Die 10 besten Strategien, damit sich in Ihrem Leben nichts ändert.

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EFFEKTIVER FÜHREN / Karriere / Persönlichkeit

Motivation, Reichtum, Glück, Abnehmen, Gesundheit, Fitness, langes Leben, zufriedene Mitarbeiter, – die Liste dessen, was Menschen ändern wollen ist lang. Auf der Buchmesse nächste Woche wird es auch wieder tausend neue Ratgeberbücher geben, die dabei unterstützen wollen. Die meisten Theorien, Tipps und Werkzeuge sind nicht neu – aber neu verpackt.

Auch zu mir kommen viele Menschen, die sagen, dass sie etwas ändern wollen. Aber die meisten kommen nicht. Einige sind zufrieden mit ihrem Leben, viele aber auch nicht.

Mich hat deshalb die Frage beschäftigt, wie man Veränderung eigentlich verhindern kann. Und zwar nicht nur als Privatmensch, sondern auch als Selbständiger oder Führungskraft im Beruf, oder als Organisation.

Hilfreich für eine Antwort auf diese Frage ist das Modell der Kompetenzentwicklung. Danach werden vier Stufen unterschieden:

1. Unbewusste Inkompetenz: 

Sie wissen gar nicht, dass Ihnen etwas fehlt bzw. dass Sie ein Problem haben.

  • Wer seinen Blutdruck nicht messen lässt, erfährt nicht, dass er vielleicht zu hoch ist.
  • Wer als 40-Jähriger noch bei seiner Mutter wohnt, weil die Mieten so teuer sind und niemand so gut kocht wie sie, verkennt, dass er noch nicht abgelöst ist.
  • Erst wer spaßeshalber die Brille eines Bekannten aufsetzt, bemerkt mitunter seine nicht wahrgenommene Kurzsichtigkeit.
  •  Wer auf der Autobahn über die vielen entgegenkommenden Fahrzeuge schimpft, hört vielleicht auch nicht, dass er schon im Verkehrsfunk genannt wurde.

Natürlich können Sie dann auch nichts dagegen unternehmen, weil Sie ja gar kein Problem erkennen. Dummerweise überschätzen sich solche Leute. Ersetzen also Kenntnismangel durch Selbstvertrauen.

Dieses Phänomen hat auch einen Namen: Dunning-Kruger-Effekt.

  • Viele jugendliche Motorradfahrer bezahlen diese Stufe der unbewussten Inkompetenz jedes Jahr mit ihrem Leben.
  • Wer als Führungskraft die hohe Fluktuation in seiner Abteilung ignoriert,  kann nichts dagegen unternehmen.

2. Bewusste Inkompetenz:

Hier wissen Sie bereits um Ihre Defizite, kümmern sich aber nicht darum. Sich die entsprechenden Informationen oder Fähigkeiten anzueignen, ist Ihnen zu mühsam. Die folgenden Bemühungen ebenso. Hieran hat wohl Laurence J. Peters gedacht, als er sein berühmtes Peter-Prinzip formulierte:

„Jeder wird befördert, bis er die Stufe seiner Unfähigkeit erreicht hat.“

  • Der begabte Chirurg wird zum Oberarzt befördert, hat aber nie gelernt, Menschen zu führen oder eine Abteilung zu leiten.
  •  Oder wie Scott Adams es formuliert:„Die Führungsetage ist ein Versuch der Natur, Idioten aus dem Produktionsprozess rauszuhalten.“httpv://www.youtube.com/watch?v=2r_u1F3IQNU

3. Bewusste Kompetenz:

Hier verstehen oder wissen Sie schon, wie sie es anpacken müssen, um Ihr Ziel zu erreichen. Aber Sie beherrschen es noch nicht, deshalb erfordert es Konzentration, Bewusstheit und geduldiges Üben.

  • Am Klavier üben Sie ein neues schwieriges Stück ein.
  • Wenn bei der Projektarbeit es an den Schnittstellen hakt, muss immer wieder nachgeforscht und kommuniziert werden.

4. Unbewusste Kompetenz:

Das ist die Stufe der Könner. Sie haben soviel praktische Erfahrung und Intuition mit einer Sache, dass Sie nicht mehr darüber nachdenken müssen, wie Sie etwas machen. Sie tun es einfach.

  • Egal ob im Golf, Tennis oder einer anderen Sportart. Könner wissen unbewusst, wie sie es richtig machen müssen.
  • Oder Sie können stricken während Sie fernsehen.
  • – Doch sind das nicht immer die besten Lehrer, die ihr Wissen auch weitergeben können, denn ihr Können ist ins Unbewusste abgesunken.

Dieses Kompetenzmodell macht deutlich, warum Veränderung schwierig sein kann: Ältere Verhaltensweisen, die sich im Zustand der unbewussten Kompetenz befinden, sind so sehr verinnerlicht, dass man immer wieder unbewusst darauf zurückgreift.

Um ein neues Verhalten zu erwerben, muss man erst alle vier Phasen durchlaufen.

Zu wissen, auf welcher Stufe man sich in einem Feld befindet, hilft also enorm. Hier noch einmal eine Zusammenfassung.

Doch wie sorgen Sie am besten dafür, dass Sie nichts ändern?

Anders ausgedrückt, angenommen Sie sind Abteilungsleiter, Vorstand,  Ministerpräsident, Familienvater oder Fussballtrainerin. Und in Ihrem Laden, für den Sie verantwortlich sind, läuft es nicht gut. Ihre Mitarbeiter sagen es Ihnen. Sie lesen es in der Zeitung.

Wie schaffen Sie es jetzt, auf Ihrer Stufe der Inkompetenz zu bleiben?

Dabei helfen Ihnen die psychischen Abwehrmechanismen, die bereits Sigmund Freud bzw. seine Tochter Anna beschrieben haben. Abwehrmechanismen helfen Ihnen, den inneren Konflikt, dass Sie inkompetent sind, es nicht aber wissen wollen, zu lösen. Sie sind also eine wichtige Strategie, um das eigene Ego zu schützen und tragen so bei jedem von uns zur Selbststeuerung bei.

Dies geschieht meist völlig unbewusst, d. h. Sie glauben tatsächlich ihre – oft logisch klingenden – Begründungen für sein Verhalten.

Hier die wichtigsten Abwehrmechanismen.

Identifikation

  • Man identifiziert sich mit einer bestimmten Person, einer religiösen Überzeugung oder einem x-beliebigen Objekt, um die eigene Person aufzuwerten bzw. sich zugehörig zu fühlen.
    – Ein Opfer hat zum Beispiel großes Verständnis für die Motive des Täters, um seine Angst, Ohnmacht und Wut nicht zu spüren. Bekannt bei längeren Entführungen als „Stockholm-Syndrom“.
    – Der neue Vorstand verwendet auffällig oft Anglizismen in seiner Sprache. Nach einiger Zeit ist diese Vorliebe für das Angelsächsische auch bei seinen Mitarbeitern zu bemerken.    

 

Kompensation

  • Eigene Minderwertigkeitsgefühle werden durch vermeintlich besondere Leistungen oder den Besitz besonderer Attribute auf einem anderen Gebiet kompensiert.
    – So sind zum Beispiel viele Komiker auffallend klein.
    – Auch die Hersteller PS-starker Automobile oder teurer Markenkleidung profitieren von dieser menschlichen Abwehrhaltung.

 

Projektion

  • Eigene Gefühle werden auf den anderen projiziert. Oder wie Freud es formulierte: “Projektion ist das Verfolgen eigener Wünsche in anderen.”
    – Ein Mann ist an einer Frau interessiert, die jedoch nichts von ihm wissen will. Daraufhin streut er das Gerücht, die Kollegin wäre mannstoll.
    – Sie verfolgen interessiert das Meeting. Plötzlich fragt Sie Ihr Nachbar, warum Sie so gelangweilt gucken.

 

Rationalisierung

  • Hier findet man einen guten Grund für sein Verhalten – anstatt des richtigen.
    “Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen”, rationalisiert der Chaot.
    – Mit dem Satz:  „Ich bin einfach zu intelligent, um befördert zu werden“, macht sich jemand das Peter-Prinzip zunutze.
    – Ein Schüler erklärt seine schlechten Noten nicht mit seinem mangelnden Fleiß, sondern der Unfähigkeit des Lehrers für seinen Beruf.
    – „Nicht Waffen töten Menschen, sondern Menschen töten Menschen“ rationalisiert reflexhaft nach einem Massaker die US-Waffenlobby.
    – So könnte dieser Börsenmakler sich rechtfertigen, dass er sich für Aktien des Playboy-Konzerns recherchiert habe:
    httpv://www.youtube.com/watch?v=ofR0kC2IuSA

 

Reaktionsbildung

  • Man tut etwas vermeintlich Wichtiges und befriedigt gleichzeitig eigene verdrängte – oft sexuelle – Bedürfnisse.
    – Zum Beispiel startet man eine Kampagne “Gegen Pornographie im Internet” – und muss dazu natürlich jede Menge recherchieren …
    – Ein Junge ist auf seine kleine Schwester eifersüchtig, verhält sich aber betont verwöhnend und rücksichtsvoll, um seinen Hass zu zügeln.
    – Ein Vater engagiert sich im Elternbeirat auffällig für den Ausschluss eines homosexuellen Lehrers. 

 

Regression

  • Um Minderwertigkeits-, Angst- oder Schuldgefühle abzubauen, fällt man auf ein kindliches oder jugendliches Verhalten zurück.
    – So schlagen erwachsene Menschen auf die PC-Tastatur ein, beißen in Lenkräder oder knallen den Telefonhörer auf.
    – Um als Mann ohne Gesichtsverlust regredieren zu dürfen, bietet sich Fußball an. Hier darf man andere Männer umarmen, küssen, laut schreien, sich bunt anmalen, verrückte T-Shirts tragen etc.
    – Um die Kränkung des Älterwerdens zu vermeiden, verliebt man sich in einen mindestens zwanzig Jahre jüngeren Partner, zwängt sich in enge Jeans und liest Benjamin Stuckradt-Barre.

 

Sublimierung

  • Der Wunsch nach dem Ausleben eigener Triebwünsche wird in kulturelle oder soziale Handlungen umgeleitet.
    – “Wer eine glückliche Jugend hatte (also genug Sex and Drugs and Rock’n roll) kann kein Schriftsteller werden.” (Thomas Bernhard)
    – Als Polizist darf man sich dauernd mit Verbrechen beschäftigen, kann sein Bedürfnis nach Nervenkitzel und Raufereien ausleben; ist aber auf der guten Seite.

 

Verschiebung

  • Eigene Gefühle und aggressive Impulse werden nicht dort geäußert, wo sie hingehören, sondern auf einen Schwächeren verschoben.
    – Statt dem Chef die Meinung zu sagen, kanzelt man die Ehefrau ab, diese schimpft mit dem Kind – und das Kind tritt die Katze.
    – Die autoaggressive Variante ist, die Wut gegen sich selbst zu richten in Form von Selbstanklagen, unangemessenen Schuldgefühlen
    – Bei einem gewalttätigen Schüler kommt im Elterngespräch heraus, dass der Junge seit Jahren vom Vater geschlagen wird. 

 


Ungeschehen machen

  • Um eigene “unmoralische” Gedanken Handlungen wiedergutzumachen, greift man zu einer Symptomhandlung,
    die das Sündhafte abwehren bzw. sühnen sollen.
    – Waschzwang, Putzsucht, zwanghafte Ordnungsliebe gehören hierher wie der Macbeth-Effekt.
    – Wenn man in Zeiten des Klimawandels noch mit dem Flugzeug reisen will, kann man durch eine Zahlung an ATMOSFAIR sein Gewissen erleichtern.

 


Verleugnung

  •  Man glaubt, indem man ein Ereignis oder ein Gefühl ignoriert, würde es verschwinden und auch von anderen nicht registriert. Objektive Sinneseindrücke werden als unwahr oder nicht vorhanden hingestellt, vor allem wenn sie traumatisierend wirken.
    – Eine Ehefrau „übersieht“ die deutlichen Anzeichen des Fremdgehens ihres Mannes, um mit ihrer Angst vor Verlassenwerden nicht konfrontiert zu werden.
    – Die Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung wird verdrängt und mit einem Irrtum des Labors wegerklärt. 

    – Nach einem Burnout und einer kurzen Reha tut man so, als ob nichts Besonderes passiert und alles wieder in Ordnung sei.

Sie sehen, damit sich nichts ändert, in Ihrem Leben, müssen Sie auch etwas tun – zum Glück geschieht das unbewusst, also ziemlich anstrengungslos.

Wenn Sie jetzt aber doch etwas ändern wollen, empfehle ich Ihnen meinen bekannten Satz: „Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.“

 

 

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Foto: © Paul Prescott Fotolia.com

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.