Jeder hat wohl schon mal Dinge erlebt, die er als Zufall einordnet, also als unwahrscheinliche, glückliche Umstände, die er nicht willentlich hätte herstellen können. Ich auch.
- Als Student wollte ich unbedingt eine Reise nach Finnland machen, konnte mir das aber von meinem schmalen Bafög nicht leisten. Doch der Wunsch ließ sich nicht verdrängen.
Eines Tages traf ich auf der Straße einen alten Freund, den ich seit fünf Jahren nicht gesehen hatte. Er begrüßte mich mit den Worten: „Endlich treffe ich dich und kann dir die 500 Mark zurückgeben, die du mir mal geliehen hast.“ - Ich hatte schon zwei Therapieausbildungen (Transaktionsanalyse und Hypnotherapie) gelernt, spürte aber, dass mir noch etwas fehlte. Schwankte zwischen einer Ausbildung in Gestalt oder Bioenergetik. Da rief mich eine Bekannte an und fragte: „Ich organisiere einen Workshop für einen unbekannten Therapeuten aus Amerika und brauche noch eine Anmeldung, damit die Sache stattfinden kann. Würdest du mir zuliebe daran teilnehmen?“
Ich hatte noch nie von „Hakomi“ gehört, meldete mich an. Und diese Methode wurde zum Fundament meiner ganzen weiteren Arbeit bis heute. - Ich greife zum Telefon, um jemanden anzurufen – und in diesem Moment ruft derjenige mich an.
- Jemand verspürt den plötzlichen, unerklärlichen Drang, einen Ort zu besuchen, an dem er noch nie war, und begegnet dort der Liebe seines Lebens.
Irgendwann in unserem Leben haben wir alle Synchronizitäten erlebt – Zufälle, bei denen sehr unwahrscheinliche Ereignisse auftreten. Sind solche Zufälle nur Zufälle oder ist da mehr am Werk? Was bedeuten Zufälle? Ist Zufall nur ein Mangel an Information?
Um solche bemerkenswerten Ereignisse zu erklären, prägte der Schweizer Psychologe C. G. Jung den Begriff „Synchronizität“ und definierte ihn so:
“Die Gleichzeitigkeit eines gewissen psychischen Zustandes mit einem oder mehreren äußeren Ereignissen, welche als sinngemäße Parallelen zu dem momentanen subjektiven Zustand erscheinen.”
Als Beispiel beschrieb Jung eine Therapiesitzung mit einer Klientin, die ihm einen Traum schilderte, in dem sie einen goldenen Skarabäus geschenkt bekam. Während C. G. Jung in der Sitzung sich um eine Erklärung des Traums bemühte, hörte er ein Klopfen am Fenster. Er ging hin zum Fenster und öffnete es, um nachzuschauen. Zu seinem Erstaunen fand er am Fensterbrett einen Rosenkäfer, der nicht nur ein sehr seltenes Exemplar war, sondern zudem in diesen Breitengraden – besser noch an diesem ungewöhnlichen Ort – nicht mehr zu finden war.
Dieser Rosenkäfer glänzte und sah dem beschriebenen goldenen Skarabäus im Traum der Patientin verblüffend ähnlich. Jung fing den Käfer ein und zeigte ihn der Patientin, die noch erstaunter darüber zu sein schien. Auch sie erkannte die Unwahrscheinlichkeit und war über die Synchronizität dieses Ereignisses sehr erstaunt.
Solche synchronistischen Ereignisse scheinen sich jeder Logik zu widersetzen und haben keine rationale Erklärung. Aufgrund ihrer Bedeutung für den Betrachter können Sie jedoch zuweilen tiefgreifend lebensverändernd wirken.
Was unterscheidet Zufall und Synchronizität?
Zufall und Synchronizität sind beide definiert als „auffallendes, gleichzeitiges Auftreten von zwei oder mehr Ereignissen“. Dabei wird der Zufall eher als Chance oder Glück wahrgenommen, während Synchronizität vom Vorhandensein einer tieferen Intelligenz als Ursache der Ereignisse ausgeht.
Die meisten Menschen tun sich schwer mit dem Zufall. Sie glauben zu wissen, wie Zufälle aussehen sollten, zufällig eben, und verstehen nur schwer, dass Zufallsprozesse auch Strukturen erzeugen können, die sich der eigenen Erwartung widersetzen.
Dass der Roulettekessel kein Gedächtnis hat und nach 17 Mal rot nicht schwarz kommen muss – der Spielsüchtige glaubt nicht daran. Auch die gezogene Zahlenfolge 1,2,3,4,5,6 im Zahlenlotto kommt uns nicht zufällig sondern irgendwie gemacht vor. Aber natürlich ist auch diese regelmäßige Reihung – zufällig.
Als vor etlichen Jahren der iPod auf den Markt kam, hatte er eine Shuffle-Funktion eingebaut, die Songs wahllos abspielte. Zusammen mit dem griffigen Werbeslogan: Life is random, – das Leben ist zufällig. Doch einige Nutzer wurden misstrauisch. Sie beschwerten sich, dass dabei direkt hintereinander dieselben Songs vom selben Interpreten gespielt wurden. Das sei überhaupt nicht zufällig!
Doch natürlich war es reiner Zufall, entsprach jedoch nicht der Zufallsvorstellung einiger Nutzer. Daraufhin programmierte Apple die Funktion um und machte sie „weniger zufällig, damit sie für Nutzer zufälliger wirkte.“
Hier ein Video der Sendung „Qarks & Co“ zum Thema Zufall.
Nur Zufall oder doch etwas anderes?
Wenn Synchronizitäten auftreten, glauben die Betroffenen fast immer an ein tieferes Bewusstsein, das aktiviert wird. Es ist, als ob etwas in ihnen funkt. So flüchtig es auch sein mag, es bewegt etwas in ihnen.
Es ist schwer zu beschreiben, welche Empfindungen und Energien man spürt, wenn man solche Ereignisse aus erster Hand erlebt. Selbst der nüchterne Skeptiker spürt etwas. Es mag nur ein Gefühl von Verwirrung oder Neugierde sein, aber trotzdem ist da etwas. Für einige gibt es ein tieferes Gefühl, vielleicht von Ehrfurcht.
Das liegt wohl daran, dass unser Realitätssinn vorübergehend aus dem Gleichgewicht gerät. Die scheinbare Absurdität solcher zufälligen, unwahrscheinlichen Ereignisse lässt uns fragen, ob eine Art von Bedeutung dahinter liegt.
Gibt es eine zugrundeliegende Verbundenheit?
Aus der Physik, speziell der Quantenphysik, wissen wir, dass jedes einzelne Teilchen im Universum eine Gravitationswirkung auf jedes andere Teilchen hat, egal wie weit die Teilchen getrennt sind.
Dieser vereinheitlichte Effekt unterstützt die Theorie, dass alle Ereignisse in irgendeiner Weise miteinander verbunden sind. Man könnte also annehmen, dass Synchronizität nur eine sehr persönliche und subjektive Beobachtung dieses miteinander verbundenen Universums ist, von dem wir nur ein winziger Teil sind.
Nach Ansicht des Autors Paulo Coelho ist Synchronizität eine Geheimsprache. Und zwar die Sprache der Sterne, des Universums. Es sei etwas, das uns leitet und uns wertvolle Informationen liefern kann. Informationen, die unser Leben zum Besseren verändern und uns helfen können, unsere Träume zu verwirklichen:
„Zufall ist die Sprache der Sterne. Damit etwas passiert, müssen so viele Kräfte in Aktion gesetzt werden. Nach Ansicht der alten Alchemisten und der Physiker von heute ist alles nur eine Sache.“
Die Idee des Zufalls als Zeichen und Führung ist ein wichtiges Thema in Coelhos Werk, darunter in seinem Bestseller „Der Alchimist“. Das Buch wurde weltweit über 65 Millionen Mal in über 160 Ländern verkauft und in 71 Sprachen übersetzt.
Was bedeuten Zufall oder Synchronizität?
Ist es die führende Hand einer göttlichen Kraft? Ein Spiegelbild unserer eigenen Gedanken und Gedanken? Oder einfach ein Nebenprodukt eines vernetzten Universums mit einer rein wissenschaftlichen Erklärung? Und wenn ja, was sind die Auswirkungen daraus?
Und was ist mit den spezifischen Synchronizitäten und Zufällen selbst? Sind das Schilder? Nachrichten? Hinweise? Haben sie wertvolle Schlüssel zu unserem Leben? Können sie unsere Zukunft beeinflussen? Geben Sie uns eine Richtung vor?
Sie haben immer die Wahl, bestimmte Ereignisse in Ihrem Leben zu interpretieren – entweder als Zufall oder als Beweis für Synchronizität.
Wenn Sie neugierig sind, die Synchronizitäten und Zufälle, die in Ihrem Leben passieren, besser zu verstehen, können Sie damit anfangen, diese zu verfolgen:
- Schreiben Sie sie irgendwo auf. Notieren Sie sich all die verschiedenen Arten, wie solche Ereignisse in Ihrem Leben ablaufen.
- Egal, ob es sich um einen Zufall, einen Traum, ein Gefühl, eine Ahnung oder eine inspirierte Idee handelt, fangen Sie sie irgendwo ein.
- Notieren Sie alles in einem Journal, auf Ihrem Computer oder in der Notizapplikation Ihres Handys. Es gibt dafür sogar eine spezielle App.
Das Wichtigste ist, aufzupassen und den Überblick zu behalten. Nach und nach werden sich vielleicht die Hinweise summieren und die Dinge fangen an, Ihnen Sinn machen. Probieren Sie es aus und sehen Sie, was Sie finden.
Sie sind der Einzige, der die Synchronizitäten in Ihrem Leben verstehen und entschlüsseln kann, was sie für Sie bedeuten. Niemand sonst kann es Ihnen sagen. Und obwohl die Dinge außerhalb Ihres Bereichs des Bewusstseins oder Verstehens erscheinen mögen, können Sie vielleicht einen Sinn, eine Bedeutung für sich darin erkennen.
Doch Vorsicht!
Wir Menschen neigen dazu, Muster und Zusammenhänge in etwas zu sehen, wo gar keine sind. Pareidolie ist der Fachausdruck dafür. Wenn die Lieblingsmannschaft viermal hintereinander verliert, glauben wir nicht, dass beim Fußball eben die Physik gegen uns spielte, sondern dass der Trainer ausgewechselt werden muss.
Oder erkennen in der Rückseite eines Weckers – ja was?
Der Zufall spielt auch am Beginn unserer Existenz eine entscheidende Rolle.
Und zwar im Moment der Zeugung: Eine Eizelle und 400 Millionen Spermien. Heute weiss man dass die Spermien nicht identisch sind. Die genetische Information unterscheidet sich deutlich von Spermium zu Spermium. Es gibt also 400 Millionen Möglichkeiten. Hätte in jener Hundertstelsekunde damals irgendein ein anderes Spermium sein Ziel erreicht: Sie wären ein anderer geworden als der, der Sie sind.
Zufall oder Synchronizität?
Welche seltsamen Zufälle haben Sie schon erlebt?
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