Wer oder was bestimmt den Wert?

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Wert rkwichmann persönlichkeits-blog
Keine Sache, kein Mensch hat einen Wert an sich.
Der Wert wird immer zugeschrieben.
Und je knapper ein Gut ist, umso wertvoller erscheint es uns.

Deshalb ist Gold wertvoll. Kies nicht.
Früher war Hering ein Gericht für Arme, heute eine Delikatesse.
Sterben fünftausend Menschen irgendwo auf der Welt, kümmert uns das wenig.
Trifft es einen Menschen, der uns nahe steht, trauern wir.
Weil Menschen, die uns nahe sind, ein knappes Gut sind.

Ein Gut ist oft nicht überall auf der Welt knapp.
In der Sahara würde man gern Sand gegen Wasser tauschen. Auf Sylt ist es umgedreht.
Jetzt kippen sich überall Prominente Eiswasser über den Kopf.
Berufsmoralisten mahnen, dass in Afrika Wassermangel herrsche.

Das Leben ist eben nicht fair.
Ganz Reiche wissen nicht, was sie mit ihrem Geld noch anfangen wollen.
Ganz Arme wissen nicht, wovon sie am nächsten Tag leben sollen.

Wer zu viel Arbeit hat, vermisst die freie Zeit.
Wer einen Job sucht, würde seine Freizeit liebend gern eintauschen.
Wer sich wenig wert fühlt, wünscht sich viele Menschen, die ihn anbeten.
Prominente können nicht mal unerkannt zum Bäcker gehen.

Auch die Intelligenz ist ungleich verteilt.
Aber da ist es meist anders.
Die Intelligenten strengen sich an, noch klüger zu werden.
Die weniger Intelligenten verspüren gar keinen Mangel.

Die Menschenrechte werden von fast allen Staaten prinzipiell anerkannt.
Nur darüber, wie man sie definiert, herrschen Unterschiede.
Also, was jetzt zu viel ist und wovon es zu wenig gibt.

Das Einzige, was gerecht verteilt ist, ist die Zeit.
Jeder hat theoretisch dieselbe Anzahl von Stunden.
Aber sogar das erleben wir unterschiedlich.

Im Strandcafé genieße ich die Sonne und den Blick aufs Meer.
Die Bedienung sehnt den Sonnenuntergang mit dem Feierabend herbei.
Deshalb kann es auch der Wettergott nie recht machen.
Weil Touristen, Landwirte, Eisdielenbesitzer und Regenschirmverkäufer immer was anderes wollen.

Was wir im Übermaß besitzen, schätzen wir erst, wenn es uns fehlt.
Gesundheit wird kostbar, wenn man sich das Bein gebrochen hat.
Deutsche Behörden vermisst man erst, wenn man versucht, in Sizilien ein Grundstück zu kaufen.

Wert – schätzen, was ist

Ein Ausweg könnte sein, für das dankbar zu sein, was man hat oder ist – bevor es einem fehlt.

  • Saubere Luft zum Beispiel.
  • Genug Wasser – aber keine Überschwemmung.
  • Genug Zeit aber keine Langweile.
  • Menschen, die einen lieben – aber nicht so viele, dass man kaum das Haus verlassen kann.
  • Eine Arbeit, die einen ernährt aber nicht auffrisst.
  • Tüchtig sein ohne im Burnout zu landen.
  • Liebenswert aber nicht zu nett.
  • Ein Stück Lebenserfahrung aber auch noch genug Jahre, dass man sie anwenden kann.

Die Aufzählung zeigt schon, dass uns allen meistens etwas fehlt. Also, zu fehlen scheint.  Weil das Leben eben nicht gerecht ist. Punktuell schon, generell aber überhaupt nicht.

Trösten wir uns mit Tucholsky, der das Problem schon im Jahre 1927 schön beschrieb:

Ja, das möchste!
Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheint’s so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten –
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.
Etwas ist immer.
Tröste dich:
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Dass einer alles hat: das ist selten.

 

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Bild: © www.cartoon4you.de

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.