Wie wird man zufrieden im Leben? Der Milliardär Warren Buffett verrät es hier.

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4 / Glück

Fragt man Leute auf der Straße, was Ihnen zu einem zufriedenen Leben fehlt, antworten die meisten: „Mehr Geld!“

Und auch eine neue Studie will zeigen, dass die häufig gelesene Meinung, die Zufriedenheit steige ab einem bestimmten Einkommensniveau nicht mehr, ein Mythos sei:

„Reichere Bürger innerhalb eines Landes sind glücklicher als arme. So sind zum Beispiel die Hälfte der amerikanischen Haushalte mit einem Einkommen von 40 000 $ bis 50 000 $ mit ihrem Leben sehr zufrieden, bei denjenigen mit 100 000 $ bis 150 000 $ sind es aber 72%. Es gibt kein bestimmtes Einkommensniveau, ab dem die Zufriedenheit nicht mehr zunimmt.“

Am besten, wir fragen mal jemanden, der sich damit auskennt.

Mein geschätzter Blogger-Kollege Leo Babauta hatte das Glück, eine Einladung zu dem berühmten Berkshire Hathaway Annual Shareholders Meeting in Omaha zu bekommen. Dort saß er mit 45.000 (kein Druckfehler!) anderen Gästen und hörte, was die beiden Milliardäre Warren Buffett und seine rechte Hand, Charlie Munger, darüber sagten, wie man im Leben zufrieden wird.

 

Die fünf wichtigsten Lektionen, um zufrieden zu sein:

1. „Finde etwas, was Dich anmacht.“
Buffet antwortete dies auf die Frage, welchen Rat er seinem jüngeren Ich vor 50 Jahren würde. Er sprach nicht über Sex, sondern darüber, was man für seinen Lebensunterhalt tut.

Nun, hat man dieses „Liebe, was du tust“ schon öfters gehört aber Buffet betont hier, dass es für das eigene Glück entscheidend ist. Wenn man etwas arbeitet, das einen anmacht, ist das ein wichtiger Schritt in Richtung „Zufriedenheit“.

 

2. „Kümmere Dich nicht darum, was andere tun.“
Zu viele Menschen beobachten zu sehr, was andere in ihrem Gebiet tun – und verlieren so den inneren Kompass. Besser ist es, betonte Munger, jene inneren Werte herauszufinden, die Ihnen am wichtigsten sind. Auf diese Weise müssen Sie nicht dauern überprüfen, was andere tun und sich mit anderen vergleichen.

 

3. „Verlass Dich auf Deine Stärken.“
Die beiden Milliardäre kennen sehr gut ihre Grenzen. Zum Beispiel investieren sie fast nie in Technologiefirmen, weil sie sich da nicht genug auskennen. Statt dessen konzentrieren sie sich auf ihre Stärken, also jene Branchen, wo sie viel Wissen und Erfahrung haben. Dazu muss man sich von dem Zwang lösen, überall mitspielen zu wollen und sich stattdessen auf wenige Felder fokussieren. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Zufriedenheit.

 

4. „Konzentriere Dich auf weniger und höhere Qualität.
So lässt sich die Investment-Philosophie von Buffet und Lunger am besten beschreiben und steht damit in Gegensatz zu den meisten Investoren an der Wallstreet. Sie konzentrieren ihre Anlagen auf eine Handvoll wirklich ertragreicher Investments.

Buffet schlägt vor, dass Anleger sich vorstellen sollen, sie hätte eine Lochkarte mit zwanzig Löchern. Und wenn Sie in ihrem Leben zwanzig Investments getätigt haben, ist Ihre Lochkarte voll – und nichts geht mehr.
Wenn man sich daran hält, überlegt und prüft man sehr genau, wo man investiert.

 

5. „Mach dir klar, was Du magst und vergiss den Rest.“
Buffet, einer der reichsten Männer auf der Welt, wohnt in einem netten aber bescheidenen Haus und fährt einen überraschend bescheidenen Cadillac – ohne Chauffeur. Er besucht am liebsten normale Restaurants, obwohl er sich bestimmt die teuersten Lokale der Haute Cuisine leisten könnte.

Extravaganz scheint ihn nicht zu locken, denn er kennt die einfachen Dinge im Leben, die er mag. Er könnte sich fast alles kaufen – und er braucht es nicht. Wie viele von uns empfinden so?

Einfach das genießen, was wir mögen ohne darüber nachzudenken, was wir sonst noch mögen könnten oder was anderen Menschen wichtig ist. Warren Buffet scheint sich nicht groß um sein Image zu kümmern.

Ich kann mir zum Beispiel schwer vorstellen, dass der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank mal ein Liedchen, sagen wir mit Herbert Grönemeyer, in der Öffentlichkeit singen würde. Aber wenn man sich nicht viel drum kümmert, was andere über einen denken, dann geht das:

 

Einige Leser werden jetzt denken: „Klar, wenn man reich und erfolgreich ist, kann man leicht zufrieden sein.“ Aber der Gedanke geht am Kern vorbei.

Die beiden alten Männer sind nicht zufrieden, weil sie erfolgreich sind. Sie sind erfolgreich, weil sie diese fünf Lektionen leben.

 

Und was heißt das jetzt für Sie?

Erfolgsrezepte von anderen kann man nicht einfach übernehmen. Man muss sie für das eigene Leben übersetzen. Fangen wir also an.

„Finde etwas, was Dich anmacht.“
Leicht einzusehen – aber gar nicht so einfach umzusetzen. Die wenigsten Menschen haben mit zehn Jahren eine berufliche Vision, die ein Leben lang trägt.

Ich zum Beispiel musste auch viele Berufe ausprobieren und erkennen, dass ich zwar jeweils dafür geeignet war aber ich mir nicht vorstellen konnte, dass länger als zwei, drei Jahre zu machen. „Anmachen“ heißt hier ja auch nicht die schnelle Begeisterung, das Strohfeuer von Geld, Aufstieg oder Ruhm. Sondern auf die Dauer ist es nur der Sinn, den man in einer Tätigkeit sieht, der einen auf die Dauer „anmacht“.

  • Und was macht Sie an?
  • Womit beschäftigen Sie sich am meisten?
  • Was tun Sie am liebsten, auch wenn es kein Geld bringt?


„Kümmere Dich nicht darum, was andere tun.“

Das Feedback anderer Menschen kann hilfreich sein, wenn man es als subjektive Meinung desjenigen versteht. Doch entscheiden muss man immer allein.

Wenn man zu viel auf andere schaut, was die tun, ist das ja meist ein Zeichen von Unsicherheit. Man hofft, indem man andere kopiert, die Bürde der Selbstverantwortung zu erleichtern, doch das geht nicht.

Ziel ist ja ein zufriedenes Leben und selbst wenn die Gebrauchsanweisung eines anderen für einen funktioniert, heißt das nicht, dass man damit auch zufrieden wird.

 

„Verlass Dich auf Deine Stärken.“
Nicht jedes Talent lässt sich zu Geld machen. Aber jemanden in einer Sache zu kopieren, die einem nicht liegt, bringt meistens Misserfolge. Ein Zehnkämpfer ist in Weitsprung oder Kugelstoßen nie so gut wie der jeweilige Rekordhalter dieser Disziplin.

  • Und was sind Ihre Stärken?
  • Und was ist die Stärke, die Sie am meisten anmacht?
  • Und wie könnte daraus eine berufliche Tätigkeit werden?

 

„Konzentriere Dich auf weniger und höhere Qualität.

Also der Unterschied zwischen einem „All-You-Can-Eat-Angebot“ und einem Vier-Gänge-Menü. Satt wird man bei beidem, wenn auch auf unterschiedliche Weise.

Die Mehrheit will beides: hohe Qualität zu niedrigstem Preis. Dass das nicht geht, zeigen die regelmäßigen Lebensmittelskandale. Aber diese Lektion erfordert Konzentration und die Fähigkeit des Verzichts. Nicht aus Askese, sondern wegen der Vorteile, wenn man sich fokussieren kann.

  • „Womit vergeuden Sie zu viel Lebenszeit?“
  • „Worauf könnten Sie sich mehr konzentrieren?“
  • „Was würde mehr Qualität in Ihr Leben bringen?“

 

„Mach dir klar, was Du magst und vergiss den Rest.“
Es ist gar nicht so leicht, bei dem täglichen Bombardement von Anzeigen, TV-Angeboten und Internet-Informationen herauszufiltern, was man wirklich mag.

Will man zwei Brötchen kaufen, muss man in jeder Bäckerei mittlerweile zwischen zehn Angeboten seine Wahl treffen. Früher suchte man einen Arbeitsplatz in maximal zwanzig Kilometer Entfernung. Heute kann man überall in Deutschland einen Job finden. Oder vielleicht besser in London, New York, Kapstadt?

Im Urlaub am Meer in der Sonne überlege ich regelmäßig, wie es wäre, hier für immer zu leben. Oder wenigstens eine Ferienwohnung oder ein kleines Häuschen zu haben. Und verwerfe die Idee dann regelmäßig, weil ich mittlerweile weiß, was ich mag und was mir wichtig ist.

  • „Was ist Ihnen wichtig im Leben?“
  • „Was sind Ihre Bedürfnisse – und was nur Wünsche?“
  • „Wie viel von dem, was Ihnen wichtig ist, leben Sie?“

So betrachtet sind die fünf Lektionen von den beiden  Milliardären doch nicht so einfach umzusetzen.

kommentar Welche der 5 Lektionen spricht Sie am meisten an?

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Foto: © bptu – Fotolia.com, privat
Dieser Beitrag ist eine freie Bearbeitung eines Blogartikels von Leo Babauta

 

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

10 Kommentare

  1. Gaby Feile sagt

    Vielen Dank für diesen schönen Artikel, der für mich zur rechten Zeit auf dem Radar erschien. Das Video finde ich ganz besonders entzückend.

    Die 5 Lektionen sind absolut nachvollziehbar, und ich glaube auch, dass sie richtig sind. Vergleichen bringt einen nicht weiter, und Zeit mit etwas zu verplempern, das man nicht aus ganzem Herzen macht, ist mehr als vergeudet.

    Was ist, wenn ich nur noch 5 Jahre, 5 Monate oder 5 Tage zu leben habe?

    Diese Frage stelle ich mir in letzter Zeit öfters. Und sie hilft mir, besser zu entscheiden, was ich tue, mit wem und wozu.

    Und seit ich das mache, geht es mir so viel besser! Ich bin zufrieden, auch wenn mein Kontostand das nicht immer sagt.

    Noch einmal vielen Dank und weiterhin viel Erfolg.

    Ihre Kommplizin Gaby Feile

  2. Ich finde das Glück und Geld wenig miteinander zu tun haben. Geld bietet aber eine entsprechende Sicherheit und vermeidet unnötig finanzielle Sorgen.

    Ich glaube jeder der finanzielle Sorgen hat ist nicht wirklich zu 100% glücklich. Wäre für diese Person Geld kein Problem, wäre er sehr wahrscheinlich „glücklicher“.

    Bei Punkt 4 habe ich leider noch etwas Nachholbedarf, viel zu oft geht man bei etwas in die Breite oder dreht sich ewig im Kreis und kommt trotzdem nicht weiter.

    Danke das Du mich mit diesem Artikel daran erinnert hast :D.

  3. Michel sagt

    Ein großartiger Artikel. Hab ihn mir jetzt schon mehrmals durchgelesen. Wirklich super Impulse. Danke.

  4. Super Artikel! Warren Buffet predigt seit Jahren die gleichen Werte und trotzdem schaffen es nur die wenigsten, ihnen zu folgen.

    Ich merke, dass Menschen es heutzutage immer schwerer fällt, Entscheidungen zu treffen und sich somit auf eine Sache festzulegen. Es gibt einfach zu viele Optionen und viele wollen sich alle Möglichkeiten offen halten.

    Wenn man also keine Entscheidung trifft, was man machen möchte, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass man für eine Sache wahre Leidenschaft entwickelt.

    Aber in unser Maybe-Gesellschaft scheint das immer öfter vorzukommen, wie ich den Eindruck habe.

  5. Diana sagt

    Ich habe vor einigen Jahren mal einen Artikel von einer indischen Frau gelesen, die mit ihrer Familie nach England ausgewandert ist. Darin meinte sie, dass sie als sie noch in Indien war immer dachte hier müssten die Leute doch glücklich sein, schließlich hat jeder genug zu Essen und ein Dach über dem Kopf, aber jetzt wo sie hier in England lebt, sieht sie immer noch unglückliche Menschen. Daraufhin meinte sie, dass glücklich sein wohl nicht vom Reichtum abhängt, sondern nur von der inneren Einstellung, Diese Auffassung fand ich schon damals sehr gut und der Artikel hier bestätigt das nur wieder.

  6. Danke für diesen schönen Artikel! Er bringt einen Zum Schmunzeln und Sie die Dinge gut auf den Punkt.
    Mich hat gerade der Punkt 4 am meisten angesprochen, „Konzentriere dich auf weniger und gute Qualität“ – daran werde ich arbeiten und darüber werde ich nachdenken.

    Viele Grüße
    Marit Alke

  7. Sehr schöner Artikel. Danke für die Anregung! – Und das Video erst…
    Zu den 5 Punkten bei mir:
    1) wird immer klarer
    2) große Fortschritte in den letzten Jahren
    3) taucht langsam aus dem Nebel auf
    4) immer wieder neu notwendig
    5) geht recht gut

  8. Frank Renz sagt

    Hallo Herr Wichmann,

    ich denke auch, dass man glücklich sein und Zufriedenheit unterscheiden muss. Glücklich sein ist für mich ein kurzer Zustand, der kommt und auch schnell wieder vergeht; hat viel mit einzelnen Momenten zu tun hat. Man kann nicht dauernd glücklich sein und würde es gar nicht mehr schätzen, wenn man nicht auch mal die Kehrseite erleben würde. Andererseits braucht man es, um Leid oder Schmerzvolles bewältigen zu können.

    Zufriedenheit ist für mich eher eine gute, andauernde Stimmung. Etwas Haben, etwas Lieben und etwas Sein. Jeder braucht ein gewisses Maß an materiellem Wohlstand. Dann die persönlichen Bindungen zu lieben Menschen. Und zu guter Letzt dass man einem Beruf nachgeht und in seinem Leben Dinge macht, die eine eigene Erfüllung bringen.

    Beste Grüsse

    Frank Renz

  9. Interssanter Beitrag vor allem das man sich auf weniger konzentrieren soll und damit die Qualität verbessern kann. Häufig tanzen wir ja auf zu vielen Hochzeit

  10. Timo sagt

    Lieber Roland,

    Ein wiedermal toller Artikel, vielen Dank.
    gar nicht so einfach seinen Favoriten zu finden.

    1. „Finde etwas das dich anmacht“. Hier finde ich regelmäßig neue Sachen die mich „anmachen“. Nach ein paar Tagen, Wochen, Monaten und auch mal Jahren ist das dann wieder vorbei. Hier habe ich noch keinen Roten Faden finden können.
    Vielleicht ist es gerade das was mich anmacht?

    2. “Kümmere Dich nicht darum, was andere tun.”
    Schaffe ich bisher noch nicht. Ich erwische mich immer wieder wie ich mich durch die Augen der „anderen“ beobachte.

    3. “Verlass Dich auf Deine Stärken.”
    Die zu finden/kennen ist für mich der wichtigste Punkt. Allerdings ist das auch der schwerste in meinen Augen.

    4. “Konzentriere Dich auf weniger und höhere Qualität.”
    Es gibt da einen Spruch in dem es um einmal richtig oder mehrmals günstig einkaufen geht. Ich glaube der trifft es ganz gut. Die höhere Qualität macht einfach mehr Spass die Dinge auch zu nutzen. Meist ist das auch mit einem höheren Preis verbunden, der uns zusätzlich nochmal die Wertigkeit vor Augen führt und mich zur Nutzung animiert.
    Heute etabliert sich leider immer mehr eine Rückgabe/Umtauschmentalität (siehe Amazon oder Zalando). Ich gehe ja erstmal kein Risiko ein wenn ich etwas erwerbe (ich nehme mich da nicht aus 🙂

    5. “Mach dir klar, was Du magst und vergiss den Rest.”
    Hier sehe ich es ähnlich wie mit den Stärken. Beim Essen ist es oft noch leicht. Hier kommt der „Mögen Faktor“ sofort. Bein anderen Tätigkeiten fehlt oft die „Achtsamkeit“ wirklich feststellen zu können ob man etwas mag. Oft ist es bereits ein automatisches Verhalten geworden das gar nicht mehr Hinterfragt wird. Ich klebe mir hierfür überall kleine Notizen (im Auto, Handy, Uhr, Büro…), Klebepunkte usw hin um mich immer wieder „Achtsam zu machen“

    Viele Grüße,
    Timo

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