Ihre Wahrnehmung ist immer subjektiv.

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Neurobiologie / Psychologie
Wahrnehmung ist immer subjektiv, kopp-wichmann, persoenlichkeits-blog,

Was sehen Sie hier? Eine alte Frau? Eine junge Frau? Ja, was jetzt?

Ist Ihre Wahrnehmung subjektiv oder objektiv? Leider ist sie immer subjektiv. Das führt zu vielen Missverständnissen und Konflikten. Aber gibt es die Realität dann überhaupt?

Als Menschen können wir nie die Wirklichkeit an sich wahrnehmen. Sondern nur unsere subjektive Wahrnehmung der Wirklichkeit. Genau genommen: Jeder Mensch konstruiert seine eigene Wirklichkeit. Im Alltag erleben wir das natürlich anders. (“Das ist doch ein Auto!”) Das ist praktisch, da diese Prozesse unbewusst ablaufen und wir uns so eine stabile Welt phantasieren.

Dass jede Wahrnehmung rein subjektiv ist, gilt als eine der zentralen Thesen des Konstruktivismus. Diese Sichtweise wird auch durch Erkenntnisse der modernen Neurobiologie gestützt.

Beispiel: Zwei Menschen sehen den gleichen Hund – doch reagieren ganz unterschiedlich auf ihn. Die eine Person ist Hundeliebhaberin, während der andere Mensch Angst bekommt, weil er schon einmal von einem Hund gebissen wurde. Hier kann man nicht sagen, der Hund macht der einen Person Angst. Der Hund ist nicht die Ursache der Angst, sondern die Weise, wie der Hund wahrgenommen bzw. interpretiert wird, ist die Ursache für die Angst.

Der Kommunikationsforscher Paul Watzlawick leitete daraus zwei Konsequenzen ab.

  1. Wir müssen Toleranz für die Wirklichkeit anderer entwickeln. Denn deren Wirklichkeitskonstruktionen sind genauso richtig oder berechtigt, wie meine eigene.
  2. Wir sind absolut verantwortlich. Denn wenn klar ist, dass ich meine eigene Wirklichkeit konstruiere, bin ich für diese Wirklichkeit auch verantwortlich.“

Die moderne Hirnforschung unterstützt diese konstruktivistische Sichtweise. Ein Beispiel:

„W e k mmt es, dass s e di sen S tz l sen kön n?“

Klar ist: Sie lesen nicht das, was hier steht, sondern verzerren bzw. interpretieren diesen Satz automatisch so, wie er für Sie sinnvoll scheint. Ein der deutschen Sprache Unkundiger würde die obige Zeile ganz anders wahrnehmen. Noch ein Beispiel:

Nach eienr Stidue der Uinverstiaet Cmabridge ist es eagl,
in wlehcer Reiehnfogle die Bchustebaen in Woeretrn vokrmomen”.

Fast jeder kann den Satz flüssig lesen, obwohl die Reihenfolge der Buchstaben in den Wörtern vertauscht ist.

Wahrnehmung ist immer subjektiv, kopp-wichmann, persoenlichkeits-blog, All diese Wahrnehmungsexperimente zeigen, dass es einerseits die Wirklichkeit wohl gibt (das Bild der alten Frau, die verdrehten Sätze) aber dass unsere Wahrnehmung dieser Wirklichkeit eine Konstruktionsleistung unseres Gehirns ist.

Fazit: Wie also Ihr Chef, Ihr Ehepartner oder gar wie Sie selbst “in Wirklichkeit” sind, weiß niemand. Doch mit dieser Ungewissheit können wir nicht leben. Deshalb machen wir uns Bilder von der Wirklichkeit (“Landkarten”). Das Tragische daran ist, dass wir meist schnell diesen Interpretationsprozess vergessen und das Bild, das wir uns von etwas machen, für die Wirklichkeit halten. Doch die Landkarte ist nicht die Landschaft

Sich die Subjektivität der eigenen Wahrnehmungen und Einstellungen bewusst zu machen, ist eine zentrale – und bisweilen heilsame – Erfahrung in meinen Seminaren. Denn nach Watzlawicks Erkenntnis kann dies zu mehr Toleranz gegenüber anderen führen. Und dazu, dass wir die Verantwortung für unser Leben mehr bei uns selbst lokalisieren – anstatt in der “Realität”.

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.