Frauen wollen Männer. Keine Muttersöhne. Keine Prinzen.

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Partnerschaft

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Im Auftrag der Zeitschrift der Zeitschrift YOUNG aus dem Burda-Verlag hat das Gevis-Institut 1054 Männer zwischen 24 und 35 Jahren in einer Umfrage erforscht was für sie bei einer Frau am wichtigsten ist. Die Ergebnisse sind bestürzend aufschlussreich:

  • Für 98 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass ihre Liebste immer für sie da ist und zuhören kann.
  • 97 Prozent brauchen das Gefühl, von einer Frau ernst genommen zu werden.
  • 90 Prozent wünschen sich eine ausgeglichene, fröhliche Partnerin an ihrer Seite.
  • 81 Prozent legen Wert darauf, von ihr verwöhnt zu werden – zum Beispiel mit kleinen Überraschungen.
  • 97 Prozent können Zickigkeit und Launen ihrer Partnerin nicht ausstehen.

Wenn ich diese Ergebnisse lese, klingen diese Wünsche und Erwartungen einerseits verständlich und nachvollziehbar. Andererseits – welche Frau ist so oder möchte immer so sein.

 

Es gibt eigentlich nur eine Frau, die so sein kann: eine gute Mutter!

 

Die obigen Ergebnisse stellen aus meiner Sicht eine idealisierte Erwartung an eine Partnerin, die von einem ebenfalls idealisierenden Mutterbild geprägt ist. Aber kaum eine reale, erwachsene Frau, die tagsüber ihrem Beruf nachgeht oder Kinder großzieht oder beides, hat doch abends noch die Kraft – und die Lust – ihrem Liebsten immer zuzuhören, nur fröhlich (und nicht launisch) zu sein und ihn mit kleinen Überraschungen zu verwöhnen. (Man stelle sich dieselbe Untersuchung mal umgekehrt vor. Als Aufzählung, was Frauen sich von ihrem Partner wünschen.)

Doch woher kommt diese Erwartung der Männer?
Genauer gesagt, es sind nicht die Erwartungen eines Mannes, sondern eines „Prinzen“ oder eines „Muttersohns“.

„Doch wann wird ein Mann ein Mann?“ fragte schon Herbert Grönemeyer.

Zum Mann-Werden gehört eben mehr, als den frauenfürchtenden Macho (der ja auch ein Muttersohn ist, wie man in Mafia-Filmen sehen kann) oder den Frauenversteher-Softie zu spielen.

Eine gute Antwort gibt Robert Bly in seinem Buch „Eisenhans“, das auf dem gleichnamigen Grimmschen Märchen basiert. Er schildert einfühlsam-plastisch und tiefenpsychologisch fundiert, welchen Herausforderungen sich ein Mann stellen muss, um erwachsen und selbst-bewusst zu werden.

So muss in diesem Märchen der Königssohn den “wilden Mann” Eisenhans befreien. Ein Monster, das mit seiner Männlichkeit und Aggression die bestehende Ordnung gefährdet. Der Eisenhans ist in einem Käfig gefangen. Der junge Königssohn muss den Schlüssel zum Käfig unter dem Kopfkissen seiner Mutter (!) stehlen, um dann gemeinsam mit dem wilden Mann das Schloss und die Sicherheit seiner Eltern zu verlassen.
Im weiteren Verlauf stellt der wilde Mann Eisenhans dem behüteten Königssohn verschiedene Aufgaben. Dieser scheitert an diesen Aufgaben. Doch er wird zum Mann, weil er sich diesen Aufgaben und Herausforderungen gestellt hat.

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Wie wird man zum Muttersohn-Prinzen?
Vor allem durch die Abwesenheit des Vaters. Dies kann das physische Fehlen sein, weil der Vater schon früh sich aus dem Staub machte oder eine Trennung erfolgte. Oder der Vater außer seiner Arbeit und seinen Hobbys nichts kannte.

Die Folge ist oft, dass die Mütter den Sohn zu ihrem zu ihrem Vertrauten und Partner-ersatz macht.

Der Sohn hat dann die Aufgabe, die Mutter über ihre Stimmungen und Enttäuschungen hinweg zu trösten. Ein solches allzu vertrautes Verhältnis wertet den Sohn natürlich ungemein auf, doch sind die Folgen meist immer negativ. Vertraut sich die Mutter dem Sohn an, verkehren sich die Rollen. Das Kind wird „parentifiziert“ und fühlt sich unangemessen überlegen – und ist letztlich emotional überfordert.

Ähnlich schwierig wird es, wenn die Mutter den Vater sexuell betrügt und der Sohn davon erfährt oder sie ihn einweiht. Dies bedeutet für den Sohn meist einen schwierigen Loyalitätskonflikt, in dem er nur verlieren kann. Wenn der Sohn zu nahe an die Mutter rückt – oder sie ihn an sich zieht – „zahlt“ er in der Folge meist mit seiner Männlichkeit, d.h. seiner männlichen Identität.

Ein Ausweg aus diesem inneren Konflikt ist dann oft der Drang, als Erwachsener noch etwas beweisen zu müssen.
Siehe meinen Blog-Beitrag dazu.

Bei den Naturvölkern, die einen noch ideologiefreien Umgang mit diesem Thema haben, gibt es ja auch Initiationsriten, welche die Jungen zu Beginn der Pubertät aus dem „Mutterhaus“ rauben und gemeinsam mit anderen Männern in den Wald bringen und dort Mutproben von ihnen verlangen.

Die Aufgabe der Väter bei uns ist es, sich einzumischen und die Erziehung nicht allein der Frau zu überlassen.
Das heißt konkret, zu schulischen oder persönlichen Themen Stellung zu beziehen (statt sich rauszuhalten). Vom Sohn Respekt einzufordern, wenn er sich der Mutter gegenüber zu frech oder anmassend verhält. Aber auch deutlich zu machen, wer der Mann im Haus ist, wenn Mutter und Sohn eine zu große emotionale Liaison eingehen.

Doch damit ein Mann dieser Vaterrolle gerecht werden kann, muss er selbst ein Mann sein, der sich gegenüber der eigenen Mutter gut abgelöst hat. Wer als Mann diese schwierige Aufgabe nicht meistert (dazu ist es nie zu spät!), hat gute Chancen, als Muttersohn oder als Prinz zu leben. Damit meine ich Eigenschaften wie

  • übertriebene Selbstbezogenheit,
  • unersättliches Bedürfnis nach Anerkennung
  • zuweilen auch eine ungezügelte Aggression (hierzu ein interessanter Artikel)
  • Unselbständigkeit in haushaltspraktischen Fragen

Das Thema ist zu vielschichtig, um es in einem Blog-Beitrag umfassender darzustellen. Es ist andererseits so häufig und begegnet mir so oft in meinen Persönlichkeitsseminaren und Coachings, so dass ich hier einige Denkanstöße geben will.

Passend zum Thema fand ich eine
Seminarausschreibung für ein Männerseminar
bei H.G. Lauer:


Modul I: (obligatorisch)

  1. Lernen ohne Mutter zu leben (2000 Std.)
  2. Die eigene Frau ist NICHT die eigene Mutter (350 Std.)
  3. Verstehen, dass Fußball nichts anderes als eine Sportart ist (500 Std.)


Modul II: Leben zu zweit

  1. Kinder haben, ohne eifersüchtig zu werden (50 Std.)
  2. Ihre Freunde akzeptieren (500 Std.)
  3. Lernen mit einer Fernsteuerung umzugehen (550 Std.)
  4. Urinieren = eine Kunst??? Praktische Übungen mit Videoaufnahmen (100 Std.)
  5. Die Frau befriedigen, bevor sie mit dem Vorspiel beginnt (1500 Std.)
  6. Wie erreiche ich den Wäschekorb, ohne mich dabei zu verlaufen (500 Std.)
  7. Die Erkältung des Mannes bringt ihn nicht um (25 Std.)
  8. Treue = nicht nur ein Wort (1900 Std.)
  9. Blumen und Schmuck schenken, auch nach der Hochzeit (1000 Gründe)


Modul III: Freizeit

  1. Ablauf: wie gelangen die Kleider von der Waschmaschine in den Schrank?
  2. Bügeln – praktische Übungen
  3. Wie bringe ich den Abfall raus?
  4. Div. Hausarbeiten


Modul IV: Kochkurs

  1. Anfänger: Herd *ON – *OFF
  2. Fortgeschrittene: Wie koche ich Wasser?

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Danke für Ihr Interesse.

 

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

11 Kommentare

  1. Birgit sagt

    Furchtbar diese klammernden und selbstwertlosen Mütter, die ihren Sohn nicht loslassen, ihn ständig verwöhnen, mit Lob überschütten und ihm andauernd einflüstern wie toll und einzigartig er sei. Diese armen Männer sind später nur zu bemitleiden, da sie keine echte Liebesbeziehung mit Frauen eingehen können, Frauen in Wirklichkeit verachten und einsam in ihrer narzisstischen Burg hausen, in die keine Frau jemals eindringen kann, ausser die eigene Mutter. Das Beste wäre, diese Sorte Mann heiratet einfach die eigene Mutter und lässt die Frauenwelt in Ruhe. Die Mutter kann dann ihren Liebling weiter bis zum Tode verwöhnen und er muss nicht erwachsen werden…

  2. Haha, bei dieser köstlichen Seminarausschreibung musste ich doch laut kichern, am türkischen Strand sitzend. Auch wenn der Beitrag ansonsten „ernst“ und interessant ist. Aber Humor hilft sowieso sehr bei Erkenntnis und Veränderung. 🙂

    Sonnige Grüße
    Zamyat

  3. Toni sagt

    Lieber Herr Kopp-Wichmann,

    vielen Dank für diese Einsichten. Aber bitte lassen Sie uns „väterlose“ Männer doch nicht so alleine und schildern Sie uns Wege uns auch noch im Erwachsenenalter psychologisch von unserer Mutter zu lösen.

  4. Graf Zahl sagt

    Durchaus, denn machen sich beide Parteien Gedanken um etwas, dann besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass es zum Erfolg kommt; es kann auch sehr motivierend sein, wenn man darüber miteinander spricht bzw. dies unterstützt.

  5. tina sagt

    Hallo! Also ich habe so einen Mann zuhause und würde ihn gerne auf diesen Kurs schicken 😉 lg Tina

  6. Marianne sagt

    ich glaube, dass die Module III + IV letztlich witzig aber unerheblich sind ( daher auch keine Stundenangaben ). Modul I + II treffen den traurigen Kern vieler Männer- und damit Ehefrauenschicksale.

    Leider gehört da aber eine Mutter dazu. Also schlage ich vor, auch “ Mütter-von-Sohn-Seminare “ anzubieten, das wäre vielleicht noch fruchtbarer ?

  7. latita sagt

    Nein (glücklicherweise?) nicht. In meinem Umfeld habe ich größtenteils mit Studenten zu tun und selbst wenn einige noch sehr von ihrer Mutter vereinnahmt werden, sind sie in der Woche gezwungen für sich allein zu sorgen.

    Ach doch, einen kenne/kannte ich, aber dem ich wohl nicht zu helfen. Denn wie Sie ja in einem frühere Artikel erwähnten, kann man Hilfe nur geben, wenn der andere wirklich ein Hilfesuchender ist: sich seiner Probleme bewusst und für Lösungen zungänglich.

  8. rkwichmann sagt

    Hallo Latita,
    noch gibt es diesen Kurs nicht. Aber kennen Sie keine Männer, die dafür geeignet wären?

  9. latita sagt

    Wird dieser Kurs tatsächlich angeboten? Wird dieser Kurs tatsächlich von Männern besucht?

    Ich als Frau könnte mich gerade über den Stundenplan nur wegkugeln. 😀
    Wenn es tatsächlich großen Bedarf an solchen Kursen gibt, sollte man sich als Frau und Mutter tiefgehende Gedanken machen

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