Achtsamkeit – Ihr bester Weg zu innerer Veränderung.

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Achtsamkeit / Methoden

achtsamkeitVon Moshe Feldenkrais stammt der Satz: „Nur wenn Du weißt was Du tust, kannst Du tun was Du willst.“

Das bedeutet, wenn wir etwas verändern wollen an unserem Verhalten, unserer Einstellung etc. müssen wir erst genau erforschen, wie wir dazu beitragen, dass dieses „Unerwünschte“ geschieht.

Wenn Sie also beispielsweise unter Stress dazu neigen, sich aufzuregen und laut zu werden, ist es notwendig, genauer zu verstehen, wie Sie sich eigentlich aufregen.

Das ist gar nicht so einfach, denn gemeinhin erleben wir nicht, dass wir uns aufregen, sondern dass uns etwas aufregt. Doch spätestens, wenn wir entdecken, dass die gleiche Situation unseren Partner/Freund/Kollegen nicht aufregt, wird deutlich, dass wir schon etwas dazu tun, dass wir uns aufregen.

Doch in der Regel verläuft das blitzschnell und außerhalb unseres Bewusstseins. Deshalb können wir nichts darüber sagen – und auch nichts daran ändern. Was uns unbewusst ist, kennen wir eben nicht.

Die meisten Menschen sind auch gar nicht gewohnt, ihrem Innenleben besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Viele Menschen ignorieren ihre Gefühle oder verdrängen sie durch Ablenkung.

Auch das Rationalisieren von Gefühlen („Aber das würde doch jeden aufregen, wenn jemand so daherredet“) ist sehr verbreitet. All das ist menschlich und verständlich, verhindert jedoch, den Ursachen von unbefriedigenden Situationen oder unangenehmen Gefühlen auf den Grund zu gehen und dadurch erst Veränderungsmöglichkeiten zu schaffen.

Wie findet man heraus, wie man ‚tickt‘?

Um genauer herauszufinden, was in uns abläuft, ist das Alltagsbewusstsein kaum geeignet. Dieser Bewusstseinszustand, in dem wir den Großteil des Tages verbringen, ist auf die Verarbeitung von Informationen, die außerhalb uns selbst sind, gerichtet.

Doch was unbewusst abläuft, passiert nicht da draußen, sondern in uns. Deshalb ist es notwendig, die Aufmerksamkeit nach innen zu richten. Wir müssen – statt äußerer Aufmerksamkeit – innere Achtsamkeit entwickeln.

Diese reflexive Beobachtung der eigenen gedanklichen und emotionalen Abläufe ist das wichtigste Werkzeug jeder tieferen persönlichen Veränderung.

Was genau ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist ein Prozess, bei dem die eigene Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment gerichtet ist.
Nicht verändernd, nicht erklärend, nicht wertend.
In der Achtsamkeit nimmt man etwas wahr, was und wie es gerade ist – nicht, was und wie etwas sein soll.

Persönliches Wachstum oder Veränderung kann ja nicht „gemacht“ werden, auch wenn sich dies viele Menschen wünschen und entsprechende Methoden oder Seminare solches auch vollmundig versprechen („In zwei Tagen … lernen.“)

Vielmehr geschieht Wachstum oft erst einmal auf der Basis, dass man etwas wahrnimmt, wie es gerade ist. (Deswegen ist ja auch der Rat: „Reg dich nicht so auf, nimm’s doch mal locker!“ selten ein gern gehörter Hinweis, den der Aufgeregte sofort aufgreift und umsetzt, sondern regt den Betreffenden noch mehr auf.)

Was bringt „innere Achtsamkeit“?

Achtsamkeit lässt Sie Ihren ‚inneren Autopiloten‘ kennenlernen.
Sie ermöglicht es, genau zu beobachten, wie Ihre Wahrnehmungen mittels Interpretationen und Bewertungen zu Reiz-Reaktions-Mustern werden, die Ihr tägliches Leben entscheidend bestimmen.

Mittels Achtsamkeit können Sie besser zwischen der Wahrnehmung eines Reizes (beispielsweise: Jemand erscheint nicht zur vereinbarten Uhrzeit) und Ihrer automatischen Reaktion (Verständnis zeigen oder ärgern) eine winzige Pause schieben, die Ihnen hilft, aus einem als ungünstig erlebten Verhaltensschema auszusteigen, indem Sie es erst einmal genauer erkennen und erforschen.

Achtsamkeit verringert Ihre Abhängigkeit von äußeren Gegebenheiten.

Angenehmes oder Unangenehmes entsteht nicht im Außen. Da draußen in der Realität gibt es nur Ereignisse und Situationen, die absolut neutral sind – mithin ’nichts‘ bedeuten.

Die Sonne scheint oder es regnet, eine Straße ist frei oder von Fahrzeugen verstopft, der Kollege verdient mehr oder auch weniger als Sie. Die Realität ist neutral. Nichts hat in der Realität eine Bedeutung. Es ist eben so.

Zu entdecken, dass Angenehmes wie Unangenehmes jedoch vorübergehende Phänomene sind, die wesentlich von der eigenen Wahrnehmung und Bewertung abhängen, kann eine enorm befreiende Erkenntnis sein.

Wie Sie den Regen oder den Sonnenschein erleben und bewerten, hängt ja entscheidend von Ihren Plänen und Erwartungen für den Tag ab – jedoch nicht vom Wetter!

Durch die genaue Beobachtung Ihrer inneren Welt mittels Achtsamkeit können Sie sich selbst bei der Erschaffung Ihrer persönlichen Wirklichkeit „zuschauen“.

Achtsamkeit entschleunigt.

tee-eingiessen-ori-small.jpgDie Zeit vergeht nicht. Vielmehr vergehen wir in der Zeit.

Achtsamkeitspraxis verhilft dazu, stärker in der Gegenwart zu leben, weniger Zeit mit dem Nachgrübeln über Vergangenes oder mit Träumereien über Erwünschtes und Zukünftiges zu verbringen.

Sie mindert auch das getriebene, zielorientierte Gehetztsein, unter dem viele Menschen leiden („Das Leben als eine Sammlung von To-do-Listen, die es abzuarbeiten gilt.“)und stellt dagegen, dass es auch ein gegenwärtiges Sein gibt, das nicht nur als Vorbereitung für Künftiges verstanden wird.

Achtsamkeit hilft, mit sich selbst in Kontakt zu kommen.
Dies bedeutet, im Hier und Jetzt zu verweilen – jenseits von Vorlieben, Erwartungen und Wünschen. Dabei hilft der innere Bobachterposten, auf dem Sie an Ihrem gegenwärtigen Erleben teilhaben – jedoch ohne identifiziert zu sein.Dies geschieht durch zwei heilsame Aspekte, die mit der Achtsamkeit verknüpft sind:

  • Desidentifikation
    Wenn Sie Ihre Gefühle und Gedanken wahrnehmen können (was zu Beginn nicht so leicht ist), entsteht zwischen dem Beobachteten und Ihnen als Beobachter ein kleiner Abstand.
    Je mehr Sie lernen, diese innere Beobachterposition willentlich einzunehmen, umso stärker wächst Ihre Fähigkeit, von schwierigen Zuständen innerlich zurücktreten zu können. Wer das nicht kann, erlebt dagegen häufig, dass er von dem Ereignis (da draußen) und seinen eigenen Gefühlen überflutet wird.
  • Depolarisation
    In der Realität ist alles neutral, doch wir können eine Sache von verschiedenen Perspektiven sehen. Jede Handlung hat Vor- und Nachteile. Doch im Kontakt mit anderen- und auch in uns selbst – polarisieren sich oft die Sichtweisen.Achtsamkeit hilft, die Fixierung auf einen Pol zu lockern, indem man auch den anderen Pol bemerkt. Es entsteht Raum – und die Freiheit zu wählen.

Achtsamkeit stärkt Ihre Selbstverantwortlichkeit.
Wenn Sie beispielsweise am Ende des Tages bestimmte Situationen noch einmal Revue passieren lassen, können Sie – aus dem zeitlichen Abstand heraus – besser untersuchen, wie streng Sie vielleicht bei einem Missgeschick mit sich umgehen. („Typisch – zwei linke Hände!“).

Durch das ruhige Erforschen fällt Ihnen vielleicht auch ein, woher dieses Urteil ursprünglich stammt. Denn oft verinnerlichen wir Aussagen aus früheren Beziehungserfahrungen – meist aus der Kindheit – und sie erscheinen uns als ‚Wahrheit‘ über uns selbst.

In der Achtsamkeit können Sie diesen unbewussten Prozess genau verfolgen und zwischen Ihrem Verhalten und dem automatischen Verurteilen eine kleine Pause schalten. So kann Freiraum entstehen für eine freundlichere Haltung zu sich selbst.

Achtsamkeit verbessert das Führen von Menschen
Wie wir andere Menschen führen, wird zu einem großen Teil davon beeinflusst, wie wir uns selbst führen. Insofern schult Achtsamkeit auf der einen Seite unser Bewusstsein und lässt uns mehr Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz entwickeln.

Auf der anderen Seite unterstützt es alle, die andere Menschen führen wollen (Führungskräfte, Lehrer, Mütter, Väter) in bestimmten Situationen, bewusster, aufmerksamer und konzentrierter zu sein.

Mit der Zeit vertiefen sich wichtige Eigenschaften wie

  •   sich nicht an Meinungen und Überzeugungen zu klammern,
  •   Wertungen zurückzustellen, Vorurteile zu erkennen und loszulassen,
  •   Emotionen wahrzunehmen ohne davon überwältigt zu werden,
  •   sich selbst und anderen gelassener und wertschätzender zu begegnen.

Ganz konkret hilft Achtsamkeit bei der Vor- und Nachbereitung von wichtigen Ereignissen wie Vorträgen, Präsentationen usw. damit Sie nicht nur erfahren, wie Sie ‚außen‘ angekommen sind, sondern auch was bei Ihnen ‚innen‘ angekommen ist.
Insgesamt vertieft es Ihre Fähigkeit, wirklich am Leben teilzunehmen anstatt nur zu erleben, dass das Leben ‚passiert‘.

Aus all diesen Gründen ist das Kennenlernen von ‚Achtsamkeit‘ und die praktische Anwendung in der persönlichen Veränderungsarbeit integraler Bestandteil all meiner Persönlichkeitsseminare.

Und wie lernt man Achtsamkeit?

Dazu finden Sie hier Anleitungen von unterschiedlicher Länge. (Bitte nicht im Auto oder bei Tätigkeit anhören, wo Ihre äußere Aufmerksamkeit erforderlich ist.)

5-Minuten-Achtsamkeit

Diese Anleitung können Sie sich hier als Podcast anhören oder auch hier herunterladen.

Alltagsbewusstsein und Innere Achtsamkeit

Diese Anleitung können Sie sich hier als Podcast anhören oder auch hier herunterladen.

Und hier als Video:

httpv://www.youtube.com/watch?v=1IQA_IRZNPE

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Foto: © – Fotolia.com, istock.com

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.