen Leistungen. Als ich ihre Übung aus diesem Artikel nachmachte, sah ich mich in einer kleinen Kunstschmiede Zierhaken und Blatt-Ornamente aus Eisen schmieden und wie mein Opa mich besucht und sich freut, dass er mir sein Schmiedewissen beibringen kann. Mein Mann kommt von seiner Arbeit heim, hat mein Kind auf dem Arm. Gemeinsam fachsimpen wir drei – zwei Metallurgen und ein alter Schmied. Mein Opa ist leider vor 2 Jahren gestorben, also ist mein Wunsch nicht realistisch. Was mache ich nun mit dieser Erkenntnis und warum mein Opa? Ich bereue es ein wenig ihn nie offen gefragt zu haben, ob er mir sein Handwerk zeigt, von dem er geschwärmt hat. Ich vermisse ihn sehr.

  8. Michael Hanschitz sagt

    Das kann ich nur bestätigen, vor allem die erste Berufswahl wird sehr stark von der Herkunft beeinflusst.

    Wenn sich dann meine KundInnen 40+ noch mal die berechtigte Frage stellen wie sie den Rest ihres Berufslebens verbringen wollen tauchen diese unbewussten Aufträge wieder auf und es wird spätestens dann Zeit „sein eigenes Leben“ zu leben – das ist gerade anfangs nicht ganz leicht – langfristig aber befreiend und macht nach einiger Zeit zusehends Freude:-))
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