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Prinz Harry: Eine psychologische Betrachtung über Identität, Loyalität und den Preis der Selbstbestimmung
Er war der royale Rebell mit Rotschopf – immer ein wenig neben der Spur des Protokolls, aber dafür mitten im Herzen der Klatschpresse. Prinz Harry, einst das „Enfant terrible“ der Windsors, hat nicht nur das Königshaus, sondern auch die Erwartungen an seine Rolle hinter sich gelassen.
Kein Titel mehr, kein Hofknicks, kein Palast – stattdessen Sonne, Surfbrett und Selbstbestimmung in Kalifornien.
Doch was passiert, wenn man in eine Rolle hineingeboren wird, die einem nie wirklich gepasst hat? Und wie viel Mut braucht es, aus einem modernen Märchen auszubrechen?
Wenn ein Mensch wie Prinz Harry in der Öffentlichkeit Entscheidungen trifft, die jahrhundertealte Traditionen erschüttern, denken viele an Skandal, Rebellion oder Egoismus.
Doch hinter solch drastischen Schritten stecken oft tiefere seelische Prozesse. Nicht selten geht es um die Suche nach einer eigenen Identität – und um die Frage:
- Wem gehöre ich eigentlich?
- Meiner Herkunft?
- Meiner Rolle?
- Oder mir selbst?
Dieser Text ist kein Urteil über die britische Monarchie oder Meghan Markle. Es ist der Versuch, hinter die Fassade zu schauen. Auf den inneren Konflikt eines Mannes, der zwischen familiärer Loyalität, persönlichem Schmerz und dem Bedürfnis nach Selbstachtung steht.
Prinz Harry: Ein Junge zwischen Märchen und Trauma.
Prinz Harry wuchs in einer Welt auf, in der alles geregelt war – außer die Gefühle. Die öffentliche Rolle als „Nummer Zwei“ im Thronfolge-Ranking war ihm von Geburt an zugeschrieben. Ein Leben in Luxus, ja – aber auch ein Leben ohne Wahlfreiheit.
Mit zwölf Jahren verlor er seine Mutter auf brutale Weise. Die Bilder von dem kleinen Jungen, der hinter dem Sarg von Prinzessin Diana herläuft, sind weltweit bekannt. Aber was kaum jemand fragt: Was macht so ein Moment mit einem Kind, das nicht trauern darf wie ein normales Kind – weil es beobachtet, kommentiert, instrumentalisiert wird?
In Interviews sagt Harry später, dass er seine Gefühle jahrelang „weggesperrt“ habe. Ein Überlebensmechanismus. Sein Lebensthema. Denn wer weint, ist schwach – vor allem in einem System, das Stärke mit Schweigen verwechselt.
Das Unsichtbare: Loyalität als innerer Konflikt
In systemischer Sichtweise ist Loyalität keine bewusste Entscheidung, sondern ein tiefes Bindungsmuster.
Man bleibt den eigenen Wurzeln verbunden – auch wenn sie einem schaden. Man verteidigt das, was einen verletzt hat. Man duckt sich weg, wenn man aufstehen sollte.
Bei Prinz Harry sehe ich zwei Loyalitätskonflikte:
- Loyalität zur Mutter
Diana war die Rebellin im Königshaus, die Emotionale, die Unangepasste. Wenn Harry heute öffentlich aus dem Nähkästchen plaudert, seine Familie kritisiert und für mentale Gesundheit kämpft, dann ehrt er damit auch ihre Haltung. Er spricht aus, was sie oft nicht durfte. - Loyalität zur Familie
Die Krone, der Vater, der Bruder. Das System. Alles, was Ordnung gibt – und gleichzeitig einengend ist. Harry will dazugehören. Aber nicht um den Preis, sich selbst zu verlieren.
Und genau da liegt der Schmerz. Denn oft geht nur die Entscheidung für eins.
Die Beziehung zu William: Bruder, Konkurrent, Projektionsfläche
Die Brüder galten lange als unzertrennlich. Nach Dianas Tod wirkten sie wie ein Team. Doch mit dem Erwachsenwerden änderte sich das.
William erfüllt seine Rolle: pflichtbewusst, kontrolliert, angepasst. Der zukünftige König.
Harry tanzt aus der Reihe: unberechenbar, emotional, suchend. Der ewige Zweite.
Wer selbst Geschwister hat, kennt das: Auch in funktionierenden Familien entstehen heimliche Rollenzuweisungen. Wenn einer für Sicherheit sorgt, muss der andere rebellieren – damit das System im Gleichgewicht bleibt. Und weil eine Rolle schon besetzt ist.
Vielleicht war Harry nie frei, „normal“ zu sein. Vielleicht war er immer der, der auffallen musste – damit William glänzen kann.
Und wenn man dann noch eine Frau trifft, die nicht bereit ist, dieses Spiel mitzuspielen, sondern eigene Werte einbringt, eigene Grenzen zieht – dann wird es kompliziert. Für das Paar. Und für das System.
Meghan Markle: Projektionsfläche für alte und neue Konflikte
Viele geben ihr die Schuld: Meghan habe Harry „weggezogen“, sie sei zu laut, zu amerikanisch, zu ehrgeizig. Aber was, wenn sie einfach nur die erste war, die eine radikale Frage stellte:
„Was willst du eigentlich von diesem Leben?“
Wenn man jahrelang funktioniert hat, ist das eine gefährliche Frage. Sie kann ein Kartenhaus zum Einsturz bringen.
Harrys Entscheidung, mit ihr nach Kalifornien zu ziehen, ist weniger eine Flucht – sondern ein symbolischer Akt. Der Schritt eines Mannes, der das alte Ich nicht mehr tragen konnte. Und das neue noch nicht kennt.
Das Buch, die Interviews, die Netflix-Serie – Provokation oder Hilfeschrei?
Viele werfen Harry vor, seine Familie öffentlich zu „verraten“. Aber aus psychologischer Sicht ist es oft so: Menschen, die jahrelang geschwiegen haben, platzen irgendwann heraus – ungeschickt, übertrieben, verletzend. Weil sie endlich gesehen werden wollen. Nicht mehr als Teil eines Systems. Sondern als Mensch.
Ein Teil von ihm kämpft. Will verstanden werden. Ein anderer Teil will verletzen. So wie er sich verletzt fühlt. Und wieder ein anderer Teil hofft vielleicht noch immer, dass man ihn zurückruft – als den, der er ist. Nicht als royales Ersatzrad.
Die Zerrissenheit: Wenn es kein Zurück mehr und noch kein Vorwärts gibt.
Wenn ich mir vorstelle, wie Harry sich wohl fühlt, wenn er abends alleine ist. Er hat die Familie verloren, in der er aufwuchs. Die Sicherheit. Die Zugehörigkeit.
Und doch hat er etwas gewonnen, das ihm keiner je gegeben hat: Die Wahlfreiheit.
Sich selbst zu definieren – jenseits von Blut, Titel und Pflicht.
Doch Freiheit hat einen hohen Preis. Sie ist oft einsam. Unbequem. Unsicher.
Viele Menschen wollen raus aus dem Alten – aber sie sind nicht bereit, durch das Tal der Trennung zu gehen. Harry ist gegangen. Ohne Garantien. Ohne doppelten Boden.
Dafür kann man ihn bewundern. Oder verurteilen. Aber vor allem: Verstehen.
Einen ähnlichen Skandal gab es schon mal.
Fast 85 Jahre vor Harry und Meghan sorgte bereits ein anderes Paar für einen Skandal bei den Windsors und für weltweite Schlagzeilen: König Edward VIII. löste 1936 mit seinem Wunsch, die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten, eine Verfassungskrise im Vereinigten Königreich aus. Sogar der britische Geheimdienst MI5 nahm das royale Paar ins Visier. Hier eine Dokumentation auf ARTE.
Was können wir von Prinz Harry lernen?
Auch wenn wir keine Royals sind? Mehr als man denkt. Denn solche Konflikte sind universell:
- Wer bin ich ohne meine Rolle, meine Herkunft, meine Erwartungen?
- Wie viel Wahrheit verträgt ein Familiensystem – und wie viel Schweigen zerstört es?
- Wie finde ich den Mut, mein Leben selbst zu gestalten – auch wenn ich dadurch Menschen verliere?
Ein Satz zum Schluss, den ich manchmal in meinen 3-h-Coachings sage – und der auch Harry gelten könnte:
„Manchmal muss man seinen eigenen Weg gehen, um wirklich erwachsen zu sein.
Nicht aus Trotz. Sondern aus Notwendigkeit.“
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PS: Alle Fallgeschichten sind real, aber so verfremdet, dass ein Rückschluss auf meine Klienten nicht möglich ist und die Vertraulichkeit gewahrt bleibt.
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Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrer Rolle in der Familie gemacht?
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