Darum sterben Männer früher als Frauen.

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Zwar gelten Männer gelten gemeinhin als das starke Geschlecht. Dennoch sterben sie fast überall auf der Welt früher als Frauen. Diese kürzere Lebenserwartung der Männer ist jedoch nach neuesten Erkenntnissen nicht genetisch bedingt, sondern hausgemacht.

Um den Anteil der biologischen Gründe für den Sterblichkeitsunterschied zu ermitteln, brauchte man eine Gruppe von Frauen und Männern, die nahezu unter gleichen Bedingungen leben. Für seine berühmte Kloster-Studie untersuchte Marc Luy 11.600 Mönche und Nonnen aus zwölf bayerischen Klöstern. Denn diese pflegen einen einfachen Lebensstil, müssen keine Kinder erziehen und haben beruflich wie privat wenig Stress. Mögliche Unterschiede in der Lebenserwartung dieser Gruppe wären also hauptsächlich biologisch bestimmt.

Das Ergebnis war erstaunlich.

Nonnen haben dieselbe Lebenserwartung wie Frauen, die nicht im Kloster leben. Mönche werden fast genauso alt wie die Nonnen, sie sterben im Schnitt nur ein Jahr früher.Das zeigt eindeutig, dass es nicht biologische Gründe sein können, warum Männer im Allgemeinen fünf Jahre früher sterben als Frauen, sondern dass es die Faktoren Lebensstil und Umweltfaktoren sein müssen.

Und hier sind es vor allem fünf Gründe:

  • Männer rauchen mehr und trinken auch häufiger Alkohol als Frauen.
  • Männer ernähren sich oft ungesünder. Sie essen zu viel und auch zu fettig, was sich in ihrem Körpergewicht niederschlägt.
  • Männer haben oft mehr gesellschaftlichen Stress: Karriere machen, Partnersuche, Beziehungskonflikte, Kindererziehung und finanzielle Verantwortung für die Familie können zusätzliche Faktoren sein. (Ausweiah, jetzt kriege ich bestimmt böse Kommentare von Frauen.)
    Möglicherweise führen dieser spezielle Männer-Stress und die ungesunde Lebensweise zu vermehrten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Denn laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben Männer im Alter zwischen 35 und 65 Jahren fünfmal häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frauen.
  • Männer leben risikoreicher als Frauen.
    Im Alter von 16 bis 24 Jahren liegt die Sterblichkeit durch Verkehrsunfälle oder Drogen bei Jungen dreimal höher als bei  Mädchen. Insgesamt sind drei Viertel der Todesopfer bei Verkehrsunfällen männlich.
  • Männer bringen sich viel häufiger um als Frauen.
    Drei Viertel der Suizide in Deutschland werden von Männern verübt.

Interessant: Die unterschiedliche Lebenserwartung zwischen Mann und Frau ist überhaupt erst in den vergangenen Jahrzehnten entstanden. Den höchsten Wert mit acht Jahren Differenz gab es in Deutschland in den 80er-Jahren. Seitdem verringert sich der Abstand wieder.

Der Grund hierfür ist wahrscheinlich der „Emanzipation“ der Frauen zu schulden: Frauen rauchen und trinken heute häufiger Alkohol als früher und sind auch mehr berufstätig. So begrüßenswert das einerseits ist, durch diese Anpassung an den Lebensstil der Männer nehmen auch bei Frauen die gesundheitlichen Nachteile zu.


 

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Die eigentliche Ursache ist das „Gesetz der traditionellen Männlichkeit“.

Beim Nachdenken und Recherchieren über den spezifisch männlichen Lebensstil, der lebensverkürzend sein kann, stieß ich auf das neue Buch von Björn Süfke. Darin beschreibt er ein typisch männliches Glaubenssystem, das die „männliche Identität“ beschreibt – und das sich in Jahrhunderten herausgebildet hat.

Es geht also um die immer noch aktuelle Frage von Herbert Grönemeyer „Wann ist ein Mann ein Mann?“

Darauf versuchte schon der US-Psychologe Herb Goldberg eine Antwort. In seinen 7 männlichen Imperativen lautet seine Definition von Mannsein und Männlichkeit:

  1. Je weniger Schlaf ich benötige,
  2. Je mehr Schmerzen ich ertragen kann,
  3. Je mehr Alkohol ich vertrage,
  4. Je weniger ich mich darum kümmere, was ich esse,
  5. Je weniger ich jemanden um Hilfe bitte und von jemandem abhängig bin,
  6. Je mehr ich meine Gefühle kontrolliere und unterdrücke,
  7. Je weniger ich auf meinen Körper achte,

– desto männlicher bin ich.

Nun, Goldberg’s Definition stammt von 1986! Aber wer als Mann sich selbst oder Männer in seiner Umgebung oder in den Medien beobachtet, kann feststellen, dass sich seitdem nur wenig geändert hat.

Zwar hat sich einiges im Selbstverständnis von Männern gewandelt. Viele engagieren sich mehr in der Partnerschaft, nehmen Elternzeit und kümmer sich mehr um ihren Nachwuchs. Doch hängt dies einerseits sehr vom Bildungsstand und der Einkommensklasse ab. Und zum anderen reagieren die meisten Männer unter Stress, also wenn’s eng wird, noch oft klassisch männlich.

Das fällt mir auch immer wieder bei mir selbst auf.

  • Obwohl ich kein leidenschaftlicher Autofahrer bin (ich fahre Skoda), merke ich den kurzen Adreanlinschub, wenn in der Stadt jemand langsam vor mir her zuckelt (auch wenn ich es nicht eilig habe). Und vor allem wenn mich auf der linken Spur der Autobahn jemand drängelt, Platz zu machen.
  • Obwohl ich meine narzisstische Seite ganz gut kenne, kann ich Kritik meiner Frau schlecht vertragen. Ich werde dann einsilbig, mache übersprungartige Ablenkungsmanöver usw. Am schlimmsten ist es, wenn Sie mit ihrer Kritik auch noch Recht hat.

Vor allem durch das Buch von Björn Süfke wurde mir deutlich, dass auch ich in solchen Situationen noch dem „Gesetz der traditionellen Männlichkeit“ folge. Hier die wichtigsten „Paragraphen“ dieses Männlichkeits-Gesetzes.


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„Wenn es nur nicht so kitzeln würde.“

§1. Mann-Sein heißt, keine Gefühle zu haben.

Also gut, wenn der Lieblingsverein absteigt oder bei der Geburt des sehnlich erwarteten Sohnes – dann dürfen auch Männer mal Gefühle zeigen. Aber sonst?

Diese Gefühlsblockade hat auch eine enorme gesellschaftliche Bedeutung. Denn bei vielen Berufen wären Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Trauer oder Hilflosigkeit ziemlich fehl am Platz:

  • Feuerwehrmann oder Hochofenarbeiter („Verdammt, ist das heiß! Und da sollen wir rein?“)
  • Schlachter („Guck mal, die armen Schweine! Wie die Angst haben!“)
  • Fussballtorwart („Da kommt wieder der Stürmer mit seiner Blutgrätsche! Neee, ohne mich.“)
  • Flugzeugpilot („Uiuiuiui, bei der Gewitterfront sollen wir fliegen. Ich weiß nicht …“)

Ärger ist noch eines der Gefühle, die Männern eher zugestanden wird, wobei ja oft der geäußerte Ärger ein Vermeiden des Gefühls der Hilflosigkeit beinhaltet (siehe mein Beispiel aus dem Straßenverkehr).


 

§2. Mann-Sein heißt, nicht zu versagen.

Das kann man positiv sehen. Denn es befähigt Männer, stundenlang auf einen Monitor zu starren und die zwei winzigen Fehler in den 70.000 Zeilen Code zu entdecken. Oder acht Stunden lang in einem LKW hinter anderen LKWs herzufahren – und keinen Fehler zu machen.

Süfke beschreibt auch, dass es „im Land der Männlichkeit nur Gewinner und verhinderte Gewinner gibt“. Aber niemals Verlierer.

Denn Versagen greift die männliche Identität an. Es entzieht quasi sofort den Männlichkeitsstatus. Deshalb sind Männer nach einem vermeintlichen Versagen bestrebt, zu beweisen, dass sie doch ein Manns genug sind. Dabei kann das Versagen darin bestehen:

  • Auf der Autobahn überholt zu werden.
  • Im Ehebett die Erektion zu verlieren.
  • Zu erfahren, dass der Kollege mehr verdient.

Um es deutlich zu machen: Versagen ist auch für Frauen keine schöne Erfahrung, aber es stellt nicht automatisch deren Identität als Frau in Frage. (Oder sehe ich das als Mann falsch?) Doch die männliche Identität ist nur geliehen. Man muss sich ihrer immer wieder würdig erweisen bzw. sich und anderen beweisen.


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§3. Mann-Sein heißt, man darf nicht verlieren.

Bei der gerade erlebten Olympiade in Brasilien konnte man ja sehen, was der zweite oder dritte Platz für Männer bedeutet. Und nicht umsonst heißt es, dass der vierte Platz der undankbarste sei. Warum? Weil es dafür keine Medaille gibt.

Das dritte Gebot des traditionellen Männlichkeits-Gesetzes zeigt sich ja auch in der oft gehörten Männer-Frage nach dem Sex „Wie war ich?“

Okay, moderne Männer fragen das heute nicht mehr so plump. Aber denken tun sie’s trotzdem oft. Weil Männer eben auch das intime Zusammensein leicht zum Wettbewerb machen. Genau genommen: sie machen Sex nicht zum Wettbewerb – für Männer ist alles ein Wettbewerb. Und beim Sex hat man es dann auch noch mit unbekannten Gegnern zu tun, noch dazu welchen aus der Vergangenheit der Geliebten.

Im Buch stellt der Autor die rhetorische Frage, wie wohl ein Mann reagieren würde, wenn seine Partnerin trotz gerade erlebtem Klasse-Vorspiel und Wahnsinnsorgasmus auf die Frage „Wie war ich?“ antworten würde: „Du bist sagenhaft, der Sex mit Dir ist toll und von allen zwanzig Männern, mit denen ich zusammen war, bist Du der Zweitbeste!“


 

§4. Mann-Sein heißt, nicht irren zu dürfen.

Es passierte im Urlaub. Auf dem Weg zum Restaurant fuhr ich schon eine Weile den Weg, den uns die Nachbarin genau beschrieben hatte. Bis meine Frau sagte: „Ich glaube, das ist der falsche Weg!“

Es ist wie ein Reflex. Ich denke gar nicht über die von ihr angesprochene Möglichkeit nach, sondern ein fest überzeugtes „Doch, doch das ist der richtige Weg!“ kommt automatisch aus mir heraus. Auf ihre nach einigen Minuten geäußerte wiederholte Besorgnis „Ich glaube, das ist wirklich der falsche Weg!“ lautet meine Antwort: „Aber ich bin doch genauso gefahren, wie die Nachbarin es beschrieben hat.“

Männer dürfen nicht irren. Weil sie den Irrtum als eine Niederlage erleben. Stattdessen leugnen wir lieber den Irrtum oder schieben die Schuld wutentbrannt auf den anderen oder ein Missverständnis.


 

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„Irgendwo hier muss der Schlüssel sein!“

§5. Mann-Sein heißt, immer einen Ausweg zu wissen.

Das ist ja die Blaupause für unzählige Abenteurer-Filme, egal ob der Held James Bond, Indiana-Jones heißt oder oder ein namenloser Cowboy ist. Die Zutaten sind: Eine aussichtslose Lage (die Welt vor dem ultimativen Atomkrieg, die unersetzliche Bundeslade muss erobert werden, eine Kleinstadt wird von Banditen beherrscht), niemand weiß, wie das gehen soll, denn eine Lösung ist faktisch nicht möglich – bis der Held auftaucht, der aber nie sagt: „Verdammt, da fällt mir aber auch nichts ein!“ Sondern immer einen wahnwitzigen Plan hat, der aber aufgeht.

Viele Frauen kennen auch die folgende Situation.

Der Tag war stressig, weil der Chef schlechte Laune hatte. Dann noch das Kind schnell aus der Kita holen. Auf dem Weg vom Supermarkt zum Auto reißt die Einkaufstüte … Wenn eine Frau das jetzt abends auf die Frage ihres Partners „Wie war dein Tag?“ erzählen will, braucht sie nicht lange zu warten (sagen wir maximal 90 Sekunden!) bis der zugewandte Partner mit einem Ratschlag reagiert:

  • „Du nimmst das zu persönlich mit deinem Chef. Du kannst ihn nicht ändern.“
  • „Geh einfach ein paar Minuten früher aus dem Büro weg.“
  • „Warum hast du nicht den schönen Einkaufskorb genommen?“

Natürlich führen derlei ungebetene Ratschläge nicht zu einem erleichterten „Stimmt Schatz!Was würde ich nur ohne dich machen!“, sondern eher zu einem resignierten „Du hörst mir überhaupt nicht zu!“ Auch wenn Männer diese Szene öfters mitgestalten, sie machen einfach weiter mit ihrer unerbetenen „Hilfe ohne Auftrag“.

Warum? Weil ein verständnisvolles Zuhören über den stressigen Tag zwar der Partnerin gut tun würde. Aber nicht dem Mann. Denn unbewusst würde er die Situation interpretieren, dass er in der Situation nicht weiter wusste. Und das ist verboten.

Selbst wenn die Partnerin seine Ratschläge nicht annimmt, kann er sich innerlich sagen, dass er Recht hat. Und nur seine Partnerin nicht in der Lage war, seine goldenen Worte umzusetzen.


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6. Mann-Sein heißt nicht schwach zu sein.

Aufgrund einer Operation in diesem Sommer war es mir  ärztlicherseits für drei Monate verboten, Dinge, die schwerer als fünf Kilo wogen, zu heben. Also keinen Wasserkasten ins Auto heben, keinen Koffer ins Haus tragen, nicht den Einkaufskorb auf dem Markt zu tragen.

Es war schwer. Nicht nur, weil ich das ärztliche Verbot immer wieder „vergaß“. Sondern auch weil ich die Blicke anderer Menschen „aushalten“ musste. Ich stand neben dem Auto, meine Frau mühte sich mit den Koffern und der Nachbar schaute interessiert aber kommentarlos zu uns herüber.

Aus demselben Grund gehen ja Männer selten zur Vorsorge oder nehmen die ärztlichen Hinweise nicht ernst.

Männer gehen meist dann erst zum Arzt, wenn sie starke Schmerzen haben oder Ibuprofen nicht mehr hilft. Denn Krankheit, Schmerz und Beschwerden gelten als Zeichen von Schwäche und müssen geleugnet oder verheimlicht werden. Männer kennen auch selten ihre Körperdaten nicht (zum Beispiel den Blutdruck) und wissen wenig über deren Bedeutung. Männer mit einer Blutverdünnungsbehandlung wissen oft nicht, was der Quickwert ist und Diabetiker wissen seltener ihren aktuellen Blutzuckerwert als Frauen. Und befragt man Männer, wie die Medikamente heißen, die sie täglich einnehmen, so wissen sie oft nur eine Silbe des Namens oder beschreiben, wie die Packung aussieht.

Auf der anderen Seite kennen viele Männer die Speicherplatzgröße ihres PC, die Motorölmarke für ihr Auto oder wie man den Heizung zweimal im Jahr umstellt. Denn diese Dinge gehören in den Bereich Technik, sie helfen, dass Dinge besser funktionieren. Und wenn hier Warnsignale auftreten, werden sie ernst genommen und angemessen behandelt.

  • Das Virenschutzprogramm für den PC wird monatlich aktualisiert. Der Hinweis des Hausarztes auf die Grippeschutzimpfung als Beutelschneiderei ignoriert.
  • Wenn der Wagen beim Anfahren morgens nicht mehr richtig zieht, führt zum Anruf in der Werkstatt. Die in letzter Zeit häufiger auftretende psychische Antriebslosigkeit mit doppeltem Espresso und gelegentlichen Red Bulls behandelt.
  • „Männer haben keine Depressionen. Sie bringen sich höchstens um.“ Das sagte mir mein Hausarzt, als wir mal über die Vorsorgemuffeligkeit von Männern sprachen.

 

Natürlich sind die hier von Björn Süfke aufgestellten Thesen Pauschalisierungen. Und es gibt jede Menge Beispiele, die dagegen zu sprechen scheinen. Dennoch halte ich die von ihm aufgestellten Thesen zur männlichen Identität für enorm wichtig, um zu verstehen, warum viele Männer sich in bestimmten Situationen in einer oft vorhersagbaren Weise verhalten.

Nicht weil sie bescheuert sind, sondern eben unbewusst einer Identitätskonstruktion anhängen, die gesellschaftlich definiert und bestimmt ist. Und um dieser nicht anheim zu fallen, es erst einmal wichtig ist, sie zu benennen und zu erkennen.

Das ist auch deswegen wichtig, weil die oben beschriebene Männlichkeits-Definition für den einzelnen Mann massiven Stress bedeutet.

Laut einer Studie des Bundesministeriums für Familie hat sich die gesellschaftliche Rolle des Mannes in den vergangenen Jahren zwar verändert, aber die Ansicht, was männlich ist, ist noch genau die gleiche wie vor fünfzig Jahren. Ein echter Kerl muss stark sein, dominant und leistungsbewusst.

Also, was jetzt? Macho oder Memme? Ein interessantes Gespräch über den Rollenkonflikt des heutigen Mannes führen hier die Autoren Sigrid Goddard und Matthias Lohre, die jeweils ein Buch über ihr Männerbild geschrieben haben. Gerade bei der Argumenten der Autorin, was sie als unmännlich geißelt, zeigen sich die verschiedenen Männergesetze.

Unmännlich ist es:

  • Einen Fahrradhelm tragen
  • Angst vor Spinnen haben
  • Gebrauch von Nackenkissen, Handcreme oder Sandalen
  • Sein Kind im Tragetuch transportieren
  • Im Online-Dating-Profil „Spieleabende“ als Hobby angeben

 

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Mein Fazit:

Männer sind heute oft mit überhöhten – und vor allem sich widersprechenden – Ansprüchen konfrontiert. Sie sollen alles sein: erfolgreich im Beruf, gefühlvoller und konfliktfreudiger Partner und liebevoller Vater. Das überfordert und verunsichert Männer. Zum einen die jungen wie auch die Männer über fünfzig, die versuchen, sich den veränderten Rollenanforderungen anzupassen.

In dieser Unsicherheit scheint das archetypische Rollenbild vom starken Mann, wie es Trump, Erdoğan oder Putin verkörpern und propagieren, enorm richtungsweisend und entlastend zu sein. Endlich Schluß mit dem mühsamen Balancieren von Ambivalenzen, sondern klare Kante.

Die noch junge Wissenschaft der Psychoneuroimmunologie (PNI) betrachtet die vielseitigen Wechselwirkungen zwischen psychischen Faktoren und Faktoren des Nerven-, Hormon und Immunsystems in Gesundheit und Krankheit. Danach sind Gehirn, Psyche und Immunsystem eng miteinander verknüpft, wie empirische Daten belegen. Langanhaltender Stress kann hormonelle und immunologische Veränderungen hervorrufen, die zu körperlichen und/oder psychischen Krankheiten führen können.

In der eingangs erwähnten Klosterstudie lebten die Mönche genauso lange wie die Nonnen. Vielleicht weil sie durch ihre Aufgabe im Kloster dem normalen männlichen Identitätskampf enthoben sind. Durch das offizielle Sexverbot und das Fehlen von Privilegien oder Statuszeichen erleben sie sich vielleicht auch primär als Menschen – und nicht als Männer, deren Identität schnell bedroht ist, wenn der Nachbar statt der Familienkutsche aus Rüsselsheim sich schon wieder einen Sportwagen aus Ingolstadt leistet.

Wenn Sie ein Mann sind, probieren Sie doch mal Folgendes aus. Immer wenn Sie im Lauf des Tages in Ihrem Verhalten oder Ihrer Kommunikation eines der sechs Männlichkeitsgebote entdecken, zählen Sie „Eins!“. Und bei jedem neuer Entdeckung zählen Sie eins dazu. Wenn Sie im Lauf des Tages nicht mehr wissen, ob sie jetzt bei Acht oder Neun sind, hat sich der Sinn der Übung schon erfüllt.

Hier noch mal die 6 Gebote in Kurzform:

  • Nicht fühlen!
  • Nicht versagen!
  • Nicht verlieren!
  • Nicht irren!
  • Nicht hilflos sein!
  • Nicht schwach sein!

Frauen können auch mitmachen.

Beobachten Sie die Männer in ihrem beruflichen und privaten Umfeld und registrieren Sie, was Sie männlich oder unmännlich finden.
Aber es zählt nur Ihr ehrliches Gefühl – nicht der emanzipatorische Anspruch!

 

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Bild: © Robert Kneschke, Fotolia.com, pixabay.com

 

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

14 Kommentare

  1. Birgit sagt

    Ein Mensch hat ja männliche und weibliche Anteile in sich. Genauso wie eine Frau es schaffen muss, die männlichen Anteile in ihrem Leben zu integrieren, sollte es ein Mann schaffen, seine weiblichen Anteile zu integrieren. D.h. schon stark sein und „männlich“ aber sich zuweilen auch mal erlauben, schwach zu sein. Die führende Rolle übernehmen aber sich auch mal von der Partnerin führen lassen. Im Beruf seinen Mann stehen und sich behaupten aber auch zärtlich und liebevoll zur Partnerin und zu den eigenen Kindern zu sein. Ausdauernd und willenstark zu sein aber gleichzeitig fähig, gefühlvoll zu leben und ihren Körper sensibel wahrzunehmen. Handwerklich tätig sein, aber auch sich nicht zu fein zu sein, den Geschirrspüler auszuräumen oder die Wäsche zu waschen. So würde ich mir einen Traum-Mann vorstellen und ich habe ihn gefunden 🙂

  2. „Offenbar ist der Tod für Millionen Individualisten die letzte Etappe der eigenen Selbstverwirklichung,…“ Ich glaube nicht, dass man mit dem Satz den Kern trifft. Eher schätze ich, dass das Wegfallen des Religiösen für viele von uns bedeutet, dass der Tod pragmatischer betrachtet wird, die Erinnerung an die Menschen gedanklich von ihren sterblichen Überresten getrennt. Trauerfeiern müssen nicht zwingend in einem zeitlichen oder räumlichen Zusammenhang zur Beerdigung stehen, und um das Andenken eines lieben Menschen zu pflegen, muss man nicht automatisch die Pflege für die Verwahrstelle seiner sterblichen Überreste ritualisieren. Im Verwandtenkreis erlebe ich es immer wieder, dass gerade die, bei denen voraussictlich nix zu erben sein wird, sich unwohl fühlen bei dem Gedanken, dass ihr Ableben für die Hinterbliebenen zur finanziellen Belastung werden wird. Und das, obwohl sie selber kein Problem damit hätten, im Pappsarg verbrannt und anschließend irgendwo verstreut zu werden.

    https://www.bestatterverzeichnis.com

  3. Ein schönes Plädoyer für das klassische Männer- und Frauenbild.
    Doch viele Frauen waren mit dieser Rollenaufteilung ziemlich unzufrieden, was ja ein Beweggrund der Frauenbewegung und -emanzipation war. Mittlerweile geraten viele Männer in das Extrem, das Sie sehr genau beschreiben. Damit sind die Männer und die Frauen nicht sehr glücklich. Vielleicht braucht es noch ein, zwei Generationen, bis sich ein neues balancierteres Verhältnis zwischen Mann und Frau herausgebildet hat.

  4. Andrea sagt

    Ich selber bin eine Frau, sehr froh im Hier und Jetzt zu leben und doch gibt es ein Thema, was mich in letzter Zeit öfters beschäftigt. Ich muss mit Erschrecken beobachten, wie sich unsere geschätzten Männer teilweise so gar nicht mehr als Männer fühlen und auch nicht mehr als Männer auftreten können. Ich finde es super, wenn Männer sich heutzutage auch an der Kindererziehung beteiligen und auch Sinn für Familie und Heim zeigen und doch werden sie von vielen Frauen überhaupt nur noch geschätzt, wenn sie sich ganz deren Wünschen und Erwartungen fügen.

    Ein Mann muss heutzutage gutaussehend, charmant, beruflich erfolgreich, vermögend, gepflegt, höflich und aufmerksam sein, er soll ein richtiger Mann sein, dennoch sind Kneipenabende mit Kumpels, Fußball spielen am Wochenende, männliches Aufbegehren und Machogehabe nicht mehr erwünscht. Aber ich finde doch, dass das alles zu einem richtigen Mann dazugehört.

    Männer gehören auch öfters nur unter Männer, d.h. den Tag bei einem Glas Bier in der Kneipe ausklingen zu lassen, gehört auch dazu oder zumindest am Wochenende sollte das für einen Mann doch auch einmal drin sein. Stattdessen laufen viele Männer Tag für Tag wie Schoßhunde hinter ihren Frauen hinterher, auf gesellschaftlichen Veranstaltungen und Familienfeiern kümmern sie sich um die Kinder, sehen zu dass zuerst ihre Frauen was zu essen bekommen, diese in Ruhe quatschen und trinken können. Und wenn Frau der Meinung ist, es geht jetzt nach Hause, dann braucht sie nur noch aufzustehen ohne überhaupt etwas zu sagen und schon springt auch ihr Mann auf und es geht wie selbstverständlich nach Hause, auch wenn er sich sicherlich auch gerne noch auf ein Gläschen länger unterhalten hätte. Das Kind wird wie selbstverständlich zu Hause ins Bett gebracht und wenn der Geschirrspüler durchgelaufen ist, wird dieser von ihm natürlich auch noch ausgeräumt.

    Während Frau sich unterdessen erst einmal in Ruhe duschen kann und sich von dem anstrengenden Abend erholen/ ausruhen kann, schließlich ist es kräftezehrend den eigenen Mann und die Kinder den ganzen Abend im Auge zu behalten und zu schauen, ob er sich auch an alle abgesprochenen Regeln und Anweisungen hält.

    Bitte nicht falsch verstehen, ich finde es super, wenn Männer sich heutzutage auch im Kinder und Haushalt kümmern, dennoch sollten sich in meinen Augen die Rollen nicht umkehren. Ich mache meinen Haushalt ganz gerne alleine, da ich meistens sowieso nicht zufrieden bin, wenn Mann es in meinen Augen nicht richtig macht. Es ist gut zu wissen, jemanden an der Seite zu haben, der das alles für eine Weile auch mal managen kann und möchte, sollte ich krank oder gesundheitlich angeschlagen sein, aber in erster Linie sehe ich das als meinen Job an, weil es mir Spaß macht und ich meinen Mann nicht ständig in Schürze und mit Wischlappen und Gummihandschuhen vor mir sehen möchte.

    Auch für die Kinder sollte ein Mann auch ein männliches Vorbild sein, auch hier bin ich froh, wenn er mich im Notfall vertreten kann und in der Lage ist, die Kinder ins Bett zu bringen und zu wissen,wo er Kleidung und Nahrung für sie findet. Es ist wichtig, dass er Interesse an seinen Kindern hat und auch gerne die Freizeit mit ihnen verbringt. Das alles macht den modernen Mann aus, aber ich denke viele Männer sind zunehmend verunsichert, weil die Ansprüche der Frauen steigen und steigen. Frau fühlt sich schnell mit Arbeit, Kind und Beruf überfordert, fordert ständig Beistand und Unterstützung ihres Mannes. Er fühlt sich unter Druck alle Wünsche erfüllen zu müssen neben Beruf und Arbeit , das was gerade geschaffen wurde, reicht eine Minute später nicht mehr aus, und da Frau nicht mehr auf einen Mann angewiesen ist, wird ihm dies auch ständig unter die Nase gehalten.

    Schaffst du es nicht, meine Erwartungen zu erfüllen, dann kann ich mir schließlich jemand anderen suchen. Kinder werden als Druckmittel eingesetzt und da jedem Mann das Herz blutet, wenn er sein Kind nicht mehr sehen darf, ist er auch hier nur allzu schnell bereit, nachzugeben, sich anzupassen, vielleicht sogar seine Traumfrau in den Wind zu schlagen, denn die eigene Frau wegen einer anderen zu verlassen, geht gar nicht, da sind die Frauen dann wieder sehr konservativ, ebenso wie es gerade in den Kram passt.

    Es gibt sie aber noch die Frauen, die sich auch noch in der klassischen Frauenrolle wohlfühlen und diese leben ohne sich dabei unterordnen zu müssen und auch Männer, die sich noch als echte Männer wahrnehmen und auch so fühlen dürfen. Ich finde das super, denn ich möchte keinen Mann neben mir sitzen haben, der zu allem Ja und Amen sagt, was seine Frau sagt, der meistens überhaupt nichts sagt, aus Angst etwas falsch zu machen. Ich möchte keinen Mann, der aufsteht, nur weil ich aufstehe, der bei mir ist, weil er sich nicht traut zu seinen echten Gefühlen zu stehen, der nur noch bei mir ist, weil alle anderen eben auch zusammen sind, auch wenn sie sich nicht lieben.

    Ich möchte einen Partner auf Augenhöhe, einen Mann, der auch mal seine Klamotten liegenlässt, ab und an betrunken, aber glücklich aus der Kneipe nach Hause kommt, der mit der Faust auf den Tisch hauen kann und auch mal mit seinen Kumpels die Nacht zum Tag machen kann. Dann sind Männer glücklich und Frau kann die Zeit für sich nutzen, um nachzudenken, sich selber was Gutes zu tun , sich mit Freundinnen treffen oder auch auf den Mann zu warten, sein Lieblingsessen bereitstellen, wenn er nach Hause kommt, sich für ihn hübsch zu machen und ihm einfach zu sagen, er ist gut so wie er ist. Ohne Erwartungen, ohne Gegenleistungen einzufordern, weil er jetzt einen schönen Abend hatte, ohne ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, weil er heute Spaß hatte und sie nicht.

    Mein Appell an alle Männer:
    Es gibt sie noch die Frauen, wo ihr auch Mann sein könnt und trotzdem eine Beziehung auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Verständnis und echter Zuneigung möglich ist. Ihr müsst nur richtig schauen und euch ja nicht verunsichern lassen.

  5. Liebe Frau Hermanns,
    freut mich sehr, dass Sie durch meine Artikel Ihren Mann besser verstehen.
    Und weiterhin alles Gute – mit Ihrem „neugeborenen“ Mann.

  6. Karina Hermanns sagt

    Guten Tag Herr Kopp-Wichmann,
    seit einiger Zeit beschätige ich mich mit dem Thema „was macht das Frau-sein aus“ und „was macht das Mann-sein aus“.
    Das hat – neben anderen Ereignissen – dazu geführt, dass ich mich von meinem alten Leben – in dem ich viel zu sehr meinen männlichen Persönlichkeitsaspekt gelebt und die Frau in mir unterdrückt habe – verabschiedet habe und mir nun ein neues Leben baue, ich dem ich mir erlaube, ganz Frau zu sein.
    Dies ist das 1. Wunder, das ich erleben darf.
    Mein Mann, der fast 29 Jahre älter ist als ich, erlebt gerade, jetzt 76 Jahre (nun ist es leicht, auszurechnen, wie jung ich bin :-)) einen sehr Aufregenden, Angstmachenden, Verunsichernden Umbruch. Er hat sich einer Operation am offenen Herzen unterzogen, es hat ihn also jemand (der Chirurg) an seinem Herzen berührt, nicht nur körperlich… und ich erlebe nach 30 Jahren Zusammensein einen Ehemann, der weint, der schwach ist, der sich nach ewig langer Zeit in einem Ganzkörperspiegel gesehen hat und völlig geschockt ist… und er mir dies alles zeigt und ausspricht.
    Dies ist das 2. Wunder, das ich erleben darf.
    Mehr brauche ich nicht, um zu wissen, wie es weitergeht. Es ist jetzt schon ein neues Leben, nicht nur für mich … und es ist keine Frage des Alters.
    Ihre Art zu schreiben, insbesondere die (nicht nur) Männerthemen, helfen mir, besser zu verstehen, besser damit umzugehen, zu hören, was mein Mann nicht ausspricht, zu sehen, was mein Mann nicht tut (nicht tun kann).
    Danke.

  7. Lieber Roland, so isses! Da hat sich wenig geändert. Was sind Deine Ideen für die „Neuprogrammierung? Lieben Gruß Bernhard

  8. Aber dem Dilemma entgeht man dadurch auch nicht. Die „ethischen Werte“ sind ja auch „Bilder“, die man definieren muss. Was ist ein Deutscher, ein Christ, eine Mitarbeiterin …?

  9. Petra B. sagt

    Genau, es geht meistens nur ums „Bild“ (auch Image genannt). Wo steht denn bitteschön, dass „mann“ (aber auch „frau“) so zu sein hat?

    Besinnen wir uns doch lieber auf unsere ethischen Werte statt auf wahnwitzige, moralische „Normen“ (zwar gibt es den Begriff „Doppelmoral“, doch schon einmal etwas von „Doppelethik“ gehört?)
    Präsentieren wir uns lieber authentisch menschlich statt als „Potemkinsche Dörfer“ bzw. Image-Helden. Ich finde, das würde vieles im Zusammenleben vereinfachen. Ständiger Wettbewerb ist auf Dauer einfach nur anstrengend. Es fehlt die Ruhe als ausgleichender Pol.
    Herzliche Grüße
    Petra B.

  10. Karl Hinkel sagt

    Das liegt doch am unbändigbaren Testosteron, und weil sie alle beim Unbesiegbarkeitstraining versagt haben. Außerdem bringt die schwierige Entscheidung nachmittags im Büro immer viel Stress: „Fahre ich nun zu Frau oder Freundin?“ Hmm

  11. Interessanten Nachbarn haben Sie Herr Kopp-Wichmann. Der kam nicht auf die Idee mal zu helfen?
    Danke für diesen Artikel.
    Ich habe in meinem Leben schon oft genau diese beschriebenen Verhaltensweisen beobachtet.
    Leider inzwischen immer öfter auch bei Frauen…

    Um Hilfe bitten und selbst anderen helfen ist m. E. n. ein Zeichen von Reife und Menschlichkeit.

    Herzliche Grüsse
    D. Brown

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