Mit über 1.000 Artikeln und 400 Podcasts aus 18 Jahren. — — Von Roland Kopp-Wichmann. Aber Vorsicht: Lesen kann Ihr Herz berühren, Ihre Augen öffnen und Ihr Leben beeinflussen.
Starker Tobak: Meine 13 besten Tipps für gute Überschriften.
Warum eine packende Überschrift für Ihren Blogbeitrag, Vortrag oder Artikel wichtig ist.
Eine gute Überschrift für einen Beitrag oder eine Anzeige soll den Leser neugierig machen und ihn animieren, den Text zu lesen. Das ist deswegen wichtig, weil der potenzielle Leser oder Zuhörer oft erst mal nur Ihre Überschrift erfährt. Damit er weiter liest, müssen Sie sein Interesse wecken.
In einem Kongressprogramm sind erst mal nur die Titel der Vorträge aufgezählt. Feedleser sehen Ihren Blogbeitrag nur als Überschrift in ihrem Feedreader. Auch Blogs, die Ihren Beitrag verlinken, wählen dafür oft Ihre Überschrift. Und auch um in den Social-Media-Plattformen wie Mister Wong, Delicious oder Twitter erwähnt zu werden, ist eine Überschrift, die aufhorchen lässt, von großem Vorteil.
Also die bekannte AIDA-Formel.
A=Attention, I=Interest, D=Desire, A= Action. Damit der potenzielle Interessent sich näher auf Ihren Inhalt einlässt, brauchen Sie seine Aufmerksamkeit, müssen sein Interesse wecken, in ihm den Wunsch wecken, das Versprochene besitzen, also lesen, zuhören wollen. Und dann müssen Sie ihn dazu bringen, zu handeln. Ihre Blogartikel zu abonnieren, Ihr Ebook herunterzuladen, den Saal, wo Ihr Vortrag stattfindet, aufzusuchen.
Das ist bei Printmedien ganz anders. Wer den SPIEGEL oder die ZEIT aufschlägt, richtet sich meist auf ein längeres Lesen in dieser Publikation ein. Er springt nicht zwischen zwanzig verschiedenen Zeitschriften hin und her. Deswegen können die Überschriften dort aus zwei, drei Worten oder einem netten Satz bestehen.
Wolfgang Michal hat auf seinem Blog amüsante Beispiele gesammelt, welche originelle Überschriften sich Zeitungsredakteure ausgedacht haben:
Dubai sein ist alles
(über den Bauboom im Emirat)
Pop mit Dir, Du Land der Bayern!
(über die Jugend-Radiosendung „Zündfunk“)
Leise japsen die Synapsen
(über die Wahrnehmung des anderen Geschlechts)
Es samowar einmal
(über eine russische Theaterinszenierung in Berlin)
Das whirlt schon!
(über den verbesserungsbedürftigen Wellness-Bereich eines Hotels)
Gips mir!
(über die englische Bildhauerin Rachel Whiteread)
Pi mal Daum
über den unbekannten Kokainverbrauch eines Fußballtrainers)
Im Internet sieht die Sache anders aus. Das Lesetempo und damit die Gefahr des Wegklickens Ihrer Seite ist größer. Und auch bei einem Vortrag oder einer Präsentation entscheidet sich oft in der ersten halben Minute, ob Sie einen Interessens-Vorschuß vom Zuhörer bekommen: „Klingt spannend, muss ich mir mal anhören.“
Als langjähriger Blog-Autor will ich Ihnen hier meine besten Tipps für zugräftige Headlines vorstellen:
Stellen Sie eine Frage.
Möglichst natürlich eine Frage, die viele Leser anspricht und nicht nur ein müdes Achselzucken provoziert: „Was geht mich das an?“
Bieten Sie einen Nutzen.
Leser wie auch Käufer sind eigentlich nicht an Werbung, Produkten, Eigenschaften, Abhandlungen etc. interessiert. Leser wollen einen Nutzen. Das kann Informationsgewinn, Unterhaltung oder die Lösung eines Problems beinhalten.
Der letzte Weg ist oft der beste. Wenn der Leser Ihre Überschrift liest, sich an den Kopf fasst und aufschreit: „Genau, danach suche ich schon lange!“ dann haben Sie eine gute Headline verfasst.
Seien Sie provokativ. Etwas Frechheit, die aber nicht plump sein sollte, erzeugt Neugier. Der Leser will wissen, was dahinter steckt. Aber schocken Sie nicht um des bloßen Effekts wegen. Ihre Überschrift muss schon mit dem nachfolgenden Wortbeitrag in Zusammenhang stehen.
Sprechen Sie direkt zum Leser.
Den Leser und die Leserin direkt anzusprechen, ist meist der bessere Weg als nur allgemein zu informieren.
Statt: „Über die Pflege des Gummibaums“ also „Wie Sie die schlimmsten Fehler bei der Gummibaum-Pflege vermeiden.“
Oder mein Beispiel: Diese zwölf Persönlichkeitsmerkmale brauchen Sie als Selbständiger.
Ergänzen Sie die Überschrift durch einen Untertitel.
Das kennen Sie schon aus Zeitungen und Magazinen. Der Untertitel verrät mehr darüber, warum der Beitrag für den Leser interessant ist.
Im Blog ist der Untertitel auch für die Suchmaschinen wichtig. Der sogenannte <h2>Tag wird von Google et. al neben der Headline zusätzlich ausgelesen.
Bei dem Artikel, den Sie gerade lesen, habe ich das beispielsweise gemacht. Oder auch bei diesem: Warum ich von Schlagfertigkeitstrainings à la Rolf Ruhleder oder Matthias Pöhm nichts halte.
Sagen Sie dem Leser, was er tun soll. Das funktioniert nicht bei allen Lesern. Manche empfinden solche Überschriften zu sehr als Auftrag, Ermahnung oder Kommandoton. Aber es gibt auch viele Menschen, die klare Ansagen schätzen.
Gerade in Verkaufstexten oder sehr appellativen Vorträgen wird diese Methode oft eingesetzt.
– Handeln Sie jetzt! Sofort!
– Bestellen Sie bis zum 30. des Monats, 24 Uhr.
– Bringen Sie jetzt Ihre Altersvorsorge in Ordnung.
Schreiben Sie über Ihre persönliche Erfahrung.
Wenn Sie statt über ein Produkt oder eine Dienstleistung zu schreiben, von Ihrer persönlichen Erfahrung sprechen, zieht das viele Leser an an. Diese denken dann nicht: „Oh, wieder eine Firma, die mir etwas verkaufen will.“ Sondern der Leser reagiert eher mit: „Oh, ein Mensch, der mir etwas Interessantes mitteilen will.“
Diese Methode wird von vielen Anbietern benutzt, die schnelles Reichwerden im Internet oder müheloses Gewichtverlieren versprechen und macht deshalb auch viele Interessenten skeptisch.
Besser ist es da, etwas paradox zu formulieren oder in der Headline mit anfänglichen Fehlschlägen oder Misserfolgen zu beginnen. Ein Klassiker ist der Buchtitel von Paul Watzlawick „Anleitung zum Unglücklichsein“
Machen Sie kurze Überschriften. Wenn Sie kurze Überschriften mit dem versprochenen Nutzen für den Kunden verbinden, erreichen Sie eine direkte Zielansprache.
– 10 Kilo in 6 Wochen abnehmen
– Maßanzüge zu Konfektionspreisen
– Nie wieder PC-Probleme
– Lauftreff für Aktive 50plus
Diese Überschriften sind sehr verkaufsbezogen und enthalten oft die Schlüsselworte (tags). Der Kunde weiß sofort woran er ist. Achtsamkeit – das beste Mittel gegen Ihren Alltagsstress. Konflikte – wie sie entstehen und wie man sie löst.
Verwenden Sie Ziffern statt Zahlworten.
Das geht jetzt schon ins Tiefenpsychologische. Aber probieren Sie es selbst aus:
– Die besten zehn Gymnastiktipps!
– Top 10 aller Gymnastiktipps!
Welche Überschrift hätten Sie eher angeklickt?
Vom sachlichen Informationsgehalt sind beide Überschriften ja gleich. Aber wir Menschen sind eben selten rationale Wesen. Wir reagieren oft emotional und das können beim Verfassen von Überschriften nutzen.
Die zweite Überschrift mit der Zahl in Verbindung mit dem Begriff „Top“ wirkt irgendwie emotionaler als das ausgeschriebene Zahlwort und der Begriff „besten“.
Vielleicht hätte ich diesen Beitrag also anders betiteln müssen: Zehn Irrtümer über Gott.
Bieten Sie eine Liste an. Dass diese Methode gut klappt, merken Sie ja gerade selbst.
Eine in der Überschrift angekündigte Liste erweckt den Anschein, dass ein Problem lösbar ist und dass es dazu nur dieser fünf, neun oder zweiundzwanzig Schritte bedarf.
Es macht aus einem anfangs riesig erscheinenden Problem eine handliche To-do-Liste, die man abarbeiten kann.
Probieren Sie verschiedene Versionen Ihrer Überschrift aus. Ich mache es so, dass ich verschiedene Versionen mit anderen Menschen – meist im Familien- oder Freundeskreis – teste. Wenn mal niemand greifbar ist, lese ich mir die verschiedenen Versionen vor und entscheide gefühlsmäßig.
Wenn Sie das Verzeichnis aller meiner dreihundert Blogartikel überfliegen, werden Sie feststellen, dass ich nicht immer diese Tipps hier befolge. Vor allem bei den früher geschriebenen habe ich da nicht so sehr darauf geachtet.
Das hat auch damit zu tun, dass ich auf diesem Blog nichts primär etwas verkaufen will, sondern es mehr eine Art Forum ist, auf dem ich über das Thema „Persönlichkeitsentwicklung“ informiere und über die Kommentare zum Austausch darüber anregen möchte.
PS: Dieser Artikel ist mein Beitrag zu Heide Liebmanns toller Advents-Blogparade „Mehr Würze ins Marketing“. Dort erscheinen insgesamt 24 Experten-Artikel, die Heide auch zu einem Ebook zusammenfassen wird. Unbedingt anschauen!