Gegen Corona-Angst helfen jetzt diese 12 Psychotipps.

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Bild: cottonbro

Es ist eine beängstigende Zeit. Wir befinden uns mitten in einer weltweiten Pandemie, in der Städte und sogar ganze Länder stillgelegt werden. Einige von uns leben in Gebieten, die bereits vom Coronavirus stark betroffen sind.

Viele sind ignorant, feiern Corona-Partys und empfinden die Empfehlungen als Einmischung in ihr Privatleben. Und wir alle verfolgen die Schlagzeilen der Nachrichten und fragen uns: „Was kommt da noch alles auf  uns zu?“

Am schwierigsten für mich wie wohl für die meisten Menschen ist die Unsicherheit, die mit dem Auftreten des  Coronavirus. verbunden ist. Es entstehen bange Fragen, denn:

  • Wir wissen nicht genau, ob wir oder ein Familienmitglied nicht längst infiziert sind, weil die Symptome sich erst später zeigen.
  • Wir wissen nicht, wie genau wir persönlich betroffen sein werden oder wie schlimm es werden könnte. Und ob wir diese Pandemie überleben.
  • Wir wissen nicht, wie die Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit, die Wirtschaft, das Kulturleben sein werden.

Und das macht es allzu leicht, sich in Katastrophenphantasien zu verlieren und in überwältigende Angst und Panik zu verfallen. Dieser Beitrag soll Ihnen helfen, sich etwas Kontrolle zu verschaffen in einer Situation, wo wir alle wenig Kontrolle haben. Und das ist die beste Strategie gegen die Corona-Angst.

Denn so unübersichtlich und ungewiss die Lage gerade ist, es gibt einige Dinge, die Sie tun können – auch angesichts dieser einzigartigen Krise.

Meine 12 Psychotipps gegen Corona-Angst sollen Ihnen dabei helfen, trotz aller Bedrohung immer wieder handlungsfähig zu bleiben.

 

1. Informieren Sie sich – aber werden Sie nicht zum Nachrichten-Junkie.

Auf dem Laufenden zu bleiben ist wichtig. Speziell über das, was in Ihrer Stadt oder Gemeinde passiert oder vorgesehen ist.  Nur dann können Sie den empfohlenen Sicherheitsvorkehrungen folgen und Ihren Teil dazu beitragen können, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.

Aber Vorsicht: Es gibt auch eine Menge Fehlinformationen und eine sensationsgeile Berichterstattung, die nur die Angst schürt. Bleiben Sie kritisch, bei dem, was Sie lesen und sehen. Halten Sie sich an vertrauenswürdige Quellen wie das Robert-Koch-Institut, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und Ihre örtlichen Gesundheitsbehörden.

Machen Sie sich – und andere nicht verrückt!

Dazu gehört, dass Sie nicht dauernd am Smartphone oder Fernseher nach neuen Informationen suchen. Die ständige Überwachung von Nachrichten und Social-Media-Feeds kann schnell zu einer zwanghaften und kontraproduktiven Ängstlichkeit werden, anstatt Ihre Angst zu lindern. Die Grenze ist für jeden anders, also achten Sie darauf, wie Sie sich dabei fühlen und passen Sie Ihr Verhalten entsprechend an.

Wenn Sie sich von all den Meldungen erschlagen fühlen, beschränken Sie Ihren Medienkonsum auf eine bestimmte Tageszeit. Zum Beispiel jeden Abend um 18 Uhr für eine halbe Stunde.

Seien Sie vorsichtig, was Sie weiterverbreiten.
Geben Sie Ihr Bestes, um Informationen zu überprüfen, bevor Sie sie weitergeben. In Krisen gibt es auch viele Fakenews und Gerüchte. Wir alle können dazu beitragen, um die Verbreitung von Gerüchten und die Entstehung unnötiger Panik zu vermeiden.

 

2. Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie kontrollieren können.

In Zeiten sich schnell verbreitender Panik können sich Gefühle von Hilflosigkeit und Ohnmacht einstellen. Das kann dann zu Fatalismus und einer Schockstarre führen, in der man sich zu nichts mehr imstande fühlt.

Aber es gibt immer einige Dinge, die Sie tun können.

  • Waschen Sie Ihre Hände häufig (mindestens 20 Sekunden lang) mit Seife und Wasser oder einem Handdesinfektionsmittel, das mindestens 60% Alkohol enthält.
  • Vermeiden Sie es, Ihr Gesicht zu berühren (insbesondere Augen, Nase und Mund).
  • Bleiben Sie so viel wie möglich zu Hause, auch wenn Sie sich nicht krank fühlen.
  • Vermeiden Sie Menschenmengen und Gruppen ab drei Personen.
  • Vermeiden Sie alle nicht wesentlichen Einkäufe und Reisen.
  • Halten Sie einen Abstand von eineinhalb bis zwei Metern zwischen sich und anderen Personen, wenn Sie unterwegs sind.
  • Befolgen Sie alle Empfehlungen der Gesundheitsbehörden.

Lassen Sie nicht zu, dass die Corona-Angst jedes Gespräch dominiert.

Es ist wichtig, dass Sie immer wieder Pause von den stressigen Gedanken über die Pandemie einlegen, um einfach nur die Gesellschaft des anderen zu genießen. Mit anderen zu lachen, Geschichten auszutauschen und sich auf andere Dinge in unserem Leben zu konzentrieren.

Nicht nur Viren, auch Emotionen sind ansteckend.
Also wählen Sie mit Bedacht, an wen Sie sich für Unterstützung wenden. Vermeiden Sie es, mit Menschen über das Corona-Virus zu sprechen, die dazu neigen, übertrieben negativ zu sein oder die Ihre Ängste verstärken. Wenden Sie sich an die Menschen in Ihrem Leben, die nachdenklich, besonnen und gute Zuhörer sind.

 

3. Machen Sie einen Plan B.

Es ist ganz natürlich, sich Sorgen darüber zu machen, was passieren könnte …

  • Wenn Ihr Arbeitsplatz und damit Ihr Einkommen eingeschränkt wird oder ganz wegfallen könnte.
  • Wenn Ihre Kinder von der Schule länger zu Hause bleiben müssen.
  • Wenn Sie oder jemand, den Sie lieben, krank wird oder Sie sich selbst in Quarantäne bringen müssen.

Vielleicht ist etwas davon auch schon eingetreten. Während es beängstigend sein kann, über diese Möglichkeiten nachzudenken, kann die Eigeninitiative und entschlossenes Handeln dazu beitragen, zumindest einen Teil der Ängste abzubauen.

  • Schreiben Sie Ihre konkreten Sorgen darüber auf, wie das Coronavirus Ihr Leben stören könnte.
  • Und machen Sie eine Liste mit allen möglichen Lösungen, die Ihnen einfallen.
  • Versuchen Sie, sich nicht zu sehr an „perfekte“ Optionen zu hängen. Schließen Sie alles ein, was Ihnen in den Sinn kommt, was Ihnen helfen könnte, irgendwie durchzukommen.
  • Konzentrieren Sie sich auf konkrete Dinge, die Sie lösen oder ändern können, und nicht auf Umstände, auf die Sie keinen Einfluss haben.
  • Nachdem Sie Ihre Optionen bewertet haben, erstellen Sie einen Aktionsplan und werden Sie aktiv. 

Falls Sie immer schon mal daran gedacht haben, sich selbständig zu machen vielleicht als Coach zu arbeiten oder Ihr Angebot online anzubieten. Jetzt ist vielleicht ein guter Zeitpunkt, das neu zu reflektieren und Entscheidungen zu treffen.

 

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Bild: Andrea Piacquadio

4. Bleiben Sie verbunden – auch wenn Sie körperlich isoliert sind.

Es scheint so zu sein, dass viele Menschen mit Coronavirus – insbesondere junge, scheinbar gesunde Menschen – keine Symptome haben, aber dennoch das Virus verbreiten können. Deshalb ist das Wichtigste, was wir alle im Moment tun können, soziale Distanz zu praktizieren.

Aber soziale Distanzierung hat auch ihre Risiken. Wir sind soziale Wesen. Isolation und Einsamkeit oder gar eine Quarantäne wegen Corona, können Angst und Depressionen verschlimmern und sogar unsere körperliche Gesundheit beeinträchtigen.

Deshalb ist es wichtig, so gut wie möglich in Verbindung zu bleiben und sich um Unterstützung zu bemühen, wenn Sie sie brauchen, auch wenn wir persönliche Treffen radikal einschränken müssen.

  • Machen Sie es zur Gewohnheit, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben.
  • Wenn Sie dazu neigen, sich zurückzuziehen, wenn Sie deprimiert oder ängstlich sind, denken Sie darüber nach, regelmäßige Telefon-, Chat- oder Skype-Termine zu vereinbaren, um dieser Tendenz entgegenzuwirken.
  • Da persönliche Besuche für lange Zeit nicht möglich sein werden, bleiben Sie über Video-Chats (Skype, Facetime, Whatsapp) in Verbindung.
    Dieser persönliche Kontakt ist wie ein Vitamin für Ihre psychische Gesundheit, das Ihr Risiko von Depressionen verringert und dazu beiträgt, Stress und Ängste abzubauen.
  • Soziale Medien können ein wirkungsvolles Instrument sein – nicht nur für die Verbindung mit Freunden, Familie und Bekannten – sondern auch, um sich in einem größeren Sinne mit unseren Gemeinden, unserem Land und der Welt verbunden zu fühlen. Es erinnert uns daran, dass wir nicht allein sind.

Dennoch sollten Sie sich bewusst sein, wie Sie sich durch soziale Medien fühlen. Zögern Sie nicht, Schlüsselwörter oder Menschen, die Ihre Angst verschlimmern, stumm zu schalten. Und melden Sie sich ab, wenn Sie sich dadurch schlechter fühlen.

 

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Bild: cottonbro

5. Kümmern Sie sich um Ihren Körper und Ihren Geist.

Dies ist eine außerordentlich anstrengende Zeit, und daher gelten alle bewährten Strategien zur Stressbewältigung:

  • Essen Sie möglichst gesund
  • Sorgen Sie für ausreichend Schlaf.
  • Praktizieren Sie Meditation und Achtsamkeit.
  • Seien Sie nett zu sich selbst.
  • Verurteilen Sie sich nicht, wenn Sie mehr Depressionen oder Angstzustände als gewöhnlich haben.
    Sie sind mit Ihren Kämpfen nicht allein. Das geht gerade vielen so.

Stoppen Sie die Gedankenspirale des „Was-ist-wenn?“

Den Wunsch nach Sicherheit und Kontrolle aufzugeben, ist leichter gesagt als getan. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie in Negativität oder Panik ausbrechen, erden Sie sich.

Achtsamkeit ist ein Prozess, bei dem die eigene Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment gerichtet ist.
Nicht verändernd, nicht erklärend, nicht wertend. In der Achtsamkeit nimmt man etwas wahr, was und wie etwas gerade ist – nicht, was und wie etwas sein soll.

Für einen ersten Einstieg hier eine Anleitung von mir.

 

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Bild: Valeria Ushakova

6. Passen Sie Ihre Tagesstruktur an die neue Lage an.

Selbst wenn Sie zu Hause festsitzen, versuchen Sie, sich weitestgehend an Ihren normalen Schlaf-, Schul-, Essens- oder Arbeitsplan zu halten. Das kann Ihnen helfen, ein Gefühl der Normalität zu bewahren.

Nehmen Sie sich Zeit für Aktivitäten, die Ihnen Freude machen und sinnvoll für Sie sind.

  • Füttern Sie Ihren Geist mit Positivem.
    Lesen Sie ein gutes Buch. Oder schauen Sie sich eine Komödie an, spielen Sie – allein oder mit der Familie -ein lustiges Brett- oder Videospiel.
  • Probieren Sie etwas Neues aus.
    Egal ob es ein neues Rezept, eine handwerkliche Tätigkeit oder eine kreative Beschäftigung ist. Tun Sie etwas, was Ihre volle Aufmerksamkeit braucht, damit Sie nicht so viel Zeit mit Ihren Sorgen verbringen.
  • Gehen Sie nach Möglichkeit immer wieder raus.
    Bewegung, Sonnenschein und frische Luft werden Ihnen gut tun. Sogar ein Spaziergang in Ihrer Nachbarschaft kann Ihnen helfen, Ihre Stimmung hochzuhalten.
    Achten Sie nur darauf, Menschenmassen zu vermeiden und den empfohlenen Abstand von zwei Metern zu Menschen einzuhalten.
  • Sorgen Sie für Bewegung.
    Bleiben Sie aktiv, um Ihre Ängste und Stress abzubauen. Holen Sie Ihr Trimmfahrrad aus dem Keller. Turnen Sie online nach Übungsvideos. Es gibt viele Dinge, die Sie auch ohne Ausrüstung tun können, wie z.B. Yoga und Übungen, die Ihr eigenes Körpergewicht einsetzen.
  • Nehmen Sie eine Entspannungsübung in Ihren Tagesplan auf.
    Wenn Stressfaktoren Ihr Nervensystem aus dem Gleichgewicht bringen, können Entspannungstechniken wie tiefe Atmung, Meditation und Yoga Sie wieder in einen Zustand des Gleichgewichts bringen. Regelmäßiges Üben bringt den größten Nutzen.
    Versuchen Sie also, sich jeden Tag ein wenig Zeit für sich selbst zu nehmen. Zum Beispiel morgens die ersten fünf Minuten noch im Bett achtsam zu sein. Oder fünfzehn Minuten um den Block zu laufen. Oder ein 10-Minuten-Gymnastik-Programm absolvieren.

 

7. Helfen Sie anderen – und damit auch sich selbst.

In Zeiten wie diesen ist es leicht, sich in den eigenen Ängsten und Sorgen zu verfangen. Aber inmitten all der Geschichten von Menschen, die um Toilettenpapier kämpfen oder sich vor Waffenläden anstellen, ist es wichtig, durchzuatmen und sich daran zu erinnern, dass wir alle gemeinsam von der Corona-Krise betroffen sind.

Studien zeigen, dass diejenigen, die sich in einer Krise auf andere Menschen konzentrieren und diese unterstützen, weniger ängstlich sind und insgesamt glücklicher und gesünder sind als diejenigen, die egoistisch handeln.

Anderen zu helfen, macht nicht nur einen Unterschied für Ihre Gemeinschaft – und sogar für die ganze Welt in dieser Zeit. Es kann auch Ihre eigene psychische Gesundheit und Ihr Wohlbefinden unterstützen und verbessern.

Ein Großteil der mit dieser Pandemie einhergehenden Ängste kommt von dem Gefühl der Ohnmacht. Wenn Sie freundlich und hilfreich für andere handeln, können Sie jedoch das Gefühl der Kontrolle über Ihr Leben wiedererlangen und Ihrem Leben einen Sinn und Zweck geben.

Selbst wenn Sie sich soziale Distanz wahren, können Sie einiges tun, um anderen zu helfen:

  • Nehmen Sie Kontakt zu anderen Menschen auf, die Hilfe brauchen.
  • Wenn Sie Menschen in Ihrer Gemeinde kennen, die isoliert sind – vor allem ältere oder behinderte Menschen – können Sie dennoch Unterstützung anbieten. Vielleicht braucht ein älterer Nachbar Hilfe beim Einkaufen oder bei der Abholung eines Rezeptes?
  • Sie können jederzeit Einkäufe oder Pakete vor ihrer Haustür hinterlegen, um den direkten Kontakt zu vermeiden.
  • Oder vielleicht hilft es anderen, wenn diese einfach Ihre freundliche, beruhigende Stimme am Telefon hören.
  • Viele örtliche Social-Media-Gruppen können Ihnen helfen, Kontakt zu gefährdeten Menschen in Ihrer Gegend herzustellen.

 

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Bild: Jake Ryan

8. Befreunden Sie sich mit der Unsicherheit des Lebens.

Wir alle hätten es gern ganz sicher. Deshalb schließen wir Versicherungen gegen alle möglichen Risiken ab. Verschließen nachts die Wohnungstür. Wollen auch im Ausland unsere gewohnte Biermarke. Betrachten Menschen mit einem fremden Aussehen erst einmal misstrauisch.

So verständlich und manchmal angemessen diese Maßnahmen sein mögen, sie gaukeln uns auch vor, dass wir das Leben doch irgendwie sicher machen müssen – und können.

Aber das Leben ist per se unsicher. Gestern, jetzt, morgen. Immer.

Jede Geburt ist ein tödliches Risiko. Selbst bei bester medizinischer Versorgung. Die Kindheit ist voller Gefahren. Die meisten Unfälle passieren im Haus. Im Krankenhaus bekommt man nicht nur kompetente Hilfe, sondern kann sich auch einen tödlichen Keim einfangen, den man vorher nicht hatte. Immer wenn Sie abends im Bett die Augen zumachen, müssen Sie darauf vertrauen, dass es gut geht.

Warum wir im Leben oft keine Kontrolle haben, sondern Kontrollillusionen haben, beschreibe ich hier ausführlich.

Das Leben ist unsicher. In jedem Moment. Wir verdrängen das nur gern. Und jetzt mit der Corona-Angst fällt es uns wieder auf.

Doch die zunehmende Intoleranz gegenüber Unsicherheit macht uns Menschen anfälliger für Angstzustände. Eine Studie während der H1N1-Pandemie 2009 zeigte, dass Menschen, denen es schwerer fiel, die Ungewissheit der Situation zu akzeptieren, mit größerer Wahrscheinlichkeit erhöhte Angst empfanden.

Die Lösung besteht darin, zu lernen, der Unsicherheit im täglichen Leben täglich zu begegnen, indem man die Suche nach maximaler Sicherheit etwas lockert.

  • Legen Sie sich den empfohlenen Notvorrat für zehn Tage an aber horten Sie nicht so viel, als stünde ein Atomkrieg vor der Tür.
  • Gehen Sie spontan vor die Tür, machen Sie einen Spaziergang ohne auf die Wettervorhersage zu schauen.
  • Begrenzen Sie die Zeit am Tag, in der Sie sich über die Corona-Krise informieren.
    Nutzen Sie die gewonnene Zeit für etwas Angenehmes.
  • Üben Sie, dazusitzen und fünf Minuten nichts zu tun – und halten Sie die Gefühle aus, die da auftauchen.

 

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9. Fliehen Sie nicht vor Ihrer Angst.

Ängste bekämpfen kann man auf verschiedene Weise. Trinken, Essen, Kiffen oder Netflixen mehr als gewöhnlich. Oder viertelstündlich die Nachrichten überprüfen, in der Hoffnung, dadurch ihre Ängste zu beruhigen. Obwohl solche Verhaltensweisen vorübergehend helfen können, weil sie Sie ablenken, können sie die Angst auf lange Sicht noch verstärken.

Das Vermeiden der Erfahrung von Angst geht fast immer nach hinten los. Lassen Sie stattdessen Ihre ängstlichen Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen zu und akzeptieren Sie die Angst als einen normalen Bestandteil der menschlichen Erfahrung.

Wenn Wellen von Coronavirus-Angst in Ihnen auftauchen, nehmen Sie die Erfahrung wahr. Spüren und beschreiben Sie sie ganz genau. Sich selbst oder anderen gegenüber, ohne zu urteilen. Wenn Sie wollen, führen Sie ein Corona-Tagebuch, um Ihre Ängste besser kennenzulerenn.

Paradoxerweise führt die Konfrontation mit der Angst nach einer Weile zu weniger Angst.
Das weiß jeder Fallschirmspringer.

Schwere Krisen wie jetzt mit Corona lösen schnell die Angst aus, die allen Ängsten zugrunde liegt: die Angst vor dem Tod. Wird man über Bilder oder Nachrichten so direkt mit der Möglichkeit des eigenes Sterbens konfrontiert, kann es passieren, dass einen die Angst völlig lähmt und man sich nur noch auf mögliche Anzeichen von ersten Symptomen konzentriert. Probieren Sie dann Folgendes:

  • Verbinden Sie sich wieder mit Ihrem ganz persönlichen Lebenssinn.
    Sei es im Glauben, in der Spiritualität, in Beziehungen oder bei der Verfolgung eines wichtigen Ziels im Lebens, das Sie unbedingt noch erleben möchten.
  • Packen Sie etwas Wichtiges an, das Sie seit Jahren aufschieben.
    Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, einen alten Streit zu begraben oder sich mit jemandem auszusöhnen.
    Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr Leben. Wenn Sie jetzt sich immer wieder auf das „Warum“ Ihres Lebens konzentrieren oder es neu entdecken, kann Ihnen das bei der Bewältigung Ihrer Ängste sehr helfen.
  • Experimentieren Sie in Achtsamkeit immer wieder mal mit dem Satz: „Das Leben trägt mich.“

 

10. Suchen Sie immer wieder das „Hier und Jetzt“ auf.

In diesen angstbesetzten Zeiten ist es wichtig, sich an die bewährten Strategien zur Prävention und Reduzierung von Angst zu erinnern. Dazu ist es hilfreich, darauf zu achten, wohin unsere Aufmerksamkeit geht.

  • Richten wir unsere Aufmerksamkeit vor allem auf die Vergangenheit, fällt uns bevorzugt ein, was wir hätten anders machen sollen. Was wir versäumt haben. Was schief ging.
  • Richten wir jetzt unsere Aufmerksamkeit vor allem auf die Zukunft, sind wir besorgt. Denn wir wissen nicht, wie sich die Lage entwickeln wird.
  • Bleiben Sie also möglichst oft im vielgerühmten Hier-und-Jetzt. 
    Denn das ist der einzige Moment, der real ist.

Denn der Blick in die Vergangenheit ist nur Erinnerung. Der Blick in die Zukunft ist pure Phantasie. Nur Ihre Wahrnehmung für diesen Moment ist real. Wie geht das konkret?

So wie es alle Meditations- und Achtsamkeitslehrer seit Jahrtausenden predigen:

  • Setzen Sie sich hin und schließen Sie Ihre Augen.
  • Achten Sie auf Ihren Atem. Wenn Sie möchten, zählen Sie Ihre Atemzüge.
  • Wenn angstvolle Gedanken kommen, nehmen Sie sie wahr – aber halten Sie sie nicht fest.
    Es sind nur Gedanken, sie sind nicht real.
  • Real ist, dass Sie dasitzen, atmen und also offensichtlich am Leben sind. Wie wunderbar!

Wenn Sie diesen Verhaltensweisen während der Coronavirus-Krise Vorrang einräumen, kann dies Ihr psychologisches Wohlbefinden und die Stärkung Ihres Immunsystems erheblich steigern.

 

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Bild: Nicolas Postiglioni

11. Bleiben Sie der vernünftige Erwachsene, der Sie sind.

Unter großem Stress greifen Menschen fast immer zu Strategien, die entwicklungsgeschichtlich in unserem Reptiliengehirn tief verankert sind: Kämpfen, flüchten oder totstellen.

Diese Strategien funktionieren, ihnen verdanken wir unser Überleben. Aber sie sind nur für absolute Notlagen sinnvoll. Die jetzige Situation ist zwar enorm ernst, und gerade deshalb brauchen Sie möglichst oft den Bewusstseinszustand des vernünftigen Erwachsenen.

Leider identifizieren sich viele Menschen angesichts der Krisensituation mit einigen inneren, ziemlich unerwachsenen, Persönlichkeitsanteilen. Sie werden zum …

  • Egozentrischen Kleinkind, das wie früher im Sandkasten alle Förmchen für sich behalten möchte. „Finger weg! Das ist mein Toilettenpapier!“
  • Renitenten Pubertier, das amtliche Empfehlungen oder Verbote gekränkt von sich weist.
    „Ich lass mir meinen Spaß von niemand verbieten!“
  • Fatalistischen Apokalyptiker, der Nostradamus und Jakob Lorber auf dem Nachttisch liegen hat, und schon immer wusste, dass unser Leben vom Schicksal gelenkt und vorherbestimmt ist.
  • Zwanghaften Prepper, der mit Klappspaten, Leuchtmunition und Dosenwurst-Vorrat dem Weltuntergang entgegenzittert.
    „Noah hat auch nicht begonnen, seine Arche zu bauen, als es regnete.“

Bleiben Sie immer wieder der vernünftige Erwachsener, der Sie sind. Dann können Sie die entsprechenden Informationen und amtlichen Anordnungen angemessen interpretieren und daraus für sich die entsprechenden Verhaltensweisen ableiten – und befolgen.

Also den goldenen Mittelweg zwischen Verdrängen („Mir passiert schon nichts!“) und naivem Hoffnungsdusel („Alles wird gut!“)

 

12. Suchen Sie professionelle Hilfe, wenn Sie sie brauchen.

Menschen, die anfällig für Angstzustände und verwandte Störungen sind, könnten die Coronavirus-Epidemie besonders überwältigend finden. Folglich könnten sie Angstsymptome erleben, die die Arbeit, das Pflegen enger Beziehungen und die Selbstfürsorge beeinträchtigen.

Wenn dies auf Sie zutrifft, holen Sie sich bitte professionelle Hilfe von Ihrem Arzt oder einem Psychotherapeuten in Ihrer Nähe. Angstprobleme lassen sich erfolgreich durch kognitive Verhaltenstherapie oder eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie und bestimmte Medikamente behandeln.

Und manchmal muss man einfach nur mal mit jemandem reden, der einem zuhört, einen ernst nimmt und keinen Blödsinn redet. Wenn Sie auf die Schnelle niemanden finden, können Sie sich auch an mich wenden.

 

Mein Fazit:

Auch wenn Sie sich in dieser stressigen Zeit immer wieder hilflos fühlen, kann die Befolgung dieser 12 Psycho-Tipps dazu beitragen, mit Ihrer Corona-Angst angemessen umzugehen und Sie in die Lage versetzen, diese Pandemie effektiver zu überstehen.

Der Zukunftsforscher Matthias Horx wagt eine Prognose, wie wir in einigen Monaten auf die heutige Zeit schauen könnten:

„Wir werden uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung führten. Im Gegenteil. Nach einer ersten Schockstarre führten viele von sich sogar erleichtert, dass das viele Rennen, Reden, Kommunizieren auf Multikanälen plötzlich zu einem Halt kam.

Verzichte müssen nicht unbedingt Verlust bedeuten, sondern können sogar neue Möglichkeitsräume eröffnen. Das hat schon mancher erlebt, der zum Beispiel Intervallfasten probierte – und dem plötzlich das Essen wieder schmeckte.

Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die der Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst.“

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund – und guter Dinge!

 

 

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

4 Kommentare

  1. Gerhild Giesert sagt

    Wie schön, dass Sie auch in diesen bewegten Zeiten für uns, ihre treue Leserschaft (und Fans), da sind mit guten Tipps und freundlichen Worten. Danke 🤗

  2. Roland J. Waelti sagt

    Hilft jedem, der sich, vor allem durch die Medien, verängstigt fühlt. Zurück zu einer gesunden Einstellung und Umgang mit den „eigenen“ Ängsten.

  3. Lieber Herr Kopp-Wichmann,
    ich sagen Ihnen hier an dieser Stelle „Dankeschön“.
    Danke für die vielen guten Gedanken.
    Danke für die Einsichten, in die menschliche Psyche.
    Danke für das Teilhaben lassen an Ihrer Herangehensweise.
    Sie sind für mich immer wieder Inspiration.

    Kommen Sie gut durch diese Woche.
    Viele Grüße
    Stefanie Dinges

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