Wieso fünf Minuten im Wald spazieren Ihre seelische Gesundheit enorm stärken.

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Achtsamkeit / Gesundheit

Es ist das einfachste Mittel gegen Stress, denn es senkt Ihren Blutdruck und Ihren Puls und verringert das Stresshormon Kortisol. Und das schon nach fünf Minuten. Ein längerer Spaziergang schadet auch nicht, steigert aber nicht die Wirkung.

Das haben mehrere Forscher in verschiedenen Studien nachgewiesen. Intuitiv wusste ich das schon immer und empfehle es meinen Klienten in der Praxis, die wegen Burnout oder Depression zu mir kommen, gegen Ende  der ersten Sitzung: „Gehen Sie zwei-, dreimal die Woche eine halbe Stunde spazieren. Möglichst dort, wo es grün ist. Ohne Handy und MP3-Player.“

Damit teste ich auch, wie jemand auf meine Interventionen reagiert und ob er bei seiner Gesundung aktiv mitarbeiten will. Denn je nach Reaktion der Patienten in der zweiten Sitzung, kann ich drei Gruppen ausmachen:

1. Der Patient erwähnt in der zweiten Sitzung den Vorschlag überhaupt nicht. Auf mein Nachfragen kann er sich noch nicht mal daran erinnern, dass ich etwas von Spazierengehen gesagt habe. Schlechte Prognose.

2. Der Patient sagt von selbst nichts, erinnert sich jedoch auf mein Nachfragen an den Vorschlag. Und liefert wortreiche Erklärungen, warum er dazu leider überhaupt keine Zeit gehabt hätte. Auf meine Nachfrage, wie viel Stunden er in der letzten Woche vor dem Fernseher saß, relativiert dann diesen Zeitmangel für mich.

3. Der Patient spricht von sich aus, dass er das mit dem Spazierengehen ausprobiert hat. Ein Drittel der Patienten berichtet, dass sie es völlig doof und langweilig fanden. Zwei Drittel berichten erstaunt und begeistert, wie positiv sich diese halbe Stunde auf ihre Stimmung und ihr Selbstwertgefühl ausgewirkt hätten.

Es muss kein Wald sein.

Zwei Forscher berichten in ihrer Studie, dass alle natürlichen Umgebungen sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirkten. Es kann also ein Park sein oder eine größere Wiese. Den größten Effekt hat der Spaziergang, wenn irgendwo Wasser ist. Also ein Fluss, ein See, ein Bach.

Interessanterweise scheinen es nicht physikalische Einflüsse zu sein wie gesündere Luft oder mehr Sauerstoff oder Ozon, die für die wohltuenden Wirkung sorgen. Denn Professor Roger Ulrich von der Texas A&M University fand Erstaunliches heraus:

  • Patienten eines Krankenhauses, die beim Blick aus dem Fenster auf einen Laubbaum schauten, erholten sich schneller und besser als Patienten, vor deren Fenster eine Ziegelmauer zu sehen war.
  • Gefängnisinsassen wie auch Büroarbeiter (!) klagten weniger über Kopfschmerzen und waren seltener krank, wenn sie von ihrem Fenster auf ein Stück Natur schauen konnten.
  • Eine Knochenmarksentnahme oder eine Bronchoskopie erlebten Patienten weniger schmerzhaft, wenn sie dabei auf große Bilder von Wäldern und Bergen schauten und dabei vom Band Vogelgezwitscher hörten.

Was genau wirkt da eigentlich?

baum_fernseher_xs_arsdigital - FotoliaDass es nicht die gesunde Luft sein kann, beweisen ja die obigen Beispiele. Vielleicht verhelfen Naturbilder zu einer spontanen Meditation, weil sie keine Konzentration erfordern und man seinen Gedanken nachhängen kann und so Erlebnisse seelisch besser verdaut.

Ähnlich positive Wirkungen werden ja auch von der Achtsamkeit berichtet. Gegenüber reinen Muskelentspannungsmethoden hilft Meditation oder Achtsamkeit, Zerstreuung, innere Unruhe und Grübelei zu reduzieren.

Wie?
Sie haben zwar auch Stress aber keine Zeit, spazieren zu gehen oder aus dem Fenster zu schauen?

Zum Glück haben Forscher auch dafür einen Weg gefunden.

Es genügt auch das virtuelle Abbild der Natur auf einem Bildschirm. Es wirkt zwar nicht ganz so gut wie der direkte Kontakt. So wie es ja auch einen Unterschied gibt zwischen Pornogucken und richtigem Sex. Aber in beiden Fällen gilt: Besser als gar nichts.

Wenn Sie also keine Zeit haben, spazieren zu gehen, schauen Sie sich einfach fünf Minuten das hier an:

httpv://www.youtube.com/watch?v=LTO3mhVLS4g

 

kommentar Was halten Sie vom Aufenthalt in der Natur?

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Bilder: © wn.com, arsdigital – Fotolia.com
Zu diesem Artikel wurde ich angeregt durch den Beitrag von
Ingrid Glomp in PSYCHOLOGIE HEUTE 12/2011

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

21 Kommentare

  1. Stefanie sagt

    Erstens möchte ich kurz sagen, es ist schon sehr wichtig zu erwähnen in welcher Phase der Burn-out und/oder Depressive ist. In der letzten Phase des Burn-outs unterscheiden sich beide nicht mehr – sind die Depressionen am Höhepunkt, dann ist schon das tägliche Aufstehen ein Kraft- und Überwindungsakt – zu dem Zeitpunkt ist die Vorstellung, der Depressive soll nach draussen gehen zwar durchaus richtig, jedoch eine Utopie.
    Erst durch eine Relativierung der auslösenden Faktoren ist es möglich, dass der Depressive wirklich wieder Stück für Stück Kraft schöpfen kann. Antidepressiva sind dafür nicht wirklich geeignet, da sie lediglich die Stimmung verändern und sollten wirklich nur als das was sie sind betrachtet werden: Hilfsmittel.
    Viel wichtiger ist es die Problematiken der Depressiven anzugehen. Auch eine Therapie ist nicht immer Erfolg versprechend, denn die Problematiken liegen doch meist wo anders als in einem selbst – im Umfeld, in der Arbeit, in der Familie…. Hier ist Hilfe gefordert – aktive Hilfe und dafür eignet sich aus eigener Erfahrung eine Betreuerin des Sozialpsychiatrischen Dienstes wunderbar. Mit dieser Hilfe kann man tatsächlich die äußeren Ursachen gut in Griff bekommen und kann dann langsam Kräfte sammeln.
    Dann ist es auch möglich in die Natur zu gehen und diese Kräfte zu nützen.
    Woher kommen diese Kräfte? Warum ist sie so heilsam?
    Von allem gehen unterschiedliche Schwingungen aus – die uns umgeben und mit denen wir ständig in Kontakt sind. Das ist ein Strom des Bewußtseins. Die niedrigen Frequenzen finden sehr leicht den Weg in uns und diese Gedanken sind doch sehr einschränkend, negativ und urteilend: Ängste, Essen, WOhnung, Arbeit, Geld, Alter, Krankheit, Tod, Mode, Schönheit, Akzeptiertwerden…. Diese Gedanken bedenken wir und lassen sie wieder aus – damit ein anderer diesen Gedanken empfängt – Gleiches zieht Gleiches an.
    In der Natur sind diese niederen Frequenzen nicht da – hier herrschen höherfrequente. Hier empfängt man Gedanaken an Leben, Harmonie, Einheit, ewiges Fließen, Sein, Liebe, Freude, unbegrenzte Gedanken. Und die Gefühle die in einem dabei entstehen, die kann man nicht beschreiben. Dort in der Natur ist das Leben einfach, zeitlos, fortwährend und in vollkommener Harmonie mit sich selbst. Dort – abseits vom niederfrequenten Strom der Gedanken kommt man zur Ruhe, schöpft Kraft und fühlt sich eins mit allem. Und dieses Gefühl das ist das wirkliche Leben das zählt, das uns angedacht ist, das alle Geschöpfe der Natur leben – ausser der Mensch, der sich durch das Geld versklavt hat und auch noch der Meinung bzw. vollständigen Überzeugung ist, ER wäre die Krone der Schöpfung….
    Die Natur hilft uns, weil wir ein Teil der Natur sind. Das was wir Leben nennen ist in Wirklichkeit ein armseeliges Dahinsichen ohne Wert: weder für uns noch von uns. Wir werden gelebt – aber leben nicht. Und in der Natur fühlen wir unser ureigenes Leben, die Lebendigkeit – und diese lässt uns wieder Kraft schöpfen.

  2. Udo Reimann sagt

    Ja, eine grossartige und einfache Idee: 5 Minuten (ich mag lieber 30 meditative Minuten) im Wald, vielleicht an einem Bachlauf entlang oder mit Meeresrauschen, wie bei mir hier auf Mallorca, und das regelmässig…was für ein „Frische-Kick“…dazu passt meine Buchempfehlung von Thom Hartmann: „Nimm Dein Problem und geh los“ – Walking your blues away

  3. Gabi sagt

    Hallo…ich lieeebe den Wald und war auch heute wieder dort… 🙂 Besagter MBSR Kurs beinhaltete auch die Aspekte des „Marktplatzes“ und darum sind weitere Anleitungen dazu doppelt interessant. Danke für den Hinweis. Bis dann. 🙂

  4. Hallo Gabi,
    das MBSR-Programm ist sehr gut aber die Hoffnung ist ja auch, wie bei allen Meditationsformen, dass man vom einsamen Berg hinunter auf den Marktplatz kommt – und die Achtsamkeit nicht verliert.
    Mein eMail-Kurs legt den Schwerpunkt darauf, im Alltag immer wieder achtsame Momente und Pausen zu schaffen.

  5. Gabi sagt

    Achtsamkeit per Mailkurs- ich bin gespannt.Kenne das MBSR Achtwochenprogramm und bin an neuen Impulsen daher sehr interessiert, sie in meine Praxiserfahrungen einzufügen. Danke!

  6. Silvia sagt

    Das Gehen klärt den Kopf und die Seele.
    Beim Lesen des Artikels ist mir eine Studie der Sporthochschule Köln wieder eingefallen.
    Die Mediziner schicken brustkrebskranke Frauen in Gruppen auf den Jakobsweg.
    Ich hatte das große Glück auf einige dieser Frauen zu treffen, als ich selbst auf dem Jakobsweg unterwegs war.
    Ein Ergebnis dieser Studie war, dass noch bis 2 Jahre nach dem Weg weniger freie Radikale im Blut nachweisbar waren. Die Frauen waren psychisch stabiler und auch gesundheitlich wieder erstarkt.
    Der Effekt konnte mit reinem Sport nicht erreicht werden.
    Meines Erachtens ist es die Natur in Verbindung mit gleichmäßiger Bewegung, wie es das Gehen nun mal ist.
    Es muss ja nicht gleich der Jakobsweg sein, die 30 Min. vor der Haustür reichen, wie man liest ja auch (obwohl der Camino natürlich einzigartig ist ;-)).

  7. Vor allem lehrt der nachhaltig gewachsene (Misch- oder Laub)Wald auch Erfurcht vor der (Lebens)Zeit und hift mir, die eigene Bedeutung und die meiner Probleme zu relativieren. Abgesehen von jahreszeitlich bedingten Veränderungen steht ein Wald. Und steht. Und steht. Selbst wenn über die Jahre der ein- oder andere Baum entnommen wird: Der Wald vermittelt mir eine Ahnung der Ewigkeit und entschleunigt mein Denken. Diese Erfahrung erfrischt mich und schafft Abstand und geistige Kapazität für Neues. Übrigens auch bei Beziehungsproblemen.

  8. Sarah Backes sagt

    Ich bin jede Minute, die ich frei bzw. Zeit habe, draußen in der Natur, am liebsten direkt im Wald oder am Wasser – kann also die Worte nur bestätigen 🙂
    Gerne auch mit Rad oder Nordic-Walking-Stöcken, jedoch NIE mit MP-3 Player!
    Ich muss immer sehr schmunzeln, wenn ich von Hundebesitzern angesprochen werde, WO denn mein Hund sei!? -> ICH habe KEINEN Hund 🙂
    Heutzutage scheint es für viele MENSCHEN leider unvorstellbar zu sein, einfach so in die Natur zu gehen.
    Viel Freude und Entspanung in der Natur wünsche ich allen Lesern!

  9. Sehr schöner Artikel. Besonders gefällt mir Art und Weise die Bereitschaft der Patienten zur Mitarbeit einzuschätzen 🙂

  10. Wie bei vielen Dingen macht die Dosis den Unterschied von Nutzen vs. Gefahr. Power-User zu sein ist nicht so schlimm, wenn man auch wählen kann, etwas nicht zu nutzen – und dann keine unangenehme Leere erlebt, sondern die sonstige Fülle des Daseins.

  11. Maik Terzen sagt

    Ich muss gestehen, dass ich mich in den letzten Jahren zu einem absoluten Power User entwickelt habe, was Internet oder auch Smartphone angeht. In den letzten Wochen habe ich dies nun alles ein bisschen mehr gedrosselt und mir auch eine kleine Auszeit im Job eingebaut. Ich nutze meine Mittagspause nun auch mit einem kleinen Spaziergang und tanke so neue Kraft.

  12. Monika sagt

    „Der Wald wertet nicht“ hat Anselm Grün einmal gesagt. Ich finde darin liegt viel Wahrheit. Man fühlt sich auf eine sicherlich unbewusste Art angenommen. Außerdem erlebe ich, so ein Spaziergang lüftet „den Kopf“. Lösungen kommen quasi aus der Entspannung. Eine echte und auch noch kostengünstige, gesunde Chance! ,-)

  13. Kiki sagt

    Das habe ich am eigenen Leib erfahren. Es wirkt wirklich. Bei Stress, Migräne und zur Entspannung. Ich gehe raus wenn meine Kopfschmerzen losgehen. Damit spare ich mir die Medikamente. Auch bei Stress hilft es gut. Einmal tief durchathmen und man geht die Sachen ganz anders an. Ich kann es nur empfehlen nur die Zeit muss man sich dazu nehmen. Ansonsten kostet es nichts.
     
     
     

  14. Petra sagt

    Kann ich nur bestätigen. Wenn nichts mehr geht im Büro, dann wirkt NordicWalking draußen in Feld und Wiese hervorragend. Für die Gesundheit ist es sowieso gut. Und ja, am Fluss ist der gefühlte „Wohlfühl- und Erholungswert“ noch größer. NordicWalking ist ja mittlerweile anerkannt. Jedoch wird man leider, wenn man „nur“ Spazieren geht, mitleidig belächelt. Einfach nichts draus machen, sondern machen! Auch ohne Hund, ganz allein oder wenn möglich harmonisch mit dem Partner!

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