Ihre Grenzen sind im Kopf. Wie bei diesen Hirschen.

Kommentare 5
Allgemein

Grenzen rkwichmann persönlichkeits-blogEine Zeitungsmeldung hat mich aufhorchen lassen:

„In den Köpfen von Hirschen gibt es immer noch den Eisernen Vorhang“

Der Eiserne Vorhang ist Geschichte – seit dem Ende des Kalten Krieges trennt er nicht mehr West von Ost. Die Hirsche im tschechischen Nationalpark Böhmerwald haben das offenbar noch nicht mitbekommen.

In einer Studie wurden sie über Funk-Halsbänder sechs Jahre lang beobachtet. Das Ergebnis: Für sie gibt es den Eisernen Vorhang noch. Die Studienautoren berichten, die Rothirsche wanderten nur bis zu einer bestimmten Grenze, und zwar genau bis zu dem Gebiet, an dem früher der Sperrbereich der Grenze mit Stacheldraht markiert war. Ihre Artgenossen auf der deutschen Seite verhielten sich ganz ähnlich.

Die Forscher vermuten, dass die Tiere über Generationen weitergeben, wo ihr Territorium endet. Auch 25 Jahre nachdem

schild hirsch_xs_mbefoto - Fotolia

Ich bin ein Hirsch – hol mich hier raus!

die Grenze geöffnet wurde, bleiben sie dabei.“

Ja, die Grenzen sind oft im Kopf. Nicht nur bei Hirschen.

 

Wie Ihre Erwartungen Ihre Realität erschaffen.

[tweetable]Das, was wir erwarten, ist für uns oft real. Das kann man natürlich auch positiv nutzen.[/tweetable]

 Dan Ariely erzählt in einem Interview mit Psychologie Heute:

Eine Mitpatientin, die ebenso unerträgliche Schmerzen ertragen musste wie er selbst, habe so lange nach einer weiteren Morphiumspritze geschrien, bis die Schwester nachgab. Auf seine Forderung hin, er wolle auch eine Extraration, habe ihm die Schwester verraten, dass es nur eine Kochsalzlösung gewesen sei.

„Es ist etwas ganz anderes“, so Ariely weiter, „ob man über die Wirkung von Placebos liest oder mit eigenen Augen sieht, wie ein schmerzgequälter Mitpatient aufgrund einer Salzlösung einschläft wie ein Kind.“

Die Wahl der Qual.

Die Wahl der Qual.

Dasselbe passiert auch, wenn teure Medikamente besser wirken als billige Generika oder Probanden mit Designersonnenbrillen plötzlich besser sehen. „Erwartungen lenken die Realität“, erklärt er. „Wenn man Menschen erzählt, es wird etwas Schreckliches oder etwas Großartiges passieren, besteht eine gute Chance, dass dies tatsächlich passiert.“

Der Placeboeffekt ist weit mehr als bloße Einbildung. Die Patienten haben nämlich tatsächlich weniger Schmerzen. Denn es ist das Gehirn selbst, das beginnt, Opiate auszuschütten, also körpereigene Schmerzmittel.

Es lohnt sich, darüber einen Moment lang nachzudenken:

Je größer unsere Erwartung an das Mittel, desto besser können wir die Selbstheilungskräfte unseres Körpers ankurbeln.

Das klingt ein wenig esoterisch. Aber es ist reine, harte Wissenschaft.

[tweetable]Warum Placebo-Effekt und selbsterfüllende Prophezeiung  verwandt sind.[/tweetable]

In beiden Fällen werden Realitäten erschaffen. Beim Placebo-Effekt – wie auch beim Nocebo-Effekt – ist es das Gehirn des Betreffenden, das für das gewünschte oder unerwünschte Resultat sorgt.

Wer überzeugt ist, dass Handyfunkmasten von Mobilfunkbetreibern gesundheitsschädlich sind, wird unter Umständen körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen erleben, wenn er in der Nähe eines solchen Funkmastes wohnt.
Auch wenn dieser Funkmast überhaupt nicht angeschaltet ist, wie es 2009 in Niedersachsen passierte.

Bei der selbsterfüllenden Prophezeiung führt das eigene Verhalten oder das anderer Menschen zum befürchteten oder gewünschten Ergebnis.

[tweetable]Schon die Gebrüder Grimm kannten das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung./[tweetable] In dem Märchen „Der gestiefelte Kater“ preist er den armen Müllersohn als Grafen mit großen Ländereien an. Schließlich macht ihn der König selbst zu einem Grafen macht – weil er ihn für einen hält.

Das können Sie auch für sich selbst nutzen.

Ob Sie sich vor einer Prüfung einreden, dass Sie sich zu wenig vorbereitet hätten und deswegen schlecht abschneiden werden, wirkt sich nicht auf das, was Sie tatsächlich gelernt haben oder wissen.

Aber wahrscheinlich werden Sie mit der Selbstsuggestion „Ich schaff das schon! die Nacht vorher besser schlafen. Und auf eine überraschende Frage nicht gleich panisch reagieren, sondern ruhiger überlegen.

 

Seien Sie schlauer als ein Hirsch!

Schmeckte auch irgendwie komisch.

Kleiner Scherz des Kochs oder …?.

Die Hirsche im Böhmerwald werden vielleicht nie herausfinden, dass es diese Grenze gar nicht gibt.

Denn dazu muss man experimentieren. Also mit etwas Mut ausprobieren, was passiert, wenn man die Komfortzone des gewohnten Denkens verlässt.

Ob das was wir glauben tatsächlich stimmt.

Sie können das ja selbst mal ausprobieren:

  • Statt mit der Idee „Ich bin nicht gut genug“ sich mal so verhalten, als wären Sie es.
  • Statt mit dem Schuldgefühl „Ich muss etwas wiedergutmachen“ für einen Tag so zu leben, als gäbe es keine Schuld.
  • Statt mit dem Glauben „Ich bin nur liebenswert, wenn ich viel leiste“ sich das Leben mit Arbeit vollzupacken, Ideen kommen zu lassen, was Sie tun würden, wenn Sie einfach so liebenswert wären.

Am bestürzendsten an der Zeitungsmeldung finde ich ja, dass sogar die jungen Hirsche, die den Eisernen Vorhang nie selbst gesehen haben, daran glaubten.

 

kommentar Welche Beispiele kennen Sie?

PS: Wenn Ihnen dieser Beitrag gefiel, dann sagen Sie es doch bitte weiter: auf Facebook, Twitter oder per Email.

… oder schreiben Sie einen Kommentar.
… oder abonnieren Sie meinen sonntäglichen Newsletter mit dem Formular oben links.

Foto: © mbefoto, Janet Layher – Fotolia.com,

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.