Wie Sie Kränkung und Wut überwinden können.

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Bild: kallejipp photocase.de

Die Naturgesetze geben uns die Gewissheit, dass auf eine Handlung eine zu erwartende Reaktion erfolgt. Wir drücken den Lichtschalter oder die Klospülung. Stellen ein Buch ins Regal und einen Monat später steht es immer noch da. Es sei denn, etwas ist kaputt oder es gibt eine andere logische Ursache.

Das gibt uns eine nicht zu unterschätzende Sicherheit. Doch nicht alles in unserem Leben läuft so. Und wenn mal etwas nicht nach unseren Erwartungen oder Vorstellungen läuft, erleben wir das schnell als Kränkung und reagieren mit Zorn, Enttäuschung oder Wut.

  • Die Mitarbeiterinnen einer insolventen Drogeriemarkt-Kette demonstrieren für eine umfangreiche Hilfe des Staates.
  • Weil er sich unfair benotet fühlte, tötete ein 23-Jähriger seinen ehemaligen Mathelehrer mit mehreren Messerstichen
  • „Das ist der Ausgleich“, erklärt Michael Schumacher seinen überraschenden  3. Platz nach monatelangen Misserfolgen in der Formel 1.
  • Nachdem sein Chef ihm die geforderte Gehaltserhöhung verweigert hatte, lässt der Mitarbeiter sich zwei Wochen krank schreiben.
  • Als der Kontrolleur die Personalien des Schwarzfahrer in der Straßenbahn aufnimmt,bemerkt ein älterer Herr: „Kleine Sünden bestraft der Hergott sofort.“
  • Laut Deutschlandtrend von dimap beklagen 51 Prozent der Deutschen im Januar 2012 mangelnde Gerechtigkeit im Land.
  • „Weil mich mein letzter Freund schnöde betrogen hat“, antwortet die 45jährige Klientin, als ich sie frage, warum sie ledig sei. Das sei zwar schon 15 Jahre her aber sie müsse immer wieder daran denken.

Warum Kränkung so verbreitet ist.

Was verbindet die Menschen oben in der Aufzählung? Es ist der Glaube – oder die Hoffnung, dass es auf der Welt gerecht oder fair zugehen möge.

Was aber ist „gerecht“ oder „fair“?

Als „gerecht“ bezeichnet jemand eine Situation oder eine Entscheidung die seinen ganz persönlichen rechtlichen Überzeugungen und moralischen Grundsätzen entspricht. Ein wahrgenommener Widerspruch wird als „ungerecht“ interpretiert.

„Gerecht“ oder „ungerecht“ sind somit Eigenschaften einer Situation, die jeder Beurteilende für sich ganz persönlich festlegen kann und die sich nicht mit den Beurteilungen anderer decken müssen.

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Aber wo genau beginnt jetzt der Reichtum?

So hält die Vorsitzende der Linken, Katja Kipping, eine Einkommensgrenze für 40.000 für gerecht.

Der Attentäter von Oslo bezeichnete seine Taten, so wörtlich, „als barbarisch, aber gerechtfertigt“, will aber nicht als psychisch krank verurteilt werden.

Schon kleine Kinder können einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn sie Kränkung erleben, weil sie glauben, an Weihnachten weniger Geschenke als ein Geschwister bekommen zu haben.

Ein Mann findet es nicht gerecht, dass seine Frau weniger Lust auf Sex hat als er. Eine Frau findet es unfair, dass ihr Mann sie nach zwanzig Jahren für eine Jüngere verlässt.

Die Beispiele sind zahllos. Da es eine Gerechtigkeit, mit der alle zufrieden sind, nicht geben kann, ist es wichtiger, wie wir mit den Gefühlen, die Ungerechtigkeit oder mangelnde Fairness nach sich ziehen, umgehen.

 

Kränkung und Rache: „Das wirst du mir büßen!“

Wer hat nicht schon diesen Satz jemandem zugerufen oder zumindest sich heimlich geschworen. Fühlen wir uns schlecht behandelt, wollen wir zumindest eine ausgleichende Gerechtigkeit oder ergehen uns in brutalen Rache- oder Wiedergutmachungsphantasien.

Manche werden durch den Frust über ihren Chef gar zum Buchautor. Gründen eine Bürgerinitiative oder finden sich einfach damit ab, dass das Leben kein Ponyhof ist.

Doch viele verlieren sich im Labyrinth des Haderns, des Jammerns und Beklagens.

In meine paartherapeutische Praxis kommen immer wieder Erwachsene, die sich gegenseitig vorwerfen, was der andere vor zwanzig Jahren gesagt, getan, unterlassen oder vergessen hat.

In jeder Partnerschaft passieren unschöne Dinge, entstehen Missverständnisse oder Verletzungen. In einer funktionierenden Beziehung werden solche Konflikte geklärt, indem beide darüber reden, ihre Meinungen und Gefühle darüber austauschen und irgendwann sich verzeihen oder die Sache vergessen.

Doch manche Menschen hängen in ihrer Verletztheit und Wut so fest, dass er oder sie nicht mehr herauskommt. In Ihrem Buch „The Tools“ schreiben die Autoren Barry Michels und Phil Stutz:

Wir nennen diesen Zustand das Labyrinth: Je tiefer man ins Innere vorgestoßen ist, umso schwieriger wird es, einen Ausweg daraus zu finden.
Der Gedanke an die Person, die uns „unrecht getan“ hat, wird zur Obsession. Es ist, als hätte dieser Mensch von unserem Kopf Besitz ergriffen, und wir würden ihn nicht mehr los.
Wir verfluchen ihn, wir hadern mit ihm, wir sinnen auf Rache. Wenn wir uns in diesem Zustand befinden, wird der andere zu unserem Kerkermeister, der uns im Labyrinth unserer eigenen, sich unaufhörlich im Kreis drehenden Gedanken festhält.

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Bild: Thomas Perkins, Fotolia

Kennen Sie diesen Zustand?

Schließen Sie einen Moment die Augen und achten Sie darauf, was in Ihnen auftaucht, wenn Sie sich Folgendes vorstellen:

  • Eine Situation, in der Sie sich ungerecht behandelt fühlten?
  • Über wen oder was regen Sie sich immer wieder auf?
  • Auf wen oder was sind Sie häufig wütend?

Eine Möglichkeit ist es, Situationen oder Menschen, die Ihnen nicht gut tun, auszuweichen. Aber manchmal können oder wollen Sie nicht ausweichen. Was dann?

 

Wie Sie das Labyrinth der Kränkung verlassen.

Dazu sind zwei Dinge wichtig. Sie müssen erstens verstehen, warum Sie im Labyrinth Ihrer negativen Gefühle feststecken. Und zweitens brauchen Sie etwas, das stärker ist als Ihre Wut und Ihr Stolz.

1. Sie stecken im Labyrinth von Wut oder Kränkung fest, weil Sie erwarten, dass die Welt Sie fair behandeln müsste. Das muss die Welt aber nicht. Aber Sie können diesen kindlichen Glauben aufgeben, wenn Sie weiter kommen wollen.

Das Leben insgesamt ist nicht gerecht. Es ist gar nicht gegen Sie persönlich gerichtet. Eigentlich wissen Sie das, aber Ihr Festhalten an Gerechtigkeit und Fairness ist eine narzisstische Illusion, dass es doch bitteschön für Sie eine Ausnahme geben soll.

2. Es gibt nur eine Kraft, die stärker ist als Ihre Kränkung. Und das ist – die Liebe.

Das kennen Sie doch schon. Warum geben Sie Ihr Kind nicht zur Adoption frei, obwohl es einen Haufen Geld kostet und Sie manchmal tierisch nervt? Weil Sie es lieben.

Warum lassen Sie Ihren Hund nicht einschläfern, obwohl er alt und krank ist und alles vollsabbert? Weil Sie ihn lieben.

Warum trennen Sie sich nicht von Ihrem Partner, obwohl er einen Bauch, Cellulite, Schlupflider hat, schnarcht, dauernd redet etc. Weil Sie ihn lieben.

Nur die Liebe lässt uns mit Unangenehmen versöhnen und unseren Frieden machen. Doch manchmal spüren wir diese Liebe nicht. Nicht weil sie nicht da wäre, sondern weil Sie, wenn Sie sich verletzt oder wütend fühlen, es Ihrer aktiven Anstrengung bedarf, die Liebe in sich zu wecken.

Hier ein Video der Autoren:

httpv://www.youtube.com/watch?v=xkU4sKjFUm8

 

Gegen Kränkung hilft das Werkzeug „Aktive Liebe“

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Bild: wenani – Fotolia

1. Stellen Sie sich vor, dass Sie in wärmendes strömendes Licht eingehüllt sind, das unendlich liebevoll ist. Lassen Sie davon Ihr Herz öffnen und weit werden. Konzentrieren Sie sich auf die Energie in Ihrer Brust.

2. Stellen Sie sich den Menschen vor, der Sie wütend macht. Wenn das zu schwierig ist, stellen Sie sich seine Anwesenheit vor, eventuell auch ohne Gesicht, wenn es das leichter macht.
Übertragen Sie all die Liebe in Ihrer Brust während des Ausatmens.

3. Sehen und spüren Sie, wie Ihre Liebe in den anderen Menschen einströmt. Werden Sie auf diese Weise für einige Momente eins mit ihm.

Ich weiß, das klingt ziemlich abgefahren. Und es löst vermutlich jede Menge Widerstand in Ihnen aus – den Menschen, den Sie auf den Mond schießen könnten mit Liebe umfangen?

Halt! Missverständnis!

Sie machen die Übung nicht für den anderen. Sie machen sie nur für sich selbst. Sie stecken ja fest. Der andere nicht.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten

Das Tool „Aktive Liebe“ ist vor allem gut geeignet, wenn Sie aktuell über jemanden sehr wütend werden und Ihr Ärger Ihnen unverhältnismäßig zum Anlass erscheint oder Sie Ihren Ärger einfach nicht mehr los werden.

Wichtig ist der Dreierschritt zwischen

1. Konzentration: Sie sammeln die Liebe in Ihrem Herzen

2. Übertragung: Sie öffnen sich für eine universelle Liebe

3. Einströmen: Sie verbinden sich in Liebe mit der anderen Person.

Das Ganze funktioniert aus meiner persönlichen Erfahrung deshalb so gut, weil man in diesem Moment die Ungerechtigkeit voll akzeptiert und hinter sich lässt. Anders gesagt: in dem Moment, wo Sie sich mit dem anderen verbinden, lassen Sie Ihre Erwartung, dass der andere sich hätte anders verhalten sollen, los. Kurz: Sie verzichten darauf, Recht zu haben.

Darüber hinaus ist das Tool gut geeignet, um:

  • Ihre Selbstkontrolle zu verbessern.
    Manche Mitmenschen sind wie Landminen. Ein winziger Auslöser – und sie explodieren. Manchmal erklären sie das mit ihrem cholerischen Temperament. Andere finden das nur nervig und anstrengend.
    Wenn Sie das Tool regelmäßig anwenden, wenn Sie sich provoziert fühlen, verbessern Sie mit der Zeit Ihre Selbstkontrolle.
  • Ihr Selbstbewusstsein zu steigern.
    Wer schüchtern oder sehr zurückhaltend ist, schluckt seinen Ärger meist. Und bekommt mit der Zeit Angst vor der jahrelang gestauten Wut.
    Wenn Sie lernen, Ihre Wut mit dem Tool regulieren zu können, trauen Sie sich, Ihren Standpunkt bestimmt und sicherer zu vertreten.
  • Andere mehr zu akzeptieren.
    Manchmal kann man Menschen, die man nicht mag, ausweichen. Doch oft geht das nicht. Chefs, Kollegen, Kunden, Eltern, Schwiegereltern, Kinder – niemand ist vollkommen, hat Macken, die uns stören und dennoch müssen wir mit ihnen auskommen.
    Um Ihre Ressentiments und die damit verbundenen störenden Gefühle zu regulieren, hilft Ihnen dieses Tool.
    Am besten, Sie wenden es schon vorher an, wenn Sie in Kontakt kommen mit der Person oder ahnen, dass er/sie sich gleich wieder so verhalten wird.

Mein Fazit:

Vielleicht ist es seltsam für Sie, Blogbeiträge über „Aktive Liebe“ von jemand zu lesen, der sein Geld v.a. als Führungskräftetrainer und Coach verdient. Ich bin da sehr pragmatisch. Alle hier vorgestellten Werkzeuge klingen auf den ersten Blick schräg. Das ging mir genauso.

Am besten, Sie probieren die Tools aus und bilden sich Ihr eigenes Urteil. Denn im Leben zählt immer nur die praktische Erfahrung, nicht die Theorie. Dass Sie sich nicht vorstellen können, dass etwas nicht klappen kann, sagt nichts darüber aus, ob es nicht doch funktioniert.

Schreiben Sie mir doch Ihre Erfahrungen.

 

kommentar Wie gehen Sie mit Ihrer Kränkung um?

Ich habe alle Methoden aus dem Buch „The Tools“ auf diesem Blog vorgestellt.
Hier die Links dazu: 2. Tool, 3. Tool, 4. Tool, 5. Tool.

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Bilder: © – kallejipp – photocase.de, Thomas Perkins, wenani -Fotolia.com

 

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

25 Kommentare

  1. ella sagt

    Voll erwischt, es ist der erste Artikel der mir weiterhilft. Danke!

  2. Sie müssten herausfinden, was es für Sie bedeutet, wenn Sie Rasierschaum im Waschbecken finden. Also wie Sie das Vorkommnis interpretieren:
    Ist es rücksichtslos? Gemein? Will derjenige Sie ärgern? Finden Sie es ungerecht? …
    Da liegt der Schlüssel zu Ihrer Wut.

    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

  3. Finola sagt

    Hallo, vielen herzlichen Dank für diese gute Analyse der Wut die in vielen Personen auftritt. Es stimmt , dass ich persönlich das Gefühl habe, einen zu starken „Gerechtigkeitssinn“ zu haben… einerseits ist es ja gut „gerecht“ sein zu vollen, aber leider ist die Welt oft ungerecht. Natürlich falls man wütend wird, nachdem man wirklich körperlicher oder psycher massiver Gewalt ausgesetzt ist, ist die Wut der Motor sich zu verteidigen, seinen gewaltätigen Partner oder seinen Posten, mit dem tyrannischen Chef zu verlassen. Wut kann in diesem Fall lebensrettend sein… falls man aber wie ich, einen Wutanfall bekommt, weil man schon wieder im Waschbecken Rasierschaum findet, dann ist die Wut übertrieben und kontraproduktiv! Ich werde versuchen ab heute das „Aktive Liebe Tool“ anzuwenden, um meine „Alltags-Wutausbrüche“ zu züchtigen, da es mir wirklich sehr gut erscheint um ein neues Verhaltensmuster einzuführen.

  4. Rita sagt

    Ihre Überlegungen sind nur innerhalb eines begrenzten Rahmens richtig. Wer ständig seine Verletzer liebt und verzeiht – chr. unvollständige Interpretation des Wortes Jesus – ermutigt diese in ihrem Verhalten. Es mag zwar zum Seelenheil des Einzelnen kurzfristig beitragen, aber es ändert nichts daran, dass er nun ständig mehr Verletzungen ertragen muss und verzeihen muss, weil sein Verletzer sich durch dieses Verhalten im RECHT wähnt.

    Ist diese Empfehlung von Ihnen daher nicht auch ein Teil Verlogenheit, die wir als christliche Demut indoktriniert bekommen?

    Vorgesehen ist das durch die „andere Wange“ ein Beschämen beim Schlagenden hervorgerufen wird oder zumindest bei den Beobachtenden. Was ist aber wenn das nicht geschieht, sondern die Beobachtenden es dem Schlagenden gleichtun = Gerechtigkeitsgefühl und Fairness als gesellschaftlichen Konsens.

  5. Angelika sagt

    Sehr geehrter Herr Kopp-Wiechmann

    ich bin gerade auf diesen Beitrag gestoßen, weil ich nach „eigene narzisstische Kränkung“ überwinden gegooglte. Nur kurz: nach einer Trennung suchte ich „Instrumente,“ um die Geschehnisse in unserer Beziehung angemessen zu verarbeiten, die eine Trennung unbedingt notwendig machten. Ich meine nämlich auch, dass eine pragmatische Herangehensweise gerade in einer hochemotionalen Situation das Beste ist. Jedenfalls bin ich über ein Buch zur Zen-Meditation und zum Yoga gekommen. Auch dort wird das, was wir zunächst als absurd empfinden, nämlich denjenigen, der uns verletzt hat, mit Liebe zu begegnen, um letztendlich um unser Selbst Willen vergeben zu können, nicht nur empfohlen, sondern es wird die Sinnhaftigkeit erklärt, so wie Methoden und Übungen aufgezeigt.
    Ich habe die Übungen bis jetzt 2 Jahre meistens in Eigenregie und ein paar Kursen für Yoga und Meditation geübt und durchgeführt. Das war eine echt harte Nummer, weil mir mein Ego ständig dazwischen funkte. Und an dieser Stelle benötigte ich Menschen (Yogalehrer/Freundin/Schwester) die mir halfen meine Erfahrungen zu sortieren. Aber das Üben und Durchhalten lohnt sich wirklich. Und früher oder später klappt das auch mit der Liebe im eigenen Herzen, so wie die Sache mit der Vergebung immer besser, sodass sich diese Erfahrung insgesamt positiv auf das eigene Wohlbefinden aber auch im Umgang mit alltäglichen Ärgernissen positiv niederschlägt.

    Für mich war die Konfrontation mit meinem eigenen Ego, meinen Selbsttäuschungen, alten Wunden und meiner allgemeinen narzisstischen Kränkbarkeit jedenfalls schwieriger, als das Empfinden von Liebe.

    Ich finde es wichtig darauf hinzuweisen, dass, wenn man die von Ihnen vorgeschlagenen Möglichkeiten nutzt, man unwillkürlich auch mit dem eigenen Ego konfrontiert wird, dass das u.U eine richtig harte Nummer werden kann und, wenn man mit sich selbst noch nicht mit Nachsicht, liebender Güte und Geduld umgehen kann, man sich unbedingt individuell an einen Coach oder Lehrer wenden sollte. Sonst gibt man u.U nämlich nicht nur auf, sondern vermasselt sich den m.E einzigen Weg, mit sich selbst und der ungerechten Welt ins Reine zu kommen.

    Mit besten Grüßen Angelika

  6. Corinna sagt

    Warum sollte ich, wenn ich mehrmals betrogen und belogen worden bin von meinem Mann, und ihn noch liebe mit Liebe begegnen? Ich muss mich von ihm trennen. Vergiften wäre besser, ihihihihi

  7. inge sagt

    „….ich bin nicht verletzt worden, ich habe nur etwas beobachtet…“

    Ein Satz der, soweit es Worte vermögen, die
    Lösung enthält.

    Wunderbar!

  8. Hallo Herr Hinkel,
    das ist ja der Kern jedes besseren Umgangs mit sich selbst: Bewusstheit.
    Dazu hilft es, die eigenen Reaktionen (Gefühle, Impulse, Gedanken etc.) als Teile von sich zu betrachten. Also sich selbst als Regisseur, Geschäftsführer, Konferenzleiter oder ähnliches zu sehen und die Reaktionen zu werten als kämen sie von externen Beratern. Das schafft die notwendige Distanz nicht sofort zu reagieren, sondern man kann sich für die einzelnen Beiträge der Berater bedanken und sich dann für eine Sache entscheiden.

    Danke für Ihren Kommentar.

  9. Karl Hinkel sagt

    Guten Morgen,
    gestern habe ich in einem Vortrag gehört:
    „…ich bin nicht verletzt worden,
    ich habe nur etwas beobachtet…“
    Für ein persönliches Geschehnis, welches mir passiert ist im vergangenen Dezember, wäre genau dies absolut hilfreich gewesen.
    (gestern habe ich gemerkt, dass es bei mir jetzt noch funktioniert, um für mich die Sache noch zu klären)
    Aber damals gehörte es noch nicht in meinen Werkzeugkasten. Es hätte absolut gepasst.
    Allerdings gibt es sicher Fälle, wo es entweder Öl ins Feuer wäre oder Sand ins Getriebe. *)
    Es stimmt bestimmt, dass manch ein Werkzeug nicht für alles brauchbar ist. Und auch nicht zu jeder Zeit. Manch eine Hilfestellung wirkt sich erst später aus. Aber Werkzeuge an die Hand und in den Kopf zu bekommen, ist sicher gut. Der Know How – Transfer ist nicht einfach.
    Es ist tatsächlich einfach, in erregt bewegtem Zustand zu verharren. Schwierig ist das echte Innehalten und z.B. einen total verhärteten Konflikt wirkungsvoll aufzulösen.
    Jedes Tool muss sicher eingeübt werden.

    Ich wünsche allen allzeit den rechten Werkzeugkasten und einen anhaltenden Frühling. Karl

    *) Trotzdem gab mir im Dezember, in meiner Aufgeregtheit jemand einen Text, der von Mutter Teresa stammen soll mit der Überschrift „Trotzdem“ Enthält eine irre Generalisierung und eigentlich keine Lösung, hat mich auch nicht wirklich beruhigt:

    Trotzdem
    Die Leute sind unvernünftig, unlogisch und selbstbezogen,
    liebe sie trotzdem.
    Wenn du Gutes tust, werden sie dir eegoistische Motive und Hintergedanken vorwerfen,
    tue trotzdem Gutes.
    Wenn du erfolgreich bist, gewinnst du falsche Freunde und echte Feinde, sei trotzdem erfolgreich.
    Das Gute, das du tust, wird morgen vergessen sein, tue trotzdem Gutes.
    Ehrlichkeit und Offenheit machen dich verwundbar,
    sei trotzdem ehrlich und offen.
    Was du in jahrelanger Arbeit aufgeaut hast, kann über Nacht zerstört werden.
    Baue trotzdem.
    Deine Hilfe wird wirklich gebraucht, aber die Leute greifen dich vielleicht an, wenn du ihnne hilfst.
    Hilf ihnen trotzdem.
    Gib der Welt dein Bestes, und sie schlagen dir die Zähne aus.
    Gib der Welt trozdem dein Bestes.
    (Mutter Teresa)

  10. Hallo Inge,
    dass all das was einem geschieht nur ein Spiegel des inneren Zustands sein soll, ist ja eine ver Ihr breitete spirituelle Überzeugung („Das Leben als Schule“). Insofern ist Ihr Einwand gegen die „Tools“ nicht überzeugend. Das kann man so sehen und manchmal ist das auch hilfreich zur Selbsterkenntnis.

    Aber wenn der Partner stirbt, man gemobbt wird oder Krebs bekommt hat das nicht automatisch nur mit einem selbst zu tun. Dass man dann in verletzten, wütenden Gefühlen hängen bleiben kann, ist menschlich. Und wenn man da raus will – viele wollen ja auch lieber jammern, anklagen oder ihre Umgebung terrorisieren – dann können einem die „Tools“ sehr helfen.

    Danke für Ihren Kommentar.

  11. inge sagt

    Hallo Hr.Kopp-Wichmann,
    ich habe mir das Video soeben angeschaut. Ich halte von diesen Tools nichts. Meiner Meinung nach ist es doch so, wenn mir etwas geschieht was mich verletzt und wütend macht, dann spiegelt meine Umwelt mir meinen eigenen „inneren Zustand“. Das voll und ganz zu erkennen ist schon sehr schwer und geht mit unangenehmen Gefühlen einher. Das gilt natürlich auch für angenehme Erlebnisse nur das die Gefühle dann eben positiv erlebt werden. Warum will man denn unbedingt die Gefühle von Verletztheit/Wut zügig in goldenes Licht tauchen und schnellstmöglich transformieren? Hier mit Spiritualität zu kommen halte ich für absolut verfrüht. Leider ist diese Vorgehensweise immer mehr en vogue.

    Damit wird meiner Meinung nach viel Schaden angerichtet und Verdrängungen aller Art Tür und Tor geöffnet. Mein Eindruck ist, daß die
    Psychologie in den letzten Jahren an Grenzen gestoßen ist, die sie selbst noch nicht versteht aber ahnt und nicht weiter weiß und ganz schnell dieses zu vertuschen sucht und sich von der Spiritualität Rettung erhofft.

  12. Ich bin sehr begeistert von Ihrem Artikel und bin vollkommen Ihrer Meinung.
    Schön, dass es noch Menschen gibt die so eine hervorragende Denkweise haben!

  13. Freut mich, Herr Klotz!
    Ich bin eben kein Freund des Satzes: „Kommen Sie mir nicht mit Tatsachen, ich habe mir meine Meinung schon gebildet.“

  14. Was ich richtig klasse finde ist, dass RKW – ohne den sicheren Boden zu verlassen – auch für Ansätze offen ist, die auf den ersten Blick aus einer dieser „spinnerten esoterischen Zauberkisten“ zu stammen scheinen.

    Auch ich habe schon mehrfach erlebt, dass Techniken funktionieren, auch ohne meine mir innenwohnende skeptische Grundhaltung („… wie funktioniert das denn?“) eine schlüssige Begründung hätte liefern können.

  15. Mit „offenem Wiederspiegeln“ meinen Sie wohl das bekannte „Aktive Zuhören“.
    Das ist auf jeden Fall eine gute Möglichkeit. Wirksam aber nicht ganz leicht.

  16. Vielen Dank für diesen Text und für die gut nachvollziehbaren Gedankengänge!
    Ja, wir sind leicht zu verletzen, weil wir unsere Erwartungen, unsere Ansprüche und Ansichten oft 1 zu 1 auf andere projizieren. Aber der andere denkt anders und fühlt anders. Sicher gibt es auch bewusst zugefügte Verletzungen, doch viele resultieren aus unbeabsichtigten Kränkungen, von denen der andere gar nichts weiß. Ein offenes Wiederspiegeln, wie ich die Worte und Handlungen des anderen empfinde, ist das beste Mittel zur rechtzeitigen Schadensbegrenzung. Aber das fällt nicht jedem leicht.

  17. Hallo Birgit,
    „Die Erkenntnis warum man wie tickt reicht eben nicht aus, um etwa zu verändern.“ Da stimme ich Dir zu. Aber es ist oft eine wesentliche Voraussetzung meiner Meinung nach, den Hintergrund eines unerwünschten Verhaltens zu erkennen. Aber was dann?
    Dann muss der Klient meistens ausprobieren, was eigentlich passiert, wenn er sich anders verhält. Die Verhaltenstherapie oder systemische Ansätze tun sich da leichter und vereinbaren Übungen, Hausaufgaben etc. In anderen Verfahren wie Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (was ich mache) oder Gesprächstherapie nach Rogers ist das aber verpönt, so direktiv vorzugehen. Im Lauf der Jahre bin ich davon immer mal wieder abgewichen und habe Klienten aufgefordert, etwas auszuprobieren. Mit unterschiedlichem Erfolg.

    Die Tools finde ich eine phantastische Möglichkeit, weil sie einerseits logisch klingen aber schon auch – durch die Verbindung mit den höheren Kräften – eine „verrückte“ Komponente haben. Aber die Widerstände bei einigen Klienten sind trotzdem groß, das mal auszuprobieren.

    Danke für Deine Einschätzung.

  18. Ich habe das Buch gelesen. Es ist gut, wenn auch etwas „amerikanisch“ – Die Tools lassen sich hervorragend mit Hypnotherapie kombinieren. Am besten finde ich das Tools „Umpolung des Verlangens“ oder „Den Schmerz bejahen“.
    Ich teile die Ansicht der Autoren, dass konventionelle Psychotherapie oft gar nicht so hilfreich ist, bzw. nicht komplett ist und mitunter keine echten Veränderungsmittel anbietet. Die Erkenntnis warum man wie tickt reicht eben nicht aus, um etwa zu verändern.
    Ich habe auch immer mehr Menschen in meiner Praxis, deren Kindheiten verblüffend untraumatisch verlaufend sind. Sie sind jung, wurden geliebt, gefördert und manchmal auch in Watte gepackt – es mangelte an echten Herausforderungen.
    Für solche Leute sind diese Tools sicher toll! Ich experimentiere mal damit!

  19. Vielen Dank für diese interessante Artikelserie über die „Tools“. Ich finde im Übrigen überhaupt nichts Seltsames daran von einem Führungskräftetrainer und Coach etwas über „Aktive Liebe“ zu lesen…

  20. Hallo Karl,
    dieses Anerkennen des Schmerzes oder ein Unrechts ist sehr wichtig für die eigene psychische Verarbeitung dessen, was man erlebt oder erlitten hat. Deswegen besuchen ja auch Opfer oder Angehörige den Gerichtsprozess eines Täters und hören sich alle grausamen Details noch mal an. Es klingt seltsam, aber es ist eine Art des emotionalen Verstehens, dass das wirklich passiert ist und man sich das nicht nur eingebildet hat.

    Ebenso ist die Verurteilung eines Täters für das Opfer wichtig. Denn manche geben sich die Schuld an dem, was passiert ist oder die Umgebung tut es (z.B. bei Vergewaltigung). Der Prozess kann helfen zu klären, wer Opfer und wer Täter ist.

    Das Tool „Aktive Liebe“ ist eine Hilfe, wenn diese Entlastung nicht möglich ist. Es wirkt auf den ersten Blick fast pervers, dem Täter zu verzeihen oder ihn gar zu lieben. Aber es geht ja gar nicht um den Täter, sondern um einen selbst. Dass man das Schreckliche loslassen kann. Und im Hass oder Zorn, so berechtigt er sein mag, wird man nicht frei, sondern hadert ein Leben lang und beklagt sich darüber, dass es keine Gerechtigkeit im Leben. Die gibt es ja manchmal ja auch nicht. Aber dann hilft einem dieses Tool, vom Warten auf Gerechtigkeit loszukommen und eine andere Ebene zu erreichen.

    Danke für Ihren Kommentar.

  21. Karl sagt

    Fragen wir Leute, denen großes Unrecht, oft lange dauernde Verletzungen zugefügt wurden, dann klingt der Schmerz meistens nur langsam ab. Und diese Leute machen fast alle für ihre Umwelt unverständliche Sachen. Und fragen wir sie nun, was Sie damit für sich bezwecken wollten:
    „Ich möchte, dass anerkannt wird, was geschehen ist, sonst bekomme ich keine Ruhe. Eigentlich möchte ich mit allen Beteiligten klären, was geschehen ist, mitteilen dürfen, wie ich das erlebt habe. Sonst nichts.“

    Sonst nichts ist aber sehr viel; denn wer gibt denn schon was zu? Wer stellt sich mit seinem Fehlverhalten der Öffentlichkeit? Klärungsorientierte Verhaltenstherapie bewirkt für den Einzelnen, dass er erkennt:
    Es war ja so. Aber zur Rede stellen und klären? Was nicht geht, geht einfach nicht. Punkt.
    Eigentlich existieren wir nur in Gott. Also ruhen wir doch in Gott.

    Diese Technik mit der Liebe finde ich prima.

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