Was uns die Spieltheorie über einige Probleme des Alltags sagen kann.

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EFFEKTIVER FÜHREN / Methoden / Psychologie

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Zum Beispiel:

  • Wieso sind Herrentoiletten eigentlich immer so dreckig?
  • Sind Saturn und Media-Markt günstig oder teuer?
  • Warum werden die Weltmeere leergefischt?

Mehrere Nobelpreise für Wirtschaftswissenschaften wurde für diese unterhaltsame aber mathematisch hochkomplexe Theorie verliehen. Mit Modellen der Spieltheorie arbeiten auch Biologen, Soziolgen, Politologen und Juristen. Um zum Beispiel Fragen zu klären wie:

  • Wie gut ist es, ein Wahlrecht zu haben?
  • Wieso sich die Ärzte früher ausbeuten ließen und jetzt lieber streiken.
  • Warum hat eigentlich die Natur nicht das Rad erfunden?

Im Spiel versucht jeder, schlauer zu sein als die anderen. Die Spieltheorie untersucht, was herauskommt, wenn das alle versuchen. Und sie behandelt die ganze Welt so, als wäre sie ein großes Spiel.

Insofern ist die Spieltheorie eine Entscheidungstheorie, die Situationen untersucht, in denen das Ergebnis nicht von einem Entscheider allein bestimmt werden kann, sondern nur von mehreren Entscheidern gemeinsam.

Rational zu entscheiden ist manchmal nicht leicht.

Das Ultimatumspiel von Werner Güth illustriert dies.

Stellen Sie sich vor, Sie sind zu zweit und ein Dritter verspricht Ihnen 1.000 Euro. Einzige Voraussetzung dafür ist, dass Sie sich darauf einigen, wie Sie das Geld aufteilen. Dazu können Sie ihrem Partner ein Teilungsangebot machen, das er entweder akzeptiert – dann bekommen Sie beide entsprechend die Teile der 1000 Euro – oder er akzeptiert nicht – und keiner von Ihnen bekommt etwas.

Reine Nutzenoptimierung würde daraus hinauslaufen, dass Sie so wenig wie möglich, also in diesem Fall einen oder hundert Euro anbieten, und der andere nimmt an – ein Euro ist schließlich mehr als nichts.

Tatsächlich zeigt sich in vielen Wiederholungen dieses Spiels und auch bei wesentlich höheren Geldbeträgen, dass Angebote unter 30 Prozent so gut wie immer ausgeschlagen, und auch sehr selten überhaupt gemacht werden.

Mithilfe der Spieltheorie kann man auch Antworten auf so schwierige Fragen finden wie:

Man unterscheidet in der Spieltheorie mehrere Varianten:

1. Die dominante Strategie
Vereinfacht ausgedrückt: Eine Strategie dominiert eine andere Strategie, wenn die dominierende nie schlechter, aber manchmal besser als die dominierte Strategie ist. Also zum Beispiel: Lieber reich und gesund als arm und krank.

2. Das Nash-Gleichgewicht
Dies ist das wichtigste Lösungskonzept der Spieltheorie überhaupt. Im Nash-Gleichgewicht spielen alle Spieler eine beste Antwort auf das Verhalten der Gegenspieler. Es ist somit eine Strategienkombination, in der keiner der Beteiligten einen Anreiz hat, als Einziger von der Gleichgewichtskombination abzuweichen.

Bei John Nash handelt es sich übrigens um den an Schizophrenie erkrankten Mathematiker aus dem Film „A Beautiful Mind„, der trotz seiner Krankheit 1994 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt.

3. Die gemischte Strategie

Ein einfaches Beispiel  Knobeln (oft auch Schnick-Schnack-Schnuck oder Papier, Stein, Schere genannt). Es ist offensichtlich, dass es hier nicht optimal sein kann, immer dieselbe der drei reinen Strategien zu wählen, sondern dass man zwischen den reinen Strategien Papier, Stein und Schere in möglichst unberechenbarer Weise mischen muss. „Möglichst unberechenbar“ ist aber gleichbedeutend mit „zufällig“, und schon haben wir einen Fall, in dem sich gemischte Strategien ganz intuitiv ergeben.

Ein anderes Beispiel für eine gemischte Strategie ist das Elfmeterschießen beim Fußball. Der Schütze kann nach links rechts oder geradeaus schießen. Der Torwart kann stehen bleiben oder sich nach links oder rechts werfen. Auf den anderen reagieren können beide kaum.

Die Spieltheorie legt nahe, dass alle Festlegungen die gleiche Wahrscheinlichkeit haben, es also für den Schützen wie für den Torwart am besten wäre, eine Münze zu werfen und sich danach zu richten. Und tatcählich ergab eine Auswertung von über 900 Strafstößen der Bundesliga zwischen 1992 und 2004 nahezu eine Gleichverteilung aller Schuss- und Fallrichtungen.

Was ist nun in einer Auseinandersetzung die beste Strategie?

Dies untersuchte der Psychologe Rapaport in einem Turnier, in dem die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, entweder mit Tauschpartnern zu kooperieren oder sie zu betrügen. Kooperierten beide, stellte sich mittlerer Erfolg ein. Kooperierte nur eine Seite, hatte diese den meisten Erfolg. Kooperierte keiner, gingen beide leer aus.

Das Beispiel ähnelt dem Beispiel mit dem Fischfang und ist eine Variation des berühmten „Gefangenen-Dilemmas“. Das von Rapaport entworfene Computer-Programm gewann gegen alle Mitspieler nach einer einfachen Regel (Tit for tat-Strategie):

„Fange kooperativ an und handle immer so, wie der andere zuletzt reagiert hat. Also freundlich, wenn er freundlich war, andernfalls unfreundlich.“

Scheint eine gute Maxime für das tägliche Leben zu sein. Freundlich sein, sich nichts bieten zu lassen aber nicht nachtragend sein.

spieltheorie_rieckMehr zu diesem faszinierenden Thema und alle spieltheoretischen Antworten auf obige Fragen finden Sie auf der Website von Professor Rieck, von der ich auch Definitionen und Beispiele übernommen habe. Angeregt zu dem Beitrag wurde ich durch einen Artikel der FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG vom 2.8.09.

kommentar Welche Beispiele fallen Ihnen für die Anwendung der Spieltheorie ein?

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

4 Kommentare

  1. David Goebel sagt

    Hallo,
    ich spiele schon sehr lange TIT FOR TAT bei Gelegenheiten wie Verhandlungen, Besprechungen oder auch allgemein beim Spielen, denn ich bin ein begeisterter Brettspieler.
    Und TIT for TAT funktioniert tatsächlich sehr oft. Auch in der Kinder-Erziehung 😉

    Viele Grüße,
    David Goebel

  2. Jürgen Porbeck sagt

    Hallo,

    nun passend zum Begriff Spiel gibt es im mikropolitischen Ansatz der Organisationstheorie auch den gleichen Begriff „Spiel“. Hierzu ein bemerkenswertes Zitat:

    „Mikropolitische Ansätze laufen […] Gefahr, die Freiheiten der Subjekte in organisatinalen Kontexten überzubewerten. Der Spielbegriff erweist gerade in diesem Zusammenhang als eine problematische Metapher, gelten doch ansonsten für ein Spiel mindestens folgende Regeln:

    – prinzipiell gleiche strukturelle Startchancen aller Teilnehmer (die Regeln selbst
    asymmetrisieren bei Spielen gerade nicht);
    – die Bekanntheit aller Regeln vor Beginn des Spieles;
    – die Nichtveränderbarkeit der Regeln während des Spiels.

    Nicht eines dieser drei Minimalmerkmale ist für Organisationen [und somit in der Regel weitesgehend für das Berufsleben, J. P.] erfüllt.“

    Oder anders formuliert – im Berufsleben geht es ins Eingemachte, es treibt den Menschen in den Wahn-Sinn, in den Burn-out, in eine Mobbing-Situation.

    Geht es doch auch um die Frage: Wer hat die stärksten Nerven?

    Okay, meine Aussagen sind hier sicherlich verkürzt, aber eines sind sie vor allem: BEDENKENSWERT.

  3. Dann sage ich zuerst mal Hallo. Spannender Ansatz Spieletheorie auf „Auseinandersetzungen“ anzuwenden, da muss ich mich mal einlesen, viele Grüße Eberhard

  4. Danke für den Hinweis auf die wirklich interessante Seite des Professors Rieck. Die im Blogbeitrag genannten Beispiele und Überlegungen sind ja schon sehr verblüffend, auf der Webseite gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Beispiele.

    schöne Grüsse

    Harald Kern

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