Selbstbestimmt leben – meine 10 besten Tipps aus 35 Jahren.

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Allgemein
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Nein, kein Selfie. Ich werde schon bei dem Bild seekrank.

Seit über dreißig Jahren arbeite ich mit Menschen. Menschen mit den unterschiedlichsten Berufen. Menschen mit verschiedener Herkunft und Lebensbedingungen.

Einige hatten die besten Voraussetzungen. Also engagierte Eltern, gute Schulbildung, genügend Unterstützung. Andere lebten mit Eltern, die arm waren, Alkoholiker oder wenig interessiert an ihren Kindern.

Manche schafften es, ein gutes selbstbestimmtes Leben zu leben. Andere kämpfen immer wieder und tappen in dieselben Fallen.

Wie selbstbestimmt ist bis jetzt Ihr Leben eingerichtet?
Dazu hier ein guter Test von BRIGITTE.

Ich habe mir Gedanken gemacht, was bei mir und anderen Menschen die wichtigsten Fähigkeiten und Einstellungen sind, damit das eigene selbstbestimmte Leben glückt. Hier meine vorläufige Liste.

 

1. Lernen Sie sich selbst besser kennen.

Um erwachsen zu werden – und nicht nur älter, muss man seine Lebensgeschichte betrachten und verstehen, welche Ereignisse Sie zu der Person gemacht haben, die Sie heute sind.

Klarheit über diese entscheidenden Momente, die wie Weichenstellungen wirken, zu gewinnen, hilft Ihnen, mehr über sich selbst und Ihr Verhalten in bestimmten Situationen zu lernen. So erfahren Sie auch, was Ihre Kernkompetenzen sind und wie Sie diese nutzen können, um im Leben das Richtige zu tun. Das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen.

Diese Selbsterkenntnis können Sie durch Bücher bekommen, durch Gespräche mit Freunden, eine gute Psychotherapie. Oder ein intensives Coaching.


 

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2. Bestimmen Sie Ihre Werte.

Die grundlegenden Werte bekommen Sie durch das Land, in dem Sie geboren und aufgewachsen sind. Die zweitwichtigsten Werte kommen von den Regeln und Normen Ihrer Familie, in der Sie aufgewachsen sind.

Diese Werte kann man jetzt einfach übernehmen, also sich anpassen – oder dagegen rebellieren.

Mit der Zeit brauchen Sie aber Ihren eigenen inneren Wertekompass. Denn Anpassung oder Rebellion ist noch nichts Eigenes. Und es geht auch nicht nur um ein „Gefühl“, dass etwas richtig oder falsch ist. Erst Ihre Werte ermöglichen Ihnen eine bewusste Bewertung einer Situation nach Ihren Einstellungen und Erfahrungen.

Deshalb ist es wichtig, Ihre Werte und Überzeugungen gegenüber der Welt zu bestimmen, nicht nur zu verstehen, wie Sie Entscheidungen treffen, sondern sie auch zu nutzen, um Ihr Leben zu lenken.


 3. Finden Sie Ihren Lebenssinn.

Ich glaube nicht, dass das Leben per se einen Sinn hat. Die Evolution entwickelt sich eben fort – bis sie irgendwann mal endet und etwas ganz anderes entstehen mag.

Auch der persönliche Lebenssinn ist einem nicht vorgegeben oder in die Wiege gelegt. Aufpassen muss man, dass man nicht den Lebenssinn von anderen lebt. Eltern delegieren manchmal unbewusst oder indirekt eigene ungelebte Wünsche auf ein Kind.

Die gute Nachricht: Es wartet keine Aufgabe im Leben auf Sie. Sie sind völlig frei. Und das kann ganz schön beunruhigend sein.

Ich glaube aber, dass jeder im Laufe seines Lebens entdecken kann, was ihm gut tut und was er liebt. Wenn Sie willens sind, können Sie diese zwei Dinge kombinieren und eine Möglichkeit finden, das zu tun tun, was Sie lieben.

Der persönliche Lebenssinn besteht also aus:

  • Ihren Talenten – worin sind Sie gut?
  • Ihren Leidenschaften – was machen Sie gerne?
  • Und den Chancen der Welt- welche Möglichkeiten gibt es für Sie zu ergreifen oder zu schaffen?

Spielen Sie also herum, experimentieren Sie. Und Sie werden in der Lage sein, Ihrem Lebenssinn zu spüren und ihm schrittweise näher zu kommen. Ich selbst brauchte vier verschiedene Berufe und viele Umwege, um herauszufinden, was ich wirklich wollte. Und dieser Prozess ist nie ganz abgeschlossen.

Eine nützliche Anleitung, Ihren Lebenssinn  finden Sie hier …


 

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4. Visualisieren Sie Ihre Ziele

Mit 29 Jahren besuchte ich viele Workshops, meist von amerikanischen Gurus und Trainern. Dort hörte ich zum ersten Mal davon, dass man, um seine Ziele zu erreichen, zwei Dinge tun sollte:

  1. Die Ziele schriftlich festhalten.
  2. Das Ergebnis visualisieren.

Ich hielt das damals für kalifornischen Hokuspokus. Aber ich wollte es testen, schrieb meine Ziele auf einen Zettel und visualisierte sie dann auch für zwei Woche abends vor dem Einschlafen ein paar Minuten.

Dann vergaß ich die ganze Sache wieder.

Total überrascht war ich, als ich drei Jahre später beim Ausmisten meiner Bücher, den Zettel von damals wieder fand. Acht Ziele hatte ich damals notiert. Sechs davon hatte ich erreicht – ohne bewusst daran zu denken.

Das bewusste Gehirn ist gut darin, sich Dinge vorzustellen und sie durchzudenken. Aber es ist fast nutzlos, wenn es darum geht, Dinge auch fortzuführen und zu erledigen, weil es schnell ablenkbar ist.

Das Unterbewusstsein dagegen erschafft ein vollständiges Bild von allem, was dazu gehört und ist sich der Eingebungen bewusst, die in jedem Moment aus allen Sinnen kommen. So arbeiten diese beiden Ebenen Ihres Geistes Hand in Hand, um Ihre Ziele zu verfolgen.

Indem Sie Ihrem Ziel viele Details, einen klaren Weg und vor allem positive Gefühle hinzufügen, verstärken Sie diesen Prozess.

Konkret: Stellen Sie sich vor, wie es sich anfühlen würde, wenn Sie Ihr Ziel bereits erreicht hätten. Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen Vorgestelltem und Realem. Deswegen ist die konkrete Visualisierung Ihrer Ziele so wichtig.

Harte Arbeit und Hingabe gehören allerdings auch dazu.

Hier eine gute Anleitung, von Burkhard Heidenberger, wie das mit dem Visualisieren geht.


5. Formen Sie gute Gewohnheiten.

Gewohnheiten haben kein gutes Image. Vielleicht wäre es besser, sie Rituale oder Routinen zu nennen.

Ihre Gewohnheiten bestimmen Ihr Leben. Fast alles was Sie heute sind – beruflich, privat, körperlich, finanziell – verdanken Sie Ihren Gewohnheiten.

Gute Gewohnheiten aufzubauen ist nicht leicht. Es braucht einen Einstieg und Durchhaltevermögen. Mit schlechten Gewohnheiten aufzuhören, ist fast noch härter. Denn auch schlechte Gewohnheiten haben ihr Gutes, meist eine sofortige Belohnung. Deswegen widersetzen sie sich so hartnäckig Ihren bisherigen Veränderungsvorhaben.

Lesen Sie hier, wie Sie es trotzdem schaffen können, Ihre Gewohnheiten zu ändern.


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6. Filtern Sie, was Sie aufnehmen.

Früher im Dorf bekam man die Neuigkeiten mit, weil ein Mann mit einer Glocke durch die Straße lief und die Neuigkeiten verlas. Heute werden wir dagegen überall mit Informationen überhäuft, gegen die wir uns kaum wehren können. Plakatwände an der Straße, in der Straßenbahn läuft ein Nachrichtenkanal mit Werbung, will ich ein Youtube-Video sehen, muss ich mir erst zwanzig Sekunden einen Spot über ein neues Auto anschauen …

Obwohl überall steht, dass Leitungswasser prima ist, trinke ich nur gekauftes stilles Wasser und filtere auch das Wasser zum Kochen. Nicht nur wegen des Kalks, sondern auch wegen solcher Meldungen.

Sich vor dem andauernden Nachrichtenstrom der verschiedenen Medien abzuschirmen ist schon schwieriger.

  • Übrigens, wusstest du, dass Kylie schwanger ist?!!
  • Und was der Clown aus Amerika gestern getweetet hat?
  • Eine neue Studie zeigt, wie man problemlos Gewicht verliert.

Überall, wohin Sie gehen, bekommen Sie Informationen, die Sie von den Sachen ablenken, die Sie tun müssen oder wollen.

Kontrollieren Sie also besser, wie Sie Informationen suchen und nutzen. Andernfalls suchen Sie was im Internet und nach 3 Stunden fällt Ihnen auf, dass Sie die ganze Zeit lustige Katzenvideos geschaut haben.

10 gute Tipps, wie Sie sich besser fokussieren, lesen Sie hier beim Zeitmanagementexperten Ivan Blatter.


7. Fangen Sie an zu meditieren.

„Du solltest jeden Tag zwanzig Minuten in Meditation sitzen – es sei denn, du bist zu beschäftigt.
Dann solltest du eine Stunde sitzen“ sagt ein Zen-Sprichwort.

Meditation ist wichtig, um Pausen im Alltag zu machen, in denen Sie sich selbst erden und Ihren Geist beruhigen können. Meditation ist eine der einfachsten Möglichkeiten, dies zu erreichen. Und weil es viele verschiedene Meditationsmethoden gibt, schlage ich vor, dass Sie mit dieser anfangen.

 

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=tfetFVePqWo

Aber natürlich können Sie auch einfach tun, wie es am besten zu Ihnen passt.

Wenn Sie sich 2 Minuten lang hinsetzen und auf Ihren Atem achten wollen, tun Sie das. Wenn Sie sich 15 Minuten hinlegen und Ihre Gedanken beobachten wollen, tun Sie das. Finden Sie einfach etwas, was zu Ihnen passt und probieren Sie es aus.

Das Wichtigste ist: Fangen Sie heute an.


8. Sagen Sie öfter NEIN.

Wie oft haben Sie schon zu etwas (einem Ereignis oder Treffen) Ja gesagt, obwohl Sie keine Lust dazu hatten oder es für sinnlos hielten?

Genau. Deshalb ist es sinnvoll, das Neinsagen in einen anderen Kontext zu stellen:

„Du sagst nicht NEIN zu anderen,
sondern du sagst JA zu dir selbst und zu
Dingen, die dir wichtig sind.“

Es geht darum, dass Sie sich nicht schuldig fühlen, wenn Sie etwas tun, was Sie nicht tun wollen. Vor allem, wenn es gegen Ihre eigenen Werte verstößt oder nicht zu Ihren Zielen passt.

Fokussieren Sie sich auf das, das Sie lieben.

Meine Kollegen Anja Förster und Peter Kreuz haben ein ganzes Buch über dieses wichtige Wortes geschrieben. Hier können Sie mehr darüber lesen.


 

9. Betrachten Sie sich als Marke.

Durch die Dinge, für die Sie sich täglich entscheiden, erzählen Sie immer eine Geschichte Ihrer Person und Ihres Lebens.
Das kann man auch als Erschaffen einer Marke oder Marktnische verstehen. Konkret heißt das:

  • Es wird eine Menge Leute geben, die diese Nische mögen.
  • Und es wird auch viele Menschen geben, die nichts damit anfangen können.
  • Und egal, was Sie tun und wie Sie sind, Sie werden nicht in der Lage sein, den gesamten Markt abzudecken.
  • Das ist ganz natürlich, und es gibt keinen Grund, sich zu rechtfertigen oder schlecht zu fühlen.
  • Es reicht, wenn Sie Leute finden, die genau Ihre „Marke“ schätzen.

Sie können also authentisch bleiben, jeden Tag etwas verbessern und Werte schaffen – und dabei Ihre Geschichte weiter erzählen.

Sich selbst als Marke zu sehen, spielt überall eine Rolle. Egal ob Sie sich für eine neue Stelle bewerben, ob Sie Ihre Position im Team beeinflussen wollen oder wenn Sie online auf Partnersuche sind.

Wie man sich selbst als Marke betrachten kann, lesen Sie hier …


 

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10. Schaffen Sie sich ein Netzwerk von Menschen, die zu Ihnen passen.

„Du bist der Durchschnitt der fünf Leute, mit denen du die meiste Zeit verbringst.“ – Jim Rohn

Der Aufbau eines Netzwerks ist der Versuch, inspirierende Menschen zu finden, die dieselben Werte, Überzeugungen und Interessen teilen wie Sie. Denen Sie etwas Wertvolles geben können und die dasselbe für Sie tun.

Denn der größte Teil des Erfolgs und Glücks in Ihrem Leben kommt vom Austausch und der Arbeit mit wichtigen Menschen, die Sie persönlich und beruflich weiterbringen – und umgekehrt.

Wie Sie sich schnell ein berufliches oder privates Netzwerk aufbauen, beschreibt hier sehr gut mein Bloggerkollege Jochen Mai.


 

Woran Sie erkennen, dass Sie selbstbestimmt leben.

Selbstbestimmt zu leben heißt, dass Sie für sich eigenständig bestimmen, wie Sie Ihr Leben mit allen Ausprägungen gestalten wollen.

Dabei prüfen Sie immer wieder auch alternative Möglichkeiten. Sie streben Veränderungen bewusst an oder lehnen sie ab. Sie streben danach, möglichst unabhängig zu sein und es auch weitestgehend zu bleiben. Und das trotz der Einsicht, dass man als Mensch immer abhängig ist von anderen.

Sie können sich Ratschläge von andere anhören, reflektieren und auch diese umsetzen, wenn sie zu Ihren Vorstellungen, Wünschen und Werten passt. Dagegen wehren Sie sich gegen Bevormundung oder diktatorische Übernahmeversuche von anderen.

Selbstbestimmt leben heiß auch: Abhängigkeiten von anderen Menschen, von Alltagsritualen oder schlechten Gewohnheiten zu minimieren.

Ein wichtiges Merkmal ist das Maß der Freiwilligkeit.

Dazu ist es auch wichtig, seine persönlichen Grenzen der Überforderung zu kennen, um rechtzeitig die Notbrems zu ziehen. Müssen Sie wirklich zu jeder Veranstaltung, Feier, Event oder Einladung gehen? Wer selbstbestimmt lebt, muss also öfter „Nein“ sagen, und in Kauf nehmen, dass er andere enttäuscht.

Selbstbestimmt leben ermöglicht einen Ruhepol und ein Freiheitsgefühl. Es werden Prioritäten gesetzt und genügend Freiraum für Ungeplantes geschaffen.

Bilder: © h.koppdelaney via Visual hunt /
CC BY-ND, Gerry Dincher via Visualhunt /
CC BY-SA, Photo credit: a_kep via VisualHunt.com /
CC BY-NC-SA

kommentar Wie selbstbestimmt erleben Sie heute diesen Tag?

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

2 Kommentare

  1. Alfred Dahlhaus sagt

    Ich habe kein anderes Fenster gefunden zu der Sendung: wie selbstbestimmt darf ich sein.
    Zwei Situationen. Mein Vater vegetierte, gesundheitlich, die letzten Monate in seinem Leben. Ich habe geweint um seinen Zustand. Ich habe den behandelnden Arzt darum gebeten meinem Vater beim „Übergang ins nächste Leben zu helfen…was er tat! Ich bin ihm ewig dankbar!!
    Meine Mutter hat sich bewusst aus dem allgemeinen Leben zurückgezogen. Sie lebte in einer Altenpflege, ebenso erbärmlich alleine, bis zu ihrem Tod, ohne begleitende Hilfe. Hier war es ihre Endscheidung so zu leben und habe, gegenüber meinem Vater nicht hilfesuchend eingegriffen. Auf der einen Seite war der Mensch nicht mehr fähig zu entscheiden, da muss man helfen können dürfen. Anderer Seits ist es die eigene Endscheidung sich aus dem Leben, mit aller Konsequenz, zurück zu ziehen…

  2. Natalie sagt

    Lieber Herr Kopp-Wichmann, ich lese nun seit 2 Jahren Ihren Blog und wollte Ihnen eh schon einmal schreiben. Sie inspirieren mit jedem Ihrer Artikel, aber diesen hier fand ich besonders toll! Vielen Dank für die Denkanstösse – Sie haben es hier auf dem Punkt gebracht, was ich in vielen anderen Artikeln nur einzeln gelesen habe.
    In Vorfreude auf weitere Artikel!
    Herzliche Grüsse
    Natalie Wilckens

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