Ein Rezept für langes Leben und gute Gesundheit: keine Zeitung, keine Nachrichten.

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Psychologie

Ein sicherheitsbewusster Mann rief bei der Fluggesellschaft an, um sich zu erkundigen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei, dass an Bord eines Flugzeuges eine Bombe sei. „Eins zu einer Million“, lautete die Auskunft. „Und dass an Bord zwei Bomben sind?“ wollte er danach wissen. „Eins zu hundert Millionen“ war die Antwort.
Tags darauf wurde ein Mann an der Gepäckkontrolle des Flughafens verhaftet, als er versuchte, eine Bombe im Handgepäck mit ins Flugzeug zu bringen.

Was lernen wir aus dieser – wahren – Geschichte?

Zum einen, dass logisches Denken nicht immer zum Ziel führt. Zum anderen, dass wir Risiken oft völlig falsch einschätzen.

Beim Einschätzen von Risiken machen wir meist folgende Fehler:

  • Wir überschätzen Risiken von Ereignissen, bei denen viele Menschen in einem kurzen Zeitraum sterben.
    So wechseln viele Menschen nach dem Bericht eines Flugzeugunglücks auf das vermeintliche sichere Auto.
    Doch vergleicht man die verschiedenen Fortbewegungsmöglichkeiten statistisch, sieht es ganz anders aus. Je Milliarde gefahrener Personenkilometer sterben im Flugzeug durchschnittlich 0,4 Personen, in der Bahn sogar nur 0,2 – im Auto dagegen sechs Menschen. Wenn man also mit dem Auto heil am Flughafen angekommen ist, ist das Schlimmste überstanden.

    Durch die gleiche Fehleinschätzung bekam auch die Rinderseuche BSE den Ruf einer gefährlichen Seuche. Doch an der durch sie verursachten Creutzfeldt-Jakob-Krankheit starben in den vergangenen 25 Jahren nur etwa 140 Menschen. In ganz Europa! Das ist dieselbe Sterberate, die durch das Trinken von parfümierten Lampenöl verursacht wurde. Nur haben Sie vermutlich von diesem Risikofaktor kaum etwas in der Zeitung gelesen.

  • Wir unterschätzen Risiken, bei denen viele Menschen – über einen längeren Zeitraum verteilt – sterben.
    So lassen beispielsweise Zehntausende Menschen in Krankenhäusern infolge vermeidbarer medizinischer Fehler ihr Leben.Berichte und Warnungen vor der Lungenseuche SARS oder jüngst der Vogelgrippe finden immer den Weg in die Medien. Doch das Risiko, in Deutschland an einer Salmonellenvergiftung zu erkranken und zu sterben, ist zehnmal höher.
  • Wir fürchten spektakuläre, aber unwahrscheinliche Ereignisse.
    Also Menschen, die in einem brennenden Haus eingeschlossen, sich aus dem Fenster stürzen. Die Möglichkeit, dass der herrenlose Koffer auf dem Bahnsteig von einem islamistischen Schläfer abgestellt wurde. Doch wie schon meine Großmutter wusste: Was unwahrscheinlich ist, passiert selten.
  • Wir unterschätzen schleichend und kumulierte Gefahren.
    Würden Rauchen oder Bewegungsmangel sofortige Schmerzen nach sich ziehen, würden fast alle Menschen gesünder leben.
  • Wir hegen Kontrollillusionen.
    Bei der Angst vor dem Flugzeug argumentieren Ängstliche, dass sie ja dem Piloten hilflos ausgeliefert  seien. Dieselben Menschen glauben aber, dass das Autofahren (trotz Geisterfahrer, platzender Reifen und eigener Fahrfehler) ganz ihrer Kontrolle unterliege.
  • Wir verrechnen fälschlicherweise Risiken gegeneinander.
    Eine britische Autoversicherung gewährte für Autos mit besonderen sicheren Bremsen einen Preisnachlass. Doch kam man schnell wieder davon ab, als festgestellt wurde, dass die Unfallhäufigkeit dieser Fahrzeuge gleichblieb. Die besseren Bremsen hatten die Fahrer zu einer riskanteren Fahrweise verführt – mit anderen Unfallarten.

    In ähnlicher Weise denken wir ja auch gerne, wenn uns gerade die Brieftasche gestohlen wurde: „Na, heute wird mir das ja nicht gleich wieder passieren!“ Doch das ist dieselbe falsche Logik wie bei dem Bombenpassagier ganz oben. Denn die Wirklichkeit hat kein Gedächtnis. Beziehungsweise – der zweite Taschendieb weiß nicht, dass wir ja gestern schon mal beklaut wurden und sucht sich deshalb – gerechterweise – ein anderes Opfer.

  • Wir verharmlosen, was wir schätzen.
    Bei anderen überbewerten wir gern die Gefahren von Aktivitäten, die wir negativ bewerten. So sind wir vielleicht besorgt über die (umstrittenen) Folgen der stundenlangen Handy-Strahlung bei unseren telefonierenden Kindern. Doch die (erwiesene) negative Strahlenbelastung der Sonne, der wir uns stundenlang am Strand aussetzen, ignorieren wir eher. Die Feinstaubbelastung durch Dieselruß wird per Gesetz angegangen. Gegen die Feinstaubbelastung durch Rauchen begnügt man sich mit zentimeterkleinen Warnhinweisen.

Und wie gehen Sie mit den Risiken des Lebens um?

Sich abzusichern ist ja auch gar nicht so einfach.
Schließt man das Fahrrad am Rahmen ab, werden einem die Räder geklaut. Schließt man es am Rad an, wird einem der Rest gestohlen. Joggt man, um dem Herzinfarkt zu entgehen, liest man irgendwann, dass der Erfinder des Joggen, James Fixx, beim Joggen starb. Raten Sie mal, woran.

Legt man sein Geld für die Alterversorgung in Volksaktien an, verliert man es möglicherweise durch eine weltweite Finanzkrise oder eine Abgeltungssteuer (!).

Millionen Arbeitnehmern redet man jahrzehntelang ein, dass nicht mehr arbeiten müssen und von der jahrelang angesparten Rente zu leben, das Ziel im Alter sei. Dann liest man Bemühungen, die Rente um 05, % anzuheben bzw. sie über der Armutsgrenze (!) anzusiedeln.

Versuchen Sie sich abzusichern? Und wenn ja, wie?
Oder leben Sie eher glücklich fatalistisch in den Tag hinein?
Schreiben Sie doch Ihre Meinung hier als Kommentar.

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Danke für Ihr Interesse.

Quellen: Psychologie heute 6/2008, brandeins 4/2008, Stern
Creative Commons License photo credits: o2ma, Patrick Powers, funadium

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.