Ein kleines Experiment mit ein paar Fragen zu Beginn:
- Sind Sie übergewichtig?
- Rauchen Sie?
- Gehen Sie zur Vorsorge?
- Trinken Sie Alkohol?
- Sind Sie meistens zufrieden?
Und jetzt gehen Sie im Geist Ihren Bekannten- und Freundeskreis durch. Beziehen sie auch Ihren Partner mit ein.
Entdecken Sie, dass die Menschen Ihres sozialen Netzwerks dieselben Angewohnheiten haben wie Sie?
Das ist keine Überraschung!
Forscher, die eine Langzeituntersuchung von 10.000 Menschen seit dem Jahr 1948 auswerteten, stießen auf eine faszinierende Erkenntnis:
„Nicht nur Bakterien und Viren werden von Mensch zu Mensch weitergegeben, sondern auch Ansichten, Stimmungen, Verhalten und Informationen, die krank machen oder gesund erhalten können.“
Einige Beispiele:
Fettleibigkeit überträgt sich am stärksten zwischen Freunden.
Sollte einer Ihrer Freund die Gewichtsgrenze des BMI von 30 überschreiten, haben Sie ein um 60 Prozent erhöhtes Risiko, ihm gleichzutun.
Das Faszinierende daran: bei dieser „Ansteckung“ ist es unerheblich, wie nah der Freund wohnt und wie oft Sie sich sehen. Das Risiko überträgt sich unabhängig davon, wie weit die Wohnungen der Betroffenen auseinander liegen. Dabei spielt das Geschlecht eine Hauptrolle: Männer werden mehr von Männern, Frauen von Frauen beeinflusst.
Auch Nichtrauchen breitet sich durch soziale Ansteckung aus.
Hört ein Ehepartner mit dem Rauchen auf, so tut es in 70 Prozent der Fälle auch der Partner. Dies gilt auch für Freunde und Geschwister, aber in geringerem Ausmaß.
Die Wissenschaftler vermuten, dass dies durch das Weitergeben sozialer Normen geschieht. Also im Fall des Dickseins durch die Ansicht, eine „kräftigere Figur“ sei völlig in Ordnung. Oder eben, dass Rauchen uncool ist.
Diese soziale Ansteckung funktioniert überraschenderweise nicht nur bei Verhaltensweisen, sondern auch bei Krankheiten.
Sogar Rückenschmerzen übertragen sich durch soziale Ansteckung.
Sozialmediziner der Universität Lübeck stellten fest, dass der Prozentsatz der Menschen, die in der ehemaligen DDR über Rückenschmerzen klagten Anfang der 90er Jahre um zehn Punkte niedriger lag als im Westen. Im Jahr 2003 – also nach der Wiedervereinigung – hatten sich die Zahlen genau angeglichen (!)
Hintergrund sind vermutlich die gemeinsam aufgenommenen Informationen der Medien, in denen häufig über Rückenschmerzen als einem ernsten Gesundheitsproblem berichtet wird.
Auf ähnliche Weise können sich nach Ansicht der Forscher Depressionen und Suizidneigungen verbreiten.
Noch etwas Beeindruckendes: anhand ihrer Daten aus über 30 Jahren konnten die Forscher zeigen, dass wir mit unserem Verhalten nicht nur unsere eigenen Freunde beeinflussen, sondern – in abnehmendem Maß – auch deren Freunde und Freundesfreunde. Diese Ansteckung über drei Beziehungsgrade fand man bei allen Phänomen (Gewicht, Rauchverhalten, Gemütszustand).
Mein Fazit:
Passen Sie gut auf bei der Auswahl Ihrer Freunde!
Wenn Sie gesünder und glücklicher leben wollen, sind nicht nur Ihre eigenen Bemühungen dabei entscheidend. Eine enorme Rolle spielt auch Ihr soziales Umfeld. (siehe diesen Artikel im „NewScientist“).
- Wollen Sie sich selbständig machen, dann suchen Sie Kontakt zu Menschen, die das auch vor haben. Meiden Sie die Gesellschaft von Beamten und Insolvenzverwaltern.
- Wollen Sie zufriedener sein, achten Sie auf den Gesichtsausdruck und die Lieblingsthemen Ihrer Freunde. Menschen tendieren dazu, den Gesichtsausdruck anderer unbewusst zu übernehmen und deren Meinungen via Spiegelneuronen zu übernehmen.
- Wenn Sie anfangen wollen zu joggen, schliessen Sie sich einer Laufgruppe an anstatt Ihre Absicht im Wartezimmer eines Orthopäden kundzutun.
- Üben Sie Achtsamkeit. Damit können Sie sich den unbewussten Einfluss anderer Menschen bewusst machen. Achten Sie darauf, wie sich vor und nach einem Zusammensein mit Freunden fühlen.
Soziale Ansteckung von Stimmungen und Verhaltensweisen funktioniert wie bei Viren. Man sieht, hört und spürt sie erst einmal nicht. Und das Gefährlichste: vor dieser Ansteckung wird nirgends gewarnt – außer jetzt in diesem Artikel.
Übrigens: Wenn Sie Ihre Gewohnheiten positiv verändern wollen klappt das vermutlich viel leichter mit meinem neuen Mail-Kurs.
Welche Beispiele kennen Sie für soziale Ansteckung?
Wie haben Partner oder Freunde Sie positiv oder negativ beeinflusst?
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Foto: © Patrick Pirker – Fotolia.com
Zu diesem Beitrag wurde ich durch einen
Artikel in PSYCHOLOGIE HEUTE,
Juni 09, S. 60 angeregt.