108 Jahre alt wurde Johannes Heesters. Sein Alters-Geheimnis: „Disziplin, gesundes Leben und die positive Einstellung, dass ich mich als glücklichen Menschen sehe, auch wenn ich mich manchmal etwas einsam fühle“.
Möglicherweise verdankt er sein langes Leben auch der unermüdlich guten Pflege seiner 45 Jahre jüngeren Ehefrau. Getreu der Oldtimer-Erfahrung: „Neu fährt jedes Auto gut. Im Alter zählt vor allem die Instandhaltung.“
Lange zu leben, ist für immer mehr Menschen ein starker Wunsch. Der ständig steigende medizinische Fortschritt und gute sozioökonomische Verhältnisse lassen diesen Wunsch auch für viele immer greifbarer werden.
Hier ein Lebenszeitrechner, wie alt statistisch gesehen Sie nach gegenwärtigen Erkenntnisse werden können.
Doch gibt es darüber hinaus Faktoren, mit denen wir unsere Lebenserwartung steigern können?
Wie wird man 100 Jahre alt?
Einzelne Hundertjährige danach zu fragen, bringt wenig. Der eine propagiert Askese, ein anderer schwört auf Zigaretten, Whisky und wilde Frauen. Etwas objektiver sind da schon mehrere große Studien, die sich dieser Frage gewidmet haben.
Dan Buettner bereiste mit seinem Team die Welt, um herauszufinden, wo die ältesten Menschen leben und ihre „Geheimnisse“ zu erforschen. Die Methusalems fand er an fünf Orten:
- Die Insel Okinawa, Japan
- Die Insel Sardinien, Italien
- Loma Linda, Kalifornien
- Die Insel Nicoya, Costa Rica
- Die Insel Ikaria, Griechenland
Es fällt auf, dass vier Inseln unter den fünf Orten sind. Möglicherweise spielt die isolierte Insellage eine wichtige Rolle, um sich fremden Einflüssen leichter verschließen zu können.
Aus seinen langjährigen Untersuchungen hat er neun Regeln zusammengestellt, die er bei den Einwohnern dieser fünf „Blue zones“ gefunden hat:
1. Natürliche Bewegung
2. Eine um 20% verringerte Kalorienzufuhr
3. Gesunde und möglichst natürliche Lebensmittel!
4. Ein Glas Rotwein nach dem Essen.
5. Motivierende und herausfordernde Aufgaben
6. Zeitdruck und Stress vermeiden
7. Die Zugehörigkeit zu anderen Menschen
8. Familie und Liebe
9. Kontakt zu positiven Menschen
Nun ja, das hört sich sehr nach den altbekannten Tipps aus der Apotheken-Umschau an. Aber auch Untersuchungen der Bewohner der japanischen Insel Okinawa verweisen auf zum Teil ähnliche Rezepte. Die durchschnittliche Lebenserwartung dort beträgt 86 Jahre.
Neben einer gesunden, überwiegend vegetarischen Ernährung wird auch dort eine Kalorienreduzierung gepflegt. Eine erfüllende Lebensaufgabe, die einen morgens aus dem Bett holt, wird für genauso wichtig gehalten wie regelmäßige Bewegung, die Kraft, Ausdauer und Koordination trainiert.
Auch auf Okinawa wird der Wert des sozialen Zusammenhalts für entscheidend für ein langes Leben erachtet. „Yuimaru“ heißt das Prinzip, sich gegenseitig beizustehen, was etwa heißt: „Kreis des Zusammenhalts“. Die Tradition, einander zu unterstützen, ist der Kitt, der die okinawische Gesellschaft zusammenhält und es Menschen bis ins hohe Alter erlaubt, sich ihre Selbständigkeit zu bewahren.
Spielt Spiritualität eine Rolle?
Generell ist die Lebenserwartung von Frauen weltweit höher als die der Männer. Forscher führen dies u.a. darauf zurück, dass Frauen gesundheitsbewusster sind, gesünder essen, weniger rauchen und Alkohol trinken und sich mehr bewegen. Auch fahren sie weniger riskant Auto und neigen weniger zu aggressiven Handlungen.
In den meisten Ländern der Erde sind es ja die Männer, die religiöse Zeremonien leiten. Okinawa ist einer der wenigen Orte weltweit, wo nur Frauen religiöser Zeremonien ausüben dürfen. Nur sie können mit den Vorfahren kommunizieren und sind so ein wichtiges Bindeglied zwischen der irdischen und der spirituellen Welt.
In einem kosmischen Zusammenhang zu wirken, verbunden mit der generell dort höheren Anerkennung alter Menschen als bei uns, hat vermutlich auch einen lebensverändernden Effekt.
Eine neue Studie räumt mit etlichen Mythen auf.
Zu teilweise ganz anderen Ergebnissen kommt eine amerikanische Studie, die 1.500 Menschen über achtzig Jahre begleitet hat, das jetzt in deutscher Sprache vorliegt („Die Long-Life-Formel“, Beltz Verlag). Friedman und Martin von der Universität of California haben ein Forschungsprojekt beendet, das seit 1921 die Lebensumstände von US-Amerikanern beobachtet.
httpv://www.youtube.com/watch?v=GS5lLsf3eiw
Es sind vor allem persönliche Eigenschaften, die Menschen ein hohes Alter erreichen lassen. Wenig Einfluss hätten danach:
- Sport und Bewegung
Die Versuchspersonen waren Jahrzehnte vor der Erfindung von Joggingschuhen, Fitnesscentern und modischen Medizintests geboren worden. Dennoch hatten viele ein langes und gesundes Leben. - Beruflicher Stress
Die Forscher fanden keine Belege dafür, dass Menschen, die im Beruf stark beansprucht wurden, eher an Krebs, Herzerkrankungen oder Störungen des Immunsystem angegriffen werden. - Gesunde Ernährung
Auch dieser Faktor werde für die Lebenserwartung überschätzt, meinen die Forscher.
Dagegen sind es vor allem zwei Persönlichkeitsmerkmale, die der Studie nach ein langes Leben versprechen.
Warum Disziplin und Gewissenhaftigkeit Helfen länger zu leben.
„Wer sparsam, beharrlich, detailverliebt und verantwortungsvoll ist, lebt am längsten“, fanden Friedman und Martin heraus. Andersherum: Es waren vor allem die Undisziplinierten und Chaotischen, die vorzeitig starben.
Wie kann das sein? Warum haben eher langweilige Eigenschaften wie Gewissenhaftigkeit, Zielstrebigkeit und Pflichtbewusstsein der Studie zufolge eine lebensverlängernde Wirkung? Denkbar ist folgendes:
- Disziplinierte Menschen hüten sich vor riskanten Abenteuern und achten andererseits mehr auf ihre Gesundheit. Sie trinken und rauchen zum Beispiel weniger und fahren vorsichtiger Auto.
- Gewissenhafte Menschen haben auch oft einen höheren Serotoninspiegel. Dieser Botenstoff macht weniger impulsiv, wirkt antidepressiv und sorgt für guten Schlaf und Appetit.
- Diese Menschen suchen „gesündere Lebenssituationen und Beziehungen auf“. Sie finden beispielsweise eher zu glücklichen Ehen, besseren Freundschaften und stabilen Arbeitsverhältnissen.
- Zielstrebige Menschen behalten im Auge, wo sie im Leben hin wollen und verzetteln sich weniger.
- Selbst wer erst nach seinem 40. Geburtstag sein Leben in geregeltere Bahnen lenkt, steigerte dadurch seine Lebenserwartung deutlich.
Mein Fazit:
Ich glaube nicht, dass man die Faktoren Bewegung und Ernährung so stark vernachlässigen darf, wie das die letzte Studie nahelegt. Was jedoch auffällt, ist dies: Alle drei Studien belegen den Einfluss des engagierten Arbeitens.
Dan Buettner nennt es „motivierende und herausfordernde Aufgaben.“ Auch die Einwohner auf Okinawa pflegen nicht den Ruhestand oder spielen Golf, sondern arbeiten täglich für ihren Lebensunterhalt.
Und in der dritten Studie heißt es: „Nicht die glücklichsten oder die entspanntesten älteren Teilnehmer lebten am längsten, sondern diejenigen, die sich am meisten für das Erreichen ihrer Ziele engagierten.“
Das ist vermutlich kein Zufall. Und deckt sich vermutlich auch mit Ihrer Lebenserfahrung. In Situationen, wo Sie von einer Sache total fasziniert waren, wuchsen Ihnen neue Energien zu, sie haben weniger gegessen und stellten sich auch nicht die Sinnfrage.
PS: Gerade lese ich dazu im FOCUS:
Eine positive Einschätzung der eigenen Gesundheit ist ein guter Prädiktor für die Lebenserwartung. Das Sterberisiko nimmt von der optimistischsten bis zur pessimistischsten Bewertung der eigenen Gesundheit kontinuierlich zu. Das haben Forscher der Universität Zürich in einer Untersuchung mit 8200 Probanden über 30 Jahre herausgefunden.
Wie Alt wollen Sie mal werden?
Und tun Sie etwas Besonders dafür?
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Foto: © istock.com
Ja, der Einzelfall schlägt jede Statistik.
Alles gute Tipps.. dennoch.. erkenne ich im Laufe des Lebens dass man einiges tun kann aber eben nicht alles beeinflussbar ist.
Ein Bekannter, Familienvater, Ausdauersportler (kein Leistungsssportler), Nichtraucher, WEnigtrinker und maßvoller Esser, der auf Ernährung achtet und wenn Fleischk, dann vom Anbieter vor ORt, Beruf ist Berufung und ansonsten alles gut.. starb im Alter von 47 Jahren an einem Herzanfall.
Ein weiterer Bekannter, seit dem 40. Lebensjahr nicht mehr gearbeitet (Frührente)
Schwerbehindert, a.G. Schein, Pflegestufe. Kletterte kurz nach Erhalt der außergwöhnlichen Gehbehinderung auf Bäume um Pflaumen zu pflücken, läuft ohne Rollator locker 3 Kilometer um einen Stausee, ist jede Woche als „MAskottchen“ in seinem Verein, wo er Fan ist, unterwegens. Raucht Schlot, trinkt Alkohol und macht körperlich rein gar nichts.. so wie sein Leben lang auch.. Couch, Schokolade, TV.. täglich Tabletten aus einer DIN A 4 großen Medikamentenbox.
Die Liste der Erkrankungen liest sich so:
Parkinsson
Bluthochdruck
Prostatavergrößerung
Bandscheibenvorfall
Reizdarm
Blasentumoren (seit Jahren wird alle 6 Monate einmal endoskopisch abgetragen)
Tagesablauf:
9 uhr aufstehen, sich Essen zubereiten lassen
10 bis 11 Zeitung lesen
11 bis 12 Einkaufen und Schwatzen
12 bis 12:30 sich Essen zubereiten lassen
12:30 bis 15:00 zu Bette gehen, schlafen
15:00 bis 16:00 sich Kuchen und Kaffee reichen lassen
16:00 bis 18:30 TV
18:30 bis 19:30 sich Essen zubereiten lassen
19:30 bis 22:00 TV
22:00 bis 09:00 schlafen
nun.. damit kann man ja nicht alt werden? OH DOCH.. der Bekannte wird 87 Jahre alt..
und das liegt sicher nicht an seiner Lebensweise…
Oft muss man eben wohl doch akzeptieren, dass manche Menschen mit guten Genen leben während andere wer weiß was veranstalten können ohne das es zum gewünschten Ziel führt
Daher.. genieße den Tag..
Gute Tipps.
Es gibt sie, aber sie ist teuer 🙁
Für mich ist nicht das reine Alter entscheidend, sondern wie erfüllt ein Leben ist. Ich sterbe lieber glücklich mit 70 als einsam mit 100. Und das kann man ganz sicher positiv beeinflussen.
Hi,
ja Daniel ich stimme dir zu. Ich meine, klar in Japan erreichen viele ein hohes Alter aber auch eher in den ruhigen Gegenden und nicht in den Städten. Ich denke, durch die richtige Ernährung kann man schon ein paar Jahre rausholen 😀 und man sollte aufs Rauchen verzichten. Wenn es so was geben würde wie eine Patentrezept, dann würden viel mehr Menschen so alt werden wie Heesters.
Ich lese gerade das Buch und bin schon jetzt begeistert. Die Aussagen der Autoren sind sehr ausgewogen. Schon jetzt kann ich sagen: Ich bin auf dem besten Weg.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es da ein Patentrezept gibt. Zu viel ist einfach Zufall, Gene, nicht beeinflussbare Faktoren eben.
Außerdem ist die Menge der über 100-Jährigen aus meiner Sicht noch zu überschaubar, als dass man da wirklich allgemeingültige Schlüsse ziehen könnte.
Was natürlich nicht heißen soll, dass die Tipps nicht helfen. Aber es kann auch passieren, dass sie gar nicht wirken.