Wie verändert man sein Verhalten? Welche Trainings oder Seminare sind dafür hilfreich? Welchen Nutzen bringen Verhaltenstrainings oder Persönlichkeitsseminare wirklich?
In der Weiterbildungsbranche ist diese Frage höchst umstritten. Außer kurzfristigen Effekten, so der allgemeine Tenor, nicht viel.
Aber was sagen eigentlich Teilnehmer von Seminaren? Inwieweit hat ein Seminar ihnen geholfen, etwas Entscheidendes in Ihrem Leben zu verändern? Dazu starte ich diesen Leserwettbewerb, bei dem es auch etwas zu gewinnen gibt.
Da ich selbst seit vielen Jahren Persönlichkeitsseminare anbiete, interessiert mich das Thema „Transfer“ natürlich sehr. Auf meinem Blog habe ich mehrere Beiträge auf diesem Blog dazu veröffentlicht. Hier ein Teilnehmerbericht, hier ein Artikel über Zeitmanagementseminare, und hier Berichte von Seminarteilnehmern nach 1 1/2 Jahren.
Und meine eigenen Erfahrungen dazu sind sehr unterschiedlich. Im Laufe der letzten dreißig Jahre habe ich an die zweihundert Seminare besucht und dabei vielfältige Erfahrungen gemacht.
Auf einem Seminar im April 1985 sagte mir Ron Kurtz, den ich bis heute sehr verehre nach einer Einzelarbeit, einen Satz, der meine weitere Zukunft sehr prägen sollte: „Roland, I don’t have the slightest doubt that you will become an excellent trainer in the future.“
Auf einem Seminar mit Albert Pesso entdeckte ich schmerzlich, wie sehr ich manchmal mir als Einzelkind einen älteren Bruder gewünscht habe.
Während einer Trance auf einem Hypnotherapie Workshop mit Paul Carter im Juni 1991 „verlor“ ich das Rauchen. Und zwar dadurch, dass am Ende einer anstrengenden, mit unsinnigen Aufgaben überladenen 15-minütigen Gruppentrance sich alle auf den Boden fallen ließen. In die erschöpfte Stille hinein sagte Paul nur einen einzigen Satz: „And notice how relieving it is to stop stupid behaviour.“
Auf einem Seminar mit Virginia Satir 1987 arbeitete sie mit einer frühen Form von Familienaufstellung. Die dabei erlebten Gefühle und Einsichten beeindruckten mich so sehr, dass ich in der Folgezeit lange Gespräche mit meinen Eltern führte und mich jahrelang mit Familientherapie beschäftigte.
Was hilft zur persönlicher Veränderung?
Natürlich sind es nicht nur Erfahrungen auf einem Seminar, die eine tiefgreifende Veränderung auslösen können. Oft sind es auch Lebensereignisse oder Schicksalschläge, die das bewirken.
Die Geburt eines Kindes, eine eigene schwere Krankheit oder der Verlust eines lieben Menschen sind Grenzsituationen, die uns veranlassen können, einen neuen Blick auf das eigene Leben zu gewinnen. Prioritäten neu zu setzen. Anders mit uns selbst und anderen umzugehen.
Doch was sind die Faktoren, die bei all diesen Veränderungen wirksam werden. Aus meiner Sicht sind es vor allem vier:
1. Starke Gefühle
Viele Veränderungen scheitern, weil sie „nur vom Kopf kommen“. Rein kognitive Entschlüsse, ein ungesundes Verhalten aufzugeben, halten oft nicht lange vor. Eine starke emotionale Beteiligung ist entscheidend und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass wir das, was wir ändern wollen, auch umsetzen.
Beispiel: Dass Fleischessen meist mit der industriellen Tierzucht und fürchterlichen „Lebens“-bedingungen von Tieren verbunden ist, weiß jeder, der Zeitung liest. Aber v.a. die direkte Anschauung, wie das Safran Foer in der Recherche zu seinem Buch getan hat, kann die Wahrscheinlichkeit, seine Essgewohnheiten zu ändern, drastisch erhöhen.
Auch in Seminaren kommt es darauf an, bei den Teilnehmern eine starke emotionale Beteiligung zu erreichen. Das geschieht meist durch entsprechende Übungen, die über Berührung den Körper miteinbeziehen. Oder durch Phantasiereisen, die starke innere Bilder hervorrufen.
2. Kontakt zum Unbewussten
Das Unbewusste kann man sich als eine riesige Festplatte vorstellen, auf der alle Erfahrungen unseres Lebens festgehalten sind. Über Netzwerke sind unsere Gewohnheiten und Fähigkeiten wie wie bei einem Autopiloten verankert.
Das ist enorm hilfreich, weil wir über bestimmte routinemäßige Verhaltensweisen nicht nachdenken müssen, sondern uns automatisch verhalten können. Doch genau dieser Automatismus macht gleichzeitig eine Veränderung lang gepflegter Gewohnheiten schwer. Nicht unmöglich aber beschwerlich.
Wer sich als Rechtshänder den dominanten Arm bricht, muss in den nächsten Wochen vieles mit der linken Hand tun, was einen mühsamen Prozess des Umlernens nach sich zieht. Nicht im Arm, sondern im Gehirn.
Das Unbewusste kann man zur Zusammenarbeit nicht zwingen, sondern nur einladen. Eine Möglichkeit ist die Achtsamkeit, mit der ich in Seminaren viel arbeite.
3. Eine positive Beziehung
Verhaltensänderung und Lernen geschieht leichter, wenn wir eine positive Beziehung haben. Einerseits zu uns selbst. Aber vor allem zu einem anderen Menschen.
Von einem Lehrer, den wir schätzen, mögen oder bewundern, nehmen wir leichter etwas an als von jemand, den wir ablehnen. Deswegen ist auch in der Psychotherapie die Wahl des richtigen Therapeuten, mit dem die Chemie stimmt, oft entscheidender als die Methode, nach der er oder sie arbeitet.
Für einen Seminarleiter ist es deshalb wichtig, eine gute Beziehung mit jedem Teilnehmer herzustellen wie auch zwischen den Gruppenteilnehmern. Heftige Gruppendynamik oder verbaler Schlagabtausch führt meist dazu, dass jeder nur seine Verteidigungsstrategien auspackt.
4. Der richtige Moment
Ich bin immer wieder überrascht, was mir Teilnehmer von Seminaren berichten, was den entscheidenden Anstoß zu ihrer Veränderung gab. Manchmal ist es gar nicht eine bestimmte Übung oder Intervention, die ich für ausschlaggebend hielt. Sondern zum Beispiel ein Satz, der ein Teilnehmer oder ich eher so nebenbei fallen ließ.
Beispiel: Jüngst berichtete mir eine Teilnehmerin, was der entscheidende Veränderungsimpuls aus einem 3-Tage-Seminar war. „In der Mittagspause beim Essen sagten Sie zu mir, als alle schon bestellt hatten und ich mich immer noch nicht entscheiden konnte: ‚Sie müssen sich’s nicht immer so schwer machen.‘ Seitdem begleitet mich dieser Satz. Immer wenn ich mich irgendwo perfektionistisch festgebissen habe, fällt mir seitdem dieser Satz ein – und ich entspanne mich.“
Auch den richtigen Moment kann man nicht erzwingen – nur vorbereiten. Am besten durch eine sichere, akzeptierende Atmosphäre und die Orientierung nach innen.
Und hier kommt der Leserwettbewerb!
- Schreiben Sie mir, welches Seminar Ihnen geholfen hat, etwas Entscheidendes in Ihrem Leben zu verändern.
- Was genau in dem Seminar wurde Ihnen klar oder durch welche Situation, Methode, Intervention wurde die Veränderung angestoßen?
- Was genau haben Sie hinterher anders gedacht, gefühlt oder gemacht?
- Wie dauerhaft war die Veränderung?
Die obigen Fragen sind nur eine Hilfestellung. Sie können ganz frei antworten. Entweder nur ein paar Zeilen hier als Kommentar. Gern auch einen längeren Text, den ich dann als Dokument anhänge.
Und hier die Preise.
- Sieben Exemplare meiner beiden Bücher („Frauen wollen erwachsene Männer“ oder „Ich kann auch anders“) mit einer persönlichen Widmung.
- Drei Amazon-Gutschein im Wert von 15 €.
Der Wettbewerb läuft drei Wochen, bis zum 16. Okt. 2010. Unter den Teilnehmern verlose ich zehn Preise. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Ich würde mich freuen, von Ihren Erfahrungen zu lesen. Gleichzeitig kann das Schreiben darüber auch eine Gelegenheit sein, nochmal zu reflektieren, was Sie damals erlebt haben und wie es Ihr Leben beeinflusst hat.
Welches Seminar hat ihr leben verändert?
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