Zehn Irrtümer über Gott.

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Emotionale Intelligenz / Glück

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Im Namen Gottes werden ja leider viele Dinge getan und gerechtfertigt:

„Gott hat mir gesagt, ich solle Al Quaeda angreifen, und ich griff sie an, dann unterwies er mich, Saddam anzugreifen, was ich tat, jetzt bin ich dazu bestimmt, das Problem im Nahen Osten zu lösen.“
(George W. Bush)

„So wahr mir Gott helfe.“
(Zusatz beim Amtseid vor dem deutschen Bundestag)

„Bei anhaltenden Protesten gegen die Mohammed-Karikaturen hat ein pakistanischer Imam ein Kopfgeld auf den Zeichner ausgesetzt.“
(Zeitungsmeldung der dpa)

„Solange Gott mir die notwendige Gesundheit und die Partei das Vertrauen schenkt.“
(Antwort des SPD-Vorsitzenden Beck auf die Frage, wie lange er noch die Partei führen wolle.)

„In Gottes Namen ja, dann kriegst du halt dein Premiere-Abo zu Weihnachten.“
(Stoßseufzer einer Ehefrau im Einkaufsstress.)

Schon eine Weile denke ich über einen Blog-Beitrag zu Weihnachten nach. Aber etwas wirklich Passendes fiel mir nicht ein. Da traf es sich, dass heute morgen in einem Newsletter von Matthias Pöhm, bei dem ich mal ein Rhetorik-Seminar besuchte (sehr empfehlenswert!), die folgenden zehn Thesen las:

  1. Gott hat nie aufgehört, mit den Menschen direkt zu kommunizieren. Jeder kann Botschaften von Gott empfangen. Jede Botschaft ist genauso wertvoll, wie jede andere Botschaft. Gott schickt jedem nur die Botschaften, die in sein momentanes Glaubenssystem passen. Deswegen widersprechen sich die Botschaften von unterschiedlichen Menschen oft.
  2. Jeder Mensch ist genauso außergewöhnlich, genauso besonders, wie jeder andere Mensch. Kein Mensch wird von Gott mehr geliebt, als ein anderer Mensch. Wir sind alle Boten zu jedem Augenblick unseres Lebens.
  3. Kein Weg zu Gott ist direkter als ein anderer. Keine Religion ist „Die einzig wahre Religion“, kein Volk ist das „auserwählte Volk“ und kein Prophet ist der „grösste Prophet“.
  4. Gott hat nichts nötig. Gott braucht nichts, um glücklich zu sein. Gott ist die Glückseligkeit selbst. Deshalb verlangt Gott von nichts und niemanden im Universum irgend etwas. Gott hat keine einzige Regel für uns Menschen aufgestellt.
  5. Gott ist kein einzigartiges Superwesen, das irgendwo im Universum oder außerhalb lebt. Gott ist die Gesamtheit aller Seelen, die im und außerhalb des Universums leben. Sie selber, ihr ärgster Feind, jede Fliege, jeder Grashalm, jeder Stein ist Teil von Gott.
  6. Das, was Gott ist, kann in keiner Weise gekränkt oder verletzt werden oder beschädigt werden und hat es deshalb auch nicht nötig zu bestrafen oder sich zu rächen.
  7. Alle Dinge sind ‚Ein Ding‘. Alle Dinge sind Teil des einen Dings. Wir hängen alle zusammen – ohne uns dessen bewusst zu sein. Alle Menschen, alle Tiere, alle Pflanzen, alle Materie im ganzen Universum… ist EINS.
  8. So etwas wie Richtig und Falsch gibt es nicht. Es gibt nur Ziele, die sich Menschen oder Menschengruppen selber stecken. Und gemäß diesen selbst gesteckten Zielen gibt es nur ein „funktioniert besser“ oder „funktioniert schlechter“.
  9. Wir sind nicht unser Körper. Das, was wir sind, ist grenzenlos und hört nie auf zu existieren. Unser Körper ist wie ein Radioapparat, aus dem Musik erklingt. Wir sind nicht das Gerät, wir sind die unsichtbaren Radiowellen dahinter, die auch noch da sind, wenn das Radiogerät nicht mehr existiert.
  10. Wir können nicht sterben. Unsere Seele wird ewig existieren. Wir sind weder in Sünde geboren, noch werden wir je zu ewiger Verdammnis verurteilt werden, egal was wir tun.

Was empfinden Sie, wenn Sie diese Thesen lesen?

Erleichterung? Verwirrung? Ärger?

Ich stelle diese Frage, weil das eigene „Gottesbild“ große Auswirkungen auf das eigene Leben hat. Es macht einen Unterschied, ob ich mir Gott strafend vorstelle oder verstehend, als obersten Richter oder als imaginäre Kraft hinter allem Lebendigen. Oder ob ich glaube, dass da „nichts“ ist. (Der Psychotherapeut Tilman Moser hat dazu zwei gute Bücher geschrieben).

Natürlich weiß niemand, wer und wie Gott ist und ob es diesen überhaupt gibt.

(In einem Selbsterfahrungs-Workshop hörte ich mal auf die Frage: „Und was ist mit Gott?“ die schöne Antwort: „Gott ist eine polnische Putzfrau und es geht ihr gut.“)

Doch ist es für viele Menschen schwer, mit dieser Ungewissheit zu leben. Und da wir nicht wissen, wie das Leben in Wirklichkeit ist, machen wir uns Bilder von der Realität (siehe Landkarten). Doch die Landkarte ist nicht die Landschaft, unser Bild von Gott ist nicht Gott.

Doch so ist der Mensch. Er weiß zwar nicht genau, wie das Wetter in fünf Tagen wird oder das Wirtschaftswachstum in Deutschland im nächsten Jahr – aber wo und wie Gott ist und womit er sich so beschäftigt, das gibt er vor zu „wissen“.

„lch vertraue darauf, dass Gott durch meine Person spricht. Ohne das könnte ich meine Arbeit nicht machen.“ sagte dereinst George W. Bush. Nun, vielleicht würden wir mit der Klimakatastrophe besser fertig werden, wenn er nicht auf Gott vertrauen würde.)

„Welche Religion hat Gott?“ war einmal Thema der Sendung bei Sabine Christiansen am 10. 9.06.
Am Ende eines Jahres, wo Glaubenskriege und Terrorismus im Namen Gottes immer heftiger geführt werden, will ich die obigen Thesen hier einfach mal aufführen.

Zum Nachdenken für Sie und, wenn Sie möchten, zum – kontroversen – Kommentieren.

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.