Wann ist man wirklich erwachsen?

Kommentare 17
Partnerschaft / Persönlichkeit

erwachsener, kind, rkwichmann, persönlichkeitsblog

Schwierige Frage.

Fragt man Kinder zum erwachsen werden, so antworten die meist damit, dass man dazu im Leben die Schule absolviert haben muss, sein eigenes Geld verdient, wählen darf, verheiratet ist und eine eigene Familie hat.

Das sind sicher wichtige Stationen, entsprechen sie doch den gesellschaftlichen und staatlichen Erwartungen. Vielleicht muss man noch hinzufügen: Erwachsen ist man, wenn man Steuern zahlt.

Fragt man die eigenen Eltern, woran sie merken, dass ihr Kind erwachsen ist, schauen sie einen vielleicht leicht irritiert an. (Sie können das beim nächsten Besuch ja mal ausprobieren).

Die meisten erwachsenen Menschen erleben ja wenn sie mit den Eltern oder einem Elternteil Kontakt haben eine unerwünschte Verjüngungskur.

Kaum sitzt man eine Viertelstunde am Küchentisch oder im Wohnzimmer, beginnt eine seltsame Verwandlung. Die erfolgreiche Abteilungsleiterin oder der gutverdienende Lehrer verwandeln sich auf magische Weise in folgsame oder auch rebellische Kinder.mutter-kind-parkplatz, erwachsen werden, rkwichmann, persönlichkeitsblog

Das passiert meist von ganz allein. Oft hat es aber auch mit den ersten Kommentaren der Eltern zu tun, nachdem man das Haus betreten hat. Je nach dem Beziehungsstatus hört man dann Sätze wie:

  • „Schön, dass Du Dich auch mal wieder blicken lässt.“
  • „Du scheinst ja gar keine Zeit zu haben.“
  • „Du musst mal wieder zum Friseur!“
  • „Kannst Du von deiner Arbeit leben?“
  • „Uns geht’s naja. Aber das interessiert ja keinen.“
  • „Isst Du auch genug? Du siehst schmal aus.“
  • „Du bist mal wieder viel zu dünn angezogen.“
  • „Von Deiner Schwester/Deinem Bruder hört man ja gar nichts.“
  • „Probier doch einfach mal!“
  • „Von mir hast du das nicht“

Und kann bei sich beobachten, dass man darauf reagiert. Entweder mit oft geäußerten Erklärungen oder Rechtfertigungen. Oder mit trotzigem, spätpubertärem Widerstand, der die Kommunikation in Bahnen lenkt, die man schon vorher kennt.

Älter wird man von allein. Aber erwachsen werden ist nicht leicht.

Meine eigene Definition dieses erstrebenswerten Zieles im Leben hat viel mit dem Thema „Ablösung“ zu tun. Speziell für nicht-erwachsene Männer – habe ich ja ein ganzes Buch geschrieben. Leider lesen es selten die beschriebenen Männer. Es sind vor allem die Partnerinnen dieser Muttersöhne, die dafür sorgen, dass das Buch seit 2011 vom Verlag immer wieder nachgedruckt wird.

Ablösung bedeutet nach der Erfahrung mit meinen Eltern und aus der therapeutischen Arbeit mit vielen Seminarteilnehmern und Klienten über die Zeit, dass man sein eigenes Leben gut abgegrenzt lebt und einen angemessenen Kontakt zu den Eltern pflegt.

Das ist alles andere als leicht.

Wie löst man sich von den Eltern, mit denen man auf eine einzigartige, existenzielle Weise verbunden ist? Leichter zu beschreiben ist, wie Menschen sich nicht lösen. Nämlich dadurch:

  • Dass man von ihnen noch etwas erwartet.
  • Dass man sie durch rüdes Benehmen bestraft.
  • Dass man darauf wartet, dass sie etwas einsehen oder sich für etwas entschuldigen.
  • Dass man darauf drängt, dass sie sich endlich ändern.
  • Dass man sie verachtet oder hasst.

Umgekehrt kann man also sagen, man löst sich von seinen Eltern, indem man sie akzeptiert, wie sie sind. Normale Erwachsene, die das Beste versucht haben – im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten.

Dieser Schritt ist leicht gesagt, aber je nachdem, was sie einem vermeintlich angetan haben, kann das ein schwerer Brocken sein. Aber die Ablösung ist wichtig und notwendig – nicht für die Eltern. Für das eigene Erwachsensein ist es wichtig, sich von den Eltern zu lösen.

Sonst bleibt man sein Leben lang – vor allem innerlich – das Kind und wird nie erwachsen. Und muss immer brav sein. Oder durch viel Leistung beweisen, wie tüchtig man ist und wie viel Geld man verdient. Oder durch pubertäre Aktionen zeigen, dass man Erwachsen ist und sich von niemandem etwas mehr sagen lassen wird.

PS: Zu dem Cartoon wurde ich übrigens durch meine Mutter angeregt. Die Szene hat sich gestern auf dem Parkplatz des Supermarkts genauso abgespielt. Vielleicht zur Erläuterung: meine Mutter ist 95 und ich bin 66.

Manchmal raunzen einen ja gestresste Mütter mit drei Kindern und einem vollen Einkaufswagen an, wenn ein Erwachsener auf dem Mutter-Kind-Parkplatz sein Auto abstellt. Leider war das gestern nicht so. Ich hätte zu gern meine Mutter ihren Satz wiederholen lassen.

 

kommentar Welche Sätze hören Sie, wenn Sie Ihre Eltern besuchen?

 


 

Wenn Sie wissen möchten, wie ich online und offline coache, lesen Sie meine Fallberichte:

Business-Coachings

Life-Coachings

PS: Alle Fallgeschichten sind real, aber so verfremdet, dass ein Rückschluss auf meine Klienten nicht möglich ist und die Vertraulichkeit gewahrt bleibt.


Haben Sie auch ein Problem, das Sie bisher nicht lösen konnten?

Dann buchen Sie auch ein 3-h-Coaching oder kommen Sie in mein Seminar „Lebensthemen klären“. Nur 6 Teilnehmer, 2 1/2 Tage, 1 Coach. Wir finden die Lösung dort, wo Sie noch nie gesucht haben. Versprochen!

Hier alle Infos zum Persönlichkeitsseminar „Ihr Lebensthema klären“.

Sind Sie Coach oder arbeiten Sie intensiv mit Menschen und wollen lernen, so zu coachen?
Dann lesen Sie hier …

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.