U nd wie hat das Essen zu hause Sie geprägt?
Kaum etwas anderes kann einem in bestimmten Situationen ein so starkes Gefühl von Geborgenheit vermitteln wie ein gutes Essen. Vor allem wenn es einem von jemand gekocht wird, von dem wir uns geliebt fühlen.
Diese Erfahrung machen wir, wenn es gut geht, bereits als Kind zu Hause. Jenseits aller Ernährungsrichtlinien der Mutter oder weltanschaulichen Theorien über Essen haben Kinder ihre eigenen Vorstellungen, was gut schmeckt.
Jedes Kind hat ein Lieblingsessen – oder gleich zwei oder drei.
Und häufig ist es so, dass sich auch Erwachsene, wenn sie die Eltern besuchen, sich dieses Gericht noch einmal wünschen. Wird dieser Wunsch erfüllt, ist es gut. Manchmal kocht die Mutter unser Lieblingsessen auch, obwohl man ihr schon hundertmal gesagt hat, dass dies das Lieblingsessen der Kindheit war – und man in der Zwischenzeit dreißig Jahre älter wäre.
Doch gegen Mütter, die einem Gutes tun wollen, hilft dieser Einwand nicht: „Aber das hast Du doch früher immer so gerne gegessen!“ In dem Moment, wo der erwachsene Sohn oder die verheiratete Tochter das elterliche Heim betritt, durchläuft Mama in Sekundenschnelle eine innerliche Zeitreise.
Und alles ist wie früher. Das Kind soll verwöhnt werden und Mama weiß, wie das geht. Durch korrigierende Argumente „Mama, ich esse kein Schnitzel. Ich bin seit zwanzig Jahren Vegetarierin.“ verhallen ungehört.
Durch Essen lernen wir Regeln fürs Leben.
Ohne es zu wissen, werden in der Kindheit durch das tägliche Essen wichtige Elemente der jeweiligen Kultur vermittelt.
Aber auch Werte und Lebensstrategien lernen wir durch das Essen als Kind.
- Was man isst – und was man nicht isst oder essen darf.
Wer in einer streng jüdischen Familie aufwächst, lernt von Beginn an, welche Speisen koscher sind und welche nicht.
Wer in China aufwächst oder in einem arabischen Land als Kind lebt, bekommt andere Lektionen darüber, welche Tiere man essen kann und welche nicht als ein deutsches Kind. - Ob man beim Essen auch etwas anderes tun darf.
Ist Essen reine Nahrungsaufnahme so wie das Füllen des Tanks an der Zapfstelle? Kann man also dabei lesen, fernsehen, Gameboy spielen?
Oder ist Essen auch eine Möglichkeit der Begegnung? Wo sich jemand zu einem setzt und mit einem redet. Oder alle zusammen sitzen und sich über das Erlebte des Tages austauschen? - Wie autonom man sein darf.
Kochen und Essen ist aus meiner Sicht ein komplexes kommunikatives Beziehungsgeschehen. Auf deutsch: angenommen, als Kind schmeckte Ihnen etwas nicht.
– Konnten Sie das einfach äußern?
– Und wie waren dann die Reaktionen?
– Wurde das akzeptiert oder gab es ein Riesendrama, so dass sie nie wieder was sagten.Durch solche Erfahrungen lernt man früh, ob man Kritik äußern darf oder ob jede negative Äußerung den anderen so sehr verletzt, dass man es besser lässt. - Ob die eigenen Grenzen respektiert werden.
Das Bedürfnis nach Nahrung und der jeweiligen Menge schwankt. Kinder wissen meist genau, wann sie satt sind.
– Durften Sie das äußern und wurde es respektiert?
– Oder fiel der Spruch „Was auf dem Teller liegt, wird aufgegessen.“ - Über Essen erfahren wir von Mangel und Überfluss.
Durfte in Ihrer Familie Essen weggeworfen werden?
Oder musste man sich anhören, dass die armen Kinder in Afrika froh wären …
Etliche Eltern meiner Leser haben sicher auch Kriegserfahrungen gemacht so wie meine Eltern. Wer Hunger erlebt, entwickelt eine andere Einstellung zu Essen als Kinder, die in den letzten dreißig Jahren in eine Welt des übergroßen Nahrungsangebots hineingeboren werden.
Doch nun zu Ihnen.
Was war Ihr Lieblingsgericht als Kind?
Die meisten Kinder lieben ja Nudeln, Pommes Frites und Fischstäbchen. Aber daneben gibt es bestimmt noch andere Essens-Favoriten.
Ein spezielles Gericht, das Ihre Mutter oder Ihr Vater besonders gut konnte.
Oder ein Essen, das es nur bei Ihrer Oma gab.
Und was essen heute Ihre Kinder am liebsten?
PS: Bei mir waren es Apfelpfannküchle mit Vanillesauce, Beuschel (das kennt heute kaum noch jemand) und der spezielle Kartoffelsalat meiner Mutter.
Was war Ihr Leibgericht und was hat Sie beim Essen am stärksten geprägt?
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