Mittlerweile gelte ich ja fast als Experte für das Thema „persönliche Veränderung. Jedenfalls merke ich das an immer häufigeren Anfragen zu Interviews über das Thema.
Denn egal ob es um Zeitmanagement, Stress, Burnout oder Emotionale Intelligenz geht – mit einfachen Tipps kommt man dem jeweiligen Problem meist nicht näher.
Denn zu eingefahren sind die jahrzehntelangen Gewohnheiten im Denken, Fühlen und Verhalten. Es hilft ja auch wenig, das eigene Problemverhalten zu verteufeln oder sich dafür kritisieren. Dann fühlt man sich hinterher nur noch schlechter und geändert hat sich gar nichts.
Sinnvoller ist es da, das eigene Problemverhalten als „beste Lösungsstrategie“ zu betrachten. Nicht die beste, die man sich vorstellen kann oder die beste, die es gibt. Aber doch die beste Verhaltensweise, die man eben zur Verfügung hat.
Beste Lösungsstrategie wofür? Sicher nicht für die aktuelle Situation. Aber meistens für einen inneren Konflikt, der meist sehr lange zurück liegt. Der längst vergessen und dem Betreffenden meist auch unbewusst ist.
Ein Beispiel: In meine Persönlichkeitsseminare kommen immer mal Menschen, die kurz vor einem Burnout stehen. Oder gerade einen hinter sich haben. Manche sogar den dritten Zusammenbruch. Diese Menschen wissen meistens, wie sie sich diesen Burnout „organisiert“ haben:
- Sie können schlecht nein sagen, weil sie sich dann unwohl fühlen.
- Sie können schlecht Arbeit liegen lassen, „weil es ja sonst niemand macht“
- Sie können sich schlecht abgrenzen, kümmern sich also auch um Probleme, die sie nichts angehen.
- Sie können schwer Wünsche äußern, weil sie sich dann egoistisch vorkommen.
Die logische Folge: solche Menschen sind im Team beliebt – weil man sie auch gut ausnutzen kann.
Aktuell betrachtet sind die beschriebenen Verhaltensweisen nicht angemessen. Sie schaden dem Menschen. Aber – er kann sie nicht einfach ändern. Jedes Mal nimmt er sich vor, wenn er gebeten wird, doch noch Aufgabe 437 zu übernehmen, „nein“ zu sagen. Aber im Ernstfall kommt ein „Okay, mach ich gern.“ raus.
Dieses Verhalten kann man jetzt als die beste Strategie dieses Menschen betrachten. Nicht für die Situation, der fragende Kollege könnte mit einem „Nein, keine Zeit“ leben. Aber der Burnout-Kandidat kann es nicht. Weil ihn ein innerer Konflikt daran hindert.
Irgendwann im Leben – meist in Kindheit und Jugend – hat er mal gelernt, dass „nein“ sagen nicht akzeptiert oder gar sanktioniert wird. Dass man besser fährt, wenn man es anderen Menschen recht macht als auf seine eigenen Impulse und Wünsche zu achten.
Solche Verhaltensstrategien hat jeder von uns. Die sind über Jahrzehnte neurologisch gespurt in unserem Gehirn fest eingeätzt. Man kann sie nicht einfach durch eine Willensentscheidung verändern, wenn ein starker innerer Konflikt damit verbunden ist.
Die gute Nachricht: für neue Abläufe unterstützt uns unser Gehirn. Wenn wir etwas Neues ausprobieren, auch wenn es unbequem ist, verdrahtet unser Gehirn offenbar diese neuen Verhaltensweisen (siehe Artikel)
Hier 5 Videos zum Thema Veränderung.
Auf seinem Blog hat Steffen Henkel, der v.a. interkulturelle Trainings veranstaltet, fünf Videos veröffentlicht, die er im September mit mir aufgenommen hat. Hier das erste zum Thema:
httpv://www.youtube.com/watch?v=i8m-7IVpaiQ
Die weiteren Videos können Sie auf seinem Blog www.peersupport.de anschauen.
Und hier ein interview zum Thema „Veränderung“.
Elita Wiegand kannte ich bisher nur virtuell über Twitter und natürlich ihren Business-Club www.innovativ-in.de. Vor zwei Wochen rief sie mich an und interviewte mich zu dem Thema „Sind wir veränderungsresistent?“
Frage: Wir leben in Zeiten großer Veränderungen. Was macht der Wandel mit uns?
Es kommt auf den Einzelnen an, wie er den Wandel erlebt. Leben passiert zwischen den Polen „Bewahren“ und „Verändern“. Positiv ist es für diejenigen, die sich zwischen den Polen bewegen, die einerseits bewahren, aber im gleichen Maße für Veränderungen bereit sind. Den Menschen, die nur bewahren wollen, macht der Wandel Angst. Sie erkennen nicht die Chancen, die in Veränderungen stecken, sondern reagieren ängstlich und unsicher und halten oft krampfhaft fest, weil ihnen Vertrautes wegrutscht und sie sich bewegen müssten.
Frage: Das heißt, obwohl sie mit ihrer Beziehung unzufrieden sind, sie der Job nicht erfüllt oder ihr Leben nur dahin plätschert, halten sie trotzdem fest? Wo liegt der Ausweg aus diesem Dilemma?
Es ist wichtig, dass einem die eigene Einstellung bewusst wird. Viele Leute gehen in die Opferposition, wenn ihnen etwas unangenehm ist und machen die Umstände verantwortlich, also den Partner, den Chef, das Wetter, die Regierung oder die Politiker. Die Opferrolle …
Das komplette Interview lesen Sie auf ihrem Blog.
Wie man diesen inneren Blockaden und Konflikten bei der Veränderungsarbeit auf die Spur kommen kann, habe ich ausführlich in meinem letzten Buch beschrieben.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit Veränderung?
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