Wie kann man Ängste überwinden?

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BESSER VERSTEHEN

ängste überwinden, kopp-wichmann,

Die zehn häufigsten Ängste von Menschen sind nach diversen Studien:

  1. Flugangst
  2. Redeangst
  3. Höhenangst
  4. Angst vor Dunkelheit
  5. Angst vor Nähe
  6. Angst vor dem Tod
  7. Versagensangst
  8. Angst vor Ablehnung
  9. Angst vor Spinnen
  10. Angst vor Bindung

Vermutlich haben Sie mindestens eine Angst in der Aufzählung entdeckt, die Sie auch bisweilen beschäftigt oder bedrängt. Das Tückische an den obigen Ängsten ist ja, dass man verstandesmäßig weiß, dass das vielleicht unangenehm sein kann. Aber nicht wirklich schlimm oder gar lebensbedrohend.

Doch wir handeln nicht nach dem Verstand, sondern werden von diffusen Gefühlen gepackt und sind rationalen Argumenten nicht aufgeschlossen: „Ja, ich weiß, dass es Blödsinn ist, davor Angst zu haben – aber ich hab sie trotzdem.“

Doch was kann man dann gegen Ängste tun? Und vor allem, wie kriegen wir eigentlich Angst? Oder noch besser gefragt: Wie machen wir uns Angst?


 

„Erkenne Dich selbst“ lautete die Aufforderung über dem griechischen Orakel in Delphi.

In den meisten Religionen und vielen philosophischen Schulen ist das der Inhalt. Sich klar zu werden über seine Motivationen, seine Absichten und Handlungen. Doch geht das überhaupt? Können wir uns selbst erkennen? Ist das nicht unmöglich, so wie auch das Auge sich nicht selbst sehen kann.

Wer immer sich die Fragen stellte:

  • Wer bin ich?
  • Warum mache ich die Dinge, die ich tue?
  • Wie kann ich diese Angst loslassen?

wird erleben, dass dazu im Geist eine Menge Erklärungen, Theorien, Informationsschnipsel etc. auftauchen. Doch welche der „Antworten“ ist nun richtig?

Das meiste, was Sie über sich wissen, glauben Sie nur.

  • Dass die Amerikaner damals auf dem Mond waren, glauben Sie nur. Und wenn Sie ein Verschwörungstheoretiker sind, glauben Sie es nicht.
  • Dass Zucker, Fleisch, Alkohol, Zigaretten etc. schlecht für Ihr Gesundheit sind, glauben Sie nur. Wenn Sie diese Dinge gern zu sich nehmen, glauben Sie es nicht.
  • Ob Sie erfolgreich, liebenswert oder im Gegensatz ein Verlierer oder die Pest sind, glauben Sie nur – Sie wissen es nicht.

Aber weil wir nicht dauernd sagen können „Weiß ich nicht!“, müssen wir also dauernd etwas glauben.
Aber was sollen wir glauben?

Zahlreiche psychologische Studien zeigen, wie entscheidend es ist, was wir über uns selbst glauben.

  • Menschen, die sich für klug halten, schneiden in Prüfungen besser ab. Auch wenn sie sich überschätzen und das gar nicht stimmt.
  • Menschen, die glauben, dass sie gerade ein starkes Schmerzmittel bekommen, haben weniger Schmerzen – auch wenn es ein Placebo ist.
  • Menschen, die glauben, weniger Schlaf zu brauchen, bringen tatsächlich bessere Leistungen mit weniger Schlaf.

Was Sie über sich glauben, hat enormen Einfluss auf das, was Sie erleben.

Und was hat das jetzt mit dem Zen-Lehrer zu tun?

The theory of the two minds.

So nannte der Zen-Meister, den ich 1979 in einem buddhistischen Kloster in Südfrankreich, kennenlernte, diesen Ansatz. In einem Workshop mit etwa 45 Teilnehmern sagte er:

  • „Schließen sie Ihre Augen.
    Und denken Sie für dreißig Sekunden an – nichts.
    Bereit?
    Ab jetzt.(Sie können das hier beim Lesen gleich mitmachen.)
  • „Das war nicht einfach, stimmt’s?
    Alle möglichen Gedanken, Bilder und Gefühle kamen hoch. Das ist normal. Versuchen Sie, sie zu beobachten – und lassen Sie sie dann los. Versuchen Sie das für eine Minute.(Sie können das hier beim Lesen auch gleich wieder mitmachen.)
  • „Was waren Ihre Gedanken?
    Vielleicht haben Sie an das bevorstehende Mittagessen gedacht. Oder dass es ziemlich kalt und zugig hier in der Halle ist. Oder dass Ihr Sitznachbar ziemlich laut atmet.
    Vermutlich konnten Sie Ihren Gedanken eine Weile folgen, aber dann driftete Ihr Denken irgendwohin ab.
    Sie haben versucht, Ihren Geist für 30 Sekunden abzustellen – aber es ging nicht.
    Das ist der „Affengeist“. Ein endloses Strömen von Geschwätz, das den ganzen Tag in Ihnen abläuft.“

Viele östlichen Meditationsschulen lehren, diese Quatschbox des Geistes zu beruhigen und dahin zu kommen, dass die Gedanken mit der Zeit weniger werden. Bei mir hat das nie so richtig funktioniert und wenn ich herumhörte bei anderen, berichteten die, die ehrlich waren, dasselbe.

Und jetzt kommt wieder der Zen-Lehrer ins Spiel. Denn er sagte damals:

  • „Wenn Sie Ihre Augen schließen und versuchen, Ihre Gedanken loszulassen, dann denkt Ihr Geist ja trotzdem.
    Offensichtlich denkt Ihr Geist (mind).(Und jetzt kommt’s!)
    Aber wenn Ihr Geist denkt – wer ist dann derjenige, der Ihren Geist beobachtet, dass er denkt?“

Rummms!
Es fing wirklich ein Ruck durch mich durch. So sehr traf mich diese Erkenntnis. Ich hatte so etwas vor Jahren schon mal bei Krishnamurti gelesen aber nicht so richtig verstanden. Aber jetzt war die Erkenntnis direkt vor mir!

Wenn mein Geist sich damit beschäftigt, was ich heute zu Mittag essen werde, wer oder was ist es dann, der den Geist beobachtet, wie er sich über das Mittagessen Gedanken macht?

Es ist mein Geist (mind), der meinen Geist beobachtet.

Im Zen unterscheidet man deshalb den „denkenden Geist“ und den „beobachtenden Geist“. Das ist die Theorie „of the two minds“. (Ins Deutsche übersetzt klingt das komisch.)

Auch im Buddhismus ist das ein verbreitetes Konzept und neuere Therapieschulen wie die Akzeptanz- und Commitmenttherapie benutzen dieses Konzept, weil es eine Menge unserer täglichen Problem beheben kann.

ängste überwinden, kopp-wichmann,

Den denkenden Verstand können Sie nicht kontrollieren.

Das ist die ganze Crux. Ich will Ihnen das beweisen.
Hierzu eine kleine Aufgabe.

Denken Sie jetzt nicht an ein blaues Krokodil mit einem gelben Regenschirm im Maul.
Denken Sie die nächsten zwei Absätze nicht an dieses blaue Krokodil. 

Was gerade in Ihnen passierte: Ihr beobachtender Verstand nahm Ihren denkenden Verstand wahr, wie er sich mit dem blauen Krokodil beschäftigte, obwohl er das nicht tun sollte. Und das passiert den ganzen Tag, denn der denkende Verstand steht kaum jemals still. Hat zu allem und jedem einen Einfall, eine Erinnerung, eine Meinung …

Und dasselbe passierte mit unseren Gefühlen. Die Gefühle, auch die negativen, sind eigentlich nicht schlimm. Aber wir leiden daran, dass wir anscheinend nichts dagegen tun  können, in diese negativen Gefühle hineingezogen zu werden.

Und hier hilft uns die „theory of the two minds“.

Den meisten psychologischen und emotionalen Stress erleben wir,
weil unser denkender Verstand und der beobachtende Verstand
verschmelzen
und wir nicht den Unterschied mehr feststellen können.

Das hat weitreichende Konsequenzen.

Immer wieder werde ich in meinen Persönlichkeitsseminare oder Coachings gefragt:

  • „Wie schaffe ich es, nicht mehr eifersüchtig zu sein?“
  • „Wie kann ich meine Angst, verlassen werden, überwinden?“
  • „Warum bin ich vor Vorträgen so wahnsinnig nervös?“
  • „Wie kann ich aufhören, mich immer so abzuwerten?“

Meine ernüchternde Antwort: „Das können Sie nicht. Sie können Ihren denkenden verstand nicht kontrollieren. Ihre Gefühle tauchen einfach auf und sie tun das immer wieder.“

Der Trick ist: sich nicht mit den Emotionen zu identifizieren, wenn Sie auftauchen.

Der Zen-Lehrer sagte: „Probieren Sie aus, statt ‚Ich bin ärgerlich‘ zu sagen: ‚Ich fühle Ärger‘.
Statt zu sagen „Ich bin wahsinnig nervös“, sagen Sie zu sich: ‚Ich fühle eine starke Nervosität in mir'“
Statt „Ich bin eifersüchtig“ sagen Sie „Ich fühle Eifersucht.“

Sprachlich ist der Unterschied in der Formulierung gering. Aber in Ihrem Gefühlsleben kann sich das sehr positiv auswirken. Denn in diesem Moment beobachten Sie Ihren Ärger und verschmelzen nicht damit.


Gefühle können Sie nicht wählen – nur Ihr Verhalten.

Das ist die wichtigste Konsequenz aus der „theory of two minds“: Sie können nicht wählen, ob Sie ein Gefühl haben wollen oder nicht. Das Gefühl kommt einfach. Was Sie wählen können, ist Ihr Verhalten dazu.

„Haben Sie keine Angst vor Krankheit oder vorm Sterben?“, fragte mich vor einiger Zeit jemand.

Aber natürlich habe ich davor Angst, genauso wie jeder andere Mensch auch. Aber ich versuche, mich nicht damit zu identifizieren. Ich akzeptiere die Angst – und gehe trotzdem voran.

Wenn ich mir über etwas Sorgen mache, akzeptiere ich das und handle trotzdem. Das geht mal besser, mal schlechter.

Dieses Vorgehen ist auch deshalb vernünftig, weil man gegen negative Gefühle nicht gewinnen kann. Sie sind immer stärker. Auch wenn man sich ablenkt oder sie zu verdrängen sucht – spätestens am anderen Morgen beim Aufwachen sind sie wieder da. Und die zu lange Beschäftigung damit oder der Versuch, das Gefühl loszulassen, macht es nur noch stärker.

Je mehr Sie sich auf ein Gefühl fokussieren, umso stärker wird es.

Der Trick besteht darin, das negative Gefühl anzunehmen und dann loszulassen. Das ist eine Fähigkeit, die man trainieren kann.
Hier zwei Anregungen, wie Sie die beiden „minds“ unterscheiden können und Ihr Verhalten kontrollieren trotz Ihrer Gedanken und Gefühle:

  1. Wenn Sie ein starkes Gefühl oder einen Gedanken beobachten, desidentifizieren Sie sich davon:

    Also: „Der Kunde ist nicht unverschämt. Aber ich habe den Gedanken, dass der Kunde unverschämt ist.“
    „Ich habe nicht versagt, wenn ich einen Fehler mache. Aber ich fühle Versagensangst, wenn ich einen Fehler mache.“Die Desidentifikation impliziert, dass Gefühle nicht Tatsachen sind, sondern vorübergehende Zustände. Sie hält Sie auch dazu an, die Verantwortung für Ihr Gefühl und Ihre Handlungen zu übernehmen. Gefühle sind niemandes Schuld, sie sind einfach da.
  2. Bedanken Sie ich bei ihrem denkenden Verstand für die negativen Gefühle und Gedanken.
    Ich weiß, das klingt ziemlich schräg, wirkt aber. Es ist auch eine Technik aus der Akzeptanz- und Commitmenttherapie.
    Denn das Danken zwingt Sie dazu, die negativen Gedanken zu akzeptieren statt gegen sie zu anzukämpfen.
    Also zum Beispiel so:“
    „Danke, denkender Verstand, für die Aufregung vor meinem nächsten Vortrag. Ich werde mich noch besser vorbereiten.“
    „Danke, denkender Verstand, für die Angst vor Krankheiten. Ich schätze sehr, dass Du Dich so um meine Gesundheit sorgst.“Ja, ich fand das anfangs auch ziemlich seltsam, mich für negative Gedanken und Gefühle zu bedanken.
    Das lässt sich besser verstehen, wenn man annimmt, dass die negativen Gedanken von einem inneren Anteil kommen, der eine gute Absicht hat, wie ich in diesem Artikel genauer beschrieben habe.Doch wenn Sie es ausprobieren, werden Sie feststellen, dass Ihre Dankbarkeit die Macht der negativen Gefühle reduziert und Sie dazu motiviert, trotzdem zu handeln.

 

Ängste zu überwinden ist nicht einfach.

Weil die meisten Ängste existenzielle Ängste auslösen. Auch wenn wir wissen, dass Fliegen statistisch gesehen, die sicherste Art der Fortbewegung ist, hilft das dem Menschen mit Flugangst nichts. Auch der Spinnenphobiker weiß, dass er mit einer Zeitung den schrecklichen Feind töten könnte – aber die Angst ist oft stärker.

Auch die Menschen hier in China wissen, dass die Glasbrücke die höchsten Sicherheitsstandards erfüllt, aber schauen Sie, was das vielen Menschen nützt:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=49NrnzxiZ3U

Auch hier sind es vor allem die Gedanken, die die Angst erzeugen. Die reale körperliche Erfahrung zeigt ja, dass das extradicke Sicherheitsglas hält, aber man weiß ja nie …

Am besten, Sie probieren es einfach mal aus.

Wenn Sie das nächste Mal vor etwas Angst haben, probieren Sie die im Artikel vorgestellten Methoden:

  • Beobachten Sie die angstvollen Gedanken und machen Sie sich klar, dass es „nur“ Gedanken sind.
  • Sagen Sie zu sich: „Ein Teil von mir hat Angst – und ein anderer Teil von mir weiß …“
  • Sagen Sie zu sich: „Ich fühle Angst.“
  • Bedanken Sie sich bei Ihrer Angst und überlegen Sie, was sie Ihnen zeigen will

 

kommentarWie gehen Sie mit Ihren Ängsten um?

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

16 Kommentare

  1. Lieber Herr Kopp-Wichmann,

    ich habe vor vielen Jahren ein Interview mit ihnen gelesen. Da ging es um Veränderungsresistenz. Die letzten Jahre hat mich Ihr Hinweis geprägt, dass es nichts bringt, Veränderungen von außen zu erwarten. Manchmal kann ein kleiner Satz viel bewirken. Bei mir war das der Fall und ich möchte einfach „danke“ sagen.

    Beste Grüße.

    Sebastian Kraemer

  2. Matthias sagt

    Hallo,

    super Artikel. Leuchtet noch einmal schön diese verschwungenen Gedankengänge aus.

    Auch schön, das Video von der Glasbrücke. Verdeutlicht den Text noch mal sehr gut.

    Auch mit den Übungen kann ich mich dieser existentiellen Angst direkt in dem Moment nur schwer entziehen. Da hilft nur: Aus der Situation raus und das nächste Mal etwas langsamer ran tasten. So komme ich sehr gut voran.

    Danke + Grüße

  3. Joh Bruns sagt

    Sich dieser Gefühle zunächst bewusst zu werden, ist unglaublich sinnvoll. Alleine dadurch werden viele solcher Ängste automatisch aufgelöst.

  4. Thomas sagt

    Ich könnte den ganzen Tag über solche Themen lesen. Immer wieder lerne ich auf den verschiedensten Blogs so viel dazu, obwohl ich schon tief in dem Thema bin. Danke dafür. Ich empfinde extreme Dankbarkeit für diesen Blogpost!

    Der Blogbeitrag erinnert mich sehr an ein Zitat aus dem Buch von Eckhart Tolle.
    Du bist nicht deine Lebensumstände. Du bist Leben.
    Jeder Durchbruch beginnt mit der Änderung eines Glaubensansatzes.
    Glaubensansätze sind wirklich die Kapitäne unserer Taten. Einmal angenommen hinterfragen wir sie nicht und handeln ohne zu denken.

    Big Love

    Thomas

    http://www.thomascosic.com

  5. Daniel sagt

    Ich meditiere schon seit ein paar Jahren aber trotzdem falle ich immer wieder darauf rein, wenn mein denkender Verstand bewertet und ich ihm „glaube“. Der Artikel hat mir das mal wieder ins Bewusstsein gerufen. Vielen Dank dafür.

    Da fragt man sich doch auch wo die Gedanken herkommen, wenn wir sie beobachten können? Sind die alle da in unserem Gehirn, seit unser Geburt? Es hat ja noch niemand einen gesehen. Ich finde die Idee des ultimativen Bewusstseins interessant. Demnach gibt es nur ein Bewusstsein, dass alle Menschen nutzen. Von dort kommt alles was Menschen je gedacht haben oder jemals denken werden. Jeder Mensch kann die positiven Dinge daraus nutzen, wenn sein Verstand auf die richtige Frequenz eingestellt ist. Wenn man negative Gedanken hat, dann deshalb, weil man darauf programmiert ist.

  6. Sehr geehrter Herr Kopp-Wichmann,

    ich komme heute zum ersten Mal auf Ihren interessanten Coaching-Blog, ein Thema mit dem ich mich bisher nicht beschäftigt hatte.
    Ihren Artikel über den beobachtenden Verstand finde ich sehr interessant, da auch ich dieses Tool in meinen Coachings seit langem nutze und mich Ihre ausführliche Darlegung darüber anspricht.

    In den von Ihnen erwähnten Fragen von Coachees:

    „Wie schaffe ich es, nicht mehr eifersüchtig zu sein?“
    „Wie kann ich meine Angst, verlassen werden, überwinden?“
    „Warum bin ich vor Vorträgen so wahnsinnig nervös?“
    „Wie kann ich aufhören, mich immer so abzuwerten?“

    konnte ich jedoch noch andere Erfahrungen sammeln, die über ein Aktzeptieren und Beobachten hinausgehen.

    Ich spreche von der Möglichkeit, mit jeder einzelnen dieser Fragen tiefer zu gehen, die Ursachen zu finden und zu lösen. Aus einer ehemaligen Verletzung kann so neues Bewusst Sein und neues Erleben entstehen….

    Es bleibt dann jedem selbst überlassen, ob er tiefer gehen möchte oder nicht….
    Die Wahl welcher Weg für mich ist, ist dabei vollkommen gleichwertig und wertfrei.

    Vielen Dank Ihnen für die Möglichkeit, mich hierzu äussern zu können!

    Herzliche Grüße

    Angelika Kalenda
    CoreCoaching Inner Resources

  7. Hallo,
    das freut mich, dass Ihnen der Artikel gefällt. Leider braucht man meist ziemlich Geduld, um auf diesem Weg, die aufkommenden Ängste immer wieder in Schach zu halten. Aber es lohnt sich.

  8. Tinka82 sagt

    Hallo,
    ich habe gerade diesen Beitrag gelesen und muss sagen, dass ich es toll finde wie sie über ihre Erfahrungen und die damit verbundenen Therapie Möglichkeiten berichten! Es tut gut klare Worte und hilfreiche Vorschläge vorzufinden, denn ich leide z. B. an sehr starken negativen Denkmustern, die sich durch meine Ehekrise noch verstärkt haben.
    Verlustangst, Todesangst, Spinnenangst, auch Panikattacken spielen seit meiner Jugend eine viel zu große Rolle in meinem Leben…
    Aber ich suche immer wieder selbst nach Möglichkeiten dagegen anzukämpfen und stärker zu werden.
    Dabei hilft mir Ihre Seite sehr und eröffnet mir Möglichkeiten an mir selbst zu arbeiten.

  9. Liebe Frau Ast,
    danke für Ihren langen und persönlichen Kommentar zu dem Thema.
    Es stimmt, dauernd in sich hineinzuhorchen und der Angst zu großen Raum zu geben, ist oft kontraproduktiv.
    „Ablenkung“ ist da oft hilfreich. Egal ob man jetzt meditiert, joggt oder einfach spazieren geht und versucht, all das mal auszusprechen, was man gerade sieht und erlebt (empfehle ich oft meinen Klienten).
    Aber viele Ängste speisen sich auch aus dunklen, unbewussten Quellen, wo das dann oft nicht hilft. Da ist es gut, sich mit professioneller Hilfe in die Tiefe zu begeben und die Ursache der Angst auf die Spur zu bekommen.
    Sehr oft ist es eine Trennungsangst, die durch eine reale Trennung (Krankenhaus, Kinderheim etc.) in ganz jungen Jahren entstanden ist.
    Manchmal sind es auch Schuldgefühle, wenn es einem vermeintlich zu gut geht.

  10. Ich setzte mich grad selbst mit dem Thema Angstbewältigung auseinander, gezwungenermaßen, nachdem mir „einfach so“ die Beine wegsackten und mir darob die Panikattacken heimsuchten, um schließlich zu erkennen, dass viele, wenn nicht alle meiner jahrzehntelangen körperlichen Symptome auf einer nicht erkannten generalisierten Angststörung beruhen.

    Rückblickend erkenne ich: Diese meine Angst ist eine sehr alte und schon mein Coach-werden und selbst die Beschäftigung mit Philosophie nichts anderes waren, als mein Versuch, die – unbewussten – Ängste zu bewälten, mal eben mit Handeln, mal mit Denken. Warum ich damit grandios scheitern musste? Sie beschreiben es ja sehr gut: Weil existenzielle Ängste im Uralt-Hirnstamm verortet sind – und dem kann mensch nicht mit Kopf-Wissen/Vernunft beikommen.

    Was ich mittlerweile vollkommen kontraproduktiv empfinde, ist die Benutzung des Wortes „fühlen“ im Zusammenhang mit Angst. Ich lerne in einer Körpertherapie genau was anderes: zwischen FÜHLEN = sofortiger Bewertung = Uah, Angst…! und EMPFINDUNGEN zu unterscheiden. Wobei im Prinzip das Prinzip des Beobachters angewandt wird, wie Sie das auch beschreiben. Da trifft sich Buddhismus und Körpertherapie in frappanter Weise.

    Auch hilfreich: Eben NICHT andauernd in mich zu horchen, mich zum Dauerbeobachter meiner selbst und meiner Selbste und Körperempfindungen zu machen; oder nicht NOCH eine Imaginationsübung zu machen, sprich, wieder „in den Kopf“ zu gehen, sondern schlicht meine Körperposition zu verändern oder mich von oben bis unten abzuklopfen (was ich vorher völlig bescheuert, einer Denkerin unwürdig , eher als esoterischen Quatsch abgetan hatte, ich gebe es zu…).

    Angst ist ein großes Wort. Ich versuche es stattdessen mit der Bezeichnung Furcht/fürchten. Ein Teil von mir fürchtet sich (vor der Angst ;-)), ein Teil lächelt ihr zu. Der Angst eine Gestalt im Außen geben, hilft jedenfalls mir auch sehr: Letzten Samstag habe ich sie einfach als Zwilling auf den Beifahrersitz gepackt/geparkt und ICH habe IHR 3000x versichert: Nein, ich verlasse dich nicht! Ich werde dich nähren und nicht verhungern lassen und da saß sie dann irgendwann beruhigt neben mir. Außenverlagerung. Funktioniert. Jedenfalls bei mir.

    Ich glaube, dass viele, viele Menschen Angst haben und viele diese einfach mit Aktionismus runterdrücken, oder sie gewalt-tätig entladen (müssen). Und ich glaube, dass Depression viel mit unerkannten, unbewältigten Ängsten zu tun hat. Was präsentieren uns die Medien und häufig genug auch die Coachingszene: vor Selbstsicherheit strotzende Gewinner, Führungskräfte, Führer…, wer traut sich da schon zuzugeben, dass ihn Ängste und Selbstzweifel plagen. Nur die Mutigen, wage ich mittlerweile zu sagen, waren es, bei SICH hinzuschauen. Die Trumps dieser Welt lassen grüßen – oder?
    Ich teile den Aphorismus von Erich Fried zu „Angst und Zweifel: Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er hat Angst. Aber hab Angst vor dem, der dir sagt, er kennt keinen Zweifel.“

    Ängstigen wir uns nicht ZU sehr vor der Angst und den Ängstlichen; bleiben wir wachsam gegen die allzu Forschen, Selbstsicheren, Unängstlichen.
    Herzlich grüßt – wachsam wie zuversichtlich –
    Maria Ast

  11. Lieber Herr Kopp-Wichmann,

    haben Sie vielen Dank für diesen sehr guten Artikel über Ängste. Mal eine ganz neue und dennoch hilfreiche Ansicht, wie ich finde. Ich werde Sie mit Ihrem Einverständnis gern bei mir verlinken!

    Ihre Janett Menzel

  12. Christian Steingässer sagt

    Ich habe ein Gefühl.
    Ich bin nicht mein Gefühl.
    Ich kann anders handeln.

    So habe ich das Thema vor Jahren kennengelernt.
    Sie haben es nochmals eindrücklich dargestellt und in eine Geschichte eingebettet, vielen Dank dafür!
    Es fühlte sich gut an. ( Etwas Humor tut auch immer gut)
    Herzliche Grüsse
    Christian Steingässer aus Mainz

  13. Hallo Herr Kopp-Wichmann,

    das ist ein sehr interessanter Beitrag, der schön klar in Worte fasst, was ich intuitiv zwar schon wusste, aber nie so klar aussprechen konnte: Es gibt zwei Geister.

    Der beobachtende Geist beobachtet den denkenden Geist.

    Der denkende Geist sind die Gedanken, die automatisch im Unterbewussten erzeugt werden und dann ins Bewusstsein aufsteigen. Darauf haben wir wenig bewussten Einfluss – jedenfalls nicht in dem Moment, in dem die Gedanken entstehen.

    Wichitg finde ich noch zu wissen, dass der denkende Geist über Assoziationen funktioniert: Bestimmte Gedanken werde von Auslösern ausgelöst. Je mehr unterschiedlichen Auslösern ich mich aussezte, umso mehr wirre Gedanken habe ich. Bei mir persönlich war das früher ganz extrem, zumindest rückblickend betrachtet, aber seit ich damit aufgehört habe TV zu gucken und Tageszeitung zu lesen, habe ich sich meine Gedanken doch ziemlich vereinfacht.

    Wa sich auch mag ist die Vorstellung, dass der denkende Geist Vorschläge für den beobachtenden Geist macht, der aus diesen Vorschlägen die passenden Gedanken auswählt um diese weiterzuspinnen. Und was nicht passt, das wird verworfen. Das ganze ist natürlich schwierig, wenn man – bedingt durch die unnatürlich vielen Auslöser der heutigen Zeit – quasi unter Dauerfeuer-Gedankenbeschuss steht. Der denkende Geist ist schneller als der beobachtende Geist und kann diesen einfach überrennen. Dieses Problem muss man bei der Ursache bekämpfen, indem man sich einer reizärmeren Umwelt aussetzt.

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