Der Rücktritt Köhlers und das Mißverständnis „Respekt“.

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"Wem Gott ein  Amt gibt, dem gibt er auch Verstand. Nur werden die Ämter leider nicht  von Gott vergeben."

"Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand. Nur werden die Ämter leider nicht von Gott vergeben." (Gerhard Uhlenbruck)

Ein Amt braucht keinen Respekt.
Menschen brauchen Respekt.

Zum ersten Mal in Deutschland ist ein Bundespräsident zurückgetreten. Doch anders als im Fall des hessischen Ministerpräsidenten Koch findet der überwiegenden Teil der Presse diesen Schritt nicht nachvollziehbar, sondern überzogen.

Wie kann man den Rücktritt Köhlers verstehen?

Ich denke, dass der Ex-Präsident einem häufigen Mißverständnis erlegen ist, was den Begriff „Respekt“ angeht. Kurz gesagt: er verwechselte Rolle und Person. Oder psychologisch ausgedrückt: er kannte zu wenig seine narzisstische Bedürftigkeit.

Aus seinem Rücktrittstext, der, gemessen an der Bedeutung des Ereignisses, seltsam kurz und dürftig ausfiel, kann man das herauslesen:

„Meine Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr am 22. Mai dieses Jahres sind auf heftige Kritik gestoßen. Ich bedauere, dass meine Äußerungen in einer für unsere Nation wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten. Die Kritik geht aber so weit, mir zu unterstellen, ich befürwortete Einsätze der Bundeswehr, die vom Grundgesetz nicht gedeckt wären. Diese Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen.“

Im NLP gibt es den Grundsatz: „Der Sender ist verantwortlich für den korrekten Empfang der Botschaft.“

Das ist natürlich keine „Wahrheit“ über Kommunikation, sondern einfach eine praktische Einstellung, die im Leben besser funktioniert als die Überzeugung „Der Empfänger trägt die Verantwortung für den korrekten Empfang der Botschaft.“

Die zweite Einstellung ist viel verbreiteter, weil bequemer. Deswegen hört man oft den Satz: „Das haben Sie falsch verstanden“ und beschuldigt damit den Empfänger, dass er die eigenen klugen Worte nicht kapiert hat. Konstruktiver wäre es zu sagen: „Da habe ich mich falsch ausgedrückt. Was ich sagen will, ist dies …“ Damit übernehme ich die Verantwortung für das von mir Gesagte.

Gleichzeitig gebe ich durch diese zweite Formulierung auch zu erkennen, dass ich weiß, dass Kommunikation eben niemals eindeutig ist, sondern wie Schultz von Thun in seinem 4-Ohren-Modell schön gezeigt hat, auf mindestens vier verschiedene Arten interpretiert werden kann. Hier ein PDF dazu.

Respekt ist kein Geschenk auf Dauer.

Was viele Menschen in Bezug auf Respekt missverstehen, ist, dass eine Rolle oder ein Amt nicht automatisch Respekt verleiht. Jedenfalls nicht auf Dauer. Dazu drei Beispiele:

  • Der neue Vertriebsleiter beschwert sich bei seiner Mannschaft, dass seine Vorschläge zur Umorganisation des Außendiensts von den Mitarbeitern nicht konsequent umgesetzt werden. Er fordert mehr Respekt für seine Ideen.
  • Ein Vater regt sich über den patzigen Ton seiner 14jährigen Tochter auf. Mit Taschengeldkürzung und scharfen Zurechtweisungen will er ihr Respekt beibringen.
  • Der älteste Sohn einer Einwandererfamilie tötet in einem Ehrenmord seine Schwester, die mit ihrem „leichtlebigen“ Lebenswandel keinen Respekt gegenüber der Familie zeigte. Er habe durch seine Tat die Ehre der Familie wiederhergestellt.

Das Missverständnis in allen drei Beispielen besteht meiner Ansicht in der Verwechslung von Rolle und Person. Die meisten Menschen zollen jemandem, der in ein Amt gewählt oder eine neue Rolle übertragen bekommen, erst mal einen gewissen Respekt. Derjenige bekommt einen Vertrauensvorschuß, weil man annimmt, wenn jemand für diese Position ausgesucht wurde, wird er wohl Fähigkeiten mitbringen, diese auch gut auszufüllen.

Doch das ist nur ein Vorschuß an Vertrauen und Respekt.

Spätestens bei den ersten Meinungsverschiedenheiten und Konflikten, wird dieses Vertrauen geprüft. Die Vorschläge des Vertriebsleiters ernten Kritik, die Anordnungen des Vaters stoßen auf Widerstand, die Schwester unterwirft sich nicht den familiären Sitten.

Wer in solchen Situationen beleidigt reagiert, hat meist verloren. Denn die anderen verlieren schnell den Respekt. Sie spüren, dass sich jemand hinter seiner Rolle verschanzen will. Dass jemand nicht den Mut hat, evtl. einen Fehler zuzugeben. Dass jemand nicht bereit ist, andere Meinungen anzuhören und auch gelten zu lassen. Dass jemand an einer Kommunikation im Sinne eines Austauschs nicht interessiert ist, sondern seine Meinung als Dekret verstanden wissen will, die diskussionslos zu befolgen ist.

Und hier kommt die narzisstische Bedürftigkeit in Spiel. Menschen, die viel Aufmerksamkeit brauchen, erleben Kritik nicht als Beitrag zu einer spannenden Diskussion, sondern als Kränkung ihrer Person. Sie interpretieren es unbewusst als Kritik an sich – nicht an dem Thema – und reagieren beleidigt. Meistens indem Sie verbal scharf zurückschlagen, sich rächen oder eben gekränkt zurückziehen.

An der Reaktion der anderen merkt man schnell, ob Narzissmus mit im Spiel ist. Waren nämlich die Reaktionen der anderen tatsächlich überzogen, stellt sich bei ihnen Betroffenheit ein: „Das haben wir nicht gewollt!“ Man entschuldigt sich, spricht nochmal drüber und versöhnt sich. Spielt Narzissmus eine Rolle, sind die anderen verwundert, ratlos auch ein Stück verärgert: „Was hat er jetzt wieder bloß?“

Die Reaktionen der meisten Presseorgane gehen in diese Richtung, dass man die Reaktion Köhlers nicht nachvollziehen kann, sondern für überzogen hält. Hier zum Nachlesen.

Nochmal Köhler mit seiner Begründung:
„Die Kritik geht aber so weit, mir zu unterstellen, ich befürwortete Einsätze der Bundeswehr, die vom Grundgesetz nicht gedeckt wären. Diese Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen.“

Natürlich waren die Worte von Trittin und anderen Kritikern überzogen. Aber das ist die Rolle der Opposition, sich mit scharfen Worten Gehör zu verschaffen. Die darf das. Die Rede eines Bundespräsidenten ist keine Papst-Enzyklika, vor der man erfurchtsvoll erstarren muss. Es bleibt die Meinung eines Einzelnen, die man respektieren „kann“.

Respekt muss man sich bei vielen Menschen erst verdienen.

Das ist unbequem und bringt einen vielleicht auch oft an eigene Grenzen. Der beleidigte Rückzug nach dem Motto: „Jetzt könnt Ihr mal sehen, wie falsch Ihr lagt und was Ihr mir angetan habt.“ zerstört oft den letzten Rest Respekt, den man für jemanden hatte. Das passiert jetzt wohl auch mit dem Ansehen Horst Köhlers, der ja einige bemerkenswerte Ansichten in seinen Reden vertreten hatte.

Aber er hatte auch immer diese etwas überzogene Bedeutungsschwere in seiner Sprechweise, wie Sie der Kabarettist Matthias Richling hier gnadenlos parodiert:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Zmx3U7ljIQs[/youtube]

Warum hat Köhler so reagiert?

Hatte er keine Berater? Haben die ihm auch zum Rücktritt geraten? Ich kann mir das schlecht vorstellen. Ich glaube vielmehr Folgendes. Wer viel moralisch argumentiert und Köhler tat das, ist mit  der Zeit oft überzeugt, er hätte die wahre, die einzig richtige Meinung. Doch auch Werte verändern sich und sind letztlich immer auch verhandelbar. Dies zu wissen und trotzdem klug seine Positionen zu vertreten – und bei Widerstand – zu diskutieren, neu zu erklären, führt erst bei vielen Menschen zu dem Respekt, den man in seiner Rolle auch braucht.

Wie macht man es besser?

US-Präsident Obama hatte bei seinem Projekt der Krankenversicherung auch sehr viel Gegenwind, mit zum Teil hanebüchenen und sehr durchsichtigen Motiven. Schwer vorstellbar, dass er zurückgetreten wäre mit dem Argument, die Angriffe ließen den Respekt für das höchste Amt der USA vermissen. Nein, er hat es durchgefochten – und sich damit jenen Respekt erarbeitet, den er nach der kritisierten Verleihung des Friedensnobelpreises bei manchen verloren hatte.

Schade, dass Horst Köhler dieses Stehvermögen nicht hatte, sondern durch seine Flucht sein Amt beschädigte – und das Bild der derzeit Regierenden zusätzlich.

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Wie geht es Ihnen mit dem Thema „Respekt“?

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

7 Kommentare

  1. Danke für Ihren klugen Kommentar.
    „Was treibt mich an, wenn ich es an Respekt mangeln lasse?“ Meist ist es das Bedürfnis, Recht haben zu wollen. Also nicht akzeptieren zu können, dass die eigene Meinung keien unumstößliche Wahrheit beinhaltet, sondern eben meine Meinung. Untersucht man das auch näher, landet man meistens bei einer Angst, die man mit der Respektlosigkeit regulieren will.

  2. Hans Lutz Oppermann sagt

    Danke für diese Anregung, ich habe dazu folgende Gedanken: bezüglich der eigenen Verantwortung für den Kommunikationsprozess meine ich, dass Sender und Empfänger jeweils zu 100% für das Gelingen der Kommunikation verantwortlich sind, der Sender weil er verstanden werden will und der Empfänger, weil er verstehen will.

    Respekt ist eine Haltung die ich einnehme – ich übe mich in Respekt meinem Gegenüber gegenüber, aber der Respekt ist Teil eines Interaktionsprozesses, er endet abrupt, wenn meine Haltung torpediert wird.

    Der Rücktritt des Bundespräsidenten war die Lösung eines Konfliktes, der erst einmal in der Person des BP selbst seine Wurzeln hat. Ich denke dem BP ging es nach seinem Rücktritt besser und das war wohl für ihn entscheidend. Seine Entscheidung hat meinen Respekt vor seiner Person nicht geschmälert.

    Wenn ICH respektlos bin, dann ist das eine Antwort auch auf eine Einschätzung meiner Wirklichkeit und ich gehe sehr oft doch respektlos mit meinem Gegenüber um und frage mich viel zu selten: welche Wut hinter dieser Respektlosigkeit verborgen liegt?

    Sich mit der eigenen Respektlosigkeit auseinander zusetzen, heißt sich schonungslos zu spiegeln. Was treibt mich an, wenn ich es an Respekt mangeln lasse? Was verspreche ich mir an Genugtuung davon? Respektlosigkeit ist nicht ziellos, sie verfolgt eine Absicht. Meine Respektlosigkeit geht einher mit meiner Unfähigkeit mich abzugrenzen.

    Respektlosigkeit ist ein Teil meiner Persönlichkeit, wie meine Fähigkeit Mitleid zu empfinden.

  3. Hallo Herr Kopp-Wichmann,

    narzisstische Bedürftigkeit haben wir alle irgendwie: je nach Selbst-Reflektheitsgrad gehen wir bewusster oder unbewusster damit um – oder sie, die Bedürftigkeit – siehe Köhler – mit uns. Die Crux ist, dass eben jene Bewusstheit häufig über Aufstieg oder Untergang entscheidet.

    Ich habe in meinem Lebenskunstblog vor Jahren einen Artikel geschrieben zum Thema: Selbstbildung – Wozu?, dessen Aussage ich nach wie vor vertrete: nicht generell mangelnde Bildung, sondern mangelnde Selbstbildung ist die Ursache von viel privatem und gesellschaftlichem Leid. (Falls Links erlaubt sind zum Artikel, hier ist er http://blog.maria-ast.de/?s=selbstbildung )

    Ich stimme also durchaus Ihrer narzisstischen These zu. Köhlers Rücktritt allerdings nur darauf zurück zu führen, ist mir zu eindimensional.

    Ich arbeite viel mit Soziologen zusammen und die sind ja bekanntermaßen eher system- als personen-orientiert. Begriffen habe ich durch sie, dass niemals intrapersonelle Dispositionen allein verantwortlich sind für unser Handeln, unseren Erfolg, unser Scheitern, unseren Rücktritt. Familiäres System, kulturelles System, politisches System: auch sie ermöglichen oder begrenzen unsere Wahrnehmung der Welt, aus der heraus wir dann unsere Schlüsse und Ent-Schlüsse ziehen.

    Dazu ein interessantes Buch, das ich grad gelesen habe und auch für Köhlers Rücktritt anwendbar sein könnte: Outliers – The Story of Success – von Malcom Gladwell. Er vertritt die Meinung bzw. untersuchte, dass unsere ‚cultural legacies‘ also unsere kulturelle Herkunft/Systeme viel machtvoller unsere Handlungen bestimmen, als wir es landläufig für möglich halten. Schon da agieren Köhler und Obama aus völlig anderen Ligen heraus.

    Wie auch immer: Ich wünsche Herrn Köhler – bei aller berechtigen Kritik – jedenfalls einen guten Freund, Berater, Coach, der ihm hilft, über diese seine Verletzlichkeit hinwegzukommen, seine Anteile daran zu erkennen, sie zu verarbeiten und im besten aller Fälle in eine neue, reifere, bewusstere Form von Persönlichkeit zu integrieren.

    Feiertagsgrüße
    Maria Ast

  4. Soheila Mojtabaei sagt

    Guten Morgen Herr Kopp-Wichmann,

    Politisch betrachtet:

    Was der Präsident Köhler gesagt hat, ist absolute Wahrheit. Nur diese Wahrheit darf nicht laut ausgesprochen werden:-)))
    Mutig und ehrlich von ihm, das hat aber sein Amt gekostet, weil hinter Kulissen er bestimmt viel mehr Druck ausgesetzt ist als wir öffentlich erlebt haben.

    Psychologische Betrachtung des Respekts: Ich stimme Ihre Meinung zu:

    „Menschen, die viel Aufmerksamkeit brauchen, erleben Kritik nicht als Beitrag zu einer spannenden Diskussion, sondern als Kränkung ihrer Person. Sie interpretieren es unbewusst als Kritik an sich – nicht an dem Thema – und reagieren beleidigt. Meistens indem Sie verbal scharf zurückschlagen, sich rächen oder eben gekränkt zurückziehen.“

    Dazu möchte ich betonen, dass zu beachten ist, Respekt mir selbst gegenüber heißt, mir selbst (meinen Werten) treu zu sein. Und Respekt anderen gegenüber heißt, im Falle Meinungsunterschied stehen lassen zu können.

    Nur, im Politik funktioniert all das nicht so einfach. Da gilt ganz andere Regeln:-)))

    Einen sonnigen Tag

    Soheila Mojtabaei

  5. Monika sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,
    man liest u. hört sehr viel, der Rücktritt sei nicht zwingend gewesen. Auch ich selbst hätte ihn, gemessen an sachlichen Gründen nicht erwartet. Manche sagen, er mache auf „beleidigt“, aber auch das ist mir zu kurz gedacht. Ihr Artikel bringt wirklich den Durchblick.
    Im Prinzip ist es sehr tröstlich: Auch hochrangigste Persönlichkeiten haben noch ein Problem mit
    dem Selbstwertgefühl u. leben mehr aus dem Zuspruch anderer, als sie sich das eingestehen. Daraus darf man wohl ableiten, dass es zutiefst menschlich ist, auch von Anerkennung zu leben und mit diesem Thema immer mal wieder im Leben konfrontiert zu sein.
    Ich denke Horst Köhler hat auch eine pietistische Prägung, die Fehler kaum erlaubt. Sein Rücktritt hat etwas von dem Perfektionsanspruch an die eigene Person und der Härte der Entscheidung von Frau Kässmann. Statt in sich zu gehen und zu bereuen zeigt man dann öffentlich, wie hart man mit sich umgeht u. setzt bewusst oder unbewusst einen gesellschaftlichen Maßstab, eine Vorbildmarke für die man sich dann Lob bzw. Respekt erhofft. Im Gesamtgesellschaftsbild passt das eben so gar nicht zu skrupellosen Menschen, die auch dann noch keine Konsequenzen sehen wenn die Ungerechtigkeit geradezu zum Himmel schreit.
    Wie immer finde ich, es hilft zu Ende zu denken u. damit auch besser zu verstehen, warum die
    Menschen so sind wie sie sind, einschließlich der eigenen Person.

    Danke Ihnen für die Einsichten!
    Freundlichen Gruß
    Monika

  6. Thorsten Hardel sagt

    Mag sein, dass Herr Köhler nicht mit der Kritik umgehen konnte. Mag sein, dass er etwas ausgesprochen hat, dass ihm nicht zusteht. Etwas, was sich die Politiker bisher vermeiden zu sagen. Wäre der Afghanistan-Einsatz ein militärischer Einsatz um wirtschaftliche Interessen Deutschlands, so würde man sehr wohl als Krieg reden können. Stattdessen eiern die Politiker um klare Aussagen herum. Unser Verteidigungsminister würde gern von einem Krieg reden, darf dies aber nicht.

    Ich glaube, der letzte Satz in dem Artikel „Schade, dass Horst Köhler dieses Stehvermögen nicht hatte, sondern durch seine Flucht sein Amt beschädigte – und das Bild der derzeit Regierenden zusätzlich.“ möchte ich so nicht stehen lassen. Denn die „derzeit Regierenden“ haben bereits vor dem Rücktritt Horst Köhlers ihr Amt selbst beschädigt.

    Und sollte es tatsächlich dazu kommen, dass Frau von der Leyen zur neuen Bundespräsidentin ausgerufen wird, die Frau, die in der Diskussion um Netzsperren kleinlaut zugeben musste, gelogen zu haben, für eine Diskussion, die nur für den Wahlkampf thematisiert wurde und mit ihren komischen Ideen die größte Online Petition in der Geschichte Deutschlands auslöste, dann habe ich den letzten Repekt vor der Regierung verloren. Wenn eine Regierung ihre eigenen Interessen vor die Interessen seiner Bürger stellt, hat sie es nicht verdient, wiedergewählt zu werden.

  7. Jürgen Rohr sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann

    eine treffende Analyse, wie ich finde. Vielen Dank dafür.

    Horst Köhler ist einer folgenschweren Entwicklung unterlegen: Die Grenze zwischen der Rolle des Bundespräsidenten und der Person, die hinter der Rolle steht, scheint sich aufgelöst zu haben. Wir erleben die Folgen solcher Entwicklungen tagtäglich:

    – Burn-Out
    – Innere Kündigung
    – Kritik an der Rolle wird als existentielle Gefahr empfunden

    Statt sich so sehr mit der Rolle zu identifizieren (authentisch sein), hätte er an seinem Persönlichkeitsanteil arbeiten müssen, der für diese Rolle notwendig ist (authentisch wirken): Der Fähigkeit, Kritik als wichtige und ernst zu nehmende Hinweise für Bedürfnisse zu nehmen und damit zu arbeiten!

    Die Bevölkerung in Deutschland (und ich denke, in der ganzen Welt) ist verunsichert. Hier braucht es Menschen, die stark genug sind, Führung zu geben.

    Ich hoffe, dies wird mit dem nächsten Bundespräsidenten (Präsidentin?) gelingen.

    Besten Gruß,

    Jürgen Rohr

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