Was Ihre Jobprobleme mit Mama und Papa zu tun haben.

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Perfektionismus, zu viel Stress, Ärger mit dem Chef, es allen recht machen, Angst vor der nächsten Präsentation – jeder hat im Beruf immer mal wieder Probleme.

Die meisten davon lösen Sie irgendwie. Aber das eine oder andere Problem ist hartnäckig. Obwohl Sie rational wissen, wie Sie das lösen könnten – es geht nicht!

Dann sind Sie in einer Psychofalle gelandet.

„Psychofalle“ nenne ich eine Verhaltensweise, die Sie ziemlich stört und die Sie gerne ändern würden. Aber all Ihre bisherigen Versuche scheiterten.

Warum ist das so?

Hier der Grund: Weil Ihr Verhalten für die äußere Situation zwar Nachteile bringt, für Ihr Inneres aber konkrete Vorteile bietet:

  • Weil es eine wichtige Funktion für Sie erfüllt.
    Perfektionisten deuten einen Fehler als Beweis ihres totalen Versagens. Deshalb bemühen sie sich, alles 120-prozentig zu machen.
  • Weil Sie einen verborgenen Nutzen davon haben.
    Wer nicht nein sagt und es allen recht macht, hofft darauf, gemocht zu werden – selbst wenn die anderen das ausnutzen.
  • Weil Ihr störendes Verhalten irgendeinen inneren Konflikt löst.
    Wer häufig sich mit dem Chef anlegt, hat oft einen Autoritätskonflikt, der wo ganz anders entstanden ist.

Das Gemeine ist: worum es da wirklich geht, wissen Sie nicht. Es ist Ihnen völlig unbewusst. Deswegen helfen Ihnen auch die guten Tipps von anderen nicht. Und auch das Buch oder das Seminar dazu nicht.

Dazu müssten Sie erst mal rausfinden, wofür Ihr störendes Verhalten gut ist. Das ist nicht einfach und auch durch Nachdenken nicht zu lösen.

 

Und das hat viel mit Mama und Papa zu tun.

Denn in der Herkunftsfamilie machen wir die ersten Erfahrungen, wie es auf der Welt zugeht. Wie andere mit uns umgehen und wie wir uns verhalten müssen, um da sein zu dürfen oder gar geliebt zu werden.

Und jeder von uns probiert Strategien aus, um damit zurechtzukommen. Dabei spielt nicht nur das Verhalten der Eltern eine wesentliche Rolle, sondern auch die Geschwisterposition.

beruf angst vor chefin xs fotolia_123419 rkwichmann persoenlichkeits-blogIn Streits wird ein ältester Bruder nicht lange fackeln, wenn ihm seine jüngere Schwester das Matchboxauto weggenommen hat. Aber was macht ein Junge als Kleinster, wenn die älteste Schwester seinen Lieblingsteddy „ausgeliehen“ hat?

Die in der Herkunftsfamilie erlernten Strategien sind enorm langlebig. Einfach weil sie sich oft bewährt haben. Und deswegen ist das oft unsere Blaupause für das Erwachsenenleben.

Über die zehn häufigsten Psychofallen im Beruf habe ich vor drei Jahren das Buch „Ich kann auch anders“ geschrieben, das immer noch aktuell ist. Welche Psychofalle macht Ihnen am meisten zu schaffen?

  1. „Ich fühle mich zwischen Beruf, eigenen Wünschen und Ansprüchen anderer zerrieben.“
    Fällt es Ihnen schwer sich abzugrenzen oder zu anderen „nein“ zu sagen? Versuchen Sie es immer allen recht zu machen? Dann fehlt Ihnen eine wichtige innere Erlaubnis.
  2. „Ich kann mich nicht gut verkaufen.“
    Gute Ideen oder Lösungen zu haben, genügt manchmal nicht. Sie müssen sie auch verkaufen können. Davor scheuen viele Menschen zurück. In diesem Kapitel erfahren Sie die Gründe.
  3. „Ich kann schlecht ‚Nein‘ sagen.“
    Solche Menschen sind beliebt, werden aber wenig respektiert und in der Folge auch ausgenutzt. Notorische Ja-Sager merken das oft zu spät und können sich dann auch schlecht wehren.
  4. „Ich bin zu perfektionistisch.“
    Fehler um jeden Preis vermeiden zu wollen, kostet viel Zeit. Und eigentlich geht es bei diesem Thema um etwas ganz anderes. Um die Angst, nicht als Versager dazustehen. Aber woher kommt diese Angst?
  5. „Ich habe zu viel Stress.“
    Viele klagen über Stress. Aber Stress gibt es eigentlich nicht. Es gibt Situationen. Den Stress dazu machen Sie sich selbst. Erst wenn Sie untersucht haben, wie Sie sich Stress machen, können Sie das ändern.
  6. beruf Nachdenklich a-kzenon fotolia rkwichmann persoenlichkeits-blogIch bin so wenig motiviert.“
    Niemand kann Sie motivieren, allerdings kann man Sie demotivieren. Die einzige Motivation kommt von innen. Dazu müssen Sie aber Ihre wahren Wünsche und Ziele im Leben kennen.
  7. „Ich habe Probleme mit meinem Chef.“
    Den Chef kann man sich selten aussuchen. Ob Sie sich Ihrem Vorgesetzten anvertrauen können oder gegen ihn dauernd rebellieren, wurde durch Ihre frühen Erfahrungen mit Autoritäten geprägt.
    Hier mehr zu diesem Thema …
  8. „Ich habe Angst vor Konflikten.“
    Wenn Sie Ihre Ideen und Interessen durchsetzen wollen, müssen Sie manchmal dafür kämpfen. Dafür braucht es eine gesunde Aggression, die konfliktscheuen Menschen fehlt. Doch das lässt sich lernen.
  9. „Ich bin der Größte.“
    Das glauben oft Menschen, die unersättlich nach Bewunderung und Anerkennung streben – und damit anderen meist auf die Nerven gehen. Wie findet man den Weg aus der Narzissmus-Falle?
  10. „Ich betrachte alles nur rational.“
    Menschen handeln selten rein rational. Gefühle und Bedürfnisse sind wichtige Entscheidungskriterien. Wer früh gelernt, seine Gefühle zu unterdrücken, muss herausfinden, wo und wann das wichtig war.

 

Wie kommt man aus Psychofallen raus?

Herauszufinden, was hinter Ihrer Psychofalle steckt, ist der erste Schritt.
Dazu finden Sie in meinem Buch:

  • Mögliche Gründe der Entstehung in Ihrer Biografie
  • Typische Ängste, die damit reguliert werden
  • Hilfreiche Sätze, mit denen Sie innere Konflikte aufspüren
  • Übungen und Experimente, um neue Verhaltensweisen auszuprobieren
    Hier ein Beispiel …

Mich kann auch anders rkwichmann persoenlichkeits-blogein Buch „Ich kann auch anders“ war ein ziemlicher Erfolg. Hier können Sie über 35 Feedbacks auf Amazon nachlesen.

Aber es hat drei Nachteile:

  • Es ist so vollgepackt mit Informationen, Denkanstößen, Experimenten und Übungen, dass manche Leser es erst mal auf die Seite legen. Und viele lesen es auch gar nicht zu Ende durch.
  • Vom Lesen allein werden Sie Ihre störenden Verhaltensweisen nicht ändern. Das rationale Verstehen reicht nicht.
  • Zum Verändern müssen Sie raus aus Ihrer Komfortzone des gewohnten Verhaltens. Und das geht nur, wenn Sie eine starke emotionale Beteiligung bei dem Thema erleben.

 

Was in Meinem Persönlichkeitsseminar passiert.

Die meisten der Teilnehmer in meinen Persönlichkeitsseminaren haben schon andere Seminare besucht. Und dort Theorien gehört, Tipps aufgeschrieben und in Rollenspielen neue Verhaltensweisen geübt.

Methodenseminare haben einen großen Nachteil. Die Umsetzung des im Seminar Gelernten in den Berufsalltag ist schwierig. Das liegt nicht am Trainer und nicht an den Teilnehmern. Es liegt daran, dass Seminare, die vor allem Methoden vermitteln, meist nur den Verstand ansprechen.

Aber für die Veränderung von bestimmten persönlichen Veränderungen braucht es das Gefühl, braucht es eine starke emotionale Beteiligung zu dem Thema. Gerald Hüther schreibt dazu:

„Damit im Gehirn neue Verschaltungen entstehen können, muss es zu einer Aktivierung der emotionalen Zentren und zu einer damit einhergehenden vermehrten Ausschüttung neuroplastischer Botenstoffe kommen. Und genau das passiert nicht mehr, wenn jemand gelernt hat seine Gefühle gut zu kontrollieren.“ 

Ein Beispiel:

Sie werden sich das Rauchen nicht abgewöhnen, indem Sie den Hinweis auf der Zigarettenpackung lesen, dass Rauchen gefährlich ist. Auch die Zeitungsmeldung über die 42.000 Lungenkrebstoten pro Jahr in Deutschland ändert nichts.

Was dann?

beruf Sarg_xs_Gina Sanders - Fotolia rkwichmann persoenlichkeits-blogAber angenommen, Sie sind bei der Beerdigung Ihres besten Freundes dabei. Schauen auf den Sarg in der Grube zu Ihren Füßen. Und denken daran, dass Ihr Freund nur deswegen da unten liegt, weil er zwanzig Jahre lang zwei Schachteln Zigaretten geraucht hat. Und Sie dasselbe tun.

In diesem Moment beschließen Sie vielleicht, mit dem Rauchen aufzuhören. Was Sie rational längst wussten, haben Sie jetzt emotional erlebt: dass Rauchen gefährlich ist.

Eine solche emotionale Beteiligung versuchen wir auch in meinen Persönlichkeitsseminaren zu erreichen. Durch Übungen und ein Einzel-Coaching für jeden Teilnehmer vor der Gruppe. Hier Berichte von Teilnehmern, wie sie das Seminar erlebt haben.

Das ist sehr aufwühlend, bewegend – und sehr nachhaltig. Denn dabei erleben Sie, was unter Ihrem Problem liegt. Nämlich oft Verletzungen, unbewältigte Erlebnisse aus Ihrer Biografie. Und jene Bewältigungsstrategien von damals, die Ihnen geholfen, damit fertigzuwerden. Und die Ihnen aber heute in die Quere kommen.

 

Und was ist jetzt mit Mama und Papa?

Die ersten Beziehungserfahrungen machten wir in der Familie. Jeden Tag probierten wir aus, was ging und was nicht. Wie wir sein mussten, um geduldet oder geliebt zu werden:

  • Ganz besonders brav und gehorsam.
  • Oder einfühlsam und hilfsbereit.
  • Oder immer stark und unabhängig.
  • Oder immer leistungsbereit und funktionierend.

Wir mussten diese Strategien lernen, weil wir abhängig waren – und diese Familie nicht verlassen konnten.

Im Beruf heute werden bisweilen dieselben Verhaltensmuster ausgelöst. Weil wir auch hier abhängig sind – und nicht ohne weiteres die Firma verlassen können.

Deswegen übertragen wir im Job oft Gefühle auf den dominanten Chef, den sich beschwerenden Kunden, die immer überlastete Kollegin, den ehrgeizigen Mitarbeiter. kalender seminar training schulung termin xs Fotolia_13893072_XSUnd reagieren oft ähnlich wie damals. Einfach weil die gewohnten Strategien sich jahrzehntelang bewährt haben – und ärgern uns manchmal hinterher über uns selbst.

Wenn Sie gern demnächst mit mir an einem beruflichen Problem arbeiten möchten, hier die nächsten Termine.

 

 

kommentar Welches Jobproblem haben Sie?
Und Wie lösen Sie es?

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Foto: © istock.com, a-kzenon, Gina Sanders  Fotolia.com, istock.com

 

 

 

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

10 Kommentare

  1. Sabine sagt

    Hallo,
    hänge gerade im Job in so einer alten Strategieschleife fest und denke immer wieder, was läuft da ab.Warum lande ich immer in solche Situationen mit diesen Gefühlen? Dein Artikel hat mir Klarheit gebracht, wo ich suchen sollte und erste Anregungen gegeben.
    Vielen Dank

  2. Hallo,

    ich konnte die gleichen Erfahrungen machen. Aber nicht nur im Job, sondern generell im Leben.

    Je reflektierter ich werde, desto mehr merke ich, wie ich Verhaltens- und auch Denkweisen meiner Eltern einfach so übernommen habe. Sie sind ganz normal für mich bis ich sie erkannt und auf ihre Relevanz hinterfrage.

    Dahinter steht glaub ich wirklich der Instinkt, den eigenen Eltern gefallen zu wollen.

    Sehr schöner Artikel.

    Grüße

    Tim

  3. Na klar ist das nachvollziehbar. Aber dann kann man auch für alle Dinge, die im Leben auftreten, eine Verbindung zur eigenen Vergangenheit herstellen. Auf jede Aktion, folgt nunmal eine Reaktion. Alles was erlebt, erlernt, gesehen etc. wurde, wird verarbeitet und daraus entstehen dann neue Handlungsmuster…

  4. Diana sagt

    Klingt auf jeden Fall interessant und das Buch dazu ist sicherlich lesenswert, aber leider ist das Wort Buch anscheinend falsch verlinkt. Wenn man auf den Link klickt wird man nur wieder zu dieser Seite und Ihrem Artikel weitergeleitet.

  5. Monika Post sagt

    …immer leistungsbereit und funktionierend. Und ich konnte leisten und leisten und wurde doch nicht geliebt… und prompt habe ich immer wieder Firmen angezogen, wo ich nur nach Leistung bezahlt wurde (Provisionsbasis).
    Es ist kein Zufall, wer warum in welcher Firma ist…das weiss ich schon lange!

    DANKE Roland wie immer für den Post !!!

  6. Samuel Spik sagt

    Nachvollziehbar und sehr empfehlenswert in der Umsetzung 🙂
    Ich denke im eigenen kleinen Rahmen kann jeder für sich diese Form der Veränderung bewirken, wenn für den einzelnen die Wertigkeit des Themas entscheidend in der folgenden Lebensgestaltung gewichtet ist.

  7. Schöner, Artikel, endlich mal ein Beitrag zum Thema der tiefer geht als „10 Tipps wie man…“

    Liebe Grüße aus Berlin

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