Haben Sie die Eigenschaft, die über Gehaltserhöhungen entscheidet?

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Karriere

Nein, Es ist nicht Ihre Intelligenz.

Wer auf einem Klassentreffen war, macht häufig eine erstaunliche Entdeckung.

Der Primus, der immer die besten Noten einheimste, ist heute – dreißig Jahre später – beruflich meist nicht an der Spitze. Weder was die Position noch was das Gehalt angeht.

Wohingegen andere ehemalige Mitschüler, die sich immer schwer mit dem Schulstoff taten oder generell wenig motiviert waren, Jahre später es zu erstaunlichen Karrieren brachten.

Wirtschaftsökonomen sind diese Zusammenhänge auch aufgefallen und sie begannen, systematisch zu untersuchen, welche Persönlichkeitseigenschaften für Karriere und beruflichen Erfolg vor allem verantwortlich sind. Sie fanden Folgendes heraus:

  • Der Intelligenzquotient (IQ) taugt vor allem zur Vorhersage, welche akademische Leistung jemand mal erbringen kann.
  • Über die mögliche Leistung im Beruf sagt der IQ weniger aus, es sei denn, der Beruf ist sehr vielfältig und kompliziert.

Doch welche Faktoren sind jetzt entscheidend für beruflichen Erfolg?

Hier helfen die BIG FIVE.

Das ist ein Persönlichkeitsmodell, das auf fünf Faktoren und vielen Untermerkmalen beruht und den Anspruch hat, den jeweiligen Menschen möglichst umfassend zu beschreiben.

Die fünf Faktoren sind:

  1. Offenheit für Erfahrungen
    Menschen mit großer Offenheit habe eine rege Phantasie, können ihre Gefühle gut wahrnehmen und sind an Entwicklungen um sie herum  interessiert.  Sie hinterfragen eher bestehende Normen kritisch und sind in ihrem Urteil unabhängiger von der Meinung anderer. Sie lieben Abwechslung  und probieren gerne Neues aus.
  2. Extraversion
    Solche Menschen sind gesellig, aktiv, gesprächig, personenorientiert, herzlich, optimistisch und heiter. Sie sind offen für Anregungen und Aufregungen.
  3. Gewissenhaftigkeit
    ist das Merkmal von Menschen, die sich als organisiert und sorgfältig beschreiben. Sie planen gern, handeln effektiv und scheuen sich nicht vor Verantwortung. Sie sind zuverlässig und überlegt.
  4. Verträglichkeit
    Menschen mit einem hohen Wert auf dieser Dimension können sich gut in andere einfühlen. Sie begegnen anderen mit Verständnis, Wohlwollen und Mitgefühl. Sie wollen anderen oft helfen und verhalten sich meist kooperativ.
  5. Emotionale Stabilität
    Solche Menschen sind eher ruhig, zufrieden, stabil, entspannt und sicher. Sie erleben seltener negative Gefühle bzw. können diese gut regulieren.

Hier eine halbstündige Sendung des SWR2 zu dem Thema.

Die Studie „Effects of Personality on earnings“ finden Sie hier.

Und wie sehen Ihre BIG FIVE aus?
Hier können Sie es online testen.

Damit jemand Führungskraft wird, hat den Studien zufolge vor allem mit den Merkmalen Extrovertiertheit und Gewissenhaftigkeit zu tun. Neben der Intelligenz spielt auch die emotionale Stabilität eine wichtige Rolle.

Und wer kriegt die Gehaltserhöhung?

Das Ergebnis ist vielleicht überraschend. Den Untersuchungen zufolge ist es der Faktor der „emotionalen Stabilität“, die dafür sorgt, dass man mehr Gehalt bekommt. Das gilt für Männer wie für Frauen – das ganze Leben.

Die Forscher fanden noch mehr Interessantes heraus:

  • Die „Gewissenhaftigkeit“ ist für das Gehalt vor allem bei der Einstellung wichtig, später werden andere Faktoren bedeutender.
  • Im Lauf des Berufslebens wird die „Offenheit für Erfahrungen“ bei der Gehaltshöhe wichtig.
  • Die Intelligenz erreicht ihre Spitzenwerte in der Jugend – um dann kontinuierlich abzunehmen.
  • Dafür wächst mit steigendem Alter die „emotionale Stabilität“. Ebenso wie die „Gewissenhaftigkeit“.

 

Und wie erreicht man „emotionale Stabilität“?

Menschen, die hier schlecht abschneiden, geraten schnell aus dem seelischen Gleichgewicht. Sie regen sich zum Beispiel schnell auf. Reagieren auf Kritik misstrauisch  oder sind sofort beleidigt und schlagen verbal zurück. Misserfolge gehen ihnen lange nach. Sie sind wenig stressresistent.

Andere sind eher besonders ängstlich, angespannt oder dauernd nervös. Insgesamt können emotional labile Menschen ihre Gefühle schlecht regulieren oder brauchen dazu sehr lang. Häufig wird diese Instabilität auch von körperlichen Beschwerden begleitet.

Wenn man körperliche Ursachen ausschließen kann, liegt die Quelle einer solchen Empfindlichkeit meist in unbewältigten Konflikten aus der Biografie.

Vor allem die Erziehung und entsprechende Vorbilder in der Herkunftsfamilie sind hier prägend. Diese frühen Beziehungserfahrungen formen die Einstellungen zu sich selbst und zur Umwelt und können so die Unsicherheit steigern oder mildern.

Will man nun an seiner Persönlichkeit arbeiten, gilt es, diese Beziehungserfahrungen und die daraus resultierenden inneren Konflikte einerseits zu identifizieren – und dann ein Stück aufzuarbeiten.

Dazu ist es hilfreich:

  • sich selbst besser kennenzulernen,
  • seine Auslöser zu kennen, auf die man empfindlich reagiert,
  • den zugrunde liegenden Konflikt zu erkennen,
  • die damit verbundenen schmerzlichen Gefühle zu spüren,
  • und neue Einstellungen und Verhaltensoptionen zu entwickeln.

So gehen wir auch in meinen intensiven Persönlichkeitsseminaren vor. Eine solche Arbeit an sich selbst in nicht leicht, aber die Wirkung ist nachhaltiger. als in reinen Methodenseminaren.

Damit es – egal welches Testergebnis Sie erreicht haben – beim nächsten Gehaltsgespräch gut klappt, hier ein paar wichtige Tipps.

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Angeregt wurde ich zu dem Beitrag durch einen Artikel in der FAZ.
Fotos: © Maria Vaorin, krizleebear, photocase.com
– Fotolia.com, istock.com

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

3 Kommentare

  1. Andreas Hennecke sagt

    Hallo, Herr Kopp-Wichmann. Wie ist es mit dem Durchsetzungsvermögen? Schreiben Sie hier über die Erhöhungen, die der Arbeitgeber freiwillig gewährt oder jene, die mit einer Änderung der Position verbunden sind?

    Ach und noch eines: Wenn emotionale Stabilität so wichtig = relevant ist, wie erklären sich dann die Despoten und Choleriker in den Chefetagen?

  2. Thomas sagt

    Wohl wahr…Ich hatte letztens auch ein Klassentreffen und genau das, was hier beschrieben wird, habe ich dort erlebt.

    Meiner Meinung nach liegt es daran, dass Der Klassenprimus in den meisten Fällen nur gute Noten hatte, da er immer genau das sagte und schrieb, was ihm der „Diktator“ vorne an der Tafel diktierte.

    Was ergo heisst, dass die Fähigkeit zur Differenzierung, bzw. die Fähigkei, einen Inhalt objektiv zu reflektieren, verloren geht.

  3. Der Weg zu mehr Persönlichkeit geht in der Tat immer auch über den Blick zurück in eigene Biografie. Denn dort sind meine Wurzeln, die mich mein Leben lang begleiten werden. Ohne allerdings notwendigerweise „zum Schicksal“ werdene zu müssen.

    Da geht es meiner Meinung nach dann in der Tat zuerst einmal um ein bewusstes, wertfreies und würdigendes Erforschen, Wahrnehmen und Erfahren.

    „Anerkennen was ist“ – in der Gestalttherapie ein vielzitierter und grundlegender Satz. Der trotz seiner Einfachheit sehr viel Wahrheit enthalten kann. Und dieses „sich anerkennen“ mit allen „guten“ und „schlechten“ Seiten, mit seiner Biografie und seinem (scheinbaren) „Schicksal“ – ist sicherlich ein unabdingbarer (erster?) Schritt hin zum persönlichen Wachstum. Hin zum bewussten und selbstverantwortlichen Handeln (auch und gerade in Hinblick auf seine Wurzeln). Hin zu mehr Persönlichkeit.

    Und diese Persönlichkeit wird sich dann in allen Lebenslagen zeigen – und warum dann auch nicht bei der nächsten Gehaltsrunde? 😉

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