Ausmisten und Aufräumen als Persönlichkeitsentwicklung?

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Bild: xs_bst2012 – Fotolia Mit Einstein können Sie sich hier nicht rausreden.

Wie sieht es an Ihrem Arbeitsplatz aus oder in Ihrer Wohnung? Fühlen Sie sich wohl? Suchen Sie oft Unterlagen / Informationen oder müssen Sie jeden Tag erstmal lange aufräumen? Oder haben Sie vor dem Chaos, das Sie, Ihr Partner oder Ihre Kinder anrichten, schon resigniert?

Ich weiß, es geht mich nichts an.

Aber wenn Sie diesen Blog lesen, sind Sie vermutlich an Persönlichkeitsentwicklung interessiert. Und damit hat die Unordnung auf Ihrem Schreibtisch, in Ihrem vollgestopften Kleiderschrank oder dem Chaos in Ihrer Küchen einiges zu tun.

Wie ist das bei Ihnen mit Aufräumen und Ordnung? Beantworten Sie einfach mal diese Fragen:

  1. Sind Sie ständig mit Aufräumen und Ordnung halten beschäftigt?
  2. Verbringen Sie viel Zeit mit Suchen, weil die Dinge nicht an ihrem Platz sind?
  3. Fällt es Ihnen schwer, sich von Dingen (Kleider, Bücher, Papiere, Geräte etc.) zu trennen, auch wenn Sie sie seit Jahren nicht benutzt haben?
  4. Stopfen Sie oft Sachen in volle Schubladen oder lassen Sie sie irgendwo fallen?
  5. Heben Sie Bücher, Zeitschriften oder Artikel auf, um sie „später mal“ zu lesen?
  6. Haben Sie extra Lagerflächen im Keller, auf dem Dachboden, in der Garage, bei Ihren Eltern?
  7. Sammeln Sie Dinge, weil Sie diese später mal verschenken wollen?
  8. Ist Unordnung ein Streitthema in Ihrer Partnerschaft oder Familie?
  9. Müssen Sie viel aufräumen, wenn Besuch kommt?
  10. Bekommen Sie Mahnungen, weil Sie die entsprechenden Papier oft nicht finden?
  11. Sind Ihnen diese Fragen gerade peinlich?

Und – schon genug Ja-Antworten für ein Treffen bei den „Anonymen Messies“? Okay, Sie müssen da jetzt noch nicht hin. Lesen Sie erst mal weiter.

 

Ist das Kunst oder kann das weg?

aufräumen, marie kondo methode, ausmisten, kopp-wichmann, persoenlichkeits-blog, Vermutlich wehren Sie sich gegen übereifriges Aufräumen und Putzen. Und damit haben Sie und ihr innerer Schweinehund völlig recht, denn das kann bisweilen teuer werden. Etliche Zwischenfälle aus der Welt der Kunst sind dazu überliefert:

  • „Wenn‘s anfängt durch die Decke zu tropfen” hieß der 2,50 m hohe Holzturm des berühmten Künstlers Martin Kippenberger im Dortmunder Museum Ostwall. Darunter ein Gummitrog, versehen mit einem weißlichen Belag. Als den eine eifrige Putzfrau wegwischte, war das mit 800.000 € versicherte Werk zerstört.
  • 1986 hatte Joseph Beuys in einer Ecke fünf Kilo Butter angebracht. Der Hausmeister putzte die „Fettecke“ einfach weg. Schaden: 40 000 Mark.
  • Im Rahmen der „documenta“ wollte 2007 eine Künstlerin an den Diktator Pinochet erinnern. Mit weißen Kreuzen hatte sie die Fahrbahnmarkierungen verwandelt. Doch die Stadtreinigung war nicht informiert und entfernte das Kunstwerk kurzerhand einfach wieder.

Doch Ihr Durcheinander zu Hause erfüllt vermutlich nicht die Kriterien eines Kunstwerks, sondern ist schlicht das Ergebnis Ihrer Gewohnheit, zu viel aufzuheben und Dinge nach Gebrauch nicht sofort an ihren Platz zu legen.

In der Bahnhofsbuchhandlung fiel mir das Buch „Magic Cleaning“ von der Japanerin Marie Kondo in die Hände. Ich habe ja schon öfters über die positiven Wirkungen des Ordnunghaltens geschrieben. Auch in meinem eMail-Kurs „Anpacken statt aufschieben“ geht es in einer Lektion um das Aufräumen des Arbeitsplatzes.

In manchen Ratgeber zum Aufräumen findet man unter anderen Tipps, die Empfehlung ja etwas wegzuwerfen, wenn man es etwa ein Jahr lang nicht benutzt oder getragen hat.

Doch in dem Buch von Marie Kondo geht es um einen radikalen, ganz anderen Ansatz beim Aufräumen.

Sie empfiehlt:

Was Sie glücklich macht, behalten Sie.
Was keine Erfüllung bringt, werfen Sie weg.

Dazu sollen Sie jeden einzelnen Gegenstand in die Hand nehmen und achtsam auf die Reaktionen des Körpers und der Seele achten. Dabei merken Sie wahrscheinlich, dass Sie auf die verschiedenen Gegenstände unterschiedlich reagieren.

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Und wie macht man das konkret?

Die Autorin gibt den Tipp nicht Zimmer für Zimmer aufzuräumen, sondern nach Kategorien. Also wenn man seinen Kleiderschrank ausmisten will, nach Unterkategorien wie Kleider, Hosen, Oberteile, Strümpfe und Wäsche vorzugehen.

Und dann alles einer Kategorie auf einen großen Haufen werfen.  Dadurch wird einem bewusst, was man alles besitzt.

Und dann nehmen Sie jede Sache in die Hand und prüfen Sie achtsam, ob Sie ihn behalten möchten und wofür?

Dazu ist es wichtig, herauszufinden, welchen Zustand Sie mit dem Aufräumen erreichen wollen. Eine klare Atmosphäre in Ihrer Wohnung? Mehr Zeit für das Wesentliche? Mehr Übersicht und Klarheit in Ihrem Leben? Entspannung und Ruhe?

Auf diese Weise finden Sie heraus, wo Ihre Prioritäten liegen. Was Ihnen als Person wirklich wichtig ist. Und wovon Sie sich befreien wollen.

Das bringt Sie zu Fragen wie: „Warum besitze ich diesen Gegenstand? Welchen Sinn hatte es, ihn in meine Wohnung zu holen? Wofür steht er, welche Rolle spielt er in meinem Leben?“

Marie Kondo hat zudem jede Menge unüblicher Tipps:

  • Nie dem Partner, der Familie oder einer anderen Person zeigen, was Sie wegwerfen wollen.
    Weil dann vieles vermutlich wieder an anderer Stelle aufbewahrt wird.
  • Kleidung nicht auf Bügel, sondern zusammengelegt aufzubewahren.
    Weil Sie sie dazu in die Hand nehmen müssen und besser spüren.
  • Im Schrank die schweren, langen, dunklen Sachen nach links ordnen.
    Weil das (leichtere, helle Sachen nach rechts ) eine nach rechts oben  weisende Linie ergibt, die gute Stimmung macht.
  • Socken nicht auf links drehen und zusammen knüllen.
    Sondern aufrecht in Schubladen oder Kartons stellen.
  • Alles wegwerfen, was seinen Zweck erfüllt hat.
    Seminarunterlagen, Kreditkartenabrechnungen, Stromrechnungen, Gehaltsnachweise, Bedienungsanleitungen, ungeliebte Geschenke, Umverpackungen, Kosmetikpröbchen, Werbegeschenke, Bastelgeschenke der Kinder usw.

 

Darf man auch Bücher wegwerfen? Selbstverständlich. Ich habe ja vor Jahren mal hier drüber geschrieben.

Auf das häufigste Argument „Vielleicht möchte ich das später noch mal lesen“,  fragt die Profi-Aufräumerin: „Nennen Sie mir zehn Lieblingsbücher, die Sie bereits mehrfach gelesen haben.“

Wir sollten also nur die Bücher behalten, die uns wirklich Freude bereiten. Und auch die ungelesenen oder halb gelesenen Regalleichen wegwerfen. Denn die Erklärung „Aber irgendwann will ich das vielleicht mal lesen“, stimmt nicht. „Irgendwann“ kommt nie.

 

 Und wie hält man jetzt Ordnung?

Das Ausmisten und Wegwerfen ist der erste Schritt. Damit Sie nicht nach kurzer Zeit wieder bei derselben Ordnung landen, gibt es nur einen Weg:

Jede Sache braucht ihren festen Platz.
Und nach Gebrauch legen Sie es auch genau an diesen Platz.

Klingt logisch. Die Dinge brauchen also ihren festen Platz und dürfen nicht auf verschiedene Orten verteilt werden.

Heißt konkret, wenn Sie nach Hause kommen, hängen Sie den Schlüssel ans Schlüsselbrett und legen ihn nicht auf den Küchentisch. Ihr Sakko oder Ihr Oberteil werfen Sie nicht aufs Sofa, sondern hängen es auf einen Bügel im Schlafzimmer. Ihr Handy stellen Sie in die Ladestation im Wohnzimmer anstatt es in der Tasche zu lassen.

Und hier wird es richtig interessant. In den Tipps von Marie Kondo ist zu lesen:

„Aufräumen ist der kürzeste Weg zur Selbsterkenntnis. Ihr Besitz, also alles, was Sie umgibt, erzählt Ihnen die Geschichte Ihrer Entscheidungen. Das Aufräumen ist wie eine Inventur Ihrer Persönlichkeit, bei der Sie entdecken, wer Sie sind und was Sie wirklich wollen.“

Aufräumen fokussiert. Was Sie als Person nicht glücklich macht, wird weggeworfen. Denn um zu erkennen, was Sie im Leben wollen, was Ihnen wirklich wichtig ist, müssen Sie sich erst mal von all dem trennen, was Ihnen nicht mehr wichtig ist. Damit Sie Platz bekommen für das Neue.

 

Macht Aufräumen glücklich?

Mir geht es so. Immer wenn ich mich entschließe, einen Bereich aufzuräumen und das klare Ergebnis hinterher erlebe, empfinde ich eine tiefe Befriedigung.

Viele Menschen haben den Kühlschrank oder die Kleiderschränke voll und verfallen trotzdem in Fressorgien oder den Kaufrausch. Doch das rigorose Aufräumen kann gegen die Gier und die illusionäre Hoffnung helfen, durch das Anhäufen von Dingen zufrieden zu werden.

Feng-Shui ist eine andere Methode, das Glück anzulocken, indem man seine Umgebung in eine bestimmte Ordnung bringt.

Damit hat Ausmisten und Aufräumen viel zu tun. Sie können zum Beispiel Ihre Kleidungsstücke in der Schublade farblich abgestuft ordnen. Nach vorne die hellen Sachen und die dunklen weiter nach hinten.

Ziel von Feng-Shui ist es, die Kräfte von Yin und Yang in Einklang zu bringen. Nichts soll dominieren, alles soll ausgewogen und harmonisch sein., damit die Lebenskraft Chi frei und ungehindert fließen kann.

Ziel des Aufräumen ist es, sich nur noch mit Dingen zu umgeben, die einen glücklich machen. Und dazu müssen wir uns von den Dingen trennen, die uns nicht glücklich machen.

Das hört natürlich nicht bei den Kochbüchern oder den Socken auf. Sondern macht vielleicht auch sensibel dafür, wie Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz oder mit Ihrem Partner fühlen.

Welche Einwände ich mittlerweile gegen die Methode habe, lesen Sie hier …

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Fotos: © bst2012, sixninepixels Fotolia.com,

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.