Wie ich mir mit Meditation meine wissenschaftliche Karriere verbaute.

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Gesundheit / Glück / Methoden

meditation-mann-park„Sitz nicht dauernd rum, tu was“, schalt einst die Mutter.
„Tu nicht dauernd was, setz dich hin, mahnt später der Zen-Meister.

„Meditation macht gesund und glücklich!“ Auf diese Kurzformel gebracht, beginnt ein Artikel in einer Frauenzeitschrift. Und in der Tat sind die positiven Wirkungen des Meditierens zahlreich:

  • Es vertieft Ihre Selbstheilungskräfte
  • Es entspannt und stärkt Körper und Geist
  • Es lässt Ihr Gehirn wachsen
  • Sie können darin zur Ruhe kommen und finden Lösungen für Ihre Probleme
  • Sie können Kontakt finden zu einer inneren Lebensquelle
  • Sie können sich neue Erfahrungsräume jenseits des Verstands erschließen
  • Sie erleben, was es heißt, im Moment zu leben

Meditation hat mich schon in jungen Jahren interessiert.

Im Alter von 25 Jahren belegte ich einen Kurs in Transzendentaler Meditation, bekam für siebzig DM mein persönliches Mantra und meditierte fleißig jeden Tag.

Noch während des  Psychologiestudiums war ich Sannyasin bei Bhagwan, heute Osho, und probierte ganz andere Meditationen aus wie Dynamische, Kundalini, Nataraj usw. und war von den Wirkungen sehr beeindruckt.

Natürlich trug ich auch nur rote Kleidung und verpatzte mir dadurch einige bessere Noten bei der Diplomprüfung. So schrieb ich die erste Diplomarbeit über NLP mit dem Titel „Reframing bei Sprechängsten“, Therapeut war Gunther Schmidt. Das war damals natürlich ein völlig exotisches Thema, der Prüfer wusste gar nicht so recht, was er mich dazu fragen sollte. Die Note war entsprechend und meine wissenschaftliche Karriere schon zu Beginn zu Ende. Aber wenn ich mal von etwas überzeugt bin, kann ich ziemlich kompromisslos sein. Und was zählt eine Vier für die Diplomarbeit, wenn man
gerade auf dem Weg zur Erleuchtung ist.

kalu rinpocheDurch Zufall – oder die Wirkungen früherer Leben – bekam ich Kontakt zum Tibetischen Buddhismus und praktizierte diesen mehrere Jahre. In etlichen Retreats meditierte ich über viele Stunden, oft tagelang. Die Erfahrungen waren ähnlich wie die, die ich zuvor in einem Enlightment Intensive gemacht hatte.

Hier beschäftigt man sich mehrere Tage immer nur mit einer von drei Fragen:

  • Was bin ich?
  • Was ist das Leben?
  • Was ist ein Anderer?

Nun finden Sie darauf mal eine Antwort. Vor allem, wenn Sie sich eine Stunde damit beschäftigt haben, dann Ihre Antwort präsentieren und die Reaktion des Lehrers darin besteht, die Frage zu wiederholen. Und das drei Tage lang – oder sieben. Das Ganze kann man nicht beschreiben, aber wenn man nicht entnervt aufgibt und durchhält, ist es eine tiefe Seinserfahrung oder anders ausgedrückt: „Niemand, der direkt erfahren hat, wer er wirklich ist, war bisher enttäuscht.“

Es gibt zahllose Formen von Meditation

und viele Anleitungen, entweder in der Volkshochschule, in Büchern oder im Internet. In einem Meditationszentrum sich von einem Lehrer unterweisen zu lassen, hat den Vorteil, dass man auftauchende Fragen mit einem Erfahrenen besprechen kann.

Am meisten bekannt ist die Meditationsform, wo man sitzt, die Augen ganz oder halb geschlossen hat, und seinen Atem zählt. Man kann sich dabei aber auch auf einen Gegenstand vor sich (Kerze, Blume usw.) konzentrieren.

Für Menschen, die gern verstandesmäßig an neue Dinge herangehen, ist das Meditieren über ein Koan vielleicht der richtige Weg. Ein Koan ist eine Art Zen-Rätsel, das man nicht einfach lösen kann, weil dazu die Grenzen des logischen Denkens durchbrochen werden müssen. Wenn Sie das mal ausprobieren möchten, können Sie sich hier ein spezielles Koan für Ihre gegenwärtige Situation geben lassen und darüber meditieren (auf Zen-Koan klicken).

Wie Meditation und innere Achtsamkeit zusammenhängen

Im Rahmen meiner psychotherapeutischen Ausbildungen lernte ich bei Ron Kurtz die Innere Achtsamkeitkennen, die den größten Einfluss auf mein Leben bis heute hatte. Bei Wikipedia ist sie gut beschrieben:

Mit Achtsamkeit im Sinne von Mindfulness ist diejenige geistige Einstellung gemeint, in der man sich um ein breites und gleichmütig-akzeptierendes Achtgeben auf alle Phänomene bemüht, die „im Geist“, also „in“ der Wahrnehmung oder Vorstellung („im Bewusstsein“) auftauchen: Gedanken aller Art wie Erinnerungen oder sonstige Vorstellungen, Sinneswahrnehmungen aus der Umgebung sowie aus dem eigenen Körperinneren einschließlich aller emotionalen Vorgänge.

Einübung und Entwicklung einer derart breiten Achtsamkeit ermöglicht ein offenes und umfassendes Gewahrwerden – und mit der Zeit schließlich auch beständiges Gewahrbleiben – aller geistigen Vorgänge einschließlich eines unablässigen Gewahrseins seiner Wahrnehmungen vom eigenen Handeln und Verhalten in der jeweiligen Umwelt.muenchen-ubahn

In dieser Auffassung kann Achtsamkeit klar von Konzentration unterschieden werden. Diese besteht ähnlich der Trance in einer mehr oder weniger engen Fokussierung von Aufmerksamkeit und damit ihrer Begrenzung, Beschränkung oder Zuspitzung auf einen meist selbst „bestimmten“ Bereich des Erlebens.

Die Entwicklung von Achtsamkeit hat eine dazu gegenläufige Ausrichtung: die unter den Bedingungen des gewöhnlichen Lebens bedarfsmäßig entwickelte und üblicherweise oder gewöhnlich eingenommene Aufmerksamkeitsspanne soll überwunden werden, indem der Aufmerksamkeitsfokus nach und nach auszudehnen und zu erweitern versucht wird. Mittels dieser „Aufmerksamkeitsweitung“ soll eine „Bewusstseinserweiterung“ im besten Sinn des Wortes erreicht werden und zu einer „weitwinkelartig“ offenen und wachen Präsenz voller Aufmerksamkeit oder eben Achtsamkeit führen.

Mit seiner Methode der freien Assoziation hatte Sigmund Freud den Nutzen dieser gleichschwebenden Aufmerksamkeit des Analytikers auch entdeckt. Er nannte sie die kritiklose Selbstbeobachtung.

Als ich in den 70er Jahren die innere Achtsamkeit lernte und danach über zwanzig Jahre im HAKOMI-Institut in Workshops und Ausbildungen lehrte, war das damals im Feld der Psychotherapie völlig neu. Ich muss deshalb immer etwas schmunzeln, wenn in den letzten paar Jahren auf Kongressen und in Ausbildungen die Achtsamkeit als „state-of-the art“ verkauft wird.

Auch in meinen Persönlichkeitsseminaren arbeite ich viel mit der „inneren Achtsamkeit“, weil es die einfachste und die direkteste Möglichkeit ist, den inneren Autopiloten mal abzuschalten und einen anderen Kontakt zu sich zu finden.

Hier zwei Anleitungen von mir, einmal fünf, einmal zwanzig Minuten lang

Wer eine andere strukturierte Anleitung möchte, dem empfehle ich die Website von Detlef Bartel. Sein Buch und vor allem seine geführte Meditation ist ein erstaunlich tiefführender Weg, um zum Beispiel zu erleben, was der Unterschied ist zwischen dem eigenen „Ich“ und dem „Selbst“.

Und was nutzt einem Meditation und Achtsamkeit?

Meine Erfahrung kann ich so zusammenfassen:

Die Quelle unserer Unzufriedenheit, vieler Probleme und Krankheiten ist der ununterbrochene ruhelose Strom unserer Gedanken. Diese Gedanken lenken einen von der Wirklichkeit, der Gegenwart ab. Sie verschleiern unser Wesen wie Wolken den blauen Himmel.

seifenblasen-small1Gedanken sind nie aus der Gegenwart, sie sind immer aus der Vergangenheit oder gehen in die Zukunft.

Aus der Sicht des Verstandes ist unser Leben ein lineares, beschränktes Ereignis, das durch den Lauf der Zeit bestimmt und begrenzt wird. Diese Perspektive erschafft auch die Angst vor dem Tod. Wenn man mittels Meditation in den Bereich jenseits des Verstandes gelangt, erlebt man etwas, was die die Zeit sofort transzendiert.

Denn die Gegenwart – dieser Moment jetzt – ist zeitlos.

Insofern ist Meditation keine Technik und braucht auch keine.
Meditation ist in erster Linie ein tieferes Verstehen.

kommentar Meditieren Sie? Wenn ja, warum und wie?
Wenn nein, warum nicht?

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

29 Kommentare

  1. Kaum zu glauben, Herr Kopp-Wichmann, dass ich Sie „wieder treffe“. 🙂 Ich „kenne“ Sie aus völlig anderen Zusammenhängen auf einem anderen Blog oder sind es sogar mehrere?
    Ich selbst habe das Buch „Ganz entspannt im Hier und Jetzt“ als junger Mensch total verschlungen und es immer als Schatz behandelt. Hunderte Bücher habe ich in meinem Leben schon aussortiert, aber dieses steht immer noch in meinem Regal … Absolut überraschend, von nun an werde ich Sie mit völlig anderen Augen „lesen“.
    VG, Petra Ofner

  2. Matthias sagt

    Mit Achtsamkeit kann ich nichts anfangen.
    Cogito ergo sum – ich denke also bin ich. Die Gedanken, das bin ich!
    Also in mir einen inneren Beobachter zu finden? Ich kann versuchen, Dinge gedanklich zu verstehen und umzusetzen. Aber Meditation?
    Für mich nur Zeitvertreib. Und warum sollte ich die Zeit vertreiben? Mir steht doch davon nur eine sehr begrenzte Menge zur Verfügung.

  3. Roland Kopp-Wichmann sagt
    15.07.2009
    Hallo Frank,
    danke für Deinen persönlichen, anschaulichen Kommentar. Irgendwann sollte man sich eben von allen Lehren und Lehrern lösen und sein eigener Guru werden.

    Günter Meyer sagt: Roland, habe diese, deine Seite gelesen. Alles Bull Shit, so wie die ganzen Guru und Spirit Egos jetzt 2018 Top Aufwacher, Channeler, Spitze Macher Nithyananda, Keshe etc. Alles Bull Shitt aber lustig und sehr gefährlich. Lähmt natürlich Top. Geilt auf. Mache selbst TM 48 Jahre und all diese Freak Systeme. Meine System gefällt mir aber am Besten. Ich liebe euch alle. Seid auf der Hut. Hansestadt Bremen und Plasma Künstler Günter Meyer. http://www.plasma-kunst.de

  4. Toller Artikel, schön geschrieben! 🙂
    Ich finde neben Meditation auch Tantra Seminare sehr hilfreich, um zu lernen, im Hier und Jetzt zu leben. Beim Tantra oder einem der vielen Tantra Seminare die es gibt, kann man etwas über sich selbst erfahren und sieht das Leben einfach anders. Mir ist Meditation und Entspannung einfach sehr wichtig im Leben …

  5. Klaus sagt

    Lieber Roland,

    danke für diesen tollen Beitrag!

    Ich praktiziere Achtsamkeit auch seit geraumer Zeit und kann die positive Wirkung nur bestätigen. Vorher stand ich immer unter Spannung wegen Familie und Arbeit. Ich urteilte oft und war stets unzufrieden mit der Situation.
    Doch seitdem meditiere und mehr auf meine inneren Gedankenprozesse achte, kann ich Vieles akzeptieren.

    Liebe Grüße,
    Klaus

  6. Betka sagt

    …so konnten Sie einer der besten Coaches werden
    und ich konnte von Ihnen lernen
    *lacht

    DANKE

    Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
    konnte ich erkennen,
    dass emotionaler Schmerz und Leid
    nur Warnung für mich sind,
    gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
    Heute weiß ich, das nennt man
    “Authentisch-Sein”.

    Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
    habe ich verstanden,
    wie sehr es jemanden beschämt,
    ihm meine Wünsche aufzuzwingen,
    obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif,
    noch der Mensch dazu bereit war,
    auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
    Heute weiß, das nennt man
    “Selbstachtung”.

    Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
    habe ich aufgehört,
    mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
    und konnte sehen, dass alles um mich herum
    eine Aufforderung zum Wachsen war.
    Heute weiß ich, das nennt man
    “Reife”.

    Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
    habe ich verstanden,
    dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
    zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
    und dass alles, was geschieht, richtig ist
    – von da konnte ich ruhig sein.
    Heute weiß ich, das nennt sich
    “Selbstachtung”.

    Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
    habe ich aufgehört,
    mich meiner freien Zeit zu berauben
    und ich habe aufgehört,
    weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.

    Heute mache ich nur das,
    was mir Spaß und Freude bereitet,
    was ich liebe
    und mein Herz zum Lachen bringt,
    auf meine eigene Art und Weise
    und in meinem Tempo.
    Heute weiß ich, das nennt man
    “Ehrlichkeit”.

    Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
    habe ich mich von allem befreit
    was nicht gesund für mich war,
    von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
    und von allem, das mich immer wieder hinunterzog,
    weg von mir selbst.
    Anfangs nannte ich das “gesunden Egoismus”,
    aber heute weiß ich, das ist
    “Selbstliebe”.

    Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
    habe ich aufgehört,
    immer recht haben zu wollen,
    so habe ich mich weniger geirrt.
    Heute habe ich erkannt,
    das nennt man
    “Einfach-Sein”.

    Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
    da erkannte ich,
    dass mich mein Denken
    armselig und krank machen kann,
    als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
    bekam der Verstand einen wichtigen Partner,
    diese Verbindung nenne ich heute
    “Herzensweisheit”.

    Wir brauchen uns nicht weiter
    vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen
    mit uns selbst und anderen fürchten,
    denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
    und es entstehen neue Welten.
    Heute weiß ich,
    das ist das Leben!

    Charlie Chaplin an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1959

  7. Hallo Roland,
    herzlichen Dank für deine schnelle Antwort. Du sagst du bist kein Meditations-Meister aber was ist überhaupt ein Meister? Ich denke du bist auf einen guten Weg – soviel für´s Ego 😉
    Das Aggressionen dahinter stecken kann ich mir eher nicht vorstellen. Werde aber dennoch darüber meditieren und es prüfen.
    Es ist vielmehr so, als ob mein Gehirn Probleme damit hat, dass ich im reinen Gewahrsein verharre und nun seine Aktivitäten unerwünscht auf meinen Körper ausweitet. Wenn ich allerdings die Kontrolle über meinen Körper behalten möchte, dann wird es schwierig im reinen Gewahrsein zu bleiben.

  8. Hallo Rudolf,
    ein Meditationsmeister bin ich noch lange nicht. Da reicht ein Leben nicht.

    Zu Deiner Frage: es sind möglicherweise unterdrückte Impulse oder Gefühle, so wie Du es schilderst, denke ich am meisten an aggressive Impulse.
    Am besten mal darüber meditieren, ob und wo Du Deine Aggressionen unangemessen unterdrückst.

  9. Hallo Roland,
    ich habe eine Frage an Sie als erfahrenen Meditationsmeister.
    Ich meditiere täglich und habe im Laufe meines Lebens auch verschiedene Meditationsformen kennen und schätzen gelernt. Wenn ich mich heute zum meditieren hinsetze und mich mit dem reinen Bewusstsein verbinde – also frei von Gedanke im Gewahrsein – dann beginnt meine Hand oft unkontrolliert heftig zu zucken. Mittlerweile passiert es allerdings, dass mein ganzer Körper hefig und unkontrolliert zuckt (zittern wäre zu wenig gesagt). Ich muß aufpassen, dass ich schon vorher einen sicheren Ort aussuche, wo ich nirgends dagegenschlagen kann.Es tut nicht weh und sobald ich zu denken beginne hört es sofort wieder auf. Allerdings möchte ich gerne im reinen Gewahrsein länger verbleiben und bin nun doch etwas von der Heftigkeit der Körperreaktionen verunsichert. Gibt es dafür eine Erklärung oder einen Tipp?
    Herzlichen Dank!

  10. Sonntag Vormittag sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,

    vielen Dank für diesen Blog-Beitrag und Ihren Blog überhaupt, den ich heute entdeckte und sehr erfrischend finde!
    Besonders gut gefällt mir hier Ihre Formulierung, dass man die so genannte Zeit sofort transzendiert, sobald man in einen Bereich jenseits des Verstandes eintritt. Man könnte auch sagen, dass man die Vorstellung von Zeit als Illusion erkennt. Ebenso stimme ich mit Ihnen mit der Vorstellung der linearen Abfolge „eines Lebenslaufes“ überein (ich sag das einfach mal in meinen Worten) – auch der ist konstruiert und höchst illusionär, allein schon durch die Wertigkeit, die Schwerpunkte usw., die subjektiv „im Nachhinein“ gesetzt werden und im Übrigen heute anders ausfallen als morgen.
    Was also ist Meditation und wer meditiert da? „Meditieren Sie?“ – Nein, ich meditiere nicht. Wenn Meditation da ist, ist kein Meditierender da. Der ist natürlich sonst auch nicht da, aber immerhin die Illusion von ihm. Aber dann wird ja gerade nicht meditiert, sondern dann erscheint da gerade ein „Jemand“ – Gewinner, Verlierer, Arbeiter, Deutscher, Musiker oder jemand, der Bauchweh hat oder der Erleuchtung hinterher rennt.

    In diesem („meinem“) Fall war nie eine bestimmte Praxis der Meditation nötig. Das zeigte sich alles von selbst, anstrengungslos. Kein Sitzen, aber auch kein Nicht-Sitzen. Natur, Tiere, klassische Musik, die Luft, das Atmen, ein Gespräch, Freude – und da ist nur noch „das“. Es lebt von allein.

    Allerdings konnte ich diesen Zustand in frühen Jahren nicht einordnen oder verbal benennen, da mir derartige Theorien nicht bekannt gewesen waren. Dennoch fühlte ich mich in diesem Zustand mehr daheim als in anderen. Ganz nebenbei zweifelte ich aber, den allgemeinen Etiketten entsprechend, an meinem Verstand.
    Ich fragte mich schon sehr „früh“, wer ich eigentlich bin und wem zum Beispiel dieser Arm gehört 😉

    Das ist nicht mehr so, was nicht heißt, dass ich ein Rätsel gelöst hätte. Vermutlich gibt es überhaupt kein Rätsel…Da ist die Wahrnehmung eines Hundegebells, eines frischen Lüftchens, einiger Gedanken, der Wolken und dann klingelt das Telefon. Und, bestürzend für manche, das ist es schon. Mehr kommt nicht und mehr gibts nicht.

    Das Interessante ist aber, dass die Vorstellung, es komme da noch was – morgen bei Tante Emmas Geburtstag, bei der nächsten Gehaltserhöhung oder bei dem Trip nach Südamerika – „es“ ebenso ist. Die so genannten Betreffenden wissen nur nicht, dass diese Erwartung ebenso „das“ ist, was sie suchen, wie das, was sie sich von der Erfüllung dieser Dinge versprechen und das, wenn diese Dinge dann eintreffen oder auch nicht.
    Erst wenn man all die Erscheinungen – sich „selbst“ inbegriffen – umarmt, merkt man, dass man die Umarmung ist und nicht der Umarmende oder das Umarmte.

    Viele freundliche Grüße
    Sonntag Vormittag

  11. Hüseyin Tepeli sagt

    Hallo Frank,
    wie ich sehe, scheint Meditation dich sehr anzusprechen. Wenn du meditative Praktiken nutzen möchtest, um aus deiner beruflichen Krise herrauszukommen, würde ich dir unbedingt empfehlen, dir die Arbeiten von Jon Kabat-Zinn über Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) und Mindfulness Based Cognitive Therapy (MBCT) anzuschauen. (Es gibt einige Bücher von Ihm zu seinem Arbeiten.) Eventuell wäre das was für dich.
    Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit dir einen Coach zur Seite zu holen, der dich in dieser schwierigen Phase unterstützen könnte.
    Beste Grüße
    Hüseyin

  12. Hüseyin Tepeli sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,
    vielen Dank für ihr Feedback.

    Was genau nun Kabat-Zinn darüber denken würde, vermag ich nicht zu beurteilen.

    Sicherlich haben Sie recht, dass nicht jeder kranke Menschen mit der Methode von Kabat-Zinn behandelt werden sollte. Hauptsächlich werden jedoch „kranke“ Menschen z.B. mit Herzinfarkt, Migräne, Rückenschmerzen, Krebs, Aids, Angstzustände, chronische Hauterkrankungen behandelt.

    Die Methode von Zinn scheint die Selbstheilungskräfte der Menschen durch unterschiedliche Meditationsmethoden zu unterstützen und zu fördern. Ein gesunder Menschen wird gar nicht erst krank, da er mit sich anscheinend im reinen ist und deshalb keine angeschlagene Gesundheit hat. Meditations kann hier nicht helfen, da hier auch nichts „krank“ ist. Nichtsdestotrotz kann auch ein gesunder Menschen sicherlich von der Meditation profitieren. Doch das kann er auch durch Sport gesunde Ernährung, Verbesserung seiner Problemlösungsfähigkeiten, eine Förderung seiner sozialen Fähigkeiten, dem Aufbau von Freundschaften, der Malerei, Theater spielen, der Entwicklung von Träumen und Visionen, Tanzen und Lachen und vielem, vielem mehr, je nachdem, was seinem naturell entspricht. Viele dieser Wege bewirken auf eine naturlicher Art, was man ansonsten versucht durch Meditation zu erreichen.

    Was ist der Unterschied zwischen Denken und Gedanken? Denken ist der Prozess mit dem ich Gedanken erzeuge. Meinen Gedanken sind das Ergebnis meines Denkens.

    Was ich als „falsches“ Denken bezeichnen, ist es den Prozess des Denkens z.B. gegen mich selbst einzusetzen in dem ich z.B. Gedanken erzeuge, wie „ich bin nicht gut genug“, „ich bin nichts wert.“, etc. Reagiert man dann auf diese Gedanken und „vergisst“das man diese selber durch sein Denken erzeugt, kann eine negative Abwärtsspirale der Gedanken entstehen, die sie wahrscheinliche als den „ruhelosen Strom unserer Gedanken“ bezeichnen, der „Die Quelle unserer Unzufriedenheit, vieler Probleme und Krankheiten ist“.

    Und hier setzt, dass an, was sie als tieferes „tieferes Verstehen“ bezeichenen würden. Dadurch, dass wir den Gedanken beobachten, entidentifizieren wir uns uns von ihne und hören auf zu bewerten also zu denken, und unser Körper hat Zeit sich selber zu heilen, da er nicht mehr ständig mit negativen Gedanken und Bewertungen bombardiert wird.

    Denn unser Körper verstoffwechselt nicht nur Nahrung, sondern auch Gedanken. Genauso wie schelchte Nahrung uns krank machen kann, können auch „schlechte“ Gedanken uns krank machen.

    Hier liegt aber auch eines der Probleme der Meditations. Sobald wir aufhören zu meditieren und wieder anfangen unsere alten Denkstile zu verwenden (oder wir kommen einfach wieder aus dem Kloster zurück in den Alltag) sind die alten Probleme wieder da. Die Literatur ist voll von diesem Phänomen. (Siehe z.B. Das Tor des Erwachens. Wie Erleuchtung das tägliche Leben verändert von Jack Kornfield)

    Im besten Fall sind uns durch das Beobachten unserer Gedanken die zerstörerischen Denkmuster und Stile aufgefallen und wir haben aufgehört diese zu nutzen und haben welche entwickelt, die uns weiterhelfen, wenn wir diese Art der Meditation tatsächlich praktizieren. Dies ist aber nicht immer der Fall, da es viele Meditationspraktiken gibt, die einfach nur das Denken und Bewerten unterbrechen, in dem Sie empfehlen sich auf andere Prozess zu konzentrieren, wie z.B. dem Atem usw.
    Vielen Dank für die anregende Diskussion.
    Mit freundlichen Grüßen
    Hüseyin Tepeli

  13. Hallo Frank,
    danke für Deinen persönlichen, anschaulichen Kommentar. Irgendwann sollte man sich eben von allen Lehren und Lehrern lösen und sein eigener Guru werden.

  14. Frank sagt

    Hallo, ich fühle mich einfach mal von der Frage, ob und wie ich meditiere, persönlich angesprochen:

    Ich versuche, einmal am Tag zu Meditieren. Es werden immer optimale Zeitpunkte dazu empfohlen (morgens nach dem Aufstehen, beim Nachhausekehren von der Arbeit, abends vor dem Schlafengehen), aber eigentlich ist mein persönlicher optimaler Zeitpunkt, wenn ich nachts zwischen 2 und 5 Uhr aufwache und mein Herz und mein Verstand um die Wette rasen (ich bin derzeit in einer beruflichen Krise).

    Wenn ich dann 20 Minuten sitze, versuche meinem Atem zu folgen, dann meinen ganzen Körper zu spüren und schließlich in den letzten 5 Minuten (bildlich gesprochen) am ruhigen Ufer meines immer noch rasenden Gedankenstroms zu sitzen, dann komme ich wirklich wieder mehr oder weniger „zu mir selber“.

    Nun mag man mir vorwerfen, ich mißbrauche die Meditation, mit der man so viel erreichen könne, als Einschlafhilfe. Aber so ist es. Ich bin damit zufrieden. Und ich habe das Gefühl, subtile Änderungen (höhere Achtsamkeit, z.B. in Begegnungen mit anderen Menschen, bei emotionalen Reaktionen auf Ereignisse etc.) zu bemerken.

    Eines noch: ich bin Jahre lang immer neuen Meditationsanleitungen und geführten Meditationen nachgejagt. Alle (denen ich begegnet bin) haben Ihren Wert. Aber irgendwann muß man einfach mal auch zur Ruhe kommen, einfach sitzen und achtsam sein….

    Und zu den Kommentaren anderer Kommentatoren: Sport mache ich auch….

    Alles Gute !
    Frank

  15. Hallo Herr Tepeli,
    herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar. Nur ein paar kurze Anmerkungen dazu.

    Ich glaube, dass John Kabat-Zinn sich heftig wehren würde, dass er vor allem kranke Menschen mit seinen Methoden behandelt. Diese Abgrenzung ist im psychischen Bereich ziemlich schwierig. Mit Sicherheit ist Meditation vor allem für Gesunde geeignet. Einem Menschen mit einer Psychose würde ich davon abraten, da ihn die Aufteilung in „Zeuge“ und „Gedanken“ noch mehr verwirren würde.

    Sie schreiben über „den falschen“ Einsatzes unseres Denkens“. Was soll denn die Unterscheidung zwischen Denken und Gedanken? Und natürlich passieren die Gedanken immer im gegenwärtigen Moment, aber der Inhalt der Gedanken ist selten auf die Gegenwart gerichtet, denn dann wäre es ja Meditation.

    Das mit dem „tieferen Verstehen“ ist so gemeint, dass man nicht die Gedanken besser versteht, sondern die Gedanken ziehen oder loslassen kann, obwohl sie da sind. Das tiefere Verstehen zielt auf die Desidentifikation von den Gedanken, was die meisten Menschen sich ja nicht vorstellen können. Getreu in der Descarteschen Tradition „Ich denke, also bin ich.“

  16. Hüseyin Tepeli sagt

    Hallo,

    die Aussagen von Herrn Feger kann ich nachvollziehen. Auch wenn ich das genannte Buch nicht gelesen habe, kenne ich andere Quelle, die von der unheilvollen Unterstützung des Japanischen Militärs durch Zen-Roshis berichten. Auch die Kultur der Samurai war sehr stark durch die Philosophie des Zen-Buddhismus beeinflusst und die Samurai waren nicht gerade für ihre Friedfertigkeit bekannt und haben „Meditation“ als eine Technik benutzt, um im Kampf zu überleben.

    Den wer im Kampf nicht voll bei der Sache ist, also keine volle Aufmerksamkeit hat, ist sehr leicht zu töten.

    Nun könnte man sagen, dass es sich hier um einen Missbrauch der Meditation handelt. Und genau darauf will ich auch hinaus. Meditation in ihren vielfältigen Formen ist EIN Instrument, eine Technik (neben vielen anderen auch) durch die wir Aufmerksamkeit und Konzentration (weiter-)entwickeln können und diese Aufmerksamkeit und Konzentration kann auf vielfältige sinnvoll und hilfreich eingesetzt werden, aber auch auf vielfältige Weise missbraucht werden.

    Meditation als Praxis, die uns hilft Aufmerksamkeit und Konzentration zu entwickeln, gehört der gesamten Menschheit und hat rein gar nichts mit dem religiösen und esoterischen TamTam zu tun, welches sich darum herum entwickelt hat.

    So hat sich z.B. aus der Astrologie, die Astronomie entwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass wir gegenwärtig etwas ähnliches bei der Meditation und den meditativen Praktiken erleben (werden). John Kabat-Zinn ist u.a. einer derjenigen, der genau daran arbeiten und dabei hervorragende Ergebnisse erzielen.

    Würde ich deshalb Meditation empfehlen? Nicht unbedingt, den man darf bei den Arbeiten von John Kabat-Zinn nicht vergessen, dass es sich bei den erzielten Ergebnissen um die Behandlung von „kranken“ Menschen handelt. Deshalb wird jemand, der „gesund“ ist, schon nicht auf die gleiche weise davon profitieren können.

    Einem Jungen Menschen, der sich überlegt, mit Meditation zu beginnen, würde ich persönlich eher zum Sport raten als jeden Tag 30-45 min. zu meditieren. Ich glaube, dass junge Menschen mehr vom Sport und dem Kontakt mit einer Gruppe profitieren als vom täglichen meditieren.

    Zu dem was Sie über Meditation sagen, möchte ich gerne auch noch folgende Anmerkungen machen.:

    „Die Quelle unserer Unzufriedenheit, vieler Probleme und Krankheiten ist der ununterbrochene ruhelose Strom unserer Gedanken.“

    Als Quelle unserer Unzufriedenheit und vieler Probleme und Krankheiten sehe ich eher den „falschen“ Einsatzes unseres Denkens, der sich in einem ruhelosen Strom unsere (negativen) Gedanken äußert. Dieser ruhelose Strom unserer Gedanken kann z.B. für einen Künstler und Schriftsteller die wunderbarste Quelle seiner Kreativität darstellen. Er lebt von ihr und wäre sehr glücklich über sie. 🙂

    „Diese Gedanken lenken einen von der Wirklichkeit, der Gegenwart ab. Sie verschleiern unser Wesen wie Wolken den blauen Himmel.“

    Auch hier sind es nicht die Gedanken, die das Problem sind, sondern wie wir damit umgehen. Davon ab lenken uns auch nicht unsere Gedanken ab, sondern wir lenken uns mit unseren Gedanken ab.

    „Gedanken sind nie aus der Gegenwart, sie sind immer aus der Vergangenheit oder gehen in die Zukunft.“
    Gedanken sind aus meiner Sicht immer aus der Gegenwart. Gedanken können sich mit der Gegenwart, Vergangenheit und auch Zukunft beschäftigen, werde aber immer von uns im Augenblick konstruiert.

    „Aus der Sicht des Verstandes ist unser Leben ein lineares, beschränktes Ereignis, das durch den Lauf der Zeit bestimmt und begrenzt wird. Diese Perspektive erschafft auch die Angst vor dem Tod.

    Aus meiner Sicht gibt es keinen „Verstand“ der eine Sichtweise hat, sondern nur der Prozess des Denkens, durch den wir versuchen zu „verstehen“. Dabei können Gedankenkonstruktion entstehen aus deren Sichtweise „unser Leben ein lineares, beschränktes Ereignis (ist), das durch den Lauf der Zeit bestimmt und begrenzt wird.“ Diese Perspektive kann die Angst vor dem Tod erzeugen, muss es aber nicht. Aus der Sicht meiner persönlichen Gedankenkonstruktion hat diese Sichtweise auch durchaus etwas sehr tröstliches. Wenn ich z.B. davon ausgehen, dass „ich“ nicht mehr bin, wenn ich mal tot bin, dann ist da auch nichts mehr da, das darüber „traurig“ sein könnte, dass ich nicht mehr bin. 🙂

    „Insofern ist Meditation keine Technik und braucht auch keine.
    Meditation ist in erster Linie ein tieferes Verstehen.“

    Meditation ist aus meiner Sicht durchaus eine Technik, die ich zum Gute als auch zum Schlechten einsetzten kann. Dabei kann ich sie als Technik einsetzen, um ein tieferes Verstehen zu entwickeln, muss es aber nicht. (Ich kann Sie auch nur als Technik einsetzen um meine Selbstheilungskräfte zu stärken, in dem ich z.B. den ruhelosen Strom von negativen Gedanken stoppe, in dem ich aufhöre zu mit Hilfe meiner Gedanken zu konstruieren.)

    Wenn man Meditation einsetzt um dabei ein „tieferes Verstehen“ zu entwickeln kann dabei auch viel Unsinn heraus kommen, wenn nicht verstanden wird, was man da gerade tut.
    Einige Menschen sind schon in tiefe Meditation verschwunden und sind dann mit viel Unsinn zurückgekehrt. (siehe die Japanischen Roshi’s). Was ich nicht der Meditation vorwerfe. Den als Praxis entwickele ich mit Meditation Aufmerksamkeit und Konzentration. Was ich damit mache und welche Ergebnisse ich dabei erziele, hat nichts mit der Meditation als Technik zu tun.

    Beste Grüße
    Hüseyin Tepeli

  17. Hallo, Herr Kopp-Wichmann,

    Ich sah letzthin Ihr KRÄFTIGES Lob der Meditation in Ihrem „Persönlichkeits-Blog“ .

    Ich erlaube mir, Sie darauf hinzuweisen, dass führende Meditations-Gurus aus Deutschland, jene Männer, die wohl am meisten zur Bekanntheit von meditativen Verfahren in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ( teils auch schon zuvor) beigetragen haben, ziemlich „braun“ waren.

    Das wird Ihnen nicht gefallen, denn Sie haben eine Aversion gegen Geschichte, vor allem, wie mir scheint: gegen unsere jüngere deutsche (so unvorstellbar schreckliche) Geschichte.
    Die entsprechenden sehr genauen und ausführlichen Belege können Sie nachlesen bei Victor und Victoria Trimondi, Hitler-Buddha-Krishna – Eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute, Überreuter Wien, 2002. Kapitel „Zen-Buddhismus und NS-Faschismus“ S. 196 ff., Da gibt es wunderschöne :-(((( Sätze von Daisetz Teitaro Suzuki, Keiji Nishitani, August Faust, Eugen Herrigel, Karlfried Graf Dürckheim.
    Ein dort zitierter Satz von Suzuki: Zen kann sich „mit anarchistischen oder faschistischen, kommunistischen oder demokratischen Idealen, mit Atheismus oder Idealismus, mit jedem politischen oder wirtschaftlichen Dogma befreunden.“

    Mit höflichen Grüßen
    Veit Feger,

  18. Simone Betka sagt

    Lieber Herr Kopp-Wichmann,

    ein wertvoller Blogbeitrag. Herzlichen Dank.

    Eine schöne Zeit und Grüße nach HD
    Simone Betka

  19. Liebe Ottlie,
    ich stimme Ihnen zu, dass Achtsamkeit und Einbeziehung des Körpers sich gegenseitig ergänzen und bereichern können.
    Wenn ich in meinen Persönlichkeitsseminaren die Teilnehmer in Achtsamkeit führe und dann bestimmte Sätze sage als Experiment sage, sind diese – meist damit unerfahrenen – Menschen immer wieder völlig überrascht, welche deutlichen Signale und Empfindungen sie als Reaktion auf diese kleinen Experimente erleben.

    Gerade, was die körperlichen Verhärtungen angeht, spürt man diese ja erst, wenn sie sich lösen. Da sie einem in der Regel aber nicht bewusst sind, kann man die Schultern nicht loslassen, auch wenn Sie hochgezogen oder angespannt sind. Wenn ich aber Teilnehmern in Achtsamkeit den Satz „Du musst nichts mehr beweisen“, sage, senken sich bei der Hälfte der Gruppe die Schultern.

    Danke für Ihren Kommentar.

  20. Ottilie sagt

    Um aus chronischen Schmerzen und eingeschränkter Mobilität herauszufinden, fing ich an Yoga zu praktizieren. Ein Pranayama/Meditationskurs brachte mich (auch körperlich) sehr viel weiter. Auch jetzt gehört gezielte Atemmediation zu meinem täglichen „Programm“. Doch wenn sich „innere Probleme“ dergestalt im Körperlichen niedergeschlagen haben, ist meiner Erfahrung nach Meditation hilfreich, aber noch hilfreicher ist es, diese mit gezielter und achtsamer Arbeit am Körper zu verbinden. Angeblich hat sich ja Yoga entwickelt, um den Körper auf die Meditation vorzubereiten.
    Als Studentin habe ich auch ca. 2-3 Jahre TM praktiziert. Obwohl meine Erfahrungen sehr positiv waren, glaube ich, dass in meiner Ausgangssituation Meditation allein nicht reicht, bzw. mich zwangsläufig dazu führt, meine körperlichen Verhärtungen aufzuweichen.
    Ein sehr interessantes Thema. Danke, dass Sie es angesprochen haben.

  21. Hallo Herr Bohlen,
    Ihr Satz „Meditation ist kein Sport, sondern ein Experiment des Moments“, gefällt mir gut. Insofern halte ich auch Meditationsempfehlungen, die vor allem das Senken des individuellen Stresspegels betonen, für zu kurz gegriffen. Meditation bzw. Achtsamkeit kann vielmehr eine andere Art des Kontakts mit sich und der Welt sein.

    Als ich mal während einer F.X.-Mayr-Kur jeden Bissen zwanzig Mal kauen sollte, war das auch eine meditatives Erlebnis, verglichen mit dem „gedankenlosen“ Essen zuvor. Insofern gilt für Meditation dasselbe wie für viele Künste: es gibt nichts zu üben und trotzdem verbessert sich das eigene Tun. Aber wie im kürzesten Golf-Witz („Ich kann’s!“) ist der Weg das Ziel.

    Danke für Ihren Kommentar.

  22. Tim A. Bohlen sagt

    Philip Toshio Sudo hat in seinem Buch „ZEN rund um die Uhr“ geschrieben: „Lassen Sie es nicht Ihre Sorge sein, eine Gewohnheit im Laufe der Zeit zu entwickeln. Tun Sie es einfach heute.“

    Sudo zog die Analogie zum Zähneputzen, welches wir auch als Kind zur Routine machen und nicht jeden Tag aufs Neue hinterfragen. Für mich ist das der erste Schritt zur Meditation. Ob es fünf Minuten oder 45 sind, ist hochindividuell. Man sollte sicher nicht jedem Zwicken und Zwacken nachgehen und sofort abbrechen, wenn man sich anfängt, unwohl zu fühlen, dann ist es Zeit, zu einem späteren Zeitpunkt weiterzumachen. Die Minuten zählen nicht, Meditation ist kein Sport, sondern ein Experiment des Moments. Dem Herz zu folgen und sich mal zu steigern, mal zurückzunehmen.

    Für die Technik gilt: Einlesen, Seminare besuchen, ausprobieren und entscheiden, welche Meditationsform für einen selbst die angenehmste ist. Ich favorisiere die formlose Meditation, die im Zen und im ähnlichen tibetischen Dzog-Chen praktiziert wird.

  23. Stadtkind sagt

    @Steven:

    Meditieren ist die schwierigste einfache Sache der Welt. Es gibt eine ganze Menge einschlägige Literatur zu diesem Thema. Ich denke, es hilft ein, zwei Bücher gelesen zu haben um nicht mit falschen Erwartungen zu beginnen.

    Ich kann wie gesagt das Buch „Gesund durch Mediation“ von John Kabat-Zinn zum Einstieg empfehlen, da es das spirituelle nur hintergründig behandelt und so für westliche Einsteiger gut geeignet ist.

  24. Steven sagt

    Wie fängt man denn am besten an zu meditieren?

  25. Stadtkind sagt

    @Mike:

    Versuche mal länger zu meditieren. John Kabat-Zinn, der in seinen Büchern Meditation zur Stressbewältigung einsetzt, schlägt 6x die Woche 30-45 Minuten vor. Das ganze über 8 Wochen. Erst dann solle man sich ein Urteil über die Wirksamkeit der Meditation erlauben.

    Aber schon mal herzliche Glückwunsch das du überhaupt schon jeden Tagen meditierst. Daran scheitern ja die meisten.

    Viele Grüße.

  26. Hallo Mike,
    wenn man ein ruhiger Typ ist, verändert Meditation tatsächlich anfangs weniger. Für hektische Menschen sieht das ganz anders aus.

    Es mit Krafttraining und Duschen zu vergleichen, geht – glaube ich – in die falsche Richtung. Eine halbe Stunde Joggen wirkt nachweislich entspannend. Sex auch und das Gefühl dabei ist auch eindeutiger. Insofern ist Meditation nicht in erster Linie eine Methode gegen Stress. Doch natürlich reagiert jeder anders darauf.

    Danke für Ihren Kommentar.

  27. Ich meditiere seit etwa 3 Monaten durchschnittlich ein Mal pro Tag für 15min, Transzendentale Meditation-ähnlich. Ich sag im Hintergrund immer ‚lam lam lam lam‘ und konzentriere mich nicht darauf sondern lasse es einfach geschehen, gedanken einfach bemerken und wieder gehen lassen.

    Ich spüre nix. Es ist leicht angenehm.
    Der Effekt wirkt sehr schwach gegenüber einer anderen Sache die ich mache: leichtes Krafttraining mit Gewichten für 30min, dann duschen -> das entstresst mich viel mehr und ist ein viel eindeutigeres Gefühl.

    Dass soll jetzt keine Debatte sein sondern einfach eine Erfahrung. Kann aber ruhig kommentiert werden.

    frohen gruß!

  28. Hallo Stadtkind,
    im Buddhismus heißen die Gedanken und die Identifikation damit „Affengeist“. Das bescheibt deutlich den Charakter der Gedanken. Ruhelos, wahllos auf alles und jedes reagierend und kommentierend.
    Achtsamkeit kann helfen, dieses Tempo der Gedanken herunterzufahren und vor allem von einem inneren ruhigen Platz aus zu beobachten.

    Danke für Ihren Kommentar.

  29. Stadtkind sagt

    Ein interessanter Artikel, der viele Facetten der Meditation anspricht. Ich beschäftige mich seit ein paar Wochen selbst intensiver mit Meditation und Achtsamkeit.

    Ich kann nur jedem raten, vor allem Menschen die unter Stress leiden, sich Meditation genauer anzusehen. Zwar ist es am Anfang alles andere als einfach, aber alleine schon seine Gedanken rastlos umherschwirren zu sehen ist eine erschreckende und interessante Erfahrung zugleich.

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