5 Gründe, warum ich als Führungskräftetrainer für die Frauenquote bin.

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EFFEKTIVER FÜHREN / Karriere / Partnerschaft

Ich sage es gleich vorweg: „Ich bin für eine verbindliche Frauenquote in Unternehmen ab einer bestimmten Größe.“ Schon lange. Über die Höhe, ob 30, 40 oder 50 Prozent kann man reden. Was mich so langsam  aber nervt, sind die „Argumente“ der Gegner. Und auch das jüngste Veto der Kanzlerin, die damit ihre Ministerkolleginnen zugunsten des Friedens mit der FDP ausbremst.

Selbst im männerlastigen SPIEGEL wird darüber nachgedacht und auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG bricht eine Lanze dafür.

Hier ein paar Gründe, warum eine Frauenquote längst überfällig und in naher Zukunft auch notwendig ist.

  1. Weil der Arbeitsmarkt dringend Fach- und Führungskräfte braucht.
    Und die sitzen nicht nur im Ausland, wobei ja hierzulande dafür  durch entsprechende Regelungen gesorgt wird, dass bloß nicht zu viele kommen. Nein, die größte Personalreserve wird schwanger und kann schwer Beruf und Familie vereinbaren. Oder hat Kinder großgezogen und bekommt schwer eine Chance.
  2. Weil Frauen anders führen – und manchmal besser.
    Die Unternehmensberatung McKinsey fand in ihrer Studie „Women Matter 2“ (2008) Verhaltensweisen, die Führungskräfte in den nächsten Jahren brauchen, um auf die globalen Herausforderungen richtig zu reagieren. Dabei zeigte sich, dass weibliche Führungskräfte  häufiger als Männer auf Führungseigenschaften wie „Inspiration“und „partizipative Entscheidungsfindung“ zurückgreifen.
    Eine Studie zeigte, dass Firmen mit einem starken Frauenanteil im Top-Management zwischen 1996 und 2000 höhere Aktien- und Eigenkapitalrenditen erzielten .
  3. Weil Chancengleichheit nicht von allein entsteht.
    Vor zehn Jahren gab es – zur Abwehr eines geplanten Gleichstellungsgesetzes – bereits eine „freiwillige Vereinbarung“ der Wirtschaft, um die Chancen der Frauen nachhaltig zu verbessern. Mit geringem Erfolg. Jetzt soll es wieder eine verordnete „Selbstverpflichtung“ der Unternehmen geben. Doch gilt dafür der Spruch: „Wer den Sumpf trockenlegen will, darf nicht die Frösche fragen.“
    Ich erinnere mich noch an die Einführung der Gurtpflicht im Auto im Jahr 1976. Männer fürchteten den Verlust ihrer Freiheit, Frauen bangten um ihren Busen.
    Bei der Einführung des Rauchverbots in Kneipen ab 2007 beschworen viele Wirte drastische Umsatzausfälle und ein massenhaftes Kneipensterben. Nichts davon ist eingetreten (SZ). nicht einmal auf dem Oktoberfest.
    Aber die Änderung gewohnter Einstellungen oder Verhaltensweisen kommt einem zu Beginn meist als unangenehm oder enorm schmerzhaft vor. Müll trennen? Tempo 30? Selbstbedienung am Geldautomaten? Und nach einer Weile hat man sich daran gewöhnt und wundert sich über das lautstarke Gedöns vorher.
  4. Weil das deutsche Arbeitsmodell patriarchalische Strukturen widerspiegelt.
    In den fünfziger Jahren war das normal. Vati als Familienoberhaupt konnte über alle Angelegenheiten seiner Frau entscheiden. Wollte seine Gattin arbeiten, brauchte sie dazu die Einwilligung ihres Mannes. Erst eine Gesetzesänderung 1957 änderte das.
    Kein Wunder, dass die Frauen damals mit den Nerven völlig fertig waren und Hilfe brauchten:
    httpv://www.youtube.com/watch?v=r6OczveU0Xg
    Insofern ist der Widerstand vieler Männer auch verknüpft mit der Angst, dass eine Frauenquote auch das Leben der Männer ändern könnte. Denn ein Paar, bei dem beide Partner arbeiten, wird auch die Kinderfrage neu regeln müssen. Und eben andere Modelle finden müssen als heutzutage, wo eben derjenige weiter arbeitet, der mehr verdient. Und das ist bisher fast immer der Mann.
    Doch auch Väter wollen mehr mit ihrem Nachwuchs zu tun haben. Die Einführung der Vätermonate beim Elterngeld hat ja hier schon einiges bewegt.
  5. Weil wir sonst international noch mehr den Anschluss verlieren.
    Kaum ein Besuch eines deutschen Politikers in China, Russland oder ähnlichen Staaten, der nicht mahnend auf die mangelnde Einhaltung der Menschenrechte hinweist.
    Bei uns steht die Gleichberechtigung von Mann und Frau schon lange im Grundgesetz. Doch in der Praxis? Bei der Frauenpräsenz in Führungspositionen der deutschen Wirtschaft teilen wir uns den Platz mit Indien. Brasilien, China oder Russland liegen noch vor uns. (!)
    51 Prozent der Universitätsabgänger sind mittlerweile Frauen. Aber nur 3,2 Prozent davon landen auf Vorstandsposten. Dass dies nur an den sagenhaften Fähigkeiten von uns Männern liegen soll, kann ich nicht glauben.
    Andere Länder wie Norwegen, Finnland oder andere Länder sind uns da weit voraus.

Doch was sind die Argumente gegen eine Frauenquote?

Stellvertretend für viele fasst Blogger-Kollege Jochen Mai dies in seinem Artikel zusammen:

Diskriminierung. „Jede Quote – ob bezogen auf Geschlecht, Hautfarbe, Religion oder Alter – ist nur eine andere Form der Diskriminierung.“
Würde eine Frauenquote eingeführt, wären dann die Männer diskriminiert.
Dasselbe Argument hörte ich bei der Einführung des Rauchverbots in Gaststätten dass Raucher dadurch diskriminiert werden würden. Und vorher die Mehrzahl der Nichtraucher, die passiv mitrauchten? Das war keine Diskriminierung? Seltsame Logik.

Mittelmaß. „Wer mittels Quoten einstellt, fördert letztlich Mittelmaß.“
Die Befürchtung ist, dass wegen des Erfüllens der Quote letztlich ein schlechterer Bewerber eingestellt werden könnte. Auch das ist doch nicht stimmig. Die Qualifikation eines Bewerbers lässt sich doch nie objektiv vorher bestimmen. Man muss ausprobieren, ob es passt.

Aber wie mir ein Personaler mal in einer Seminarpause verriet, gibt es in seinem Unternehmen Richtlinien, für bestimmte Positionen die Bewerbungen von Frauen gleich auszusortieren.
Jochen Mai fragt: „Und welches Unternehmen wurde jemals mittels Quote spitze?“ Eines ist hier in brandeins beschrieben. Aber Gegenfrage: Wie viele Unternehmen – man nehme nur mal ein paar deutsche Landesbanken – mit reiner Männerriege sind nicht spitze? Von der internationalen Finanzkrise ganz zu schweigen.

Populismus. „Die Frauenquote ist nichts anderes als PR-Getöse, ein populistisches Signal zum Employer Branding.“
Das mag bei Herrn Seehofer so gewesen sein. Und es stimmt, solange man nicht etliches an den Strukturen verbessert, dass Frauen besser Beruf und Familie verbinden können, bliebe es eine populistische Forderung. Ein Lippenbekenntnis. Aber die gegenwärtige Debatte ist notwendig, damit viele Menschen sich damit – wieder mal – damit befassen.

Und deshalb bin ich für eine Frauenquote.

Malcolm Gladwell hat in seinem Buch „Tipping Point – Wie kleine Dinge Großes bewirken können“ gezeigt, dass es oft einer kritischen Masse bedarf, damit Veränderungen Schwung bekommen. So wie in der Chemie chemische Reaktionen durch das Vorhandensein eines Katalysators beschleunigt werden. Gladwell zeigt, dass Menschen in ihrem Handeln sehr stark von den Umgebungsbedingungen der jeweiligen Situation beeinflusst werden.

Eine verbindliche Frauenquote für Unternehmen ab einer gewissen Größe würde vielleicht diese Reaktionen nach sich ziehen:

Die Unternehmen würden aktiv mehr Frauen fördern.
Um die Quote zu erfüllen, könnten sie nicht warten, ob sich genügend geeignete Frauen bewerben – wie es bei der Selbstverpflichtung der Fall wäre. Nach dem Motto: „Wir würden ja mehr Frauen einstellen, aber es bewerben sich wo wenig.“ So hat auch der norwegische Unternehmerverband für Frauen Seminare angeboten, die sie für die kommenden Aufgaben in Aufsichtsräten fit machen sollten.

Sowas gibt es hierzulande auch schon. Der „Verband deutscher Unternehmerinnen“ VDU bietet das Projekt „Stärkere Präsenz von Frauen in Aufsichtsratgremien“ an, zu dem sich 150 Frauen anmelden können.

Der jetzt schon spürbare Fachkräftemangel hat ja auch etliche Firmen dazu bewogen zu prüfen, ob ältere Arbeitnehmer – also Menschen ab 40 – tatsächlich hirnorganisch schon so stark abgebaut haben, dass man sie nicht gebrauchen kann. Und siehe da, auch diese Menschen können und wollen arbeiten – und können es sehr gut.

Die Unternehmen würden familienfreundlicher werden.
Es braucht nicht nur eine Frauenquote, sondern auch eine Kindergartenquote. Das wäre Aufgabe der Städte und Gemeinden wie auch der Unternehmen. Wie das gehen kann, habe ich in diesem Blogartikel beschrieben.
Und bestimmte Dinge gehen nur durch Auflagen. Siehe  beim Thema Umweltschutz und Emissionsrechtehandel. Da hat man auch nicht auf eine freiwillige Selbstverpflichtung gesetzt. Hier wurde eine „Verschmutzungsquote“ staatlicherseits bestimmt, an die die Unternehmen sich zu halten hatten.
Umso unsinniger finde ich  deshalb das Argument von FDP-Generalsekretär Christian Lindner, der sagte, eine Quote wäre ein ‚Eingriff in die Vertragsfreiheit und auch in die Personalpolitik der Unternehmen.“ Als würde der Staat über Gesetze, Auflagen und Grenzwerte nicht dauernd in die Unternehmenspolitik eingreifen.

Der Stellenwert von Arbeit würde sich langfristig verändern.

In meine Seminare kommen immer wieder Führungskräfte, die nach den Ursachen für ihren Burnout oder das Scheitern ihrer Ehe suchen. Die Gründe sind meist die gleichen:

– Arbeitszeiten von 10 Stunden und mehr plus Arbeit oder grüblerische Gedanken ins Wochenende mitnehmen;
– Nicht abschalten können bzw. in der Freizeit erschöpft auf dem Sofa rumhängen und bei jedem Kindermucks aus der Haut fahren;
– Perfektionismus, ein „Mach’s-allen-Recht-Antreiber“ und ein Selbstbild von grenzenloser Belastbarkeit;
– Ein Selbstbild, das klagloses Funktionieren fordert („Die anderen können es doch auch!“), mit dem man dann körperliche und seelische Warnzeichen ignoriert, das Nachdenken über den Sinn des eigenen Tuns immer wieder verschiebt und davon träumt, im Ruhestand all das nachzuholen, was man ein Leben lang aufschob.
– Präsentismus, bei dem man sich nicht traut, früher nach Haus zu gehen, weil die Kollegen auch noch da sitzen und beschäftigt tun oder weil man das Genöle der Ehefrau und die notwendige Konfliktklärung scheut;
– Wünsche und Vorwürfe der Partnerin bzgl. mehr Zeit miteiander mit immer denselben Rechtfertigungen abschmettern.

Zu einer neuen Arbeitskultur gehören deshalb flexible Arbeitszeiten für Männer und Frauen, in denen eben nicht nur ein Arztbesuch, sondern auch die Theateraufführung der Tochter ein wichtiger Termin ist.
Dazu gehören Verantwortungsbereiche, die teilbar oder von vornherein kleiner sind, so dass diese auch mit einem normalen Arbeitstag von 9 bis 5 zu schaffen sind.
Dazu gehören andere Werte, in denen es nicht nur um Profit geht, sondern auch um das Klima im Unternehmen, den Gesundheits- und Zufriedenheitsgrad der Mitarbeiter, den Sinn oder Beitrag, den das Unternehmen leistet.
Dass das alles keine utopischen Hirngespinste sind, sondern durchaus von einigen Vorständen gedacht und ausgesprochen werden, zeigt dieser Vortrag von Thomas Sattelberger, Telekom-Personalvorstand.

Mehr Frauen würden sich noch mehr zutrauen.
Für gesellschaftliche Veränderungen braucht es entweder eine kritische Masse, wie man jetzt im arabischen Raum beobachten kann. Fünf Demonstranten kann man noch von der Straße holen und verhaften. Fünfzigtausend nicht mehr. Und der Veränderungsfunke sprang von Tunesien auf Ägypten, Jordanien, den Jemen über.
Dies hat in kürzester Zeit mehr bewirkt als alle doppelzüngigen Appelle westlicher Außenminister nach mehr Demokratie. Auch die Türkei verändert ihre Strukturen nicht aus „Selbstverpflichtung“ und Einsicht, sondern weil sie sich Hoffnungen auf einen EU-Beitritt macht.
Neben der kritischen Masse ist es die Funktion von Vorbildern, die enormen Einfluss auf das individuelle Denken und Handeln von Menschen hat. Nicht umsonst hat die ägyptische Regierung zeitweise das Internet und den Handyverkehr abgeschaltet. Weil eine Nachricht, die viele Empfänger erreicht, eine enorme Sprengkraft und Energie für Veränderungen freisetzt.
– Depression gab es schon immer. Erst durch das Bekenntnis von Robert Enke wurde es ein öffentliches Thema.
– Auch Homosexualität gab es schon immer. Erst als einige Politiker sich outeten, merkten viele, dass Schwulsein nichts mit beruflichen Fähigkeiten zu tun hat.
– Die tägliche Begegnung im Fernsehen mit weiblichen Ministerinnen und einer Bundeskanzlerin wäre noch vor einem Jahrzehnt undenkbar gewesen. Doch durch das Vorbild und das Erleben, dass Frauen es zumindest oft nicht schlechter machen als Männer – und teilweise auch besser – kann ermutigen. Und vor allem dazu beitragen, dass eine Frau in einer Führungsrolle nicht mehr als Ausnahme argwöhnisch beäugt wird, sondern als Normalität. Und zwar von Frauen und Männern.

Mehr Frauen würden ihr Selbstbild ändern.
In meinen Coachings sehe ich es häufig, dass Frauen Einstellungen haben, mit denen man schwer an die Spitze kommt. Immer hübsch bescheiden und nett sein, superkritisch mit sich selbst und eigene Leistungen nicht kommunizieren, sondern herunterspielen. Schuldgefühle haben, wenn es um Gehaltsforderungen geht und vor allem das „Rabenmutter-Syndrom“ pflegen.

So wird das nix mit der Frauenquote. Denn dazu braucht es auch eine kritische Masse von Frauen, die anders leben wollen als ihre Mütter.

Doch Argumente allein helfen nicht.

Wie bei jeder Diskussion lassen sich für jede Position gute Gründe finden. Letztlich beginnt Veränderung immer im Kopf des Einzelnen. Und dem Entschluss, etwas Neues zu riskieren. Jeder muss sich dazu auseinandersetzen mit seinen inneren Landkarten zu dem Thema. Und den dazu gehörenden Ängsten. Also konkret:

  • Welche inneren Bilder und Gefühle tauchen bei Ihnen als Frau auf, wenn Sie sich in einer Führungsrolle mit einem sehr guten Gehalt vorstellen?
    Geht das überhaupt? Oder kommen gleich Ängste auf, zum Beispiel vor dem Neid von anderen.
  • Welche inneren Bilder und Gefühle tauchen bei Ihnen als Mann auf, wenn Sie sich als Vorgesetzte eine Frau vorstellen?
    „Das geht gar nicht“, sagte mal ein Bereichsleiter im Coaching zu mir, „die Kinder kriegen sie schon, wie wir pinkeln sollen, wollen sie bestimmen – und jetzt auch noch im Job gleichberechtigt sein, nee!“

Diese Bilder, Erfahrungen und Gefühle sind wichtig und bestimmen vor allem Ihre emotionale Meinung zu diesem Thema. Wer im Elternhaus elterliche Führung nur als Dominanz erlebt hat, die widerspruchslos befolgt werden musste, hat oft unbewusst Einstellungen übernommen, die sich argumentativ schwer verändern lassen.

Was ist Ihre Meinung zur Frauenquote? Erstaunlicherweise sind ja auch etliche Frauen gegen die Quote. Deshalb können Sie hier – nach Geschlecht getrennt – abstimmen:

Wir leben in einer Zeit der großen Veränderungen. Politisch und gesellschaftlich. Dieter Nuhr sagte dazu: „Von so einer Regierung hätten wir in den 70er Jahren nicht zu träumen gewagt. Eine Frau vorneweg, ein Schwuler, ein Behinderter, ein Waisenkind mit Migrationshintergrund, eine siebenfache Mutter, eine Schwangere, eine Witwe – und das ist die konservative Regierung.“

Sogar die Kirchen diskutieren Reformen. Zulassung von Frauen zum Priesteramt und ein Überdenken ihrer sexualfeindlichen Haltung nach innen und außen. Denn auch die Kirchen haben Personalprobleme. Vom Kundenproblem ganz zu schweigen.

Wann ist Gleichberechtigung in Deutschland erreicht?
Ganz einfach: wenn an der Spitze eines Unternehmens eine lesbische Frau steht – und gravierende Fehler macht. Gehen muss, eine Riesenabfindung erhält – und sich niemand darüber aufregt.

kommentar Was ist ihre Meinung zur Frauenquote?

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Foto: © -Süddeutsche Zeitung

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

46 Kommentare

  1. Sophie sagt

    Als Studentin war ich klar gegen die Frauenquote, weil ich wegen meiner Leistung eingestellt werden wollte. Die Krux ist nur, man wird nicht wegen seiner Leistung eingestellt, sondern aufgrund seines Verkaufstalents und wie gut man seine Fähigkeiten im Kontext der Stellenbeschreibung, welche immer die Eierlegende Wollmilchsau fordert, darlegen kann. Das ist Übungssache und eine Frage des richtigen Bewerbungscoachings. Und interessanterweise hatte in allen meinen Gesprächen die PersonalerIN meist fachlich keine Vorstellung was ich mache und ein bisschen Eloquenz und Netiquette hatte bei ihr immer gezogen. Die wenigen Gespräche mit den fachlichen Vorgesetzten, bei mir meist Männer, waren die, die immer sachlich abliefen, aber auch nur fachlich an der Oberfläche kratzen. Da kam es meistens auf die Chemie und den Gesprächsfluss an (Zufall + Training). Ab da habe ich verstanden, dass niemand aufgrund seiner fachlichen Eignung in dem Job eingestellt wird, sondern nur aufgrund seiner Außenwirkung (positiv, aber nichtssagende Arbeitszeugnisse, irgendwelche Fortbildungszertifikate, anhand dessen abgeleitet werden soll, dass man ehrgeizig ist und der Prägnanz und dem Stil der Bewerbung – was sich durch ein professionelles Coaching leicht aufmotzen lässt). Die fachliche Bewährung erfolgt im ersten Jahr, ggf im 2. Jahr (weshalb die meisten in den sauen Apfel der 2-Jahres Befristung beißen müssen).
    Und da gegenüber Frauen, speziell Ingenieurinnen, immer noch oft der Spruch kommt „das ist aber ungewöhnlich als Frau Ingenieurin zu werden“ (auch von der PersonalerIN geäußert im Jahr 2019), ist für mich die Quote leider bitter nötig. Für alle, die nicht über ihren Tellerrand hinüber schauen und in ihrem Bias gefangen sind. Was auffällt, dass Tech-Firmen in Amerika mehr Frauen auch auf Projektleitungsebenen haben. Ich kenne mehr Amerikanische Ingenieurs-Kolleginnen als deutsche in meinen Überseekonferenzen: da gibt es ganze Teams, die aus Frauen bestehen und es ist normal und ich bin regelrecht neidisch und traurig, dass das in meinem Land nicht auch normal ist. Denn nichts ist so großartig, wie ein Fachgespräch unter Frauen. Ja, liebe Männer, ich rede auch gerne mit euch und ich habe einfach nur die besten Kollegen, aber man hat als Frau nun mal andere Erfahrungen gemacht um da zu landen, wo man ist und womit man zu kämpfen hat. Jede Frau in meinem Studium (40% Frauenanteil 2007, Absolventen 45% Frauen) musste sich einen Spruch wie „studiere was soziales“ von den ein oder anderen Dozenten (!) anhören oder irgendwelche fehlgeleiteten Anmachsprüche (sogar im Schlumperpulli und Jeans auch mit BMI jenseits der 29). Das ist normal – leider, egal wie Frau aussieht – jede kennt das. Meist ausgeübt von wenigen Männern, neben den vielen guten respektvollen Männern. Nur tarnen sich die vermeintlichen Würstchen so gut in homogener Kartoffelsuppe. Bring eine Frau da rein und du merkst, wer der frauenfeindliche Einzeltäter ist. Somit verändert eine Frau die komplette Dynamik eines Teams und man kann die störenden Elemente (frauenfeindliche Frauen oder Männer) aus dem Team entfernen. Und da ist es egal ob Führungsebene oder nicht. Also verändert eine Quote etwas.

    Auch finde ich, dass internationale Studentinnen weniger ein Problem haben extrovertierter ihre Position zu vertreten und auch viel selbstverständlicher ihre Stellung einfordern. Beispiel: Meine Kommilitoninnen aus Nepal, Tunesien, Frankreich, USA sind ausnahmslos weltweit in Unternehmen tätig, während 3 von 5 deutschen Ingenieurinnen aus meinem Studium zu Hause sitzen, Kinder hüten und inzwischen 3 Jahre + raus sind aus dem Job (Osten, nicht Bayern). Aus meiner Sicht pflegen wir deutsche Frauen zu sehr das Duckmäusertum und haben zu wenig Kontakt zu internationalen Student(inn)en.

    Wenn eine Quote, dann würde ich die gerne erweitern und verallgemeinern auf alle Geschlechter.
    1. Alterstechnische Durchmischung ist Pflicht: mindestens ein alter Hase und ein Frischling.
    2. Geschlechtlich gemischte Teams sind Pflicht: ein anderes Individuum mindestens, dabei ist es gleich ob es eine Frau oder besser gleich mal die non-binären integrieren – denn auch das verändert die Dynamik, es geht ja nur um das Mindset und die Perspektive.
    3. Internationale Teams, wie auch immer gestaltet, sind Pflicht, das fördert einfach alles wichtige, sich mit anderen Kulturen und Sprachen auseinander zu setzen (und zur Not auch die Grenzpendler mehr mit den Einheimischen mischen und nicht isolieren).
    Und genau das fehlt mir: mehr bunte, internationale, gemischte Teams auf Arbeit. Auf die gute Altersstruktur wird zum Glück geachtet bei uns. Und der Rest kommt dann von allein, denke ich.

  2. Jan sagt

    Ich bin mir nicht sicher, ob der Autor den Text satirisch gemeint hat, aber für all die Leser, die ihn ernst genommen haben, hier die Erklärung, warum keiner der „Gründe“ als Argument für eine gesetzliche Frauenquote taugt:

    zu 1) – Weil der Arbeitsmarkt dringend Fach- und Führungskräfte braucht. –

    Fehler: Es widerspricht der Marktwirschaft, dass dies der Staat regelt.
    Begründung: Die Kernmotivation aller Anteilseigner eines beliebigen Unternehmens ist es, bei minimalem Risiko eine maximale Rendite zu erhalten. Sofern weibliche Führungskräfte dies erheblich besser als männliche gewährleisten (was der Autor unterstellt), wird sich das aus o. g. Grund nirgenwo so schnell herumsprechen wie unter den Anteilseignern / Investoren. Firmen mit weiblichen Chefs wären ihren Konkurrenten überlegen und schließlich würde der Markt nur noch von Firmen mit weiblichen Führungskräften dominiert. Unterstellt man zudem irgendwelchen Akteuren frauenfeindliche Verschwörungen, machte das im Ergebnis keinen Unterschied, da dann von Frauen neu gegründete Unternehmen denselben Siegeszug antreten würden.
    Kurz: Der Markt würde mit der Zeit genau das propagierte Ergebnis hervorbringen. Da dem nicht so ist, liegt in Wirklichkeit schlichtweg eine chauvinistische Feminismusfantasie vor.
    Wer die Geschlechter für gleichberechtigt hält, muss diese mit Entschiedenheit verachten.

    zu 2) – Weil Frauen anders führen – und manchmal besser. –

    siehe Ausführungen zu 1)

    zu 3) – Weil Chancengleichheit nicht von allein entsteht. –

    siehe Ausführungen zu 1)
    Was die genannten Vergleiche angeht, muss man viel Kreativität (/Alkohol?) aufbringen, um sie auf die Frauenquote beziehen zu können. Warum haben sich Geldautomaten durchgesetzt? Weil die Kunden lieber mit einem Automaten interagieren, wenn sie dafür nicht mehr Schlange stehen müssen und Öffnungszeiten beachten müssen? Man kann darüber streiten, ob der Staat eine Gurtpflicht vorschreiben sollte. Der staatlich verordnete Zwang zur Diskriminierung von Menschen mit bestimmten biologischen Merkmalen (hier: Geschlecht) hat demgegenüber offensichtlich eine ganz andere Qualität.

    zu 4) – Weil das deutsche Arbeitsmodell patriarchalische Strukturen widerspiegelt. –

    Gedanken über Missstände in unserer Gesellschaft mögen interessant sein. Diese mittels Repression in der Wirtschaft zu beheben, hat noch nie nachhaltig funktioniert. Wenn ein Unternehmen nur Mitarbeiter mit einer bestimmten Gesinnung einstellen möchte, kann es das bereits heute selbstverständlich tun (auch wenn es das gemäß der jüngsten Anti-Diskriminierungsdoktrin nicht mehr offen sagen darf).

    zu 5) – Weil wir sonst international noch mehr den Anschluss verlieren. –

    siehe Ausführungen zu 1)

    ———-
    Und dann kommt noch mein Lieblingssatz:
    „51 Prozent der Universitätsabgänger sind mittlerweile Frauen. Aber nur 3,2 Prozent davon landen auf Vorstandsposten.“

    Dieses Pseudo-Argument hat derzeit Hochkonjunktur. Man könnte genauso schreiben: 51 Prozent der Vegetarier sind mittlerweile Frauen. Aber nur 3,2 Prozent spielen Skat.

    Ein Gesetz, dass man studiert haben muss, um auf Vorstandsposten zu „landen“, gibt es bekanntlich nicht. Selbst wenn wir mal unterstellen, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen beiden Eigenschaften gibt, wird bei genauerem Hinsehen klar, dass die Führungspositionen nicht Absolventen aus den Geisteswissenschaften (> 80 % Frauen), sondern aus den betriebswirtschaftlichen (< 50 % Frauen) und vor allem Ingenieurswissenschaften (<10 % Frauen) sind.
    Erkennt man zudem, dass Führungspositionen lange berufliche Erfahrung verlangt, so sind entsprechend die Frauenanteile aus den 1970er und 1980er Jahren relevant. Da hier der Frauenanteil nahe 0 % lag, sind Frauen mit 3,2 % also deutlich überrepräsentiert.

    Letztlich sollte man sich aus diesen naiv-sozialistischen Verteilungskämpfen befreien und stattdessen allen Geschlechtern größtmögliche Wahlfreiheit bieten. Da hierbei die staatliche Kinderbetreuung bedeutsam ist, diese mangels Rendite jedoch nicht durch die Wirtschaft honoriert werden kann, kann man dies tatsächlich zu einer staatlichen Aufgabe machen. Mit einer Frauenquote hat die staatliche Kinderbetreuung allerdings nichts zu tun.

  3. Ich finde Ihren Argumentationsgang nicht angemessen, da Frauen NICHT ein besseres Arbeitsklima bewirken. Laut Ihnen seie das Sozialverhalten der Frau besser, als das des Mannes. Meiner Meinung nach stimmt diese These nicht, da viele Frauen ein soziales Defizit aufweisen. Hinzu kommt, dass Sie Ihre Aussage NICHT belegt haben. Danke für Ihr Verständis.
    Ich hoffe sie können mir zustimmen.
    Danke sehr.
    mit freundlichen Grüßen,

  4. Danke für Ihre Antwort.
    „Graupen“ gibt es wohl auch unter den Männern und das auch ohne Männerquote. Ein schwieriges Thema, das zudem noch hochemotional ist.

  5. David Edup sagt

    Frauenquoten sind nichts neues.
    Bei der Bundeswehr gibt es schon eine Frauenquote von 15%.
    Auf Grund dieser Quote sehe ich jeden Tag wie Frauen bevorteilt werden und dass teils die letzten Graupen eingestellt werden. Das alles schon bei 15% und nicht 50%. Ich halte generell nichts von Quoten. Leistung muss im Vordergrund stehen und nicht das Geschlecht oder die Herkunft oder was auch immer.
    Wer was kann, die oder der, setzt sich auch durch.
    Es mag eine Minderheit von Personalplanern geben, die auf das Geschlecht gucken. Aber sowas ist kriminell und kurzsichtig. Solche Fälle gibt es in jedem Bereich und darauf kann der Gesetzgebeer nicht einwirken. Egal bei welcher Quote.
    Andererseits empfinde ich es als doppelzüngig eine Frauenquote zu befürworten und gleichzeitig das Betreuungsgeld zu beschließen. Daran sehen wir, dass dieser Schritt der Frauenquote purer Populismus im Wahlkampf ist.

  6. Lukas sagt

    Sehr geehrter Herr Kopp-Wichmann,
    die von ihnen angeführten Argumente sind teilweise sehr fragwürdig. Beispielsweise ziehen sie einen Vergleich zwischen dem Rauchverbot und der Frauenquote. Ich finde das zwar „kreativ“, jedoch unpassend.
    Das Argument des Eingriffes in die Unternehmensführung durch den Staat ( Stichwort: Planwirtschaft ), ist absolut korrekt. Ihr Gegenargument „Norwegen ist nicht kommunistisch“ ist, mit Verlaub, kindisch. Genauso wie ihr Kommentar, dass die Politik ständig bei der Unternehmensführung eingreifen würde. 1. Beispiele? 2. Auch wenn das in bestimmten Fällen vorkommt, ist dies kein Blancoscheck, diese Eingriffe beliebig oft zu unternehmen.
    Ich sehe nicht ein, warum man die eine Ungerechtigkeit ( wenig Frauen in Spitzenpositionen ), mit einer anderen ( Frauenquote ) bekämpfen sollte. Hier kommt man vom Regen in die Traufe. Auch ich bin wie viele Männer jungen Alters nicht gegen mehr Frauen in Spitzenpositionen, aber ich bin auch nicht für sie. Ich bin dafür, dass die Personen, die es verdient haben, die Spitzenposition bekleiden, egal welchen Geschlechts.
    Wie sie sicher schon bemerkt haben, bin ich kein Unterstützer der Frauenquote. Ich würde Sie bitten, dass sie es unterlassen, mir jegliche Angst vor Frauen in Führungspositionen zu unterstellen oder aus mir einen „Kämpfer“ der „Männerseite“ zu machen, da sie den Zustand in deutschen Unternehmen als „Kampfplatz“ sehen, und auch sonst den ( größtenteils ) nicht existenten Hass der Männer auf die Frauen predigen, male ich mir bei dieser Bitte jedoch keine große Chance aus.
    Ich bewundere Sie für ihr Engagement ’68 und hoffe, dass sie ihre Kritikfähigkeit behalten.
    Falls sie Fragen zu meinem ( in aller Eile ) verfassten Kommentar haben oder sonstiges Interesse an weiteren Argumenten meinerseits haben, bin ich offen.
    Trotz meiner Kritik danke ich ihnen für das Anstoßen einer Diskussion über dieses emotionale Thema.

  7. Hallo Herr Werner,
    ja, auf uns Alt-68-er ist eben Verlass! 😉
    Schönes Beispiel, wie man durch Förderung viel erreichen und ermöglichen kann und Darwins Gesetz eben nicht immer die beste Lösung ist.

    Danke für Ihren Kommentar.

  8. Hallo Herr Werner,
    ja, auf uns Alt-68-er ist eben Verlaß! 😉
    Schönes Beispiel, wie man durch Förderung viel erreichen und ermöglichen kann und Darwins Gesetz eben nicht immer die beste Lösung ist.

    Danke für Ihren Kommentar.

  9. rüdiger werner sagt

    hallo allerseits, ich habe die beiträge hier mit großem vergnügen gelesen, als „alter 68-er“ bin ich schon löange a.d. „anderen“ seite… meine seinerzeitige erfahrung u.a.:
    wir haben an unserer schule begonnen, ganz gezielt ab 6.kl. Klassensprecherinnen aufzubauen + ihnen mit hilfe v. nachmittäglichen angeboten, wie argumentieren lernen, schulrecht etc. ihre kompetenzen zu stärken! es kann nicht früh genug beginnen!!!
    r.werner

  10. Möchte mich auch noch zuschalten in diese Diskussion, die derzeit ja vor allem politisch geführt wird. Zunächst: Ich bin ganz klar für ein Nein. Frauen gehören an die Hebel der Macht, aber dieses Thema lässt sich nicht mit Quote regeln. Denn das Dilemma liegt tiefer: Nämlich in der unterschiedlichen männliche und weiblichen Hirnneuroarchitektur.

    Hier der komplette Beitrag: http://blog.anneschueller.de/?p=2364

  11. Liebe Frau Wolf,
    bei Neuerungen gibt es immer gute Argumente, große Hoffnungen und übertriebene Ängste. Da hilft oft ein Blick über den Zaun zu anderen, die damit Erfahrungen haben.

    In Norwegen gibt es mindestens 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten und dieselbe Quote in allen staatlichen Gremien Finnlands.

    „Die dramatischen Befürchtungen der harten Quotengegner haben sich genauso wenig bewahrheitet wie die Hoffnungen der eifrigsten Befürworter. Aber die Qualität der Arbeit in Aufsichtsräten hat sich mit den zusätzlichen Frauen verbessert“, sagt Marit Hoel vom „Center for Corporate Diversity“ (CCD)in Oslo.

    Danke für Ihren Kommentar.

  12. Silvia Wolf sagt

    Was bringt die Quote? Ich möchte nicht in meinem Job besetzt werden, nur weil ich einen Quote erfülle.

    Für die oberen Managementbereiche mag ja die Frauenquote „üblich“ sein, um es mal so zu sagen. Da lohnt es sich ja auch, weil Image und Prestige nach außen hin wirken. Siehe Berlin und die Politiker.

    Ob Frau Schröder oder Frau von der Leyen wirklich kompetent sind, lasse ich mal dahingestellt. Wenn sie nur reingekommen sind aufgrund der Quote muss ich mich nicht über den Schwachsinn jetzt bei Hartz IV wundern. Aber die Kabarettleute brauchen ja auch etwas zum Schreiben.

    Doch – was mache ich nur, wenn ich in einem reinen Frauenjob arbeite, wie in Arzt und Zahnarztpraxen? Dann verlange ich da auch eine Männerquote. Nur wird die nicht funktionieren, weil diese Jobs völlig unterbezahlt sind und kein Mann sich für die paar Kröten 45 Stunden in der Woche den Stress antun möchte.

    In den oberen Chefetagen mag das ja insofern sinnvoll sein, wenn beide Bewerber über die gleichen Qualifikationen verfügen. Aber wenn der Herr des Hauses wirklich die besseren Qualifikationen und Erfahrungen mitbringt, kann es doch nicht sein, dass eine Frau nur wegen der Quote bevorzugt werden sollte.

    Früher hat man geschimpft über die berühmte „Besetzungscouch“ für Frauen. Gab es die jemals für Männer?

  13. Hallo Michael,
    Sie schreiben: „Für viele Männer ist die Arbeitswelt definiert durch die Abwesenheit von Frauen, eine Art fernweiblicher Erholungsraum als statusrelevante Erweiterung der Männerfreundschaft.“

    Das finde ich sehr treffend ausgedrückt. Da Frauen oft konfliktfreudiger sind und männliche Ausreden schnell hinterfragen, kriegen viele Männer Angst, jetzt schon wieder etwas erklären zu müssen.

    Den anderen Punkt finde ich auch wichtig. So zu tun, als wären alle Männer in höheren Positionen nach reiner Qualifikation ausgewählt, würden nur Spitzenleistungen vollbringen, niemals Fehler begehen. Frauen dagegen aufgrund einer Quote schon mal weniger qualifiziert.

    Dass bei einer Frauenquote evtl. auch Bewerberinnen kommen, die besser geeignet sind als Männer, fällt vielen wohl schwer zu denken.

    Wenn man mal die europäischen Regierungschefs der Reihe nach anschaut, was sie in ihren Ländern vollbringen, steht Frau Merkel wirklich nicht schlechter da.

    Danke für Ihren Kommentar.

  14. Natürlich bin ich für eine verbindliche Frauenquote. Ich glaube, zwei wichtige Ursachen für den Widerstand liegen in den Stichworten „Männerbund“ und „Angst der Inkompetenten“.

    Stichwort Männerbund:
    Es ist naiv davon auszugehen, die Argumente gegen die Frauenquote seien primär sachlich. Ich denke, die Wahrheit liegt auch in dem simplem Umstand, dass eine Truppe Männer auf der Arbeit schlicht und ergreifend kein Bock auf Frauen hat. Einfach nur, weil es Frauen sind. Sie haben auch keinen Bock auf Frauen beim Kegel- oder Skatabend oder bei der gemeinsamen Segeltour. Männer sind lieber mit Männern zusammen. Das ist wirtschaftlich tragisch falsch, aber ich glaube, das ist der Kern des Problems. Sie wollen keine Frauen im Vorstand, weil Frauen sie annerven, einfach, weil es keine Männer sind. Weil sie anders kommunizieren, anders entscheiden, anders sind.

    Sie wollen: Frauen dort, Männer hier. Für viele Männer ist die Arbeitswelt definiert durch die Abwesenheit von Frauen, eine Art fernweiblicher Erholungsraum als statusrelevante Erweiterung der Männerfreundschaft.

    Dieser Unwillen lässt sich nur durch Zwang brechen. Und dieser Unwillen ist auch die einzige Erklärung für das hirnrissigste aller Gegenargumente:

    Stichwort: Kompetenz
    Kompetenz und Qualifikation sollen bei der Vergabe von Job und Position entscheiden, nicht eine Quote. Wie bitte? Schön wär’s. Aus eigener Anschauung kann ich nur sagen, dass diese beiden Faktoren bei der Bevorzugung von Männern kaum eine Rolle gespielt haben dürften. Ich halte mindestens die Hälfte der männlichen Führungskräfte für nicht ausreichend qualifiziert und latent überfordert, sei es fachlich oder sozial.

    Und um es einmal klar zu sagen: Frauen sind besser qualifiziert. Sie machen schon lange die besseren Schul- und Hochschulabschlüsse, sie brillieren in Karriereprüfungen, sind in der Regel belastbarer und oft sozial kompetenter. Das Argument der Qualifikation ist ein Argument für die Quote, nicht dagegen.

    Nimmt man diese beiden Stichworte zusammen, dann ergibt sich eine Mischung aus Abneigung und Angst, die den Bodensatz des Widerstands gegen die Quote bildet.

  15. Peter Schott sagt

    Sorry, bin aber nicht ganz einverstanden mit meinem Vorkommentator.

  16. Silvia Wolf sagt

    Ich bin gegen eine Frauenquote. Kompetenz fachlich wie sozial ist definitiv nicht geschlechterspezifisch.

  17. Hallo Ursula,
    das habe ich ja in meinem Artikel bereits angedeutet. Die Frauenquote geht nicht ohne ein anderes Verständnis von Arbeit für beide Geschlechter. Das ist wohl die Crux.

    Solange Kinder eben hauptsächlich Frauensache sind, wird sich da wenig ändern. Insofern setze ich auf einen Bewusstseinswandel, der aber wohl nicht von allein kommt.

    Erst wenn mehr Männer erleben, dass sich mit seinem Kind zu beschäftigen evtl. etwas sinnstiftender sein kann als Hunderte von Emails zu beantworten von Leuten, die man entweder nicht leiden kann oder noch nie im Leben persönlich kennengelernt hat, wird sich diese harte Phalanx etwas aufweichen.

    Danke für Ihren Kommentar.

  18. Die ganze Thematik steht und fällt mit einer familieninternen Neuorganisation der Kinderbetreuung. Warum fühlen sich Männer oft nicht wirklich dafür „zuständig“? Warum „helfen“ nette Männer „ihren“ Frauen im Haushalt, statt zu erkennen, dass sie dafür genauso die Verantwortung tragen wie die Frauen? Wirklich verständnisvolle Männer „nehmen auch mal die Kinder“, damit ihre Frau „hin und wieder entlastet ist“.
    Mit dieser noch vielfach selbstverständlichen Aufteilung der Zuständigkeiten ist es für Frauen sehr schwer, beruflich mit den Männern gleichzuziehen, sei es nun mit Quote oder ohne. Für die Frauen, zumindest wenn sie Kinder und (Ehe)mann haben, ist es, als wollten sie bei einem Marathonlauf antreten, allerdings, im Gegensatz zu ihren Mitbewerbern, mit einem Mühlstein um den Hals.
    Sollte eine Quote eingeführt werden, dann würde ich zumindest dafür plädieren, dass die Quote nach der Bewerberzahl festgelegt wird, das heißt: Bewerben sich um fünf mögliche Jobs 80% Männer und 20% Frauen, dann wäre der Verteilungsschlüssel 4:1. Ansonsten haben wir bald einen flächendeckenden Burnout unter weiblichen Führungskräften, die zwischen Haushalt und Beruf zusammenbrechen. Dann heißt es wieder: Da seht Ihr, Frauen haben es eben nicht drauf …

  19. Also, ich bin in dieser Frage weder ein Man noch eine Frau – ich halte nichts von solchen Steuerungselementen, sicherlich fänd ich es sehr interessant, wenn grundsätzlich alle Führungspositionen im Sinne eines systemischen Ansatzes paritätisch besetzt würden, so z.B. in Schulen, Familienbildungseinrichtungen, Beratungsstellen – aber ich bin Realsit genug, dass dies utopisch ist. Wenn ich die Chance habe im Beratungskontext, diese Frage mit Entscheidern zu besprechen, würde ich auf die Vorteile eines solchen Ansatzes hinweisen. Doch ich bin gegen eine Quote, weil sie den damit verbundenen Bewustseinsprozess der Verinnerlichung eines solchen Prinzipes nicht fördert. Wenn in Schulen künftig nicht mehr eine Lehrerin/Lehrer alleine unterrichtet, sondern das Co-Prinzip schule macht, dann denke ich, wird es auch auf den Führungsebenen zwangsläufig die Einsicht geben, systemische Aspekte des Personalmangements zu berücksichtig.

  20. Wenn die Frauenquote für Vorstände und Aufsichtsräte gilt, dann habe ich keine Einwände. Denn dort wird die Strategie entschieden und nicht das operative Geschäft umgesetzt. Wir gehen immer noch davon aus, dass Frauen in diesen Positionen dann anders führen, denken und leben als Männer.

    Waren die Amazonen als Krieger zärtlicher?

  21. Hallo Nachbarn… vielleicht erkennen Sie ja doch in der folgenden kleinen Geschichte die Vorurteile der ‚Herren der Schöpfung‘

    Ein Unternehmen hat seine Spitzenleute auf ein teures Seminar geschickt.
    Sie sollen lernen, auch in ungewohnten Situationen Lösungen zu erarbeiten.
    Es wird einer Gruppe von Top Managern die Aufgabe gestellt, die Höhe einer Fahnenstange zu messen.

    Sie beschaffen sich also eine Leiter und ein Bandmaß.
    Die Leiter ist aber zu kurz, also holen sie einen Tisch, auf den sie die Leiter stellen. Es reicht immer noch nicht. Sie stellen einen Stuhl auf den Tisch, aber immer wieder fällt der Aufbau um. Alle reden durcheinander – jeder hat andere Vorschläge zur Lösung des Problems.

    Da kommt plötzlich eine Frau vorbei, die sich das Treiben eine Weile ansieht…… um dann wortlos die Fahnenstange aus dem Boden zu ziehen und der Länge nach hinzulegen.
    Dann nimmt sie einem der Spitzen-Manager das Bandmaß aus der Hand – misst die Stange von einem Ende zum anderen, schreibt das Ergebnis auf einen Zettel und drückt ihn zusammen mit dem Bandmaß diesem Manager in die Hand.

    Dann geht sie weiter. – ohne ein Wort zu sagen…

    Kaum ist sie dem Blickwinkel der Gruppe der Top-Manager entschwunden, sagt einer dieser Herren:
    Das war jetzt wieder typisch Frau! Wir müssen die Höhe der Stange wissen – und was macht sie? Sie misst die Länge!
    Und eine solche Unlogik ist einer der Gründe, warum Frauen nicht in Spitzenpositionen gehören und wir sie so ungern in die Vorstände lassen…!

    Diese kleine Geschichte hat allerdings auch ihre Moral:
    „Die Männer hatten schon immer Angst davor,
    dass die Frauen ohne sie zurechtkommen könnten.“ –
    © Willy Meurer
    und…:
    Die Männer nennen die Frauen „das schwächere Geschlecht“,
    nur um sich damit Mut zu machen.
    © Willy Meurer
    .

  22. Chapeau, Herr Kopp-Wichmann.

    Eigentlich wollte ich zu Ihrem Artikel über die Frauenquote nur obigen Satz als Kommentar schreiben, denn insgesamt gehe ich mit Ihren Ausführungen weitgehend konform.

    Dann fiel mir aber so viel dazu ein, dass ich einen eigenen Artikel daraus gemacht habe, den ich der Einfachheit halber hier verlinke:
    http://malen-befreit.de/?p=2518

  23. Hallo Klara,
    danke für Ihren engagierten, aufschlussreichen Bericht aus der „Kampfzone“.

    Ich finde diese Aggressions– und Arroganz-Seminare für Frauen auch völlig daneben. Wenn Frauen erst dann akzeptiert und respektiert werden, wenn sie sich wie Männer gebärden, brauchen wir keine Frauenquote. Dann kann man gleich die Männer nehmen, denn die meisten brauchen so ein Seminar nicht.

    Es geht doch vielmehr darum zu erleben, dass es eben nicht nur einen richtigen, oft den männlichen, Führungsstil gibt. Doch diese Einsicht wird sich nicht von allein durchsetzen.

  24. Klara sagt

    Ich stimme dem Artikel voll zu. Ich arbeitete für 5 Jahre im Management in einem technischen Bereich, der aus 95% Männern besteht. Das erste, meist noch vor der Begrüßung, was ich als Fachexpertin oft hörte war „können sie mir mal einen Kaffee bringen“…

    Die Rangordnung ist noch tief in den Köpfen verankert, vor allem bei Menschen ab 40, die mit Rollenbilder aufgewachsen sind, in denen Männer mehr Wert sind, obwohl Frauen mehr schufteten (Familie, Haushalt, Beruf).

    Meine ehemaligen hochbezahlten Kollegen in Führungspositionen haben lieber unnötige Überstunden geschoben (Tetris am Computer), weil es zu Hause mit den Kindern und Haushalt zu stressig für sie war. Dass sie somit die gesamte Verantwortung ihren meist auch berufstätigen Frauen zugeschoben haben, war ihnen ziemlich egal und es wurde sogar darüber geprahlt, wie extra blöd man sich bei der Hausarbeit anstellte, so dass die Frauen mit Perfektionsdrang diese dann doch lieber wieder alleine machten.

    Eigentlich höre ich immer ähnliche Geschichten. Qualifizierten Frauen und Freundinnen aus allen Bereichen, Medizin, Technik, Informatik, öffentlicher Dienst, die das Zeug dazu haben, in Führungspositionen gehen zu könnten, sind irgendwann müde von Machtgerangel und Rangspielchen.

    Meine wenigen Freundinnen, die in männerlastigen Bereichen arbeiten und ich nennen mittlerweile die Diskussionen in der erste halbe Stunde einer Besprechung „alle rennen um den Baum und pissen dagegen“, in der es um nichts anderes als Ab- oder Aufwertung der Leistungen geht, um die Rangordnung festzulegen. 30 min, in denen wir Frauen gerne längst an der Lösungsfindung arbeiten würden.

    Setzte ein männlicher Kollege durch cholerisches Schreien sein Willen durch, klopften ihm alle auf die Schulter und er war ein Held. Wenn ich sachlich und freundlich um die Erfüllung einer Aufgabe bat, war ich eine Zicke.

    Ältere Männer haben oft Angst vor starken, jungen Frauen und sehr grosse Berührungsängste, was meist mit Pauschalwitzchen überspielt wird nach dem Motto „ihr Frauen seid ja ALLE IMMER“…

    Man muss nicht nur gut qualifiziert sein, was Männer auf der Ebene oft gar nicht sind, sondern auch über sexistische Anspielungen „locker“ hinweg lächeln und gegen die gesamte Rudelmeinung, „die ist ja nur eine Frau, die schafft das ja eh nicht“ ankämpfen. Grundsätzlich mochten Männer die Anwesenheit einer Frau, da diese sich dann zivilisierter benommen haben und auch etwas mehr auf ihr Äußeres geachtet haben aber viel wichtiger als die Qualifizierung der Frau war doch eher, ob sie einen guten Hintern oder Busen hatte.

    Kein Wunder, dass Frauen irgendwann das Handtuch werfen und sich fragen, warum man sich das tagtäglich antut? Diese Machtspielchen nehmen soviel Zeit, die ich, als eine auf Effizienz ausgerichtete Frau, gerne für andere Dinge benutzen würde.

    Für mich stellt sich momentan die Wahl zwischen:

    1. sich der Männerwelt anpassen mit Aggressions- und Arroganz-Seminaren, wo man Dinge lernt wie „Revierverteidigung“ und „angemessene Reaktionen auf männliche Überheblichkeit“. So ändert sie die Frau nur selbst und ihr ohnehin schon komplexes Leben wird noch schwieriger, da sie jetzt auch noch eine Rolle spielen muss, was zusätzliche Kraft erfordert. An der feindlichen Arbeitsstruktur wird sich so aber nichts ändern.

    2. Änderung in den Köpfen der Menschen, um die eigene Perspektive zu erweitern, um gleichberechtigt, respektvoll miteinander zu arbeiten und nicht gegeneinander. Ob man das mit einer Frauenquote erreichen kann, wird sich wohl erst zeigen, wenn man es ausprobiert hat.

  25. @Wolfgang:
    So pauschal kann man das nicht sagen. Und wenn man schon die Kybernetik und Systemtheorie erwähnt, sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen, daß es Systeme gibt, bei denen die Selbstregulierung nachhaltig gestört ist und die einen Anstoß von außen brauchen, damit diese Selbstregulierung überhaupt angestoßen werden kann.

    Genau dieses Szenario ist hier gegeben. Sich bei allem auf Selbstregulierung zu verlassen, kann nicht funktionieren, weil es eben Systeme gibt, die sich nicht selbst regulieren.

  26. Wolfgang Schwalm sagt

    Frauenquote und Subventionierung. Alles widernatürliche Steuerungsmaßnahmen der Kybernetik.
    Die systemisch-vitalistische Natur ist ein dynamisches Regelungssystem – sei 4,5 Mrd. Jahren erfolgreich.
    Fehlt nur noch eine Zwangsquote der bis zu 80 % erfolglosen mechanistischen Unternehmensberater, um auch noch die letzten lebend-erfolgreichen Firmen zu ruinieren. Da hätten wir ja die gleich die DDR erhalten und Kuba pflegen können.

  27. Der Artikel kommt ein bisschen spät – das Thema ist vorerst vom Tisch. Kanzlerin Merkel hat entschieden – und die Mehrheit der Frauen auch. Dagegen. (siehe auch die neue WirtschaftsWoche am Montag).

  28. Karin Ganter sagt

    Herr Wichmann spricht ja wohl bewußt von einer bestimmten Betriebsgrösse, die bei der Quote zugrundegelegt wird!

    Und der „leidtragende“Unternehmer steht natürlich für personelle Fehlentscheidungen gerade, die können aber weiblich UND männlich daherkommen:-)) Allerdings zweifle ich beim Beitrag von Frau Permantier die entspannte Kindergartenabholerin an, die um 16 h gemütlich vom verantwortungsvollen Managerjob dann die Kiddys in Empfang nimmt…. ist ja auch alles eine Frage der Kraft und oft für eine Person – ob Mann oder Frau -einfach zuviel!
    Aber die Chance sollte schon jeder haben. Eine Frage der gesellschaftlichen Gerechtigkeit

  29. Bettina Gawron sagt

    Dass man überhaupt eine Frauenquote braucht, ist eigentlich bodenlos.

  30. Silke Samel sagt

    Auch ich bin Managementtrainerin und Führungskräftecoach – bis Vorstandsebene. Und Gegenargumente kommen eigentlich nur von denen, die Sorgen haben, sie selbst könnten dabei „über die Klinge springen, weil sie so gut ja gar nicht sind wie sie nach außen hin tun (müssen)“.
    Die vielfach emotional-unsachlichen Diskussionen zeigen, dass hier auch so einiges verwechselt wird: es geht ja nicht darum, Frauen in den Vorstand zu hieven, die lieber zuhause klöppeln, sondern darum, durch eine sinnvolle Strukturveränderung zu ermöglichen, dass auch die High-Potential-Managerinnen Verantwortung übernehmen können – und zwar auch auf höchster Ebene – im Dialog mit den Männern.

  31. Oliver Rumpf sagt

    Danke für diesen (wie eigentlich immer) tollen und umfangreichen Artikel. Allerdings frage ich mich, warum so vieles geregelt werden muss. Wenn ein Unternehmer eine Firma gründet und er es für besser hält nur Frauen oder nur Männer oder eine gemischte Mannschaft aufzustellen, dann ist das doch ausschließlich seine Entscheidung, mit dessen Konsequenz (Erfolg, Mittelmaß oder Untergang) er zurecht kommen muß. Gleiches gilt für (Manager)-Gehälter.

    Wenn jemand einen guten Job macht, der dem Unternehmen einen deutlichen Mehrgewinn einbringt (das ist die Grundlage jedes Arbeitsplatzes), dann soll doch bitte der Unternehmer (und nicht Gesetze) entscheiden, wie viel vom erzielten Mehrgewinn der Mitarbeiter bekommt.

    Zurück zur Frauen-Quote. Wie gesagt ist hier der Leidtragende einer Fehlentscheidung der Unternehmer. Daher zählt für mich der Vergleich zum erkämpften Wahlrecht für Frauen (da bin ich dafür) nicht. Die angeführten Gründe (was Frauen besser/anders machen als Männer) sind ansonsten stimmig, und trotzdem sollte es jeder Unternehmer selbst entscheiden.

  32. Hallo Markus,
    ich verstehe Ihre Existenzängste allein bei der Vorstellung, halte sie jedoch für verfrüht.

    Es geht ja auch erst einmal um eine Quote in DAX-geführten Unternehmen. Und individuelle Branchenlösungen sind doch immer denkbar.

    Das Beispiel mit den Krankenschwestern ist gut. Wären Kliniken gezwungen, auch männliche „Krankenbrüder“ einzustellen, müsste sich tatsächlich etwas ändern. Man müsste den Status heben und vor allem das Gehalt, weil Männer zu dem Gehalt, das Frauen oft „reicht“ nicht arbeiten würden.

    Danke für Ihren Kommentar.

  33. Markus sagt

    Ich halte die Frauenquote für eine Frechheit: Ich stehe am Anfang meiner Karriere und eine Frauenquote von sagen wir 50% würde für mich bedeuten, dass meine Chancen auf eine Beförderung sinken — ich bin ja auf einmal für 50% dieser Stellen nicht mehr qualifiziert!
    Man könnte natürlich anführen, dass das statistisch keinen Unterschied macht, wenn es ca. 50% weibliche Bewerber auf diese Stellen gäbe — gibt es aber nicht. Und warum? Weil die bösen Personaler die Frauen gleich aussortieren? Nein! Weil nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Akademiker im technischen Bereich überhaupt Frauen sind — es studieren also erstmal viel zu wenig Frauen ein technisch/naturwissenschaftliches Fach, und dass trotz aller Bemühungen Frauen für diese Fächer zu begeistern.
    Diese Konstellation zusammen mit einer Frauenquote würde für mich persönlich heissen, dass ich meine Karriere begraben kann, da 95% der Bewerber sich auf einmal 50% der Stellen teilen müssten — während für 5% der Bewerber die gleiche Anzahl an Stellen vorhanden wäre, während der Konkurrenzdruck unter den Männern ins unermessliche steigen würde.
    Die Frauenquote würde also für mich nicht bedeuten, dass ich weniger gestresst wäre, sondern mehr und meinen Burnout nicht erst mit 40 sondern vermutlich schon mit Mitte 30 haben werde, da mein Konkurrenzdruck de jure drastisch angehoben wurde.
    Wenn wir über solche Quoten nachdenken, dann bitte auch konsequent! Wo ist die Männquote für Grundschullehrer und Kindergärtner? Wo ist die Frauenquote für Bauarbeiter und Fernfahrer? Oder für Blogger? Wie würden Sie sich fühlen, Herr Kopp-Wichmann, wenn Sie Ihr Blog oder auch gleich Ihr Unternehmen aufgeben müssten, um die gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote in diesem Bereich zu erfüllen?
    Hier kann man nun erwidern, dass das natürlich Quatsch sei, da es beliebig viele Blogs geben kann etc. Die Gründe für eine Frauenquote bei Führungspositionen stehen aber auf ebenso wackeligen Füssen: Falls es so wäre, dass Unternehmen WEGEN ihrem hohen Anteil an weiblichen Führungskräfte erfolgreicher sind, dann hätten etliche Unternehmen schon längst interne Frauenquoten eingeführt — hier regiert der Markt und nicht das vermeintliche Machotum der Personalabteilung (die selbst oft einen hohen Frauenanteil haben)!

  34. Hallo Christoph,
    Planwirtschaft, grüne Schlange – das sind ja starke Ängste.

    Und wie erklären Sie dann, dass andere Länder wie Finnland, Norwegen etc., die schon vor Jahren die Quote eingeführt haben, noch nicht kommunistisch geworden sind?

    Danke für Ihren Kommentar.

  35. Christoph sagt

    Auch wenn Sie bekannte Business-Bücher zitierten und Ihre Meinung gut begründen, Planwirtschaft funktioniert nicht. Der Staat hat sich nicht in Unternehmen einzumischen, es sei denn das Gemeinwohl erfordert dies. Es kann nicht sein, dass der Staat ein Geschlecht besser stellt, als ein anderes.

    Sie setzen Ihre Hoffnungen in eine höhere Instanz, die alles richten soll. Das ist falsch. Frauen müssen an sich arbeiten, ihr Selbstbild ändern und dann können Sie genauso Boss spielen, wie Männer.

    Quoten, 5-Jahrepläne und Ziele sind der Weg in den Abgrund. Leider sind Sie typisch für unsere Zeit, wie man am Aufstieg der grünen Giftschlange sieht. Quoten sind realitätsfern und der Versuch von unterforderten Bürokraten eine perfekte Welt auf dem Reißbrett zu schaffen.

    Just my 3 cents..

  36. Herr Schestag: Das sehe ich auch so. Da wir uns aber immer noch in einer sehr männlich geprägten Gesellschaft bewegen (und weltweit betrachtet sowieso!) , wünsche ich mir ein stärkeres Gleichgewicht der Kräfte.
    Es geht mir tatsächlich nicht …nur um Gleichberechtigung, sondern um einen Werte-Shift, der zum Beispiel auch einen anderen Umgang mit „MUTTER“ Natur und „MUTTER“ Erde beeinhaltet. Dieser Shift kann nur kommen, wenn Frauen wichtigere Rollen übernehmen. Es geht nicht ohne die Frauen.
    Das zumindest sollte den meisten denkenden Menschen mittlerweile klar sein.
    Dieser Werteshift beeinhaltet für mich die Anerkennung beider
    Prinzipien. Die Anerkennung des männlichen Prinzips und des weiblichen Prinzips. Es bedeutet für mich, dass die Dinge auf den richtigen Platz fallen. Wenn ein Prinzip die Vorherrschaft hat, führt dieses Ungleichgewicht zu Zerstörung. Das kann man auf der ganzen Welt beobachten.
    Da wo Frauen mehr Macht bekommen (siehe z.B. auch die Entwicklung durch die Mikrokredite, deren Empfänger hauptsächlich Frauen sind) geht es ALLEN besser!
    Geschlechter dürfen sein und sind herzlich Willkommen.
    Ich wünsche mir keine geschlechtsfreie Gesellschaft. Das wäre nicht spannend. Nur die Würdigung aller Geschlechter und Prinzipien.

  37. Alexander Schestag sagt

    Frau Permantier, ich möchte weder eine weibliche noch eine männliche Gesellschaft. Ich möchte eine Gesellschaft, in der Frauen, Männer, Transgender und alle anderen Gruppen gleichberechtigt sind. Diese Gesellschaft hat kein Geschlecht. Das wäre ein Widerspruch in sich, weil eine solche Gesellschaft wiederum ein Geschlecht besser stellen würde als andere.

  38. Lieber Herr Kopp-Wichmann,
    Ich bin ganz ihrer Meinung: Wir brauchen die Quote! Wir brauchen sie aber vor allem auch, weil sich dadurch die Chance ergibt, dass sich die Leitkultur verändert. Eine weiblichere Gesellschaft mit Werten, die am echten Leben orientiert sind, wird uns allen nützen.

    Wenn das dann heißt, dass ein/zwei Generationen die “Ungerechtigkeit” einer Quote auf sich nehmen müssen, die natürlich ein Witz ist im Kontrast zu 3000 Jahren männlicher Bevorzugung auf allen Ebenen, ist das völlig OK.

    Es geht um Balance, ein Gleichgewicht der Kräfte. Das ist gesamtgesellschaftlich wichtiger als die ach so schmerzhaft empfundene Ungerechtigkeit Einzelner. Das Ziel ist also eine balancierte Gesellschaft, die uns erlaubt zu arbeiten, zu leben, Kinder aufzuziehen und mit all dem auch glücklich zu sein.

    Dass sogar Frauen die Quote nicht wollen, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Keiner und keine schafft es über Leistung allein nach oben.
    Sehr schön ihr Spruch dazu: Wer den Sumpf trocken legen will, darf nicht die Frösche fragen. Wie wahr! Es sind Netzwerke, Bündnisse und die Fähigkeit des Selbstmarketings und nicht etwa Leistung allein, die die meisten Männer (ja und auch manche Frauen an die Spitze) bringen.
    Vorstandsfrauen, die immer wieder behaupten sie hätten es mit Leistung allein geschafft und sich dadurch zu fleischgewordenen Vertreterinnen der männlichen Leistungs- und Leitkultur haben transformieren lassen, habe ich langsam satt!

    Eine Quotenfrau zu sein, ist nicht nur völlig OK, sondern großartig!
    Ich freue mich auf Quotenfrauen, die das mal mit Stolz und Gelassenheit in der Öffentlichkeit kund tun. Ja. schaut mich an: Ich bin eine Quotenfrau!
    Ich freue mich auf Quotenfrauen, die nicht sich selbst und ihre Kinder verraten müssen, um einen Spitzenjob zu machen. Auf Quotenfrauen, die lässig und entspannt um 16 Uhr ihre Kids aus der Kita holen. Auf Männer, die mit Quotenfrauen zusammen sind, sich zusammen ein ordentliches Familieneinkommen und die Aufgaben darin teilen.
    Ich freue mich auf all die Männer, die den neuen Führungsstil von Quotenfrauen zu schätzen wissen und von mehr Gelassenheit, Einfühlungsvermögen, Entscheidungskompetenzen sowie paritätischem Führungsstil profitieren.
    Ich freue mich auf mehr weibliches und nachhaltiges Denken und Handeln, das vor allem durch Mütter in die Wirtschaft getragen werden kann, weil Mütter ein völlig natürliches Interesse daran haben, dass es den Generationen nach Ihnen auch noch gut gehen soll.

    Ja bitte, her mit der Quote! Es kann nur besser werden! Für alle!

  39. Sehr spannender und ausführlicher Artikel über die Frauenquote. Und das von einem männlichen Kollegen …. Respekt!
    Dem kann ich aus meiner beruflichen Erfahrung in Führungskräftetrainings nur zustimmen.

  40. Karin Ganter sagt

    Guten Morgen,
    habe die 5 Gründe gelesen und sie überzeugen mich, vor allem weil Chancengleichheit tatsächlich nicht von alleine entsteht sondern wie z.B. das Wahlrecht lange erkämpft werden musste.

    Unterschiedliche Führungsstile haben qualitativ und auch subjektiv immer Vor-und Nachteile, aber das ist auch gut so. Die Mischung machts! Und die sollte forciert werden.

  41. Hallo Herr Oppermann,
    von allein setzt sich etwas immer dadurch, wenn viele sich einen Nutzen davon versprechen und keine allzu große Angst davor haben.

    Grenzwerte bei Autoabgasen, die Gleichheit von Rassen, Vorsorgeuntersuchungen etc. setzen sich nicht von allein durch. Bei der Gleichstellung von Frauen im Berufsleben warten wir doch auch schon zehn Jahre.

    Die Frauenquote nimmt eben tatsächlich Männern etwas weg, wie man auch in Kommentaren hier lesen kann. Und die Angst vor Konkurrenz ist noch die offensichtlichste. Aber zwischen den Geschlechtern gibt es noch viel stärkere, unbewusste Ängste voreinander. Und die spielen meiner Ansicht nach bei dem Thema auch eine Rolle.

    Danke für Ihren Kommentar.

  42. Darauf, daß sich das selbstorganisiert regelt, wird jetzt schon seit Jahrzehnten und länger gewartet. An den Weihnachtsmann und den Osterhasen glaube ich nicht mehr.

    Und natürlich gibt es Unternehmen, in denen der Frauenanteil höher ist. Aber nicht in Führungspositionen! Daher ist das Argument mit der Männerquote irreführend.

  43. Hans-Lutz Oppermann sagt

    Es sind gute Argumente, aber ich bin dagegen, auch weil Frauen diese Hilfe nicht brauchen, denn letztendlich wird sich das selbstorganisiert regeln, je weniger in dieser Hinsicht von oben reguliert wird, desto mehr kann von unten entstehen….

    Inzwischen gibt es Unternehmen (Endemol) wo der Frauenanteil über dem der Männer liegt, hier will doch jetzt niemand eine Männerquote oder. Das ist ja dann am Ende so, dass solche Regeln nur Bestand haben, wenn Sie auch einen allgemein gültigen Charakter besitzen.
    Okay, in Vereinssatzungen kann man das umsetzen, aber auf dieser Ebene halte ich das für übertrieben. Wenn Frauen den Job wollen, dann bekommen sie den auch und wenn andere das nicht wollen, dann ist es eben auch die Frontlinie der Auseinandersetzung, die wird durch Quotenreglungen damit aber nicht aufgehoben.
    Sie wollen ja auch keine Quote in Kindergärten, bei Moderatorinnen, Krankenschwestern oder bei der Zulassung von Frauen und Männern zum Medizin- und Psychologiestudium, da sind es die Frauen die den Hauptanteil ausmachen und das nicht erst seit 5 Jahren.
    Also das wird sich in den nächsten 25 Jahren so grundlegend ändern, das braucht keine Quote.

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