Sich selbst ein Freund sein.

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Achtsamkeit / Gesundheit / Glück

Freunde rkwichmann persönlichkeits-blog

Freunde zu haben, ist wichtig. Freunde, die einen, wenn’s einem schlecht geht, aufmuntern, trösten, Mut machen, zuhören und Verständnis zeigen. Das wünscht man sich von guten Freunden.

Genauso wichtig ist aber auch, sich selbst ein guter Freund zu sein.

Für viele Menschen ist das schwieriger als es klingt. Dazu muss man nur so jemandem zuhören, wenn dem mal was daneben geht. Meist hört man Kommentare von ihm/ihr à la:

  • „Wie konnte ich nur so blöd sein?“
  • „Das ist mal wieder typisch. Nicht mal das kriege ich hin.“
  • „Das ist allein meine Schuld!“
  • „Genau wie damals. Ich hätte es besser wissen müssen.“
  • „Ich bin einfach unfähig.“

Dem Betreffenden fallen diese negativen, aggressiven Selbstabwertungen gar nicht mal sonderlich auf. Weil er sie kennt und völlig damit idientifiziert ist.

Vielleicht würde er/sie eher erkennen, wenn ein guter Freund so mit ihm reden würde. Vielleicht würde sich dann Widerspruch regen. („So blöd bin ich nun auch wieder nicht.“) Weil der Kommentar von außen kommt. Kommt er von einem selbst, fehlt uns meist die Beobachtungsdistanz.

UnbenanntDie Kommentare sind im Kern Eltern-Kommentare.

Also, überforderte und genervte Eltern sagen solche Sachen schon mal zu ihren Kindern. Meinen es vielleicht auch so – oder entschuldigen sich manchmal hinterher und nehmen die Bemerkung wieder zurück.

Das, was wir von den Eltern gehört und vorgelebt bekommen, verinnerlichen wir oft. Entweder indem wir es genau so übernehmen, also glauben. Oder indem wir uns dagegen auflehnen und das Gegenteil zu beweisen versuchen („Dir werde ich zeigen, dass Du unrecht hast!“)

Gnadenlose Selbstkritik, übertriebene Selbstbeschuldigung, unsinnige Perfektions-Ansprüche usw. zeigen, dass jemand in solchen Situationen nicht auf seiner Seite steht. Sondern auf der Seite eines ominösen Staatsanwalts.

 

Wie verändert man seine Beziehung zu sich, wie gute Freunde?

Entscheidend ist die Achtsamkeit.

Damit Sie den Moment erwischen, wo Sie sich abwerten. Wo Sie wieder an sich rumnörgeln. Wo Sie sich mit anderen negativ vergleichen.

Das ist der Moment, wo Sie sich entscheiden können. Will ich gegen mich sein? Oder will ich mein Freund/meine Freundin sein?

Gute Gelegenheiten, sich das zu fragen, sind beispielsweise:

  • Wenn Sie sich schlecht fühlen.
    Traurig, verletzt, besorgt, enttäuscht, schlecht behandelt, frustriert, gestresst, irritiert.
  • Wenn Sie jemand unter Druck setzen will.
    Etwas von Ihnen fordert. Ihnen Schuldgefühle machen will.
  • Wenn Sie sich etwas vorgenommen haben, von dem Sie wissen, dass es Ihnen gut tut – und Sie dennoch nicht entsprechend handeln.
    Ihr Fitnessprogramm. Die fällige Bewerbung schreiben. Mit Rauchen aufhören. Ein klärendes Gespräch mit Ihrem Chef oder Ihrem Partner führen.

Probieren Sie in diesen Momenten, eine liebevolle, mitfühlende Energie in sich aufzurufen, wie zu guten Freunden.

Das geht. In weniger als fünf Sekunden.

Stellen Sie sich einfach vor, ein guter Freund wäre in Not. Ein Kind, das sich im Kaufhaus verlaufen hat. Ein verletztes Tier auf der Straße, das dringend Hilfe braucht. Gute Freunde, denen es dreckig geht.

Würden Sie jetzt sagen: „Das ist allein Deine Schuld!“ oder „Mal wieder typisch für dich!“ Sicher nicht, Ihre liebevolle Herzenergie wäre sofort zur Stelle.

Und jetzt richten Sie diese Energie auf sich selbst.

Vielleicht indem Sie die Augen schließen. Und die Hand auf Ihre Herzgegend legen. Zwei-, drei Mal tief atmen. Vielleicht gibt es einen guten, unterstützenden Satz, der Ihnen einfällt, und den Sie zu sich sagen möchten oder nur denken.

Vielleicht taucht auch ein Bedürfnis oder ein Impuls auf, was Sie jetzt noch Gutes für sich tun könnten. Und dann tun Sie das.

 

Selbstfürsorge ist wichtig, um gesund zu bleiben.

Oder es wieder zu werden.

Ich arbeite öfter mit Burnout-Klienten. Da lässt sich immer wieder beobachten, dass jemand jahrelang Warnsignale des Körpers und der Psyche überhört oder verdrängt hat. Meist mit inneren Kommentaren wie:

  • „Jetzt stell dich nicht so an.“
  • „Hör endlich auf, dich selbst zu bemitleiden!“
  • „Gut ist nicht gut genug!“
  • „Ausruhen kann ich mich, wenn ich tot bin.“

Solche wiederholten Gedankenmuster verändern mit der Zeit die Datenautobahnen im Gehirn und vor allem beeinflussen sie unseren Umgang mit Anforderungen und Stress.

Sich selbst ein Freund, eine Freundin zu sein.
Die beste Einstellung zu sich selbst, die Sie wählen können.

Zum Beispiel jetzt?

PS: Da man im Alltag die Achtsamkeit immer wieder vergessen kann, habe ich ein paar Tassen gestaltet, die einen daran erinnern können. Link steht unten.

podcast_symbol4_kebox - FotoliaDiesen Beitrag können Sie sich hier als Podcast anhören oder herunterladen.

 

 

kommentar Und was tun Sie, um sich ein Freund zu sein?

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Tasse: © http://cartoon4you.spreadshirt.de/

 

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

3 Kommentare

  1. Naja, die Eltern gehen meist früher und die übrigen Menschen lernt man später erst kennen…;o)
    AllEinSein kann ansonsten auch mal eine sehr gute Erfahrung sein, ohne dass man es ein Leben lang üben sollte.
    Ansonsten, ja das wäre seeehr deprimierend
    *NeueSichtweiseEntdecktHab 😉 *

  2. Wunderbarer Artikel, für den ich eine kleine Ergänzung / Idee habe:
    Der einzige Mensch, mit dem sie ihr Leben lang zu tun haben werden, sind sie selbst…
    …warum nicht einfach Freundschaft schließen? 😉

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