Warum Sie Ihrem Kind Meditieren beibringen sollten und Teenager um zehn ins Bett gehören.

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Methoden / Partnerschaft

détenteEltern sein ist nichts für Feiglinge.

Bin gerade ein paar Tage in New York und lese amerikanische Zeitungen. Davon zwei Meldungen, die zum Thema dieses Blogs passen.

Mein letzter Artikel ging ja um das Thema „Meditation“ und „Achtsamkeit“. Auch in den Vereinigten Staaten ist es populär. Einer Umfrage aus dem Jahr 2007 zufolge, meditiert von elf Amerikanern einer, das sind insgesamt zwanzig Millionen US-Bürger. Und eine wachsende Zahl von Kliniken und medizinischen Zentren lehrt diese Methoden ihren Patienten, um besser mit Schmerzen und Stress umzugehen. Dabei wird meist der Ansatz von Jon Kabat-Zinn vermittelt, der die Achtsamkeits-basierte Stress-Reduktion vor dreissig Jahren „erfand“.

Aber ist Meditation auch etwas für Kinder?

In USA TODAY lese ich, dass in mehreren Schulen und Kindergärten man den Kindern meditieren beibringt. Die positiven Wirkungen demnach sind:

  • größere Konzentrationsfähigkeit
  • verbesserte Aufmerksamkeit
  • verringerte Neigung zu Aggressionen

Eine erste Hinführung für Kinder bietet diese Website.  Hier geht es zwar vor allem um Phantasiereisen, doch ist das oft ein guter Einstieg, den ich selbst mit meine Kindern ab und zu angewendet habe.

Hier außerdem ein empfehlenswertes Buch dazu.
Und hier ein guter Artikel (auf Englisch).

Warum Sie Ihren Teenager um zehn Uhr ins Bett schicken sollten.

LustlosSelbst Vater von zwei erwachsenen Kindern, weiß ich, wie unterschiedlich die Vorstellungen von Eltern und Kindern über die benötigte Schlafmenge sein können. Doch hier kommt Rat und Ermutigung. Wenn Sie etwas Gutes für Ihr heranwachsenden Sprößling tun wollen, bleiben Sie hart.

Denn wie eine US-Studie jetzt zeigt, ist es für Heranwachsende schlecht, wenn Sie Ihr Kind über Mitternacht hinaus aufbleiben lassen. James Gangwisch, Columbia University, untersuchte über 15.000 Teenager. Die Ergebnisse sind alarmierend:

Kinder, die nicht um zehn Uhr spätestens im Bett waren, hatten ein 42 Prozent höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken als jene, wo die Eltern darauf bestanden, dass ihr Kind um diese Zeit im Bett war.

Der Grund: schon frühere Studien hatten einen auffallenden Zusammenhang zwischen der Länge des Schlafes und dem Auftreten von depressiven Symptomen und Suizidgedanken festgestellt. Kinder, die mindestens acht bis neun Stunden schliefen, blieben davon überwiegend verschont. Ein Bericht der Süddeutsche Zeitung bestätigt diesen Zusammenhang.

Meine Meinung:


Kinder zu erziehen, heißt zweierlei. Sie einerseits zu fördern. Und dazu passt der erste Vorschlag. Kinder einen Weg zum Meditieren aufzuzeigen, bedeutet, ihnen zu vermitteln, dass es im Leben nicht nur um den Kontakt zur äußeren Welt geht. Den finden Sie ja meist mittels SchülerVZ, Facebook & Co. ganz allein.

Sondern dass es auch Möglichkeiten gibt, einen Kontakt zur eigenen inneren Welt zu finden. Natürlich wäre das auch möglich, in der Schule anzubieten. Aber ein Vater, eine Mutter, die selbst irgendeinen Weg der Achtsamkeit in ihrem Leben gefunden haben und praktizieren, sind sicher das bessere Vorbild.

Kinder zu erziehen, heißt aber auch, dass man nicht der Freund der Kinder ist, sondern Vater oder Mutter. Das bedeutet manchmal, dass man Konflikte und Ärger riskieren muss, zum Beispiel wenn man Grenzen setzt.

Die Eltern, die in der zitierten Studie ihre halbwüchisgen Kinder bis nach Mitternacht aufbleiben lassen, tun dies sicher nicht, weil sie glauben, dass das zum Wohl des Kindes geschieht. Nein, sie haben Angst vor dem Gemaule und der Auseinandersetzung.

Doch Eltern sein heißt nicht, den Beliebtheitspokal gewinnen zu müssen. Sondern respektiert zu werden mit seinen vernünftigen Ansichten und den entsprechenden Grenzen dazu. Dass die Anerkennung dafür nicht in der konkreten Situation kommt, ist aus Sicht des Jugendlichen nachvollziebar. Vielleicht kommt sie einige Jahre später.

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Fotos: © Lucastor, Klaus Eppele – Fotolia.com

 

 

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

11 Kommentare

  1. Martin H sagt

    Danke für diesen Beitrag, ich habe auch sehr gute Erfahrungen mit, ich sag mal „Entspannung für Kinder“, gemacht. Meine zwei Sprößlinge sind seither ausgeglichener und auch ihre schulischen Leistungen haben sich deutlich verbessert. Bin jetzt nicht allzu tief in die Materie eingestiegen, aber was für mich zählt: Es funktioniert

  2. Maja Mummer sagt

    Die Studie erscheint mir sehr aussagekräftig, obwohl der Korrelationskoeffizient schon hilfreich wäre. Unabhängig davon aber erscheint mir der Artikel etwas widersprüchlich zu den Erkenntnissen, die Sie in ihrem neueren Artikel vorgestellt haben: http://www.persoenlichkeits-blog.de/article/7996/wie-viel-eltern-braucht-ein-kind

    Dort zitieren Sie wie wichtig die Vorbildfunktion der Eltern ist. Ich denke für meine Tochter wird es auch von immenser Bedeutung sein, dass sie früh ins Bett geht. Die Frage ist, wie wir das erreichen. Meines Erachtens schlagen Sie hier gerade die autoritäre Abkürzung vor, die eine Regel implementiert, ohne zu probieren, dass die Kinder, die Regel sich selbst geben. Das kann hin und wieder notwendig sein, ich bezweifle jedoch eine psychisch langfristig gute Wirkung im Hinblick auf die Selbstmotivation. Im Sinne von Suzuki würde ich bevorzugen einen anderen Weg zu suchen. Ihr Vorschlag entspräche doch in ähnlicher Dimension, den Kindern zu befehlen, Geige zu erlernen, aber würde nicht auf die Vorbildwirkung zielen. Wie sah es bei mir aus. Nun anstatt den Schlaf für die wichtige Schule zu investieren, habe ich die Schule verachtet und fühlte mich gemaßregelt. Am Ende las ich dann bis in die Puppen unter der Bettdecke. Hätten mir meine Eltern auch die Taschenlampe noch weggenommen, nun den Beliebtheitspokal hätten sie wohl nicht gewonnen, aber um den geht es leider auch.

    Also welche Alternative im Sinne von Suzuki haben Sie? 🙂

  3. Renate Richter sagt

    Danke, Herr Kopp-Wichmann, gerne nehme ich Ihren Beitrag als „Erinnerung“, immer wieder auch auf die Achtsamkeit nach innen zu achten als Pendant zur der Aufmerksamkeit heischenden äußeren Welt. Ob es Meditation in dem Sinne sein muss, wie sie Zenmeister anstreben und üben, weiß ich nicht.
    Ein Meditationslehrer meinte mal, er trifft die meisten total angespannten Menschen in seinen Kursen bei dem Versuch, zwischen zwei Terminen mal schnell entspannen zu können. Insofern stimme ich mit Herrn Engel überein:
    Ein „feuriges“ Kind zum Stillsitzen und Meditieren aus dem Alltag heraus zu animieren, ist ein sehr schwieriges Unterfangen. Vielleicht sogar kontraproduktiv.

    Meinen Sie nicht auch, dass die Depressionsgefährdung von Kindern weniger von dem tatsächlichen regelmäßigen Schlaf abhängt, als von der Gewissheit dieser Kinder, dass sie Eltern haben, die auch in schwierigen Situationen durchhalten können.

    Übersetzen wir doch Meditation mit Besinnlichkeit. Insofern kam Ihr Artikel genau zur richtigen Zeit und paßt für alle Gemüter.

    In diesem Sinne wünsche ich eine besinnliche Adventszeit
    Renate Richter

  4. Sabine Feickert sagt

    Wie schön, das so fundiert dargelegt zu lesen.
    Natürlich stößt es bei den Tennies auf wenig Gegenliebe, wenn sie ins Bett geschickt werden und manchmal erscheint es mir wirklich so, als seien wir die einzigen Eltern, die „soooo gemein“ sind. Klingelt doch mit schöner Regelmäßigkeit noch weit nach 21 Uhr das Telefon bei uns und die Tochter wird verlangt. Aber der Verstand wächst auch bei den Jugendlichen und immer häufiger sehen sie es selbst ein, dass es ihnen ausgeschlafen in der Schule besser geht. Auch wenn am Abend vorher noch dies und das so interessant war…
    Herzliche Grüße
    Sabine Feickert

  5. Hallo Herr Uebel,
    na, dann bin mal gespannt auf Ihren Blog, in dem Sie über die Wirksamkeit der einzelnen Methoden der Meditation schreiben. Ein bisschen erinnert mich an die Diskussion über die verschiedenen Heilweisen und zum Beispiel den jahrzehntelangen Versuch, die Homöopathie zu widerlegen. In einem SPIEGEL-Artikel der letzten Jahre wurde sie dann rehabilitiert, indem klar wurde, dass es vor allem der Placebo-Effekt ist, der wirkt. Der wirkt aber auch bei fiktiven Gelenkspülungen im Knie, wenn man den Patienten einen Film zeigte, der angeblich ihre Behandlung darstellte.

    Ich verstehe und begrüße den Ansatz, Wirksames von Unwirksamen zu unterscheiden, aber gerade bei der Meditation denke ich, muss jeder nach seiner Fasson selig werden.

    Danke für Ihren Kommentar.

  6. Jochen F. Uebel sagt

    Hallo, Herr Kopp-Wichmann.
    Ein begrüßenswerter Beitrag – mögen weitere zum Thema folgen! Denn wenn uns bewusst wird, dass »Meditation« auch und gerade für Kinder äußerst hilfreich sein kann, gilt es, die Spreu vom Weizen zu trennen. Meditation ist nicht gleich Meditation, genausowenig, wie Heilsalbe gleich Heilsalbe ist. Es gibt Methoden, die trotz aller guten Absicht wenig bis gar nichts bewirken, es gibt sicher welche, die eher abträglich sind, und es gibt Methoden, die bestens untersucht sind und den Test der Wissenschaft UND der Zeit bestanden haben.
    Hier gilt es, nach und nach zu einer Kultur der Nüchternheit zu finden: Wir haben uns zwar alle lieb, aber das darf nicht dauerhaft bedeuten, dass alles, was gut gemeint ist, immer gleichermaßen gut IST.
    Also langsam weg vom New-Age- und Esoterik-typischen Händchenhalten und langsam hin zu einer nüchternen, möglichst objektiven Betrachtung der Dinge: so weit als möglich.
    Glücklicherweise tauchen nach Jahren eher punktorientierter Meditationsforschung nun langsam auch die jetzt erst möglichen, vergleichenden Meta-Studien auf: die zeigen, dass der Nutzen der verschiedenen Methoden doch sehr, sehr unterschiedlich ist.
    Sobald mein eigener Blog nun endlich einmal eingerichtet sein wird, werde ich das Thema dort sicher einmal »in depth« behandeln.
    Bis dahin vielleicht nur dieser eine Link, eine Studie, die 1998 im renommierten American Journal of Health Promotion erschienen ist: http://tinyurl.com/ltsgqt
    (der Verlag verlangt für den Download leider 10 US-$).
    Beste Grüße

  7. Sehr geehrter Herr Engel,
    herzlichen Dank für Ihren ausführlichen und differenzierten Kommentar. Es freut mich immer wieder, wenn auf Beiträge von mir eine engagierte, kundige Diskussion zustande kommt, so wie dieses Mal auch.

    Ihre Meinung zu den vier energetischen Richtungen und einem entsprechenden Angebot kann ich gut nachvollziehen.

  8. Sehr geehrter Herr Kopp-Wichmann,

    darüber, ob es für Kinder gut sein kann zu meditieren, kann man geteilter Meinung sein. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, und so neu ist das zitierte Phänomen nicht. Bereits in den 70-ern gab es in den USA eine starke Strömung aufgeschlossener Pädagogen, die sehr gute Erfahrungen mit unterstützender Meditation sammeln konnten. Es gab einige Bücher zu dem Thema, die als sehr seriös zu bezeichnen waren. Leider ging dieser „Trend“ in der Pädagogik in der verallgemeinernden und destruktiven Kritik am New Age unter.

    Kinder sind sehr empfänglich für Meditation, diese Erfahrung mache ich immer wieder. Ich leite u.a. Kinder in Qi Gong an, differenziere aber hier nach energetischem Typus. Man kann bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, 4 energetische Typen unterscheiden: Die Energie tendiert nach oben, unten, außen oder innen. Jeder energetischen Ausrichtung können Persönlichkeitsmaerkmale zugeordnet werden.

    Jeden (zu dominanten) Typus kann man durch entsprechende Übungen ausgleichen (nicht unterdrücken wohlgemerkt). Ich möchte an dieser Stelle nicht allzu sehr ins Detail gehen, nachlesen kann man diesen Ansatz in meinem Buch „Qi Gong für mein Kind – Lernerfolg und Lebensfreude durch Bewegungsübungen“. Fakt ist, dass es Kinder gibt, die eher (gezielte) Bewegungsübungen brauchen um zur Ruhe zu kommen und damit wieder achtsam zu werden. Ruheübungen könnten hier sogar kontraproduktiv sein.

    In unserer Gesellschaft tendieren Eltern zu Extremen: Entweder man überlässt die Kinder sich selbst oder man beobachtet angebliche Auffälligkeiten und versucht sie durch Ruhigstellung jedweder Art (Medikamente, Entspannung usw.) zu „kurieren“. Ich habe in meiner Ausbildung zum Qi Gong-Lehrer gelernt, dass Kinder bis ungefähr zum 25. Lebensjahr über ein ungelenktes, starkes „Feuer“ verfügen. Es einzudämmen wäre fatal, es muss (aus-) gelebt und sehr bewusst gelenkt werden, damit sich Kreativität und Lebensfreude entwickeln können.

    Aus diesem Grunde bin ich der Meinung, dass man sehr genau abwägen sollte, ob ein Kind nun meditieren sollte, wenn es ohnehin schon den ganzen Tag von Medien, Internet etc. sediert wird oder ob man nicht das Kind besser mit kreativen, gezielten Bewegungsübungen unterstützt. Das würde auch so manche Eltern wieder etwas aktiver in die Erziehung einbeziehen …

    Mit den besten Grüßen
    Siegbert Engel

  9. Hallo Frau Brown,
    ich weiß gar nicht genau, ob es die Einsamkeit mancher Eltern ist, die es ihnen nahelegt, ihre Kinder zu Freunden machen zu wollen. Ich glaube, es ist auch ein falsches Erziehungsverständnis. Es geht ja dabei auch darum, dass man anerkennt, dass Eltern und Kinder nicht gleich sind, sondern dass es eine Beziehungsgefälle gibt. Die Eltern stehen über den Kindern, sie sind hoffentlich die Autorität, die in entscheidenden Dingen sagen, wo’s lang geht.

    Dass diese Autorität nicht missbraucht werden darf und eine entsprechende Vorbildfunktion einschließt, ist klar. Vielleicht ist es auch ein unbewusstes Relikt der Nazizeit und der 68er Revolte gegen den Begriff der Autorität. Nicht umsonst stehen ja die Bücher von Michael Winterhoff seit Monaten auf den Bestsellerlisten.

    Würde mich interessieren, was andere Leser dazu denken.

    Danke für Ihren Kommentar.

  10. Guten Abend Herr Kopp-Wichmann, danke für diesen Beitrag!

    Gerade am vergangenen Wochenende hatte ich ein Gespräch mit genervten Eltern, die mit ihrem Nachwuchs gehörig Stress haben beim Grenzensetzen und -einhalten. Wie Sie schildern, ist die Angst vor Gemaule und Auseinandersetzung stark. Ich vermute die Inkonsequenz in Erziehungsfragen liegt bei Eltern oft in ihrer Unsicherheit wie mit ihren Kindern umzugehen ist.

    Als Eltern kann man sehr alleine sein, da liegt es nahe, dass man seine Kinder lieber zu Freunden macht. Das ist weder zum Wohl der Eltern, noch der Kinder.
    Manchmal bekommt man jedoch später unerwartet die Belohnung für seine Mühen (Streit und Angstgefühlen nicht aus dem Weg zu gehen). Mir passierte dies mit dem Sohn einer Freundin, mit dem ich, als er Kind war, sehr konsequent war, was seine und meine Grenzen anging. Er rief mich Jahre später an um mir stolz mitzuteilen, dass er nun sein Abitur in der Tasche habe. Obwohl wir uns einige Jahre nicht mehr gesehen hatten.
    Herzliche Grüsse, D. Brown

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