Keine Zeit zum Meditieren? Die Ausrede gilt jetzt nicht mehr.

Kommentare 7
Achtsamkeit / Persönlichkeit

Meditieren rkwichmann persönlichkeits-blogWie viele Momente gehen verloren, wenn wir im Stau stehen oder an der Kasse, wenn wir in einem langweiligen Meeting sitzen?

Wie viele Momente verschwenden wir, auf Partys, die uns gar keinen Spaß machen, bei der Arbeit, wenn wir unkonzentriert sind, oder wahllos im Internet herumsurfen?

Und was würde passieren, wenn wir jeden dieser Momente als einmalige Gelegenheit betrachten, ruhiger, wachsamer, ausgeglichener und zufriedener zu werden?

„Da man Zufriedenheit immer nur im Jetzt finden kann, im gegenwärtigen Moment, folgt daraus auch, dass es überhaupt keine Zeit in Anspruch nimmt. Es braucht nur einen Moment“, ist Martin Boroson überzeugt. Und rüttelt mit seiner One-Moment-Meditation an dem Dogma, dass Meditation einem Ausdauertest gleichkommt: je länger, desto spiritueller.

„Diese Meinungen rühren zweifellos daher, dass unser spirituelles Erbe zum größten Teil von Mönchen, Nonnen, Einsiedlern und Propheten weitergegeben wurde – also von Menschen, die dem gewöhnlichen Leben entsagt haben, um jahrein jahraus in stiller Kontemplation zu verharren“, meint Boroson.

Die von ihm vorgeschlagene Meditationspraxis ist in ihrer Schnörkellosigkeit hingegen überall umzusetzen, wo sie gebraucht wird – in der Beziehung, in der Kindererziehung, sogar in der Politik, bei wirtschaftlichen Beschlüssen und öffentlichen Debatten.

meditating cat_kwd_flickr.

Kein Hund, keine Maus – nur Oooooomm.

Wer meditiert, findet zur inneren Ruhe. Den praktischen Nutzen davon konnten psychologische Studien inzwischen eindrucksvoll belegen: Meditation

  • hebt die Stimmung an,
  • vermindert Ängste,
  • lindert Depressionen,
  • senkt den Blutdruck,
  • stärkt das Immunsystem
  • und fördert Optimismus und Widerstandskraft.

Borosons Ansatz macht diese Wirkung jedem zugänglich – auch denen, die täglich nur wenige Minuten dafür aufzubringen bereit sind.

 

Genügt wirklich ein Moment zum Meditieren?

Genügt ein einziger Moment, uns diesen Schatz zu erschließen? Vielleicht hilft es sich zu vergegenwärtigen, dass der „Moment“ von einem lateinischen Wort abstammt, das so viel bedeutet wie: ein Partikel, der durchaus den Ausschlag zu geben vermag.

So kann ein einziger Moment Heilung bringen. In einem einzigen Moment blitzt eine fantastische neue Idee auf. In einem einzigen Moment löst jemand ein Problem oder es meldet sich ein verschollener Freund.

Warum also sollte sich nicht in einem einzigen Moment ein Riss auftun, der eine völlig neue, friedvolle Realität preisgibt? „Durch die Meditation lernen wir, den Moment als etwas absolut Revolutionäres zu sehen: Jeder Moment kann dein Leben völlig auf den Kopf stellen“, so Boroson, Autor des Buches „One Moment Meditation – Stille in einer hektischen Zeit“. Deshalb hält er es nicht nur für möglich, in einem einzigen Moment zu meditieren, sondern sogar für geradezu entscheidend.

Fundiert, spielerisch und vor allem praktisch macht Boroson mit einer Technik vertraut, die nicht mehr als ein bis zwei Minuten täglich in Anspruch nimmt und einen in die Lage versetzt, sich im Laufe eines Tages viele Male aufzutanken.

Ein Tag, der sich vollgestopft und hektisch anfühlt, wird zu einem Tag mit sehr viel Weite und unzähligen Möglichkeiten – völlig ohne Spannungen zwischen dem, was gerade geschieht, und dem eigenen Bewusstsein.

 

 Ein Interview mit dem Autor.

 Frage: „Herr Boroson, was ist Ihrer Meinung nach falsch an der Vorstellung, dass es einiges an Zeit erfordert, innere Ruhe zu kultivieren?“

Antwort: „

„Wenn wir glauben, dass innere Ruhe nur in der Zukunft stattfinden kann, konzentrieren wir uns darauf, innere Ruhe zu erreichen anstatt von ihr erfüllt zu sein. Wir halten uns selbst in einem Zustand des „Wollens“, und dieser Zustand des Wollens ist per definitionem kein Zustand des Seins oder „Habens“.

martin_borosonWenn du also glaubst, dass du lange Zeit meditieren musst, um innere Ruhe zu erlangen, dann erzeugst du damit nur noch mehr Stress. Das ist, als würdest du einen Ball von dir wegschleudern und ihm dann hinterherrennen, um ihn wieder einzufangen, nur um ihn, sobald du ihn eingeholt hast, wieder von dir wegzuschleudern – und dich dabei die ganze Zeit darüber beschweren, dass du nie den Ball zu fassen kriegst.“

Frage: „In Ihrem Buch betonen Sie deshalb die Bedeutung des einen Moments. Worauf kommt es bei der One Moment Meditation an?“

Antwort: „Die beste Voraussetzung für einen Durchbruch ist, dass wir äußerst präsent im gegenwärtigen Augenblick sind. Mit anderen Worten: Wir sind offen für die radikale Möglichkeit, dass, ganz gleich, wie unsere Pläne, Gewohnheiten oder Erwartungen auch ausgesehen haben mögen, dieser eine Moment das Potenzial für einen grundlegenden Wandel in sich birgt.“

Frage: „In welcher Situation ist Ihnen die Bedeutung des einen Moments aufgegangen?“

Antwort: „Eines Morgens saß ich bei meiner üblichen dreißigminütigen Meditation, fest entschlossen, ganz still zu sitzen, den Blick nach unten gerichtet, und zwar die ganzen dreißig Minuten lang. Doch an diesem speziellen Morgen fand ich einfach keine Ruhe, meine Gedanken rasten nur so dahin und die Zeit schien im Schneckentempo zu vergehen.

Irgendwann sah ich zur Uhr und stellte fest, dass ich neunundzwanzig Minuten darauf verwendet hatte zu überlegen, ob nicht doch schon dreißig Minuten vergangen waren. Enttäuscht dachte ich: „Jetzt, wo nur noch eine Minute übrig ist, kann ich eigentlich gleich aufhören für heute.“ Und dann traf es mich wie der Blitz: „Was ist verkehrt an einer einminütigen Meditation?

Was habe ich in dreißig Minuten zu erleben gehofft, was ich nicht auch in einer Minute erleben könnte?“ Ich beschloss, noch einmal zu beginnen, von Anfang an. Ich beschloss, eine Minute lang zu meditieren … dafür aber mit vollem Einsatz.“

Frage: „Welche Auswirkungen hatte diese Erfahrung auf Ihre Meditationspraxis?“

Antwort: „Von diesem Augenblick an begann sich mein Verhältnis zur Zeit zu verändern. Ich begann, weniger über langfristige Ziele nachzudenken und mehr über gegenwärtige Möglichkeiten. Ich begann zu erkennen, wie viel man in einer sehr kurzen Zeit erreichen kann.

Und ich begann, auf eine ganz neue Weise zu meditieren – nicht einfach nur jeden Morgen dreißig Minuten lang auf meinem Meditationskissen sitzend, sondern für kurze Augenblicke über den ganzen Tag verteilt, ganz egal wo – in der Bahn, am Schreibtisch, im Fitnessstudio.

Ich begann, zu verstehen: Je schneller ich in den Zustand der inneren Ruhe hinüber gleiten konnte und je weniger Stützen ich dafür brauchte, umso besser. Kurz: Ich begann, immer dann zu meditieren, wenn ich einen Moment Zeit hatte.“   

Und für alle, die jetzt eine Minute Zeit haben…

httpv://youtu.be/tfetFVePqWo

Und hier eine Leseprobe …

Und zwei Links: www.onemomentmeditation.net deutsch: www.one-moment-meditation.de

Mein Fazit:

Mein Interesse an Meditation erwachte, als ich mit 26 Jahren in einem Secondhand- Buchhandlung in Jerusalem zwei Taschenbücher von Krishnamurti entdeckte. Darin standen wundervolle und rätselhafte Sätze, die ich erst viele Jahre zu verstehen begann:

  • „Ein Leben ohne Vergleichen und Messen ist Meditation.“
  • „Die Angst ist verschwunden, wenn Sie ihr Ihre volle Aufmerksamkeit gewidmet haben.“
  • „In Dingen, in Beziehungen, in Wissen findet man ein vorübergehendes Glück. Was vorübergehend ist, das ist leidvoll, und nur mit der Entdeckung dessen, was ohne Anfang und Ende ist, kommt eine zeitlose Ekstase.“

Danach habe ich viele Jahre meditiert, vor allem in der Zeit als ich noch aktiver Buddhist war und mich auf ein Drei-Jahres-Retreat vorbereitete. Zwar kam ich nicht an die vorgeschriebene Zahl von 111.111 Niederwerfungen heran, da sich auf einer Geburtstagsparty meine private Lebensplanung änderte.

Und auch weil sich durch die Ausbildung und Tätigkeit als Lehrtrainer des HAKOMI Institute of Europe meine Arbeitsweise stark durch die Praxis der „inneren Achtsamkeit“ veränderte. Diese Achtsamkeit ist praktisch eine Art „One Minute Meditation.

Man schließt die Augen, und nimmt einfach wahr, was man gerade im Körper, in der Gefühlswelt und in den Gedanken wahrnimmt. Ohne es zu verändern, ohne es festzuhalten, ohne es zu bewerten. Hier ein Video dazu:

 

kommentar Und zu welchen Gelegenheiten könnten Sie 1 Min. Meditieren?

PS: Wenn Ihnen dieser Beitrag gefiel, dann sagen Sie es doch bitte weiter: auf Facebook, Twitter oder per Email.

… oder schreiben Sie einen Kommentar.
… oder abonnieren Sie meinen sonntäglichen Newsletter mit dem Formular oben links.

Foto: © – CC kwkd Flickr.com
Der Text stammt aus einer Presseinfo des Verlags.

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

7 Kommentare

  1. Hallo Roland,

    Danke für den Artikel! Das Buch klingt interessant und ich gehe mehr meditieren.

    Liebe Gruße,

    Amalia

  2. Jürgen Ryżek sagt

    Ja, stehe ich völlig hinter dieser Idee der Momentmeditation. Alle großen Männer und Frauen, auch im Westen, haben dies so gemacht. Aus Indien gibt es das Hatha-Yoga. Und aus China ist die Meditation als Teil des Dao-Yoga ganz hervorragend dazu geeignet.

    Mit der Dao-Meditation wird das Denken auf ganz natürliche Weise zum Versiegen gebracht. Stattdessen wird das Bewusstsein auf den Körper und seine energetische Matrix gelenkt. Wir spüren die Organe, können plötzlich sagen, wo die Leber sitzt, empfinden intensiv die Verbindung der Füße zum Boden, spüren ein unbekanntes Etwas im Körper fließen. «Spüren» – nicht «vorstellen». Slow down. So etwas erdet.

    Das funktioniert in jedem Augenblick, auch mitten im Alltag, und benötigt lediglich ein wenig Bewusstsein. Andere Worte dafür sind Achtsamkeit, Gewahrsein, Präsenz, Wachheit und natürlich das altbekannte «Hier & Jetzt».

    Danke, Roland, für Deine wertvolle Arbeit.

    Grüße
    Jürgen

  3. Tolle Blogartikel, die Sie schreiben!
    Vor allem dieser hier! Gerade woanders, das Credo „Reduce to the max“ gelesen, was hier ja auch wunderbar passt. Warum all die Ratgeber lesen, hören, anschauen, wenn die eigentlich auch nur Zeit „fressen“. One Minute – ab jetzt mehrmals täglich… hoffentlich…

  4. Soheila Mojtabaei sagt

    Hallo und guten Morgen,
    danke für die Erinnerung daran, dass jeder Minute in unserem hecktischen Leben zählt.

    Ja, wir können eine Entscheidung treffen, ob wir uns auf einer Warteschlange, oder im Stau ….ärgern wollen, oder kurz innehalten, und beim tief Ein- und Ausatmen unsere Ruhe bewahren wollen. Ich denke in solchen Momenten, dass ich an Stau oder Warteschlange nicht ändern kann, dann denke ich an etwas Schönes und dabei achte ich auch meinen Atem:-)))

  5. Maria sagt

    Ich habe diese 1 Minuten-Meditation ausprobiert und es klappt hervorragend.

    Zum Beispiel beim Kochen, einfach nur auf das konzentrieren, was ich gerade mache, Gemüse schnippeln oder so. Oder wenn mein Kind von der Schule kommt und etwas erzählt, ihm einfach eine Minute (oder länger) ganz konzentriert zuhören. Anstatt wie sonst schon an das nächste und übernächste, was ich tun will, zu denken.

    Vielen Dank für diesen sehr alltagstauglichen Tipp, mehr Ruhe und Bewusstheit in mein Leben zu bringen.

    Viele Grüße
    Maria aus Graz

  6. Nate von NLP United sagt

    Hallo Roland,

    das ist ein total genialer Artikel / geniales Interview. Ich habe vor Wochen dieses Video über die One Moment Meditation bereits gesehen. Nur einen Moment lang, dann wieder weggeschoben.

    Du hast sie mir eben erneut ins Bewusstsein gerückt. Danke, danke, danke! Mach weiter so. Einfach toll! 🙂

    Alles Liebe,
    Nate

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert