Kann man Selbstbewusstsein wirklich trainieren?

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Emotionale Intelligenz / Persönlichkeit

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In meine Persönlichkeitsseminare und Coachings kommen immer mal Teilnehmer, die sagen: „Ich bin zu wenig selbstbewusst. Wie kann ich denn mein Selbstbewusstsein stärken oder verbessern?“

Meist sage ich dann so etwas wie „Keine Ahnung.“ Oder „Da müssen wir erst mal rausfinden, wie Sie Ihr Selbstbewusstsein schwächen.“ Denn nach meiner Erfahrung haben selbstunsichere Menschen jede Menge kritisch Kommentare zu dem was sie tun.

Außerdem vergleichen sie sich mit anderen und schneiden dabei immer negativ ab. Das hat meist mit einem inneren unbewussten Konflikt, den man erst einmal identifizieren muss. Aber das ist meine Vorgehensweise beim Thema „mangelndes Selbstbewusstsein.“

Annette Auch-Schwelk arbeitet seit vielen Jahren als Coach und hat sich auf das Thema Selbstbewusstsein spezialisiert. Deshalb habe ich mit ihr via Skype ein längeres Interview zu dem Thema geführt, mit Fragen wie:

  • „Wie kann man denn nicht selbstbewusst sein?“
  • Entsteht Selbstbewusstsein nicht immer nur in sozialen Beziehungen? Oder anders gesagt: „Kann jemand auf einer selbstbewusstsein_xs_una.knipsolina- photocaseeinsamen Insel, wo keine Menschen sind, selbstunsicher sein?“
  • Nach meiner Erfahrung hat der berufliche Bereich, den man wählt, immer auch etwas mit der eigenen Biografie zu tun. Also mit Nöten, die man kennengelernt hat oder mit eigenen schmerzlichen Erfahrungen, für die man einen Weg suchen musste.
    „War das bei Dir auch so? Oder wie kamst Du auf das Thema „Selbstbewusstsein“?
  • In vielen spirituellen Disziplinen wird zwischen dem ICH und dem SELBST unterschieden. Das ICH kann sich ändern, das SELBST ist immer gleich. Es unterscheidet sich auch nicht von dem SELBST anderer Menschen.
    „Müsste es demnach nicht besser heißen „Ichbewusstsein“?
  • Du schreibst in Deinem Buch: „Eine Person betritt den Raum und Sie sind fasziniert. Deren sicheres Auftreten, die Art zu reden & die Ausstrahlung begeistern Sie! Das können Sie auch!“
    „Wie geht das? Was machst Du konkret mit den Menschen, die zu Dir kommen?“
  • Neurobiologen sind überzeugt, nur durch starke emotionale Beteiligung lernen wir etwas Neues.
    „Siehst Du das auch so?
    Wenn ja:  Wie erreichst Du diese emotionale Beteiligung?
  • Du hast ja ein Buch zu dem Thema geschrieben „Erfolgreich mit Selbstbewusstsein“ mit vielen Tipps und Übungen.
    „Welches ist Deiner Erfahrung nach die wirksamste Übung?“
  • Meine Erfahrung über die Jahre ist: viele Menschen wollen sich nicht ändern, sie wollen sich zwar besser fühlen, aber nicht die Komfortzone des gewohnten Verhaltens verlassen.
    „Wie schaffst Du es, dass Menschen das umsetzen, was sie bei Dir erfahren?“
  • Du bis ja Mitglied in der Deutschen Hospiz Stiftung und engagierst Dich für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei.
    „Wie kamst Du dazu, dort mitzumachen?“
  • In Deinem Buch schreibst Du: „Weil Sterben auch Leben ist. Der Umgang mit Sterbenden und mit dem Tod ist ein Spiegelbild unseres Umgangs mit dem Leben”!
    „Wie stirbt ein selbstbewusster Mensch?“
  • Zum Schluss meine 5-Millionen-Euro-Frage:
    „Angenommen, ich biete Dir 5 Millionen Euro an – unter der Bedingung, dass Du für den Rest Deines Lebens all die Tätigkeiten, die du jetzt machst, nicht ausüben dürftest.
    Würdest Du das Geld nehmen – und was würdest Du dann machen?

Es wurde ein längeres, sehr persönliches und interessantes Interview. Hier ist es:

httpv://www.youtube.com/watch?v=fE_2jxnYkNk

Leider ist die Bild- und Tonqualität auf meiner Seite etwas beeinträchtigt.

In Ihrem Buch stellt die Autorin über 80 verschiedene Übungen vor, mit dem man besser versteht, wie das eigene Selbstbewusstsein entstanden ist – und wie Sie es heute verändern können.

Eine gute Übung in ihrem Buch geht darum, wenn Menschen von den eigenen Vorstellungen, Konzepten und Erwartungen gefangen sind. Das hat natürlich viel mit den unbewussten Gedanken zu tun, die man für real hält. Hier die Gedankenübung:

Sie glauben beispielsweise von sich: „Ich bekomme nie einen Arbeitsplatz, der mir Spaß macht.“
Stellen Sie sich eine Theaterbühne vor. Zuerst stehen Sie auf der Bühne. Sie haben das Schild um: „Ich bekomme nie einen Arbeitsplatz, der mir Spaß macht.“
Sie gehen in den Zuschauerraum. Von dort aus beobachten Sie die Bühne. Sie sehen sich dort mit dem Schild stehen.
Sie sind der Regisseur und nicht das Theaterstück, nicht Ihre Gedanken!
Was machen Sie auf der Bühne? Welche Personen sind noch auf der Bühne und helfen Ihnen, diesen Gedanken aufrecht zu erhalten? Weil Sie diesen Gedanken haben, suchen Sie sich bewusst oder unbewusst die dafür passenden Menschen heraus. … Wenn Sie das, was auf dem Schild steht, ändern, können andere „Schauspieler“ bzw. andere Menschen auf die Bühne, denn das Stück wurde ja geändert. Doch vorher nicht!

Mein Fazit:

selbstbewusstsein2_xs_kallejipp - photocaseSelbstbewusstsein ist also keine Sache, die man durch entsprechende Floskeln, forsches Auftreten oder angelernte Posen sich überstülpen kann.

Selbstsicheres – wie auch ein selbstunsicheres – Verhalten kommt von innen, ist Ausdruck einer inneren Haltung oder eine Schutzstrategie, um Ängste zu regulieren.

Sich das bewusst zu machen, dauert seine Zeit, lohnt aber die Mühe. Denn dann begreifen wir, dass es zwar andere Menschen sind oder die Umstände, die uns positiv oder negativ beeinflussen können. Aber das wir nicht das leben müssen, was in unserem Drehbuch der Gedanken drinsteht. Sondern dass wir der Regisseur sind, der das Drehbuch ändern kann.

Dies ist das erste Persönlichkeits-Interview. Alle weiteren finden Sie hier …

kommentar Wie stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein?

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Fotos: © una.knipsolina, kallejipp – photocase.de

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.