Kaum etwas verschafft Menschen so intensive Befriedigung und Lustgefühle wie eine Liebesbeziehung. Doch auch kaum etwas anderes vermag in Menschen auch so schlimme Schmerzen oder unbändige Hass- und Rachegefühle auszulösen wie eine Liebesbeziehung.
Der häufigste Grund für das zweite Gefühlschaos sind Fremdgehen und Untreue des Partners, eine gebeichtete oder aufgeflogene Affäre oder ein Seitensprung.
Dass dabei zwischen Wunsch und Wirklichkeit große Lücken klaffen, zeigt eine Studie. Danach wünschen sich 90 Prozent aller Bundesbürger Treue. Doch jeder zweite ist schon einmal fremd gegangen. Und 38 Prozent der Deutschen bezweifeln, dass man überhaupt treu sein kann.
Doch was sind die Gründe dafür?
- Manche argumentieren gerne evolutionsbiologisch, nachdem nur drei Prozent der Säugetiere monogam lebten.
- Eine Datingagentur hat 7.400 Leser befragt. 43 Prozent von ihnen erklären: „Es ist einfach passiert.“
- Die Detektei APlus benennt aus ihrer langjährigen Erfahrung sogar 55 Gründe – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Die meisten der angeführten Gründe haben den Vorteil, dass sie die Verantwortung nach außen verlagern. Die Gene, die Situation, der Partner, die Medien usw. Doch wessen Menschenbild über das Reiz-Reaktions-Modell hinausgeht, wird nicht umhin kommen, etwas tiefer nach den Gründen der weit verbreiteten Untreue zu forschen.
Nach meinen langjährigen Erfahrungen als Therapeut mit Einzelnen und Paaren sind es vor allem drei Ursachen.
1. Fremdgehen zur Aufwertung des Selbstwertgefühls
Eine große Anzahl von Männern geht im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes fremd. Die Begründungen klingen ähnlich:
- Frau ganz mit dem Kind absorbiert.
- Hat wenig oder gar keine Lust mehr auf Sex.
- Mann auf dem Betriebsausflug. Und dann ist es passiert.
Die Beteuerung „Es hat nichts mit unserer Beziehung zu tun“ stimmt in diesem Fall auch ziemlich, vermag aber die betrogene Partnerin selten besänftigen. Dass Männer oft während des ersten Babyjahres fremdgehen, auch wenn sie sich das Kind sehr gewünscht haben, hat mehr mit der narzisstischen Bedürftigkeit des Untreuen zu tun.
Eine Partnerbeziehung zwischen Erwachsenen ist ja im guten Fall immer eine Mischung aus erwachsenem Einvernehmen und dem angemessenen, gegenseitigem Erfüllen von kindlichen, emotionalen Bedürfnissen.: beachtet werden, bestätigt werden, körperlich berührt werden usw.
Nun fordert all dies der Säugling. Tag und Nacht. Und wenn seine Bedürfnisse nicht sofort erfüllt werden, erfolgt ohrenbetäubendes, ausdauerndes Gebrüll. Da braucht es einen enormen Vorrat an Selbstbeherrschung und eine gut ausgebildete Kränkungsverarbeitung, um solche „Zurücksetzung“ nicht persönlich zu nehmen und sich das Ersehnte andernorts zu holen.
Doch Fremdgehen zur Aufwertung des eigenen Selbstgefühls ist nicht auf diese bestimmte Zeiten oder auf Männer beschränkt. Wer aus welchen Gründen auch immer an seiner Attraktivität zweifelt, kann auf die Idee kommen, seinen „Marktwert zu testen.“ Zuweilen ist es auch eine Mischung aus Rache und dem Wunsch nach Bestätigung, wenn betrogene Partner ihrerseits fremdgehen. Bisweilen in der merkantilen Logik, dass man jetzt auch eine „Sünde“ gut habe.
2. Fremdgehen als Angst vor Nähe
Das ist ein häufiges Muster, dem ich in meiner Praxis bei Männern und Frauen begegne. Die Beziehung ist gut – aber nach einer bestimmten Zeit geht der Betreffende fremd. Manche sind darüber verunsichert, ja sogar bestürzt, weil sie andererseits ihren Partner lieben und gar keine Absichten sich zu trennen hegen.
Die meisten Menschen wünschen sich eine harmonische Beziehung. Doch da eine erwachsene Partnerbeziehung auch immer von den kindlichen Beziehungserfahrungen geprägt ist, kann die Erfüllung des Wunsches nach Harmonie auch Ausbruchsversuche begünstigen. Denn der ersehnte Gleichklang kommt einher mit einer erlebten Abhängigkeit vom anderen.
Wer befreit aufatmet, wenn der Partner mal einen Abend alleine weggeht, hat vielleicht im Zusammensein schon zu viele Kompromisse gemacht oder unterwirft sich dem als größer und machtvoll erlebten Partner. Die Zweisamkeit wird mit der Zeit zur erdrückenden Nähe.
„Mit wem ich mich so gut fühle, der hat Macht über mich,“ ist die unbewusst auftauchende Angst des kindlichen Teils des Erwachsenen. Kann diese Angst nicht erkannt oder kommuniziert werden, drängt es den Betreffenden dazu, diese Angst vor zu viel Nähe anderweitig zu regulieren.
Und ein Seitensprung, für dessen Aufdeckung oft derjenige auch noch durch „vergessene“ Hotelrechnungen im Jackett oder schlechte Alibis sorgt, verspricht vorhersagbar großen Abstand in der Partnerschaft.
3. Fremdgehen als Flucht aus einer unglücklichen Partnerschaft
Nach dem 2. Satz der Thermodynamik wird alles von alleine schlechter. Der Keller füllt sich von allein mit Kram. Der Garten verwildert. Und auch gute Ehen werden von alleine schlechter.
Der normale Alltag, Kinder, Sorgen und ungelöste Konflikte machen aus der Verliebtheit der ersten Zeit schneller als man wollte eine Beziehung, in der beide mehr nebeneinander leben als miteinander. Dauert dieser Prozess über Jahre und wird nicht „sortiert und aufgeräumt“ (wie im Keller) wird die Beziehung irgendwann zu einer Wohngemeinschaft zum Zwecke der Kinderaufzucht und Hypothekenbildung. Die erlebte Bindung wird eher als Gefängnis oder Gebundensein erlebt denn als lebendiges Verbundensein.
„Wir haben uns auseinander gelebt“, ist dann die Standarderklärung, die etwas Wahres beschreibt. Das Auseinanderdriften wurde zu spät realisiert oder nicht entschlossen genug kommuniziert. Eine Affäre ist dann wie ein Eintauchen in das erfrischende Bad der verloren geglaubten Lebendigkeit.
Schafft es ein Paar nicht, jenseits des Alltags sich immer wieder Zeiten zu organisieren, sich als Mann und Frau, zu erleben und bleiben viele Konflikte ungelöst, legt sich mit der Zeit unweigerlich der Mehltau einer erstarrenden Liebe über die beiden.
So ist es auch zu verstehen, dass immer mehr Frauen jenseits der vierzig sich einen Geliebten suchen und den Partner nach einiger Zeit auch verlassen. Die aktive Elternzeit neigt sich dem Ende zu und beim Blick auf den Zustand der Partnerschaft wenden sich viele Frauen ab mit Grausen hin zu jemand Erfreulicherem.
Wohingegen Männer eher dazu tendieren, Dreiecksbeziehungen über lange Zeit geheim und aufrechtzuerhalten. Sie wollen sich nicht entscheiden, suchen, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.
Wie geht man mit Untreue um?
Die gängigste Form ist das Verheimlichen gepaart mit dem Herunterspielen der Bedeutung. „Es war ja nur Sex.“ oder „Das hat mit unserer Beziehung überhaupt nichts zu tun.“ Wer dies versucht, braucht ein gutes Gedächtnis und eine gehörige Unempfindlichkeit für Schuldgefühle.
Doch den inneren Zwiespalt kann einem keiner abnehmen. Denn meist geht es ja bei einem heimlichen Dreiecksverhältnis um den Versuch, die Polaritäten Bindung und Freisein zu leben. Wem das in der Paarbeziehung nicht gelingt, weil er sich zu wenig abgrenzt, versucht es eben mit zwei Menschen.
Im Modell der „offenen Ehe“, wo Außenbeziehungen generell akzeptiert werden, ist der Versuch, die Bedürfnisse von Sicherheit und Aufregung gleichermaßen zu erfüllen, sichtbar. Mag dies anfangs noch gut gehen, überfordern sich jedoch manche Menschen selbst mit dem Anspruch, eifersuchtslos und wohlwollend auf die neue Flamme des Partners zu schauen.
Es gibt kein Patentrezept für die Liebe.
Jedes Paar muss nach der Verliebtheitsphase seinen eigenen Weg finden, im Zusammensein eine alltagstaugliche und trotzdem lebendige Partnerschaft zu gestalten. Dazu gehört sicher eine gute Kommunikation und die Bereitschaft, über viele Entscheidungen konstruktiv zu verhandeln. Die Fähigkeit, auch kleine Konflikte möglichst nicht anzuhäufen, sondern zufriedenstellend zu lösen, ist wichtig.
Doch halte ich wenig von Idealen und Beziehungsbauplänen. Das menschliche Zusammenleben ist viel zu komplex, dass man es mit einfachen Tipps in den Griff bekommen könne. Auch der gegenseitige Schwur auf absolute Treue garantiert nicht die innere Lebendigkeit als Paar. Fremdgehen ist nicht per se „böse“, sondern bringt auch oft die vergrabenen Konflikte eines Paares ans Licht.
Partner, die dann von sofortigen Bestrafungs- oder Trennungsreaktionen Abstand halten können und sich mit den eigentlichen Problemen befassen, haben eine ganz gute Prognose als Paar. Doch Untreue wirkt auch deshalb auf den „Betrogenen“ so stark, weil es unbewusst die ungeheure Angst vor Verlassenwerden wachruft. Weniger das Verlassenwerden als Erwachsenen. Das weiß jeder nach einer Weile, dass er das handhaben kann. Sondern es ist das kindliche Entsetzen des frühen Verlassenwerdens durch die Mutter.
Und diese Reaktionen kann man nicht abstellen, sondern nur liebevoll betrachten und in sich bewegen und bearbeiten.
Doch das sind meine Ansichten zu diesem Thema. Vielleicht haben Sie ganz andere Einstellungen oder Erfahrungen. Die würden mich – und die Leser dieses Blogs – sehr interessieren. Schreiben Sie sie hier als Kommentar, gerne auch anonym.
Es ist immer dasselbe Muster.
Hinter jeder gescheiterten Beziehung steht dasselbe Muster: ein Totalverlust an emotionaler Bindung und Nähe.
Diese Entfremdung passiert nicht über Nacht, sondern früh in den Gesprächen zwischen den Partnern. Dann werden Aufmerksamkeiten und Zärtlichkeiten weniger, dann wird der Sex weniger. Dann ist es schon ziemlich spät. Diese emotionale Entfremdung führt vor allem zum Fremdgehen. Man lernt zufällig jemand kennen und die Woge an Interesse, Zuwendung und Aufmerksamkeit des anderen überrollt den Menschen, der in der Partnerschaft schon lange vor sich hintrocknet.
Die auf eine Affäre oft folgende Trennung ist somit kein spontaner Entschluss. Schon lange vorher gibt es unzählige Anzeichen, dass etwas nicht stimmt. Kann man das Fremdgehen verhindern? Ja und nein.
Einen interessanten Blogbeitrag zum Thema „Warum speziell Männer fremdgehen“ lesen Sie hier.
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Angeregt zu diesem Artikel wurde ich
durch das Buch von Wolfgang Krüger.