Rente mit 67 oder mit 69 Jahren? Warum schaffen wir das Rentenalter nicht einfach ab?

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prothese, rentenalter, pensionär, rentnerEines der Themen, die den Bundestagswahlkampf mitbestimmen und eventuell entscheiden wird, ist die Frage nach dem Rentenalter. Denn wie wir jetzt am Hindukusch uns richtig verhalten sollten oder wie wichtig ein Umweltgesetzbuch ist – wer kann da schon qualifiziert mitreden?

Aber zum Rentenalter haben die meisten Menschen eine ausgesprägte Meinung, weil es sie auch ganz persönlich angeht. Das Rentenalter soll in den kommenden Jahren nämlich von 65 Jahren auf 67 Jahre erhöht werden. Und es gibt sogar Stimmen, die eine Verlängerung bis zum 69. Lebensjahr fordern.

Grund für die Erhöhung des Rentenalters ist der demografische Faktor in der Rentenberechnung:

  • In Deutschland werden zu wenige Kinder geboren, um unsere Bevölkerungszahl stabil zu halten.
  • Wir wehren uns gegen Einwanderung im größeren Stil.
  • Unsere Lebenserwartung wird immer länger.
    Daher müssen bald zwei und später sogar noch weniger Arbeitskräfte die Rente für einen Rentner  erarbeiten.

Für eine Anhebung des Rententalters spricht: Je länger ein einzelner Arbeitnehmer beruflich tätig ist, umso mehr zahlt er oder sie in die Rentenkasse ein, und umso weniger Rente oder Pension wird ihm oder ihr ausgezahlt.

Auf der einen Seite gibt es eine große Zahl von Arbeitnehmern, die mit 65 oder auch 67 noch körperlich und geistig fit sind und gerne weiter arbeiten würden. Dies wird ihnen bis dato oft verwehrt.  Andererseits gibt es natürlich auch Berufe,   in denen selbst ein Rentenalter mit 65 nur mit Mühe im jeweiligen  Berufd zu erreichen ist und für die jede Erhöhung des Rentenalters eine unzumutbare Belastung darstellen würde. Es geht also um Flexibilität und Wahlfreiheit.

Wie machen es andere Länder?

In den USA zum Beispiel gibt es kein Rentenalter. Ein Arbeitnehmer kann mit 55 Jahren in Rente gehen, oder mit 75. Natürlich erhöht sich die Rente mit der Dauer der Lebensarbeitszeit, so dass man selbst abwägen muss, wie lang man arbeiten möchte. Voraussetzung ist bei den meisten Berufen, dass auch der Arbeitgeber zustimmt, mit wenigen Ausnahmen, wie den beamtenähnlich angestellten Professoren, die ihr Pensionsalter selbstständig bestimmen.

In Deutschland arbeiten weniger als 30 Prozent der 60- bis 65-Jährigen. In Schweden etwa ist der Anteil doppelt so hoch. Und auch in den USA oder in Japan arbeitet über die Hälfte dieser Altersgruppe. Japan ist ein interessantes Beispiel: Viele Leute steigen dort um die 60 Jahre aus ihrem bisherigen Job aus. Aber dann suchen sie sich einen neuen und arbeiten weiter bis sie Anfang 70 sind, für gewöhnlich in Teilzeit.

Die Weiterarbeit älterer Arbeitnehmer ist auch volkswirtschaftlich sehr sinnvoll, da diese Arbeitskräfte über vielfältige Erfahrungen verfügen.   Gerade hierzulande fehlen ausgebildete Ingenieure und andere qualifizierte Arbeitnehmer. Von daher ist es für die Produktivität des Standorts Deutschland schlicht unsinnig, wieviele fähige und willige Menschen wir  durch die Zwangsverrentung aussondern.

rentner, pensionär, rentenformel, senioren,Problematisch bei der Sachlage ist, dass es zu wenige Teilzeitjobs gibt. Denn immer mehr Menschen ab 60 wollen arbeiten, aber nicht mehr den ganzen Tag. Gäbe es mehr 20- bis 25-Stunden-Jobs, würden auch viel mehr Ältere arbeiten.

Zudem setzt das Rentensystem die falschen Signale: Menschen sind in der Regel eher bereit zu arbeiten, wenn sie das Geld nötiger brauchen. Die deutschen Renten sind aber so großzügig, dass kaum jemand die Motivation verspürt, aus finanziellen Gründen länger zu arbeiten. Das wird sich allerdings bald ändern – trotz der gerade beschlossenen Regelung, dass die Renten nicht sinken dürfen, meint der Max-Planck-Direktor James Vaupel.

Prof. Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg, schlägt deshalb vor:

  • Die Zwangsberentung in einem bestimmten Alter ersatzlos streichen.
  • Ab einem bestimmten Lebensalter, sagen wir 65 Jahre, sollte das Arbeitsverhältnis auf freiwilligem Einverständnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer basieren.
  • Solange der Arbeitgeber zustimmt, sollte ein Arbeitnehmer bis zu 67, 70 Jahren oder noch länger arbeiten können. Frühere Verrentung bedeutet geringere Rente, spätere eine höhere.

Meine Meinung:
Kapital 180x150Ärzte und Diplom-Psychologen, die eine Zulassung der Kassenärztlichen Vereinigung hatten, duften bisher nur bis zum 68. Lebensjahr arbeiten. Diese Regelung wurde nun gestrichen. Ich darf also so lange praktizieren wie es meine Gesundheit erlaubt und ich will. Schön.

Interessant ist ja auch, dass man als Ministerpräsident, Parteivorsitzender oder Kanzler gerne sechzig oder auch zehn Jahre älter sein darf. Konrad Adenauer wurde 1949 mit 76 Jahren zum ersten Mal Kanzler. Doch dem gewöhnlichen Angestellten wird vorgeschrieben, wie lange er  leistungsfähig ist bzw. arbeiten darf.

Andererseits wehren sich ja auch viele Menschen gegen eine Erhöhung des Renteneintrittsalters. Manch einer rechnet schon mit 55 Jahren aus, wie lange er noch „malochen“ muss und wie viel es ihn kostet, zwei, drei Jahre früher in Pension zu gehen.

Das hat natürlich damit zu tun, wie sehr sich jemand körperlich oder seelisch verbraucht fühlt bzw. sich physisch und psychisch fit fühlt. Für die erste Personengruppe ist die Rente das lang ersehnte Ziel eines langen Weges („45 Jahre habe ich eingezahlt“), für die zweite Gruppe ist es das Verlust eines großen Teils der Lebensqualität.

Ich selbst (60 Jahre) plädiere – für Sie vielleicht nicht überraschend – für eine Freigabe des Rententalters. Zum Glück betrifft es mich als Selbständiger nicht. Und in meinen Berufen als Trainer, Coach und Therapeut werde ich mit den Jahren eher besser und erfahrener. Aber – gilt das nicht für viele Berufe?

kommentar Was ist Ihre Meinung?alte leute, rentner, pensionär, rentenalter, senioren
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Zu diesem Beitrag wurde ich angeregt durch einen
Artikel in der Badischen Zeitung

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.