In meiner Arbeit in der Praxis, in Coachings oder meinen Persönlichkeitsseminaren erlebe ich immer wieder, dass es an einem bestimmten Punkt nicht weiter geht.
Der Klient ist motiviert, wir haben am Thema gearbeitet – und plötzlich unterlässt derjenige die notwendigen Schritte. Manchmal stecken dahinter die „Big Five“-Saboteure.
Unter „Big Five“ versteht man in der Psychologie vor allem einen bewährten Test, der fünf wesentliche Faktoren der Persönlichkeit misst: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Wenn Sie mehr über sich erfahren wollen, hier gibt es eine Online-Version des Tests …
Doch in diesem Beitrag meine ich etwas anderes. Bei der Arbeit mit sich selbst gibt es immer mal fünf Saboteure, die ein Weiterkommen verhindern können. Der Autor Dr. Michael Bohne nennt sie „The big five“:
1. Die Erwartungshaltung: „Du musst es für mich tun.“
„Du hättest ruhig mal abwaschen können.“
„Wir erwarten von der Regierung, dass sie endlich …“
„Ich weiß. dass Du es nicht tun magst. Tu’s mir zuliebe.“
Die Erwartung mag begründet oder unbegründet sein. Das Blockierende daran ist, dass man sich damit von anderen abhängig macht, um etwas zu erreichen. Denn der andere Mensch muss etwas tun, das man sich sehr wünscht oder erwartet.
Die Erwartung mag sich sanft anhören, meist mit einem etwas enttäuschten, resignierenden Unterton, das Aggressive daran wird selten bemerkt. Denn eine Erwartung ist etwas anderes als ein Wunsch.
Der Wunsch beinhaltet, dass man ihn ablehnen kann. Eine Erwartung übt deutlich mehr Druck aus. Deshalb ist eine Erwartung auch eine Art Übergriff, eine Grenzverletzung. Man versucht, den anderen – meist mit Schuldgefühlen – sich gefügig zu machen.
2. Der Vorwurf: „Du bist schuld, du musst das ändern, du musst den ersten Schritt machen.“
„Du hast mir den Abend verdorben/ mein Leben verpfuscht.“
„Sie tragen die Schuld, dass wir jetzt diese Situation haben.“
„Wenn meine Kindheit anders verlaufen wäre, was hätte ich …?“
Das Blockierende an Vorwürfen ist, dass man sich damit automatisch zum Opfer macht. Man klagt einen vermeintlichen Täter an und wird dadurch zum Opfer.
Doch das Täter-Opfer-Spiel ist eine Betrachtungsweise, eine Einstellung, kein objektiver Tatbestand. Denn ganz schnell kann auch der vermeintliche Täter sich zum Opfer (von anderen oder den Umständen) erklären.
Das „Positive“ am Vorwürfe-Machen ist: man fühlt sich moralisch im Recht, also deutlich besser und über dem bösen Täter stehend.
3. Selbstvorwurf: „Ich mache alles falsch, ich hab’s nicht besser verdient.“
„Wie kann man nur zu doof zum Einparken sein?“
„Das ist mal wieder typisch. So was passiert immer nur mir.“
„Geschieht mir ganz recht, warum musste ich auch wieder anrufen?“
Der Selbstvorwurf ist immer ein aggressiver Angriff auf sich selbst. Oft, weil man eigentlich auf den anderen wütend ist und sich nicht traut, die Wut dort auszudrücken. Doch stellt man sich vor, dass der Selbstvorwurf von einer anderen Person käme, wird die Aggression schnell deutlich.
Selbstvorwürfe werden meist in einem klagenden Ton geäußert. Die aggressive Komponente darin erkennt man nicht gleich. Selbstvorwürfe sind eine Art Selbstbestrafung und wirken deshalb fast immer blockierend für eine Veränderung.
4. Jünger werden/Altersregression: „Ich bin ganz klein und hilflos.“
Bestimmte Personen oder Situationen können bewirken, dass wir uns plötzlich als Kind oder Jugendlicher fühlen. Das kann schon passieren, wenn man die Eltern besucht und sich nach einer halben Stunde ähnlich klein oder trotzig fühlt wie damals.
Auch im Berufsleben passiert das oft. Der Vorgesetzte kann beispielsweise einen alten Autoritätskonflikt wiederbeleben. Und dann fühlt man sich klein, hilflos und abhängig wie damals. Oder kämpft, rebelliert oder sabotiert gegen den vermeintlich Mächtigen.
Das Entscheidende daran: man kriegt kaum mit, dass man den anderen „groß“ macht und dadurch erst alters- und kräftemäßig schrumpft.
5. Falsche Loyalitäten: „Er/Sie hat es auch nicht besser, also darf es mir auch nicht besser gehen.“
Das ist eine der tragischsten Blockierungen, die gleichzeitig auch am schwersten zu entdecken ist. Bert Hellinger hat sie u.a. in seinen Familienaufstellungen deutlich gemacht.
Sie lässt sich verstehen als eine Entscheidung des Kindes angesichts einer Notlage eines Erwachsenen: „Lieber ich als Du.“
Das Kind versucht, das wahrgenommene schwere Schicksal des Erwachsenen auf sich zu nehmen bzw. durch eigenes Leid auszugleichen. Es ist der Versuch, dem geliebten Elternteil die Treue zu halten bzw. ihm so seine Liebe zu beweisen. Und wenn dieser Pech hatte im Leben, dann folgt man ihm aus Loyalität dorthin.
Einige Beispiele aus meinen Persönlichkeitsseminaren:
- Jemand vermasselt durch übergroße Aufregung sämtliche Klausuren, weil sein Vater auch studieren wollte aber nicht konnte.
- Eine Frau entwickelt psychosomatische Ängste vor einer Krebserkrankung und ist überzeugt, nicht älter als 44 zu werden. (Ihre Mutter starb mit 43 Jahren.)
- Ein Selbständiger trifft immer wieder waghalsige finanzielle Entscheidungen. Bei der Analyse kommt heraus, dass der Vater mit seinem Geschäft bankrott ging.
Alle diese Blockierungen sind dem Betreffenden fast immer unbewusst.
Und gerade dadurch enorm machtvoll. Das Wirkungsvollste ist daher, diese Blockierungen aus dem Dunkeln des Unbewussten ans Licht des Bewusstseins zu holen. Das gelingt meist nicht ohne Hilfe von außen. Denn für unsere eigenen Muster und Denkgewohnheiten haben wir oft einen blinden Fleck, der uns erkennen lässt, was los ist.
Wenn Sie mit dieser Methode nicht weiter kommen, ist vielleicht mein Intensiv-Coaching der beste Weg.
Lesen Sie hier, was Sie in 3 Stunden erreichen können.
Kennen Sie diese Blockierungen?
Wie haben Sie sie überwunden?
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Das ist ein dicker Loyalitätskonflikt, der sich da durch Ihr Leben zieht. Das lässt sich schon lösen, wenn man es emotional, nicht rational, bearbeitet. Inwieweit das mit EFT geht, kann ich nicht beurteilen. Es erscheint Ihnen barbarisch, weil Sie sich noch nicht von ihr gelöst haben.
Wenn Sie meine Hilfe dabei wollen, mailen Sie mir.
Habe gerade über die fünf Sabotageprogramme gelesen. Die Nr. fünf hat mich doch etwas erschreckt. Mein Gott, dachte ich, das könnte bei mir tatsächlich der Fall sein. Ich kenne meine Mutter (jetzt 86) praktisch nur krank in irgendeiner Form. Seit Jahrzehnten tut sie mir extrem leid aufgrund ihrer Lebensgeschichte (Krieg, Flucht etc.), die sie selber nie verarbeitet hat und immer wieder davon erzählt. Es gibt so viele Parallelen zwischen ihrem und meinem Lebenslauf, die man für Zufall halten könnte. Aber irgendwie macht der Satz „Sie leidet, also darf es mir auch nicht besser gehen“ jetzt einen Sinn für mich. Kann man sich da erfolgreich herausnehmen und wenn ja, wie? Geht das auch über die EFT? Und ich bemerke gerade auch Zweifel, ob ich das überhaupt wirklich will. Sie tut mir ja immer noch leid, und es erscheint mir im Grunde regelrecht barbarisch, angesichts dessen selber glücklich zu sein.
Hallo liebe Frau Meyer,
„gewaltfreie Kommunikation“ ist ein mächtiges Werkzeug. Allein der Gedanke, dass hinter jedem Vorwurf ein nicht befriedigtes Bedürfnis steckt, hilft einem schon mal, die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken. Denn dort liegt die Lösung.
tja, in unserem Umfeld sucht man halt lieber einen Schuldigen als die Verantwortung für sich und die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu übernehmen.
Was mir da raus geholfen hat und ich gerne weitergebe: die Grundhaltung der „gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg.
Sie hilft, Vorwürfe immer wieder in unerfüllte Bedürfnisse und dann in konkrete Bitten zu übersetzen.
Astrid Meyer
Sie haben völlig Recht, es ist gefährlich, wenn man unbewusst in so einer Dynamik drinhängt.
Allerdings sehe ich nicht die Gefahr einer „kranken, aggressionsbereiten Kultur“, sondern den Einfluss einer unbewussten Verstrickung mit jemand sehr Wcihtigem.
Danke für Ihren Kommentar.
„Es ist der Versuch, dem geliebten Elternteil die Treue zu halten bzw. ihm so seine Liebe zu beweisen. Und wenn dieser Pech hatte im Leben, dann folgt man ihm aus Loyalität dorthin.“
Diesen Punkt halte ich für wirklich sehr gefährlich, weil er auch unter der Fahne der „treuen Freundschaft“ segelt. Und extrem identitätsstiftend ist. (Ein wirklich guter Freund – nicht wie die anderen…) M.E. nach ist hier gerade bei Frauen oder sehr hingabefähigen Männern eine Gefahr für den eigenen Weg. Und jenachdem, welche Bedeutung eine Persönlichkeit hat, bildet sich hier eine richtig kranke, aggressionsbereite Kultur.
Guter Vorschlag. Oder vielleicht noch besser: „Blocking Five“.
Semantisch und psychologisch wäre eine Änderung der Terminologie sinnvoller. Big Five ist positiv besetzt (wer dem nicht zustimmt, wird immerhin zugestehen, dass „big“ – also groß – wenn nicht positiv, dann negativ im Sinne von „überwältigend“ verstanden wird). Treffender wäre „Sick Five“. “
Sehr wissenswerter Beitrag. Ebenso der Blog.
Herzliche Grüße
Frank