Immer wieder liest oder sieht man Berichte über unterlassene Hilfeleistung. Ob Pöbeleien in der U-Bahn, Belästigungen oder Überfälle in belebten Strassen.
Die Frage ist: Warum wollen Menschen nicht helfen, die helfen könnten?
Interessiert Sie das?
Dann machen Sie doch mit mir jetzt ein kleines Gedankenexperiment:
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Raum und arbeiten am PC. Plötzlich hören Sie, wie ein Handwerker, den Sie kurz vorher auf dem Flur gesehen haben, von der Leiter fällt und einen Schmerzensschrei ausstößt.
Wie reagieren Sie?
Sie springen sofort auf und schauen, was los ist?
Sehr schön.
Okay. Dazu zwei Fragen:
- Wie würden Sie reagieren, wenn Sie allein in dem Raum sind?
- Wie würden Sie reagieren, wenn noch zwei andere Menschen im Raum sind und am PC arbeiten?
Sie meinen, das macht für Sie keinen Unterschied?
Sie würden auf jeden Fall aufspringen und nachschauen?
Nun, ich will Ihre spontane Hilfsbereitschaft nicht anzweifeln, aber die meisten Menschen reagieren nicht so.
Die meisten Menschen schauen erst mal, wie die anderen Mitmenschen reagieren. Reagieren diese unbeteiligt, reagieren auch die meisten Menschen nicht und tun so als wäre nicht passiert.
Warum das so ist, sehen Sie hier in einem psychologischen Experiment auf einem Video:
https://youtu.be/VsyfQeSITww
Sie sehen: wie wir eine Situation interpretieren, hängt oft entscheidend davon ab, wie Anwesende reagieren. Bleiben diese passiv, liegt die Interpretation nahe „Es wird schon nicht so schlimm sein, sonst würde ja jemand eingreifen.“ Oder eben auch „Es sind ja noch mehr Leute da, wieso sollte ich was tun?“
Deswegen geben auch Kriminalexperten folgende Tipps, wenn Sie Zeuge einer Belästigung oder eines Überfalls werden:
- Beziehung herstellen:
Hier sind Wortwahl, Tonfall und das formale „Sie“ wichtig. Also nicht: „Hör auf, Du Blödmann!“
Sondern: „Lassen Sie sofort die Frau in Ruhe!“
Das Siezen zeigt dem Täter: Oha, dem gefällt die Situation nicht. Und es macht auch umstehende potenzielle Helfer aufmerksam, dass etwas nicht stimmt. - Aufmerksamkeit erzeugen:Das gilt nicht nur, wenn man Zeuge eines Übergriffs wird. Sondern auch, wenn man selbst belästigt oder angegriffen wird. Einfach nur „Hilfe!“ rufen, genügt zumeist nicht.
Besser ist es, die Menschen in der Umgebung direkt anzusprechen und zur Hilfe aufzufordern. Also etwa: „Sie in dem roten Hemd, bitte helfen Sie mir, rufen Sie die Polizei!“
Denn wenn man Hilfe will, muss man anderen signalisieren, dass hier geholfen werden muss.
Zu erwarten, dass das doch jeder sehen muss, ist vielleicht logisch, funktioniert aber nicht. Wie das Video eindrucksvoll zeigt, verlassen sich viele Menschen nicht auf ihre eigene Interpretation einer Situation, sondern lassen sich stark von anderen Menschen beeinflussen. Da dies gegenseitig passiert, entsteht so leicht ein fataler Teufelskreis des Nichthandelns. Polizeiexperten wissen, dass einer der Hauptgründe für unterlassene Hilfeleistung, neben der eigenen Angst, diese Mehrdeutigkeit einer Situation ist: Vielen ist nicht klar, was gerade abläuft – und in welcher Beziehung Täter und Opfer zueinander stehen.
Waren Sie schon einmal Zeuge oder Opfer eines Übergriffs?
Wie haben Sie sich verhalten?
Was hat bei Ihnen funktioniert?
PS: Dieser Beitrag ist dem dem noch amtierenden hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch gewidmet.
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Bild: Stratego von photocase.com