Warum Tipps und Ratschläge manchmal nicht helfen.
Dies ist Originalbericht einer Führungskraft, die vor ein paar Monaten ein Persönlichkeitsseminar bei mir besuchte. Er zeigt deutlich, dass man für die Lösung von Problemen manchmal ganz woanders suchen muss.
(Im Mitarbeitergespräch )
Hallo Chef, ich hab da Probleme mit Präsentationen vor Mitarbeitern und hohem Arbeitsaufkommen, weil ich dann immer sehr schnell in eine Stressfalle hineingerate.
Chef: Mach doch mal so ein Seminar.
Ich: Oh, klingt ganz gut!
(Grübelei im Büro)
Ist ja schon komisch, für so ein Seminar anzufragen. Die denken doch alle der hat nicht alle Tassen im Schrank. Mit mir ist doch eigentlich alles in bester Ordnung. Ja ok, ich hatte Privaten Stress und ist doch klar das man dies mit auf die Arbeit schleppt. Ja ok, ich habe auch auf der Arbeit hier und da einige Probleme, aber die habe ich doch wieder voll im Griff, oder?
Ein paar Sachen habe ich schon rausgesucht. Work-Life-Balance hier und da, ach sieh mal da, die bieten ja noch viel mehr an was in diese Richtung geht.
Persönlichkeitstraining? Hört sich aber gut an! Was machen die denn da? Ah ja, die zeigen dir wie du dich vor anderen z.B. Kollegen in einem Meeting besser präsentieren kannst. Lass doch erst mal sacken!
(Grübelei im Büro)
Ich weiß nicht, ob dass das Richtige für mich sein soll!? Aber irgendwas muss ich doch was machen!
(Grübelei im Büro)
Jetzt rege ich mich schon wieder über die Kollegen auf, das grenzt ja schon an Mobbing. Hinzu kommt noch, dass ich mich jedes Mal vor einer Präsentation wie ein elendes Stück Scheiße fühle, wenn ich da vorne stehe. Diese Stimmungsschwankungen hauen mich einfach um.
Ich werde mir jetzt was raussuchen! So, der gefundene Kram sagt mir immer noch nicht wirklich zu. Ich suche doch noch ein bisschen weiter.
Wow, was habe ich denn da gefunden? Seminare4you?
Hier steht etwas über „Selbstbewusster im Job“. Ein Bild, auf dem jemand mit der Faust auf den Tisch haut und die Beschreibung des Seminars sagt mir auch zu. Ich fühle mich verstanden. So was würde mir ja schon eher zusagen!
Aber die werden mich alle für bescheuert halten, wenn ich mich dort anmelde, ich bin doch eigentlich schon sehr selbstbewusst.
Ganz abgesehen von diesen Stimmungsschwankungen, die mich jedes Mal wieder aus der Bahn werfen. Ach was soll’s! Ich meld mich jetzt an.
Auf zum Chef!
War gar nicht so einfach für mich, vor den Kollegen und auch dem Chef zu sagen, dass ich an einem Persönlichkeitsseminar teilnehmen möchte. Um den Respekt der anderen Kollegen nicht zu verlieren, habe ich einfach erzählt, dies sei ein normales Persönlichkeitsseminar, in dem man Präsentationstechniken lernen kann.
So, der Weiterbildungsantrag ist durch und die Anmeldung zum Seminar ist erledigt.
Ach du Scheisse! Was geht denn jetzt in mir vor? Ich bin nervös, mache mir Gedanken wo die Probleme stecken könnten. Schreibe alles nieder und fühle mich schon wieder in einem Tief. Irgendwie geht es mir immer schlecht, wenn ich über meine Probleme nachdenke. Egal, der Termin ist bald. Jetzt zieh ich das durch!
(1. Tag)
Ich stehe um 6 Uhr auf und kann alles noch in Ruhe erledigen. Bevor ich losfahre, kann ich mich noch von meinen Sohn und meiner Frau verabschieden. Oh Mann, der Kleine hat Scharlach und die ganze Arbeit bleibt wieder an meiner Frau hängen.
Auf dem Weg nach Heidelberg gehen mir viele Dinge durch den Kopf.
Gutes Timing! Nach Parkplatzsuche und verlaufen in Heidelberg finde ich doch noch die Seminarräume. Ich glaube eine Minute vor Beginn bin ich dort angekommen. Auf der Klingel stand „Psych.Praxis“, wo bist du denn hier gelandet?
Der Trainer macht mir die Türe auf, bittet mich, die Schuhe auszuziehen und im Seminarraum Platz zu nehmen. Ich bin anscheinend wie immer der Letzte, vier Teilnehmer sitzen bereits auf ihren Stühlen und gucken gespannt in die Runde.
Gleich geht´s los.
Ist ja klar, wir beginnen mit einer Vorstellrunde. Ich hasse Vorstellrunden, dabei komme ich mir immer so minderwertig vor. Na ja, lass laufen!
Nachdem sich der Erste vorgestellt hatte, wollte ich der nächste sein, um nicht noch nervöser zu werden, als ich bereits war. Krampfhaft wie immer stellte ich mich vor. Das Beste bei solchen Vorstellrunden ist, dass ich das Vorstellen der Anderen meist gar nicht richtig mitbekomme. Ich bin dann meistens so mit meinen Komplexen beschäftigt, dass ich da kaum eine Chance habe, etwas mitzubekommen.
Ja, da haben wir wieder die typische Situation, ich habe anfangs nicht alles mitbekommen und muss dann hinterher die Namen und Sonstiges rausbekommen. Ja, ich könnte doch einfach noch mal fragen? Nee, die Blöße werde ich mir bestimmt nicht geben. Hat doch bisher immer so geklappt!
Der Trainer (Roland) bietet uns das „Du“ an und beginnt mit dem Ablauf des Seminars. Er erklärt uns die Funktionsweisen der „Landkarten“ in unserem Kopf. Die Landkarte ist nicht die Landschaft! Wir erlernen die innere Achtsamkeit und versuchen über Gruppengespräche unser Anliegen zu finden. Hier fällt es mir sehr schwer, mich für ein Anliegen zu entscheiden. Ich habe doch jede Menge dieser Anliegen. Ich habe mich für eines entschieden. Ich möchte mich nicht mehr von einer anderen Person als Trottel darstellen lassen! Mit Hilfe von Roland finden wir folgenden Satz:
Ich verschaffe mir Respekt!
Interessant! Der Satz gefällt mir.
(2. Tag)
Am nächsten Morgen machen wir eine Phantasiereise in die Vergangenheit. Mit geschlossenen Augen stellen wir uns unser Elternhaus vor, als wir ungefähr 7 Jahre alt waren. Ich kann das Haus mit allen Details erkennen, ich sehe die große Glastür mit dem großen Türgriff. Kann diese öffnen und fliege so durch die Zimmer des Hauses.
Ich sehe mich als Siebenjährigen und meine Mutter in der Küche sitzen. Das ist sehr komisch, denn ich hatte eigentlich noch kaum Erinnerungen von meiner Kindheit. Wir sollen eine Position außerhalb des Hauses von schräg oben einnehmen und beobachten was geschieht. Wir sollen uns alle Familienmitglieder aus diesem Haus vorstellen wie sie an einem Tisch sitzen.
Geht nicht! Geht nicht! Ich bekomme nicht alle zusammen. Vielleicht an einem Feiertag? Ja, jetzt sehe ich mich bei meiner Kinderkommunion und tatsächlich, alle sitzen an einem Tisch. Mir kommen Erinnerungen, wie mein Vater oft betrunken meiner Mutter und meinem großen Bruder das Leben zur Hölle macht. Erinnerungen wie ich eine von meinem Bruder Peter drüber kriege.
Eine Emotion nach der anderen bricht in mir zusammen, ich fange fast zu weinen an! Doch irgendwie schaffe ich es nicht, vor der Gruppe in Tränen auszubrechen. Das geht doch nicht vor Leuten, wie stehst du dann da, wie ein Weichei, da verliere ich ja jeglichen Respekt.
Nach der Pause habe ich mich wieder gefangen. Nun sollen wir unser Anliegen ein weiteres Mal klären. Hat sich vielleicht etwas verändert?
Ich verschaffe mir Respekt!
Der Satz passt immer noch! Ich bin zwar noch heftig mit meiner Zeitreise beschäftigt, schaffe es aber mit Hilfe einer Teilnehmerin darüber zu reden.
Als nächstes analysieren wir unsere Antreiber. Durch einen Fragebogen mit Punktezahlen wird schnell klar, welche bei mir am stärksten ausgeprägt sind.
1. Mach es allen recht!
2. Sei Perfekt!
3. Streng dich an!
Mit diesen Ergebnissen fühle ich mich bestätigt!
Nun sollen wir ein Bild malen: unsere Herkunftsfamilie, die heutige Berufssituation und das derzeitige Privatleben.
Nach dem Mittagessen beginnt das Einzelcoaching. Ich melde mich als Erster. Man bin ich aufgeregt! Ich erkläre mein Bild sowie die Zusammenhänge in den jeweiligen Gruppen.
Ich spreche darüber, dass ich ein Pflegekind bin und mit 1,5 Jahren mit meinen beiden Geschwistern von meinen leiblichen Eltern übers Jugendamt in eine Pflegefamilie gegeben wurde. Bin also ohne meine Geschwister aufgewachsen.
Ich soll mir meine Mutter vorstellen, was mir sehr schwer fällt, denn ich weiß nicht, wie sie aussieht oder wie alt sie ist. Mit Anstrengung fühle ich aber doch Wärme und Zugehörigkeit zu meiner Mutter. Weiterhin soll ich mir noch vorstellen, dass meine Eltern beide hinter mir sitzen. Hier kann ich mich gar nicht mehr wirklich konzentrieren und meine Gefühle wahrnehmen. Wahnsinn, in Gedanken spuken in mir eher Hass, Liebe und Nähe. Ich kann die Gefühle nicht wirklich fassen!
Roland fragt mich, ob ich mich für meine Herkunft schäme.
Hierbei kann ich nicht wirklich zustimmen. Eigentlich ging es mir in der Pflegefamilie doch immer gut. Ich habe doch viel Spielzeug bekommen und konnte auch immer mit meinen Freunden losziehen. Wir sind oft im Wintersport gewesen, wo meine „Eltern“ die eigenen Bedürfnisse auch zurückgestellt haben. Ich hatte wunderbare Zeiten mit Oma und Opa, welche für mich eine hohe Bedeutung hatte. Dann war die Sitzung beendet und die nächste Teilnehmerin mit ihrem Einzelcoaching ist dran.
Sacken lassen! Feierabend. Nach einem anstrengenden Tag sind wir noch mit der Gruppe auf das Heidelberger Schloß gestiegen. Viele Treppen. Belohnt wurden wir dann mit einer wunderschönen Aussicht und klasse Wetter.
(3. Tag)
[6:40] werde ich wach. Natürlich wieder 10 Min. vor dem Wecker. Ich habe eigentlich sehr gut geschlafen, mein Kopf hat zwar kräftig gearbeitet, aber der Alkohol von gestern hat meinen Körper vielleicht doch ein wenig lahmgelegt.
Beim Zähneputzen fällt mir auf, heute ist etwas anders. Ich verstehe nicht was, aber ich fühle mich saumäßig wohl. Ich packe meine Sachen zusammen und gehe zum Frühstück.
Aber hallo! Da ist es wieder! Ich spüre eine sehr große Energie, die ich bei jeder Handlung im Frühstücksraum erfahre. Klingt komisch, ist aber so! Ich denke an den Satz von gestern: Ich schäme mich für meine Herkunft!
Wow, diesmal bewege ich mich durch den Raum, erledige Sachen wie Brot und Aufschnitt holen ohne mich dafür zu schämen! Oops, was habe ich denn da gedacht! Ich habe mich sonst dafür geschämt? Wie? Häh?
Ich genieße die kraftvolle Energie und mein Frühstück. Ich könnte durch den ganzen Frühstücksraum tanzen → ohne mich zu schämen, dafür empfinde ich mir gegenüber Achtung und Anerkennung!
Ich beobachte alle andern Hotelgäste bei ihrem Frühstück → ohne mich zu schämen!
Mein Frühstück dauerte fast eine Stunde lang. War da jetzt noch was anderes drin im Weizen? Normalerweise habe ich nach ein paar Bier schon ein bisschen Kopf und fühle mich dann immer schlecht!
Wahnsinniges Gefühl, aber erklären kann ich es immer noch nicht richtig.
Wir sind wieder im Seminarraum und beginnen die Morgenrunde. Ich kann es kaum erwarten und erzähle der Gruppe gleich, was ich beim Frühstück erlebt habe.
Jetzt werden noch die letzten beiden Einzelcoachings durchgeführt..
In jedem Einzelcoaching wurden die Anliegen der Teilnehmer genauer untersucht, um die zuständigen „Landkarten“ und inneren Konflikte zu finden, die für die heutigen Probleme mitverantwortlich sein könnten. Jetzt liegt es nur noch an uns, diese Hinweise auch zu nutzen und einzusetzen. Wir haben alle sehr viel voneinander gelernt. Noch viel mehr, wir waren wie Verbündete, die auf einem Level offenherzig ohne jemanden zu verletzten, kommunizieren konnten. Noch mal ein Dank an die tolle Gruppe.
Wir haben noch zusammen zu Mittag gegessen und uns dann herzlich voneinander verabschiedet.
Auf der Rückfahrt schossen mir die Gedanken nur so durch den Kopf. Beim Autofahren kann ich anscheinend sehr gut nachdenken. Ich fragte mich wie lange es bei mir dauern würde, bis ich einen Durchblick erhalten würde. Ich dachte über die Situation vom Frühstück nach. Ja warte mal, wenn ich mich da durch den Raum bewege ohne mich zu schämen? Was kann das bedeuten?
Jetzt fällt es mir wieder ein, ich habe mich sonst dafür geschämt, wenn ich nach ein paar Bierchen beim Frühstück saß, weil mit Restalkohol in der Birne…, nein anders, jeder konnte erkennen, dass ich gesoffen hatte! Krass!
In diesem Moment werde ich von einer Flut wunderbarer Gefühle überflutet. Das war so was von befreiend. Dann kamen mir die Gedanken nur noch Schlag auf Schlag:
- Ich musste einen Bericht 20mal lesen bevor ich mich überwinden konnte ihn mit schlechtem Gewissen zu versenden → weil ich mich schämte
- Beim Bäcker hatte ich Probleme, mein Kleingeld zu zählen → weil ich mich schämte
- In der Schule konnte ich meist einfachste Aufgaben nicht erledigen → weil ich mich schämte
- Ich konnte vor Leuten nicht weinen → weil ich mich schämte
- Ich konnte nicht an der Tafel/ Flipchart schreiben → weil ich mich schämte
- Ich konnte nicht vor Leuten reden → weil ich mich schämte
- Ich habe nie gerne gesungen → weil ich mich schämte
- Ich fühlte mich schlecht, weil ich keine Markenklamotten trug → weil ich mich schämte
- Ich konnte meiner Frau selten von meinen Gefühlen erzählen → weil ich mich schämte
- Bei einer üblichen Verkehrskontrolle konnte ich nie den Polizisten ins Gesicht schauen → weil ich mich schämte
- Ich konnte nur schwer im Beisein anderer Leute telefonieren, selbst im Büro wartete ich immer, dass der Kollege das Büro verließ → weil ich mich schämte
- Beim Gang durch die Stadt fühlte ich mich oft beobachtet und unwohl → weil ich mich schämte
- usw.
Die Gefühle, die mich dabei überkamen, waren schon hammermäßig, und je weiter ich darüber nachdachte, desto mehr Situationen kamen mir in den Sinn, in denen es mir an meiner eigenen Anerkennung fehlte – ich mich schämte.
Komisch, dass mir das bei diesen alltäglichen Situationen nie wirklich bewusst geworden war. Es war halt so! Ich dachte dieser Zustand ist normal und schenkte ihm keine Bedeutung.
Ein Gedanke ließ mich jedoch nicht los. Ich saß also wieder bewusst im Auto auf dem Weg nach Hause. Dann passierte es…………, es war mit einem Plopp zu vergleichen! → Jetzt bin ich frei!
Diese Erkenntnis zwang mich wieder zu einem Stopp. Diesmal stand ich an einer Autobahnraststätte. Ich nutzte den Stopp für einen Espresso, ging also mit total verheulten Augen ins Segafredo, setzte mich an die Bar und bestellte mir einen.
Das Beste daran: Ich schämte mich kein bisschen dafür! Ich war glücklich und respektierte mich!
Auf dem weiteren Weg nach Hause habe ich immer wieder ganz laut geschrien:
HIER BIN ICH, HIER BIN ICH, HIER BIN ICH, HIER BIN ICH, HIER BIN ICH,
Ein klasse Gefühl!
Zu Hause wurde mir klar, dass sich ohne irgendwelche Ängste und Schuldgefühle auch die Beziehung zu meinem Sohn und zu meiner Frau noch vertiefen wird. Ich erzählte meiner Frau die komplette Geschichte und fühlte mich sehr gut dabei. Wir redeten bis mitten in die Nacht hinein. Hier bin ICH!
Mein Kommentar:
Ein häufiger Einwand, den ich von Menschen höre, wenn ich von meinem Ansatz erzähle, lautet: „Wie soll denn etwas, das dreißig oder vierzig Jahre her ist, mich heute noch beeinflussen?“
Der Teilnehmerbericht zeigt, wie frühe Konflikte, die einem unbewusst sind, das eigene Verhalten ungünstig beeinflussen können. Und warum Tipps und Ratschläge zum besseren Präsentieren in diesem Fall wohl wenig geändert hätten. (Was nicht heißt, dass diese nicht nützlich sein können.) Ist der innere Konflikt identifiziert und ein Stück bearbeitet, merkt der Teilnehmer an seinen starken Gefühlen und Emotionen, dass er auf dem richtigen Weg ist.
In meinen Persönlichkeitsseminaren versuchen wir in drei Tagen, jenen zentralen Konflikt zu identifizieren, der hinter dem problematischen Erleben steckt. Das ist ziemlich anstrengend und bewegend für alle Beteiligten – und sehr effektiv.
Viele Methodenseminare vermitteln Tipps und Werkzeuge. Wenn damit kein persönlicher Konflikt verbunden ist, sind solche methodischen Informationen hilfreich und können geübt und umgesetzt werden. Aber Achtung: viele Softskills berühren innere Themen.
Ein Beispiel:
„Zuhören“ ist eine prima Methode. Auch für Führungskräfte. Dass manche das nicht gut beherrschen, ist kein Informationsmangel. („Mund halten, Ohren und Geist öffnen“) Sondern hat mit den persönlichen Themen zu tun, die Zuhören berührt.
Zum Zuhören darf man beispielsweise nicht immer Recht haben müssen. Man muss den inneren Freiraum haben, Respekt und Anerkennung zollen, dass andere Menschen andere Ansichten und Wünsche haben – und dass das in Ordnung ist. Zum Zuhören gehört auch, dass man eine andere Meinung nicht gleich als Kritik oder Kränkung erlebt, sondern als eine mögliche Bereicherung zum Thema. Und dass man sich bei all dem auch noch gut fühlt, also in einem gleichberechtigten Austausch.
Da aber viele Menschen mit den skizzierten Themen einen Konflikt haben, ist wirkliches Zuhören nicht allzu häufig. Das löst man aber nicht, indem man noch ein Buch über „Richtiges Zuhören“ liest. Sondern der Einzelne muss sich mit dem beschäftigen, was Zuhören in ihm auslöst.
Deshalb
- haben auch Zeitprobleme nichts mit der Zeit, sondern mit dem Thema „Grenzen“ zu tun;
- kann man Selbstbewusstsein oder Authentizität nicht trainieren – sondern nur „sein“;
- haben Machtkämpfe weniger mit dem Chef und mehr mit dem eigenen Vater zu tun;
- hat Stress und Burnout weniger mit dem Arbeitsanfall sondern mit Ihrem fehlenden „Neinsagen“ zu tun;
- hat Konfliktscheu etwas mit den Beziehungserfahrungen dazu aus der eigenen Biografie zu tun.
Mehr Infos über meine Seminare finden Sie hier: www.seminare4you.de
PS: Der Teilnehmer hat übrigens zwei Wochen nach dem Seminar seine leibliche Mutter besucht, die all die Jahre zwanzig Kilometer von ihm entfernt wohnte.
Welche Erfahrung haben Sie in Persönlichkeitsseminaren gemacht?
Was hat Ihnen geholfen?
PS: Wenn Ihnen dieser Beitrag gefiel … dann empfehlen Sie ihn doch weiter.
Einfach hier unten auf “Weitersagen” klicken.
… oder schreiben Sie einen Kommentar.
Wenn Ihr Kommentar mit Ihrem Bild erscheinen soll, brauchen Sie einen Gravatar!
… oder abonnieren Sie neue Beiträge per Email. Einfach links Adresse bei eintragen.
Foto: © John Johnson, M&S Fotodesign – Fotolia.com u. istock.com
Lieber Roland, vielen Dank für Deinen Beitrag über Sprechangst! Sprechangst ist ein häufiges Thema in meiner Hypnose Praxis und ich freue mich sehr darüber, von Deinen Erfahrungen zu lesen!
Einiges zu Sprechangst und Hypnose habe ich hier zusammen geschrieben: https://www.hypnose-in-berlin.de/hypnose/sprechangst-redeangst-logophobie
Viele Grüße aus Berlin, Isabella Buschinger
Danke für den Nagel so auf den Kopf(Herz) treffen!
Ihre Tipps zu meinen Blogartikeln klingen logisch aber allzu einfach.
Sprechangst ist durch eine innere Überzeugung begründet, zu scheitern und sich lächerlich zu machen. Diese unbewussten Denkmuster können aufdeckt werden und in eine konstruktive interne Kommunikation umgewandelt werden. Wer sich selbst und seine Stärken und Schwächen kennenlernt, stärkt sein Selbstbewusstsein. Dadurch entsteht Gelassenheit vor der Gruppe.
Um Redeangst überwinden zu können, sollte man zunächst die eigenen inneren destruktiven Denkmuster freilegen und in konstruktive Überzeugungen umwandeln. Denn wer Schlimmes erwartet, wird genau das erhalten. Eigene Stärken und Schwächen analysieren und gezielt an den Erwartungshaltungen und Fähigkeiten arbeiten. So lernen Sie sich besser kennen und beginnen, sich selbst zu akzeptieren. Das Spüren der eigenen Identität hilft Ihnen, ganz entspannt und gelassen vor eine Gruppe zu treten.
Ein sehr interessanter Artikel. Teilweise glaubte ich, meine eigene Geschichte zu lesen.
Hallo ihr Lieben,
ich kenne auch das Problem. Aus diesem Grund habe ich eine Rednerschule namens (www.deutsche-rednerschule.de) besucht und kann diese auf jeden fall weiterempfehlen. Dort lernt man gezielt, wie man vor einem Publikum spricht, Vorträge präsentiert und seine gesamte Rhetorik verbessert.
Viel Erfolg
Lg Tami
Sehr interessanter Beitrag. Ich muss gestehen ich bin und war noch nie ein großer Redner. Das fing schon während der Schulzeit bei Referaten an und wurde während dem Studium bei Facharbeiten nicht besser. Der schlimmste Moment ist immer der Anfang, wenn alle Augen auf einen gerichtet sind. Ein professionelles Coaching scheint hier ja Wunder zu wirken, wie auch Thomas B schon geschrieben hat. Danke für den ehrlichen Bericht, hat mir zu denken gegeben.
Ich denke das ist ein Problem das viele haben, es sich selber jedoch nicht zugestehen.
Ich wurde beruflich dazu gezwungen, diese Angst offensiv anzugehen und kann heute wesentlich freier vor Gruppen und Fremden reden.
Es ist ein reales Problem und Betroffene sollten das akzeptieren.
Grüße, Paul
Gratuliere. Viele finden sich eher damit ab erklären ihre Abneigung mit „Ich bin nun mal kein Redner“. Aber Reden halten kann wirklich jeder. Die Angst davor kann man untersuchen. Sie sind ein gutes Beispiel.
Ich habe selbst viele Jahre unter einer starken Angst vor dem Reden gelitten. Damit meine ich große Auftritte vor einem breiten Publikum. Ich habe vieles versucht, aber nie die professionelle Betreuung bzw. ein Coaching. Erst als es gar nicht mehr anders ging, habe ich mir helfen lassen. Und ich muss sagen: Das war das beste was ich tun konnte!
Hallo K.,
ich kenne Ihre geschilderten Ängste sehr gut von etlichen meiner Coaching- und Seminarteilnehmern.
Dahinter steckt meist eine große Angst, Fehler zu machen und meistens auch ein sehr großer Perfektionismus. Perfektionisten haben ein schwarz/weiß-Denken, entweder man ist supergut oder ein totaler Versager, dazwischen gibt es nichts. Und da ist auch kein Platz für Fehler.
Es hört sich so an, als ob Sie aus jeder Rede oder Präsentation eine Prüfung machen. Eine Prüfung, bei der Sie überzeugt sind, zu versagen. Doch auch Reden und Präsentieren kann man üben. Insofern empfehle ich Ihnen ein gutes Rhetorik- oder Präsentationstraining. Dort sehen Sie, dass Sie nicht die Einzige mit diesen Ängsten sind und dass Sie diese Ängste durch Üben in den Griff bekommen können.
Danke für Ihren Kommentar.
Hallo Herr Kopp-Wichmann,
ich verfolge schon seit längerem ihren Blog und bin soeben auf diesen älteren Artikel gestoßen. Er hat mich sehr nachdenklich gemacht und mich zum Reflektieren ermutigt.
Ich bin keine Führungskraft, sondern Studentin. Wenn ich mir so die nächsten Monate vor Augen halte, wird mir ganz schlecht. Ich habe mich bisweilen immer vor Präsentationen gedrückt, vor Reden etc. Aber in wenigen Monaten habe ich mein Studium abgeschlossen und dann muss ich vor anderen Menschen sprechen, zwangsläufig, wohl oder übel. Ja das ist vielleicht der Kasus knaxus. Ich habe nicht nur Angst davor, nein ich leugne, lüge und versuche mich nur irgendwie aus der „Misere“ zu ziehen, bisweilen hat es ganz gut geklappt. Ich habe meist andere Menschen für mich sprechen lassen oder habe gefehlt, mich krank gemeldet oder dergleichen. Es ist nahezu unmöglich mich solchen Situationen zu stellen. Ich hab schon sämtliche Tipps versucht umzusetzen und bin jedes Mal gescheitert. Da hilft auch kein „Ich mach das jetzt einfach, ich kann das – Geplänkel“.
Ich kann mich einfach nicht leiden, mag meine Stimme selbst nicht hören und schon gar nicht beobachtet bzw. kritisiert werden. Ich möchte in solchen Momenten am liebsten raus wo kein Loch ist.
Was kann ich noch tun?
MfG K.
Gratulation zu Ihren schnellen Ergebnissen.
Redeangst, Prüfungsangst und Lampenfieber sind Empfindungen, die unbewusst entstehen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass durch prozessorientiertes systemisches Coaching bereits nach 2 bis 3 Sitzungen sehr gute Ergebnisse in der Veränderungsarbeit erzielt werden.
Viele Grüße
Uwe Hampel
Hallo Herr Born,
aus meiner Sicht geht es nicht primär um das Gefühl, sondern um den unbewussten Konflikt des Klienten. Ich stimme Ihnen zu, dass dabei das Bedürfnis eine wesentliche Rolle spielt. Wenn bestimmte Grundbedürfnisse – Sie nennen „Kontakt, Verbindung, Zugehörigkeit, Anerkennung, Respekt und Gemeinschaft“ von den primären Bezugspersonen und/oder der Umgebung nicht angemessen erfüllt werden, entsteht ein innerer Konflikt. Dafür findet der Mensch, genauer gesagt, der Überlebens-Teil des Kindes, eine Strategie, um damit umzugehen.
Ich muss mir Anerkennung verdienen, Ich mache mich ganz unabhängig von anderen, Ich muss es allen recht machen, um dazuzugehören, sind Beispiele solcher Überlebensstrategien. Das passiert natürlich unbewusst, nicht selten vorsprachlich. Deshalb sind diese als Erwachsener mit dem Verstand so scher zu identifizieren.
Diese Überlebensstrategien sind Teil des „Autopilot-Systems“ jedes Menschen, das uns in Stress-Situationen sagt, was wir tun müssen.
Wenn Sie „Grenzen ziehen“ als ein heikles Thema empfinden, ist das ein erster Hinweis auf einen inneren Konflikt. Mit dem Verstand wissen Sie natürlich, dass Grenzen okay sogar notwendig sind. Aber wenn man dann in der Praxis beobachtet, dass man sich unwohl fühlt beim Grenzenziehen, es vermeidet usw. ist man einem inneren Konflikt auf der Spur.
Danke für Ihren Kommentar.
In dieser Betrachtungsweise war das „Schämen“ des Teilnehmers Teil seiner Überzeugung, ich gehören nicht dazu, bzw. wegen meiner chaotischen Familienverhältnisse muss ich mich schämen. Das zeigte sich an der Unsicherheit bei Präsentationen, aber was dahintersteckte, war ihm natürlich nicht zugänglich. Erst durch das Identifizieren des Konfliktes wurde ihm das bewusst und er bemerkte am anderen Morgen beim Frühstück, dass etwas „fehlte“.
Auch mich hat diese reale Geschichte und der Kommentar von Roland dazu beschäftigt da ich versuche das geschriebene mit meinen, laienhaften Kenntnissen einzuordnen.
In diesem Beispiel geht es wesentlich um Gefühl. Ein angeborenes, teils lebenswichtiges Signalsystem das, ähnlich wie Schmerz, uns darüber informiert ob „alles okay“ ist oder ob wir etwas tun sollten damit es uns besser geht. Gefühle machen uns auf Bedürfnisse aufmerksam, geben uns selbst Orientierung und sind somit auch und gerade beziehungsbeeinflussend.
Die im Beispiel genannte „Scham“ gilt, etwa in der GFK, so wie Wut, Hass und Schuld auch.. als „Sekundärgefühl“. Wir tragen beschuldigende Urteile (ggf. über uns selbst) in uns die das eigentliche Primärgefühl überdecken, wir machen uns das Schamgefühl sozusagen unbewusst selbst .. um uns weniger verletzlich zu fühlen. Das ursprüngliche und auf diese Art „abgewehrte“ Primärgefühl ist nicht selten eher Angst, Schmerz oder Ohnmacht.
Gern‘ wendet man dann auch mal eine Massnahme „unmittelbarer Gefühlsverbesserung“ an, etwa das besagte Bierchen mehr um aufkommende, heftige Gefühle zu mildern, übersehen aber dabei, das wir dann die „gute Absicht“ unserer Gefühle ignorieren uns auf unsere Bedürfnisse aufmerksam zu machen.
Mein Eindruck ist das der Seminarteilnehmer, mehr oder weniger wissentlich und bewusst, in ersten Kontakt mit seinem -tatsächlichen- Bedürfnis gekommen ist woraus tiefe Befriedigung entstehen kann. Interessanter Weise stiftet die reine Kenntnis/Anerkenntnis/Verbundenheit mit dem Bedürfnis schon grosse Befriedigung ohne und unabhängig davon das unser Bedürfnis schon etwa erfüllt sein müsste.
Ich denke der Seminarteilnehmer bewertet(e) sich selbst als kritisiert, ignoriert und nicht beachtet.
Er hat(te) also ein -unerfülltes Bedürfnis nach Kontakt, Verbindung, Zugehörigkeit, Anerkennung, Respekt und Gemeinschaft :
„Auf dem weiteren Weg nach Hause habe ich immer wieder ganz laut geschrien:
HIER BIN ICH, HIER BIN ICH, HIER BIN ICH, HIER BIN ICH, HIER BIN ICH“
„Ich erzählte meiner Frau die komplette Geschichte und fühlte mich sehr gut dabei. Wir redeten bis mitten in die Nacht hinein. Hier bin ICH!“
Das dieses Seminar geleistet hat den Teilnehmer aus seiner Isolationsblase zu holen ist unbedingt erstaunlich und aus Sicht des Teilnehmers als Erfahrung zweifelsfrei schon jetzt von unschätzbaren Wert aber auch Ansatz noch ein wenig weiter an adäquaten Strategien zur Erfüllung seiner Bedürfnisse zu arbeiten. Wow!
Gut gefallen haben mir im Kommentar die Hinweise darauf das Stress mit der fehlenden Wahlmöglichkeit „Nein“ zu sagen zu tun hat und Zeitprobleme nichts mit Zeit sondern einem gewissen, eigenen unvermögen Grenzen zu ziehen. Gerade letzteres empfinde ich als heikles Thema.
Man kann sich trefflich selber ausgrenzen wenn man etwa bei Gesprächen im Freundeskreis anmerkt das nicht gut zusammen passt erst wortreich aufzuzählen was man heute alles schon gemacht hat nebst all dem heute noch kommenden „Ich muss noch..“ um dann zu sagen „Ich hab‘ keine Zeit“ (;-)) Dazu wie man das geschickt handelt würde ich mir einen Beitrag wünschen.. Danke für diesen ! und Gruss, Ralf.
Hallo Kevin,
in dem Moment, wo einem der unbewusste Konflikt bewusst wird, passiert etwas innerlich. Hier verschwindet das Schamgefühl, was man ja nicht willentlich herbeiführen kann. Das bemerkt die Führungskraft erst etwas irritiert, spürt morgens, dass etwas Gewohntes fehlt und realisiert erst nach einer Weile, dass es das Schamgefühl ist.
Danke für Ihren Kommentar.
Beeidruckende Geschichte! Und dennoch, ich habe die Wendung der Geschichte nicht ganz nachvollziehen können. In einem Moment realisiert der Erzähler, dass er Energie in sich hatte, in diesem Frühstücksraum und an den Satz denkt, dass der sich für seine Herkunft schämt.
Inwiefern ist das befreiend, solange man sich noch schämt? Oder konnte das Schämen überwunden werden, durch die Einsicht des Problems?