Warum Mädchen niemals denken sollten, sie wären für Mathematik unbegabt.

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Neurobiologie / Partnerschaft

fotolia_6732654_xs.jpgIhre eigenen Gedanken können einen großen Einfluß auf das Ergebnis Ihres Verhaltens haben. Dieses Phänomen ist als Pygmalion-Effekt bekannt und spielt auch bei der selbsterfüllenden Prophezeiung eine Rolle.

Wenn Sie an eine schwierige Aufgabe mit der Einstellung herangehen „Ui, das schaffe ich bestimmt nicht!“ ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie bei den ersten auftretenden Problemen dazu tendieren aufzugeben. Meist mit den Worten „Hab ich gleich gewusst“.

Geht jemand an dieselbe Aufgabe mit einer optimistischen Haltung „Vielleicht ist es schwierig, aber ich gebe mein Bestes!“ werden die ersten Probleme nicht gleich zu unüberwindlichen Hindernissen, die „beweisen“, dass man es doch nicht kann, sondern können eher als Herausforderung aufgefasst werden.

Ein Beispiel: Viele Frauen denken, dass sie mathematisch unbegabt seien. (Viele Männer denken das natürlich auch – über Frauen). Aber stimmt das jetzt – oder ist es nur ein weitverbreitetes Vorurteil?

Mit Hilfe der Neurobiologie und einem raffinierten Experiment konnten amerikanische Wissenschaftler jetzt zeigen, dass es vor allem das Vorurteil ist, das zu schlechteren Rechenleistungen führt!

Eine Gruppe Frauen wurden vor einem Rechentest mit der „Tatsache“ konfrontiert, dass Frauen in Mathematik weniger begabt seien als Männer. Der Kontrollgruppe gab man nur neutrale Anweisungen. Während des Rechentests lagen die Probandinnen in einem Gehirnscanner, so dass man genau beobachten konnte, welche Gehirnregionen beim Aufgabenlösen aktiviert wurden.

Erwartungsgemäß waren bei der neutralen Gruppe Gehirnregionen (Gyrus angularis) aktiv, die für mathematisches Lernen zuständig sind. Bei den Frauen, denen zuvor weibliche Unbegabtheit für Mathematik verkündet worden war, sah das Gehirnbild ganz anders aus. Hier waren vor allem Gehirnareale (ventraler anteriorer cingulärer Kortex vACC) aktiv, die von Zahlen nichts verstehen. Dieses Gebiet ist für die Verarbeitung sozialer und emotionaler Informationen spezialisiert ist und wird aktiv, wenn wir uns sozial zurückgesetzt fühlen!

Dies gilt nicht nur für Frauen. In einem ähnlichen Experiment zeigte manMännern mit weißer Hautfarbe, die sich vor einem Mathetest als sehr gut einschätzten, Zeitungsartikel, nach denen asiatische Männern viel besser rechnen könnten. Und plötzlich waren auch diese Männer so verunsichert und in ihrer Rechenfähigkeit beeinträchtigt, dass sie bei den anschließenden Rechenaufgaben dramatisch schlechtere Werte zeigten.

Da in unserem täglichen Verhalten ja laufend Bewertungsprozesse und Entscheidungen ablaufen, haben diese Ergebnisse eine enorme Tragweite. Denn sie stellen ja eine bewährte Ursache-Wirkung-Kausalkette auf den Kopf. Jemand rechnet schlechter, nicht weil er es nicht kann, sondern er kann es nicht, weil er denkt, dass er es nicht kann.

Buddha sagte dazu vor 2.500 Jahren:

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Deine Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Was kann das jetzt konkret für Ihren Alltag bedeuten?

  • Als Führungskraft:
    im Umgang mit Ihren Mitarbeitern – und mit sich selbst.
    Gerade hier spielt die geschlechtsspezifische Brille eine große Rolle. Bei einem Mann wird massives Auftreten gern als Durchsetzungsstärke gesehen, dasselbe Verhalten bei einer Frau schnell als Zickigkeit. Eine einfühlsame Gesprächsführung wird bei einer Frau leichter anerkannt, einem Mann kann ein ähnliches Verhalten nachteilig als „Psychogesäusel“ ausgelegt werden.
  • Als Lehrer, Erzieherin oder Elternteil
    da es nicht möglich ist, zu erkennen, wie die Realität ist, machen wir uns „innere Bilder“. Doch allzuschnell halten wir das Bild, das wir uns von einem Menschen gemacht haben für die Wirklichkeit.
    Ob ein Junge temperamentvoll, aufgeweckt oder spontan gesehen wird oder eher nervig, unruhig oder störend empfunden wird, hat viel mit den kulturellen Landkarten (dem jeweiligen Kontext) und der eigenen Persönlichkeit zu tun.
  • Als Bürger
    Nachdem sich in fast allen Ländern durch die Globalisierung die früher mehr abgegrenzten Völker mehr mischen, stellt das für jeden Einzelnen hohe Anforderungen an seine Bereitschaft, etwas „Fremdes“ zu tolerieren. Diese kontrastiert jedoch mit unserem genetischen Erbe, dem „Fremden“ erst einmal mit Vorsicht zu begegnen.
  • Als Partner
    Also wahrscheinlich sind Männer und Frauen ziemlich verschieden. Doch ob Frauen jetzt wirklich schlechter einparken können, weil sie angeblich weniger schlechter räumlich denken können. Und ob Männer jetzt wirklich schlechter zuhören, weil wir halt eher Macher sind. Nach dieser Untersuchungen kommen mir immer mehr Zweifel.

Was meinen Sie dazu?

Wo haben Sie erlebt, dass man Ihnen sagte, dass Sie etwas nicht könnten – und es hat nicht gestimmt?
Was wollen Sie tun, trauen es sich selbst aber bisher nicht zu, weil hinderliche Gedanken dazwischen kommen?

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Danke für Ihr Interesse.

Quelle: Psychologie heute Mai 2008
Fotos: © Hannes Eichinger – Fotolia.com
Creative Commons License photo
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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.