Was für ein Typ Vater war Ihr Vater? Und was für einer sind Sie?

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Partnerschaft / Persönlichkeit

Sohn und Vater. Das scheint mitunter eine schwierige Beziehung zu sein. Mit vielen abgewehrten Gefühlen. War doch über Jahrhunderte die Sozialisation eines Jungen durch die Devise „Sei stark!“ geprägt.

Das hat auch eine biologische Ursache, wie der Neurobiologe Gerald Hüther hier in einem Rundfunkinterview erklärt.

In der Generation meines Vaters waren Körperkontakt, emotionale Nähe  oder das Zeigen von Gefühlen verpönt. So erzählt auch Markus Söder in einem Interview: „Hätte mein Vater mich jemals gefragt: „Junge, wie geht es dir?“, dann hätte ich Sorge gehabt, dass etwas nicht stimmt.“

Ja, so waren oder sollten sie sein, die Männer und Jungen vergangener Tage: »Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl« Dieses Männerbild Hitlers hatten die Väter des letzten Jahrhunderts verinnerlicht. Geeignet, um frohgemut in den Krieg zu ziehen, da war für Kinderkram kein Platz.

Auch mein Vater war so geprägt.
Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, einen Kinderwagen zu schieben oder seinen einzigen Sohnemann ins Bett zu bringen. In einer FOCUS-Serie erzählen prominente Männern meiner Generation von ihrem Vater:

Da sind viele Väter heute anders. Das Vaterbild hat sich grundlegend gewandelt. Laut der Studie „Männer in Bewegung“des Bundesfamilienministeriums gehen die meisten Väter anders mit ihrem Nachwuchs um: Sie kuscheln, bringen ihn ins Bett oder schnallen ihn sich beim Spaziergang vor den Bauch.

Wer sich heute weigert, im Geburtsvorbereitungskurs mitzuhecheln, ist als moderner Mann schnell untendurch.

Heute sollen viele Männer nicht nur der Ernährer sein, sondern sich auch aktiv am Aufwachsen ihrer Kinder beteiligen. Diese Doppelrolle erwarten heutzutage nicht nur viele Frauen, die Kinder und der gesellschaftliche Zeitgeist (Stichwort: Elterngeld).

Auch viele Männer selbst haben sich das zum Ziel gesetzt. Und fühlen sich manchmal dadurch auch überfordert. Die Vereinbarkeit von Karriere und Familienleben ist somit auch ein Problem für moderne Männer geworden. Für Frauen war sie das ja schon länger.

Welche Vater-Typen gibt es? 

Licht ins Dunkel der verschiedenen Väter-Stile bringt eine Untersuchung von zwei Soziologen, die zeigt, wie sich die Rolle des Vaters im Lauf der Jahre gewandelt hat und wie sich das auf die Familie auswirkt.

Aus ihren Interviews mit über 1500 Interviews konnten sie sechs verschiedene Vater-Typen herausfiltern (hier eine Zusammenfassung der Studie).

1. Der Fassaden-Vater (25%)

„Dieser Typus hat nur eine sehr diffuse Vorstellung davon, wie er als Vater sein will. Er ist in Erziehungsfragen oft überfordert und hat keine hinreichenden Lösungen, um Alltagsprobleme zu bewältigen. Hinter der Fassade des fürsorglichen, überlegenen und gewissenhaften Vaters zeigt er sich eher hilflos.“ 

2. Der Vater am Rand (10%)

„Dieser Vater fühlt sich in seinem Engagement von der Mutter erheblich in Frage gestellt. Er ist davon überzeugt, dass seine Partnerin seinen erzieherischen Kompetenzen misstraut, und seiner Wahrnehmung nach möchte die Mutter ihn aus der Beziehung zum Kind sogar tendenziell ausschließen.

In seiner Art, sich mit dem Kind zu beschäftigen, fühlt er sich von seiner Partnerin kritisiert. Er geht ohnehin davon aus, dass die Beziehung zum Kind für seine Partnerin wichtiger ist als die Paarbeziehung.“

3. Der Vater als Ebenbürtiger(29%)

„Diese Väter nehmen sich als partnerschaftlich, dem Kind zugewandt, geduldig und als von der Partnerin hoch akzeptiert wahr. Traditionelle Rollenklischees lehnen die ebenbürtigen Väter ab, und sie fühlen sich in ihrer Rolle sicher.

Dieser Vater schreibt sich selbst ein hohes Engagement und emotionale Kompetenz zu. Die Qualität der familialen Beziehungen und die der Partnerschaft bewertet er als ausgesprochen gut.“ 

4. Der patriarchalische Vater (18%)

„Er sieht seine Aufgabe insbesondere darin, für den Unterhalt der Familie zu sorgen, er verbindet damit überhaupt ein traditionelles Rollenverständnis. Für Alltagsfragen der Betreuung und Erziehung der Kinder ist in allererster Linie die Mutter zuständig, insbesondere auch für die emotionale Zuwendung.

Die Väter sind – auch in ihrer Selbstbeschreibung – emotional distanziert, gestalten die Beziehung zum Kind eher über gemeinsame sportliche Aktivitäten oder technische Interessen.“

5. Der überforderte Vater. (13%)

„Der unsichere, gereizte Vater ist in seiner väterlichen Rolle stark verunsichert. Er reagiert in aller Regel ungeduldig und stark gereizt auf Bedürfnisse des Kindes und fällt daher durch das problematischste Vater-Kind-Verhältnis der gesamten Untersuchung auf.

Zwar stehen diese Väter den Anforderungen, die mit dem Bild einer neu definierten Vaterschaft verbunden sind, im Grunde aufgeschlossen gegenüber, sie befinden sich jedoch oftmals mit traditionellen Orientierungen dieser Väter im Widerstreit.“

6. Der Vater als Partner (6%)

„Diese Väter hatten keinen entschiedenen Kinderwunsch. Die Vaterschaft verändert jedoch ihre Identität grundlegend, der partnerschaftliche Vater richtet sein Leben insgesamt stark danach aus, der Fürsorge der Kinder gerecht zu werden.

Der Unterschied zum ebenbürtigen Vater macht sich unter anderem am gleichzeitigen Beharren an männlich geprägten Rollenvorstellungen in der Erziehung fest.“

Mit diesem Raster der verschiedenen Väter-Typen fällt es nun leichter, einige journalistische Beiträge der letzten Monate einzusortieren.

 


Haben es prominente Söhne schwerer?

Sich von den Eltern abzulösen, ist ja kein leichter Prozess, wie ich in mehreren Beiträgen in diesem Blog und einem Buch bereits ausführlich dargelegt habe. Doch wie ist es, wenn man der Sohn eines prominenten Mannes ist?

Dazu zwei Beispiele.

 „Wenn ein Sohn die Firma nicht will, hat der Vater versagt.“ Diese Lebensweisheit verdanken wir Wolfgang Grupp, 69. Sie kennen den Herrn sicher aus dem Werbespot für Trigema, wo immer vor der Tagesschau ein Affe T-Shirts empfiehlt.

Und der Chef mit scharfgezogenem Scheitel und hochgeschlossenem Kragen sichtlich stolz durch die Reihen seiner Näherinnen schreitet und verkündet, dass seine Firma ausschließlich in Deutschland fertige und deshalb deutsche Arbeitsplätze sichern helfe.

Auf die Frage im FOCUS-Interview „Sind Sie stolz auf Ihren Sohn?“ antwortet der Senior: „Ich habe bis jetzt nichts Negatives erlebt.“

Mehr über diesen Vater aus dem vorigen Jahrhundert hier…

Im Frühjahr 2011 veröffentlichte Walter Kohl sein Buch „Leben oder gelebt werden“ und beschreibt darin, wie er die bekannten Familienurlaube am Wolfgangsee erlebte aber auch wie furchtbar der RAF-Terror sein schulisches Leben beeinflusste.

httpv://www.youtube.com/watch?v=ipRb5alWOY8

Man kann nicht nicht erziehen.

Die obigen Vater-Typen zeigen unterschiedliche Einstellungen und Verhaltensweisen von Vätern. Wichtig daran sind mir drei Dinge:

1. Der Vater hat immer einen Einfluss.

Auch ein Vater, der sich nach der Geburt davonmachte oder in der Kindheit eines Jungen zwar körperlich anwesend aber emotional nicht verfügbar war, beeinflusst die Entwicklung eines Jungen.

Denn  durch seinen nicht eingenommen Platz lässt der Vater automatisch mehr Raum für die Mutter. Da Jungen in den frühen Jahren in Kindergarten, Grundschule und weiteren Schulen ohnehin hauptsächlich von weiblichen Autoritätsfiguren umgeben sind, kommt es bei manchen Jungen zu einer fatalen Entwicklung im Männerbild.

Da sie zuviel von Frauen umgeben sind und zu wenig männliche Vorbilder haben, entwickeln sie eine Umwegs-Identifikation. Björn Süfke erklärt es so:

„Wenn die Jungen drei oder vier Jahre alt sind, dann verstehen sie Geschlechtskonstanz, also, dass sie Jungen sind und dass sie Männer werden müssen. Deshalb suchen sie Informationen darüber, wie Männer sind – aber sie haben im Grunde gar keine reale Vorgabe: Wie sind eigentlich Männer? Ganz normale Männer aus Fleisch und Blut?

Dafür erleben die Jungen täglich, wie Frauen sind. Und die Frauen in ihrem Umfeld präsentieren viel von dem, was eigentlich ganz normal menschlich ist. Sie sind fürsorglich, traurig, sie sind hilflos, mal ärgerlich, mal liebevoll.

Und die Jungen schlussfolgern nun unbewusst, dass all diese Gefühle typisch weiblich sind, also nicht männlich. Um ein Mann zu werden, verdrängen sie diese Gefühle, spalten sie regelrecht ab.

Und von der Gesellschaft werden sie darin noch bestärkt. Gerade unter Jugendlichen wird ja alles, was irgendwie den Touch von Weiblichkeit hat, abgewertet, es gilt als „schwul“, als schwach, als unmännlich.“ 

 2. Es ist wichtig, seine eigene Vaterrolle zu finden.

Die Rolle des „ebenbürtigen Vaters“ (Typ 3) hat sich aus meiner Sicht als Reaktion auf das traditionelle, patriarchalische Vaterbild entwickelt, unter dem viele Männer als Kind gelitten haben.

Jetzt versucht man, ein besserer Vater zu sein.

Das ist einerseits gut, weil es den eigenen Kindern und den Männern selbst gut tut, mehr Beziehung zu erleben. Aber es kann auch zu einer Übertreibung führen, in der man sich gar nicht mehr traut, ein Machtwort zu sprechen, um bloß nicht so autoritär wie der eigene Vater zu werden.

Zu diesem Finden der eigenen Vaterrolle gehört aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt dazu: die Versöhnung mit dem eigenen Vater. Das ist ja auch der Untertitel des Buches von Walter Kohl.

Dies kann ein langer, schmerzhafter Weg sein. Den man auch meistens alleine gehen muss, weil der reale Vater entweder nicht mehr lebt oder sich emotional weiterhin verweigert. „Die öffentliche Zurschaustellung und Vermarktung meines Privatlebens durch Dritte empfinde ich als unangemessen,“ war die Reaktion des Altbundeskanzlers auf das Buch seines Sohnes.

Wie dieser Versöhnungsweg aussehen kann, habe ich hier beschrieben. Sie können auch ein Video dazu ansehen.

3. Der Quelle zum Mannsein liegt in der Beziehung zum Vater.

„Wenn  ein Mann in der Therapie weint, ist es fast immer wegen seines Vaters“, fanden die Autoren Dan Kindlon und Michael Thompson heraus, als sie das männliche Gefühlsleben untersuchten. (Zitat aus FOKUS)

„Sehr wenig rühre Männer zu Tränen. Ein Mann könne über seine gescheiterte Ehe, schwierige Kinder, Enttäuschungen im Beruf, ruinöse Geschäftsentscheidungen und körperliches Leiden mit trockenen Augen sprechen.“
(Und wenn der Lieblingsverein absteigt, will ich noch ergänzen.)

Als erwachsener Mensch, egal ob Mann oder Frau, braucht man ja das Beste von beiden Eltern. Die weibliche und die männliche Seite. Wenn man als Mann eine Seite überbetont oder abspaltet, hat das gravierende Folgen für den Kontakt zu den eigenen Kindern, die Beziehung zum Partner und auf das eigene Leben.

kommentar Wie war ihr Vater?
Und was für ein Vater sind sie?

 

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

14 Kommentare

  1. Ihr Mann hat vermutlich innerlich noch Angst vor seinem Vater – und auf eine gewisse Art ist er ihm auch tragischerweise ähnlich geworden, was die fehlende Empathie angeht.
    Helfen könnte ihm am ehesten eine gute Psychotherapie, am besten wohl eine Psychoanalyse bei einem emphatischen Mann. Denn dort geht es vor allem um das Knüpfen von Beziehung, um das Aussprechenvon Gefühlen, um das Austragen von Konflikten.
    Aber ich weiß nicht, ob Ihr Mann diesen Schritt noch wagen würde.

  2. Caro sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,
    ich bin zwar eine Frau, lebe aber über 30 Jahre mit einem Mann, dessen Vater einen enormen Einfluss auf diesen hatte und vielleicht noch hat.
    Der Vater meines Mannes ist ein herrschsüchtiger, nach Aufmerksamkeit, auch gern negativ auffallend, verletzend und sogar über die sensible Gefühlswelt von Frauen bestimmender Mann. Emotionen und Gefühle anderer, die nicht seinen entsprachen, werden verletzend herabgewürdigt, selbst die leiseste Kritik an ihm erbost niedergeschmettert und er prahlte vor mir, seinen Sohn zu seinem Ebenbild gemacht haben zu wollen. Was ihm in großem Maß gelungen ist.

    Mein Mann hat nie Kritik an seinem Vater geübt, nicht einmal mir gegenüber, ihn selbst wenn dieser mich verletzt hatte, den Vater vertreten und mich als das Problem hingestellt. Ich habe nie verstanden, warum nicht einmal ein erwachsener Familienvater merkt, dass er vom eigenen Vater manipuliert, gedemütigt oder sein Ich niedergemacht wurde. So etwas merkt man doch und spätestens in der Pubertät wehrt man sich gegen verbale Verletzungen?!

    Ich vermute tief im Innersten ist mein Mann ein sensibler Mensch, der nur gebrochen wurde. Er kann nicht über Gefühle reden, ihm fehlen oft Worte etwas genauer zu beschreiben was er meint und denkt, er lässt nie in sich sehen, Beziehungsthemen etc. sind ein Graus. Er kann sich auch kaum in andere Menschen, vor allem Frauen einfühlen.

    Er möchte das, da er es angeblich durch mich erkannt haben will, ändern. Doch fehlt es ihm schon allein daran, emotionale Nähe aufzubauen, weil er es vermutlich nicht kann. Ich weiß nicht, ob das überhaupt einem älteren Menschen noch möglich ist zu ändern.

  3. Herbert und Lydia Trummer sagt

    Lieber Herr Kopp-Wichmann
    Mit grossem Interesse haben wir Ihren Beitrag zur Vaterwunde und zur Versöhnung mit dem Vater gelesen und die Videos angeschaut. Unglaublich gut !
    In unserem christlichen Seminar zur Entwicklung der Persönlichkeit erleben wir auch immer wieder, welche grosse Bedeutung die Vater/Mutterwunde im Leben von Menschen hat und welche positiven Auswirkungen Versöhnung hat. Vielen Dank für Ihre vielen sehr guten Beiträge. Ich hoffe Sie machen noch lange weiter. Freundliche Grüsse Herbert und Lydia Trummer

  4. BM sagt

    Schade für weibliche Leser wie mich, dass Sie sich in diesem Beitrag ausschließlich auf die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen beschränken. Tragen wir Frauen doch auch stets die Beziehung zum Vater als Gepäck in unsere späteren Liebes-Beziehungen, in die Zusammenarbeit mit männlichen Vorgesetzten etc. Vielleicht eine Idee für einen Ihrer nächsten Beiträge? 🙂

  5. Frau R. sagt

    Danke für Ihre Antwort.
    Sich ändern, etwas ändern… das sind Reizworte in den Ohren meines Mannes, bei denen er mehr als ungehalten wird. Er hätte doch schon so viel geändert und sich sein Leben lang ändern müssen. Nun reicht es ihm, ich soll mich ändern.
    Er hat in der Tat manches geändert, was mich allerdings viel Kraft gekostet hat und was hier zu weit führen würde aufzuzählen und mit Sicherheit für Kopfschütteln sorgen würde. Und, was beim genauen Überlegen indirekt auch mit seiner Kindheit, Vergangenheit, Herkunftsfamilie – wie auch immer – zu tun hat(te).

  6. Erwachsen werden heißt, sich innerlich von den Eltern zu lösen. Das ist schwierig, weil es schmerzlich ist, und einem zeigt, dass auch die Eltern normale Menschen waren und sind.
    Warum nimmt er nichts von Ihnen an? Die meisten Menschen wollen sich nicht ändern – nur besser fühlen. Aber dazu muss man immer etwas ändern, was außerhalb der Komfortzone des Gewohnten liegt, und das ist immer unangenehm, schmerzhaft und unbequem. Das scheuen die meisten Menschen und Ihr Mann auch.

  7. Frau R. sagt

    Zu Ihrer Antwort …
    Er bestreitet das und meint,es wäre nichts passiert, er hätte nie Schläge bekommen undes war eben so, bei allen Freunden, die er früher kannte. Dass er Angst vor dem Vater hatte oder wütend war, hat er nie zugegeben. Aber ich habe und merke es an vielem, an seinem Verhalten und denke, ich habe sehr tief in ihn und seine Geschichte hinein geschaut. Nach eienr kurzen Hypnosetherapie meint er nun, es wäre alles aufgearbeitet. Sein Verhalten hat er jedoch nie bzw. nur ganz kurzfristig geändert.
    Was ich nicht verstehe ist, dass er nichts zugeben kann, was offensichtlich ist und ich sowieso erkannt habe. Warum hat er dem Vater trotzdem nachgeeifert, spielt seine Mutter fast keine Rolle in seinem Leben und fehlt ihm Warmherzigkeit, Zärtlichkeit- erwartet das jedoch von mir. Und redet niemals über Probleme,nicht einmal intime- dreht alles so, dass ich dann wirklich sauer und noch deutlicher werde um dann zu sagen, mit mir könnte er nicht reden?
    Warum verleugnet jemand oder verbaggert jemand, was ihn verletzt hat als Kind und wütend gemacht hat, obwohl es abnorm ist, wenn das nicht wütend gemacht hätte? Und ich merke ja an ihm,. was ihn verletzt, kann demnach auch schlussfolgern, dass ihn das beim Vater massiv verletzt hat.
    Ich lebe nun schon so lange mit ihm und es gibt finanzielle Gründe, was natürlich für Außenstehende sonderbar klingen mag… aber durchs ein Verhalten all die Jahre hat er sich immer weiter von mir entfernt, sich selbst alles kaputt gemacht.
    Warum sieht ein Mann der nicht, ich erkläre es ihm doch, zeige ihm die Zusammenhänge auf?
    Er ist ja nicht dumm. Und er hat sich selbst genug damit verwehrt im Leben und kaputt gemacht, das zumindest weiß er.
    Ich begreife das nicht. Warum bin ich für ihn weniger wert, als sein Vater, mit dem er schon Jahrzehnte nicht mehr zusammen lebt? Warum ist ihm dieses Verhältnis mehr wert schon imemr, als ein besseres mit mir, als mit mir damals etwas Neues, eine völlig neue Beziehung zu gründen und Frauenfeindlichkeit, Härte und vieles andere, was zu einer Partnerschaft gehört, nicht besser zu machen, obwohl ich es erkannt und ihm regelrecht die Ursachen und sein Verhalten bis ins Detail immer wieder aufgeziegt habe?

  8. Hallo,
    Ihr Mann hat einen großen Autoritätskonflikt, den er an Ihnen abarbeitet. Wie lange wollen Sie das noch aushalten?
    Wenn man nicht weiß oder zugeben kann, dass man ein Problem hat, kann einem niemand helfen.

  9. Frau R. sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,
    ich bin die Partnerin eines Mannes, der sich, meienr Meinung nach, noch immer nicht von seinem Vater gelöst bzw. sich mit ihm oder seinem inneren Kind versöhnt hat.
    Sie sprechen mir mit vielen Ihrer Beträge aus dem Herzen.
    Der Vater meines Mannes ist ein Patriarch. Nach eigenen Angaben meiner SE wurde mein Mann sehr streng erzogen. Mein Mann hat nie gewagt, aufmüpfig zu sein, er hat sich untergeordnet. Selbst als ich ihn mit Anfang Zwanzig kennenlernte, ging es ihm imemr darum das zu tun, was seine Eltern, vor allem sein Vater für gut hießen.
    Dagegen gab und gibt es eine Art Kampf in der Beziehung, Ehe. Er wehrt sich fast imemr gegen alles, was von meiner Seite kam bzw. kommt. Meint, ich würde über ihn verfügen und bestimmen wollen. Dabei war es immer egal, ob es sinnvoll war, wenn er das Gegenteil von dem tat, was eigentlich abgesprochen oder gut zum Beispiel später dann für unsere Kinder war. Grenzen in der Erziehung gab es seinerseits kaum. Die, die auch von seinen Eltern immer angegriffen und die Böse war, war ich. Mein Mann stand schweigend dabei, selbst wenn er der „Verursacher“ war. Nie stand er vor seinen Eltern auf meiner Seite oder auf der Seite seiner Kinder.
    In fast allem erlebe ich ihn als „Kopie“ seines Vaters. Vor allem wenn es Streit und Diskussionen gibt, kommt er mir vor wie ein Pubertierender. Er wehrt sich, grenzt sich ab, wird laut, handelt zum Possen anders… So, wie er niemals den Eltern über agiert hat.
    Ich habe das Gefühl, ich bin sein Blitzableiter, Fußabstreicher für den Frust oder die Wut, die er gegenüber dem Vater noch in sich trägt. Teilweise hat er sogar schon einmal gemeint, das könnte sein, aber das würde er nicht absichtlich tun.
    Ich glaube, und so habe ich meinen SV auch gegenüber dem Bruder meines Mannes, seiner Mutter, mir gegenüber sowieso (weil ich Frau bin)und meinen Kindern als sie klein waren erlebt, dass mein Mann als Kind und Jugendlicher ständig um genügend Anerkennung bei seinem Vater gerungen hat. Diese war nur dann zu erreichen, wenn er ebenso wie er dachte und agierte, Probleme wurden und werden unter den Tisch gekehrt. Aufmerksamkeit für Gehorsam und gute Arbeit war die Liebe, die mein Mann erhalten hatte.
    Mein Mann hält jedoch das, was ich erkannt zu haben scheine und auch anspreche, im Grunde genommen für meine Hirngespinste und Erfindungen der Psychologen. Es war alles in Ordnung in seiner Kindheit, andere Väter waren auch streng und er ist erwachsen, was sein Verhalten bis heute mit seinem Vater zu tun haben soll. Es liegt an mir, meinem Verhalten, wie er sich verhält.

    Da kann man dann, denke ich, nichts ändern. Und er möchte auch nichts mehr ändern, weil er es nicht einsieht und meint, es ist alles Blödsinn, was darüber geschrieben steht oder was ich an ihm feststelle. 🙁
    Mit besten Grüßen
    Frau R.

  10. Sven Bartel sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann!

    Ich bin heute in diesem Blog-Artikel über das Video gestolpert – und ich habe festgestellt, dass es empfindlich einen Nerv bei mir getroffen hat: Nämlich den, dass das genannte Problem anscheinend ein sehr zentrales bei mir ist.

    Ich beschäftige mich seit ca. einem Jahr intensiv mit dem Thema persönliche Entwicklung und komme irgendwie immer wieder auf die selben Probleme zurück – viele davon entsprechen überraschend genau jenen, die sie als Auswirkungen einer schlechten Beziehung zum Vater in diesem Video beschreiben. Ich hatte diesen Aspekt bis dahin nie in Betracht gezogen.

    Vielen Dank für das Video, es hat mich wach gerüttelt.

    PS: Vielleicht wissen sie gute „weiterführende Literatur“ zu diesem Thema wo es genauer behandelt wird?

  11. Hallo Claus,
    Ihr Schicksal ist gar nicht so selten, wie ich aus meinen Persönlichkeitsseminaren und Coaching weiß.

    Ich fange mal mit Ihrer Antwort auf die zweite Frage an.
    Es wundert mich nicht, dass Sie in sich keinen Kinderwunsch in sich entdecken können. Kinder wünscht man sich v.a. auch dann, wenn man Kindheit als eine schöne Zeit oder zumindest wenig belastete Zeit in Erinnerung behält.
    Sie dagegen wurden zweimal traumatisiert und lernten früh, dass Beziehung v.a. von Verlassenheit und Desinteresse geprägt ist. Davor schützen Sie sich heute vermutlich dadurch, dass Ihnen Nähe suspekt vorkommt und Sie eher wachsam statt vertrauensvoll werden lässt.

    Zu Ihrer ersten Frage mit dem Vater, eigentlich auch mit der Mutter.
    Sie haben vermutlich die Links im obigen Artikel gelesen. Danach wissen Sie, dass ich immer ein Heilen dieser tiefen Wunden empfehle – und kein Verdrängen, Bagatellisieren oder Verleugnen.

    Konkret heißt das: nehmen Sie wieder Kontakt zu Ihrem Vater und auch zu Ihrer Mutter auf. Anfangs nur mit einem Brief.

    In den schreiben Sie alles rein, was Ihnen auf der Seele liegt, v.a. Ihre Gefühle und Ihren Wunsch, der vielleicht ambivalent ist, wieder Kontakt zu dem Elternteil zu bekommen. Vielleicht anfangs auch erst mal mit einem Antwort-Brief.

    Aus den Reaktionen auf Ihren Brief erfahren Sie schon einiges, wie Ihr Vater oder Ihre Mutter mittlerweile zu Ihnen stehen.

    Solche Erfahrungen, wie Sie sie machen mussten, sind enorm schmerzhaft. Für beide Seiten. Oft hat aber der Verlassende so große Scham- und Schuldgefühle, dass er sich nicht traut, Kontakt zum Kind aufzunehmen.

    Aber solche Wunden heilen nicht durch Distanz oder durch die Zeit. Sie können jedoch heilen durch Begegnung. Wenn das real nicht möglich ist, gibt es andere Wege.

    PS: Beide Briefe schicken Sie per Einschreiben „Eigenhändig“ mit Rückschein, damit Sie sicher sein können, dass der Brief wirklich Ihren Adressaten erreicht.

    Danke für Ihre Frage und Ihr Vertrauen.

  12. Claus E. sagt

    Guten Tag Hr. Kopp-Wichmann,

    auf die beiden Fragen am Ende Ihres Beitrags möchte ich gerne eingehen, muss bei meiner Geschichte jedoch ein wenig ausholen. Für einen Ratschlag, in Umgang mit meinem Vater, wäre ich Ihnen dankbar.

    1. Wie war Ihr Vater?
    Meine Kindheit habe ich bei meinen Großeltern (mütterlicherseits) verbracht. Zum Zeitpunkt meiner Geburt, war meine Mutter 19 Jahre und mein Vater 22 Jahre alt. Erzählungen zu Folge, waren beide nie als Paar zusammen. Meine Mutter überließ die Erziehung von Beginn an meinen Großeltern und ist für einige Jahre ins Ausland gegangen. Als ich das Alter von 6 Jahren erreichte, kehrte Sie nach Deutschland zurück und ging Jahre später für weitere fünf Jahre ins Ausland. Die drei Jahre, die sie in Deutschland war, verbrachte sie in 100 km Entfernung zu meinem Heimatort, so dass ich sie max. alle 6 Wochen für ein paar Stunden am Wochenende sah. Heute lebt sie erneut schon lange im Ausland.

    Meinen Vater, der ca. 30 km von meinem Heimatort entfernt lebt, kenne ich nicht wirklich.
    Er ist verheiratet und hat zwei oder drei erwachsene Kinder. Er hat während meiner Kindheit nie den Kontakt zu mir gesucht, das mich heute sehr nachdenklich stimmt, da er weitere Kinder hat. Ich kann mich erinnern, dass ich während meiner Kindheit öfters den Wunsch geäußert habe, meinen Vater kennenzulernen. Ein Treffen kam jedoch nie zustande.

    Meine Großeltern gaben mir als Erklärung folgende Begründung: Die Ehefrau meines Vaters, dulde ein solches Treffen und den Kontakt nicht. Als ich 18 Jahre alt war und noch in der Ausbildung steckte, meldete ich mich bei meinem Vater aufgrund der Unterhaltszahlungen. Es kam zu einem Treffen, das ich als locker und herzlich in meiner Erinnerung behalten habe und das die Hoffnung weckte, einen anhaltenden Kontakt herzustellen. Anschließende Versuche meinerseits Kontakt aufzunehmen, blieben leider ohne Erfolg.

    Wichtige Themen (u.a. Weiterbildung) musste ich deshalb mit meinen Großeltern besprechen. Dabei müssen Sie wissen, dass beide aus Arbeiterfamilien stammten und ein anständiger Beruf (mit beiden Händen anpacken) sehr wichtig war. So kam es, dass ich einen solchen Beruf erlernte und im Alter von 23 Jahren entschied, diesen Beruf an den Nagel zu hängen, die Schulbank zu drücken und anschließend ein Studium anhängen möchte. Dieser Entschluss war für meine Großeltern nicht nachvollziehbar.

    Heute bin ich 40 Jahre alt, kenne weder meinen Vater, noch meine Halbgeschwister, obwohl diese ja nicht weit von mir entfernt wohnen. Erzwingen kann und möchte ich einen Kontakt nicht. An seiner Haustür klingeln und ihn vor vollendete Tatsachen stellen, werde ich auch nicht tun.

    2. Was für ein Vater sind Sie?
    Kinder habe ich keine. Ich lebe mit meiner zehn Jahre jüngeren Partnerin zusammen. Des öfteren hat sie den Wunsch geäußert, dass sie irgendwann ein Kind haben möchte.
    Ich habe Schwierigkeiten, den Wunsch meiner Partnerin auch bei mir selbst zu entdecken.

    Mit freundlichen Grüßen
    Claus R.

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