Warum Sie sich zu Weihnachten ein Musikinstrument wünschen könnten.

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Allgemein / Gesundheit / Glück

Soziologen meinen, dass Werbung weder gut noch schlecht zu bewerten sei, sondern ein Spiegelbild unserer Gesellschaft darstelle. Die Media-Saturn-Kette war ja schon immer gut darin, gesellschaftliche Strömungen und Stimmungen in merkfähige Slogans zu übersetzen. Wir erinnern uns an

  • Die Mutter aller Schnäppchen
  • Ich bin doch nicht blöd.
  • Geiz ist geil.

Seit einigen Wochen laufen Radio- und Fernsehspots, die uns zeitgerecht über die Bedeutung von Weihnachten aufklären wollen:

httpv://www.youtube.com/watch?v=VwHWd8iy5cI&feature=related

Ich bin sicher, dass es in den meisten Familien am 24. Dezember ruhiger zugeht, dennoch zeigen die Spots der Elektronikmarktkette einen Trend, der ja allenthalben in unserem Alltag zu beobachten ist: dass wir verlernen, etwas selbst zu tun und anstatt dessen ein Produkt kaufen.

Gestern abend sah ich im Bayrischen Fernsehen einen Test mit drei jungen Erwachsenen, die ein Schnitzel panieren sollten. Es war erschreckend und rührend mitanzusehen, auf welche kreativen Ideen die drei mit den Zutaten Ei, Semmelbrösel und Mehl kamen. Nur ein paniertes Schnitzel wurde es nicht.

So wie Schulkinder zuweilen nicht wissen, ob Kartoffeln auf Bäumen wachsen oder wirklich alle Kühe lila sind, vergessen ja immer mehr Menschen, dass Musik nicht nur in Form von MP3, CD, iTunes-Track oder als Youtube-Film existiert, sondern grundsätzlich fast jeder Mensch dazu fähig ist, sie herzustellen.

Zum Beispiel durch Singen.

Der Trend zur geplanten Frühförderung von Kleinkindern ist auch etwas, was es früher nicht gab. Babyschwimmen, Pekip, Englischkurs für Dreijährige. Die Eltern, die ihr Kind in eine Kaderschmiede Krabbelgruppe geben, wollen sicher das Beste. Und der Impuls ist ja auch unterstützenswert.

Der Neurobiologe Gerald Hüther schreibt:

Alles, was die Beziehungsfähigkeit von Kindern – zu sich selbst, zu anderen Menschen, zur Natur und zur Kultur in der sie leben – verbessert, ist deshalb die wichtigste „Entwicklungshilfe“, die wir unseren Kindern bieten können.

Und was schlägt er dafür vor? Mit ihrem Kind singen. Kein Singstar, keine Karaokemaschine, sondern selber machen – singen.

Hier also ein Geschenktipp von mir.

Warum schenken Sie sich zu Weihnachten nicht ein Musikinstrument?

Hatten Sie die Idee nicht schon früher mal? Aber Ihre Eltern waren dagegen, dass Sie lange Haare trugen und Gitarre lernen wollten. Oder in der kleinen Mietwohnung wäre die Anschaffung einer Trompete ein Kündigungsgrund gewesen. Oder Ihr früherer Freund bekam einen Neurodermitisschub, wenn Sie Geige spielten.

Aber heute sind Sie doch erwachsen. Und könnten sich etwas wünschen oder selbst schenken, dessen Halbwertszeit viel länger ist als die jedes anderen elektronischen Unterhaltungsgeräts.

Denn der Wert eines Musikinstrument steigt dadurch, dass Sie es mit der Zeit durch Ihr Üben immer besser beherrschen und Ihnen das Freude machen wird. Ein neues Handy oder das Digitalradio beherrschen Sie nach ein paar Stunden, da kommt nichts Neues dazu. Bis es eben das neue Modell zu kaufen gibt und Sie dann das unbedingt wollen. Bei einem Klavier ist das anders.

Noch ein paar Gründe fürs Musizieren.

1. Es hält Ihr Gehirn jung.
Diese Woche wurde ja gerade prognostiziert, dass drei Viertel aller Frauen und die Hälfte der Männer irgendwann an Demenz erkranken werden. Die genauen Hintergründe sind noch nicht erforscht, aber es ist erwiesen, dass  Musizieren einen positiven Einfluss auf das Gehirn hat.

Beim Spielen von Geige oder Klavier z.B. entstehen im Gehirn neue Nervenverbindungen, die sich mit der Zeit vernetzen, wodurch die für das Gehör und die Fingerfertigkeit zuständigen Hirnregionen besser ausgebildet werden. Und zwar schon nach 20 Minuten Übung! (Hier ein Artikel)

2. Es ist eine sinnliche Erfahrung, die glücklich macht.
Im Unterschied zum reinen Musikhören ist beim Musizieren Ihr ganzer Körper beteiligt. Beim Gitarrespielen zum Beispiel streicht Ihre rechte Hand über die Saiten, Ihre linke Hand greift die Töne, die Resonanzen der Gitarre spüren Sie am Bauch – und dazu kommen noch die Töne. Wenn Sie gleichzeitig dazu singen, spüren Sie eine durchgehende sinnliche Erfahrung.

3. Ihre Ausdauer verbessert sich.
In seinem Buch „Überflieger“ zeigt Malcolm Gladwell, dass es nicht vor allem Talent ist, das Menschen zu Könnern macht. Sondern es ist die Ausdauer, die Konsequenz.

Wer auf einem Gebiet sehr gut werden will, beruflich oder privat, braucht etwa 10.000 Stunden praktischer Übung. Um diese lange Zeitspanne durchzuhalten, braucht man sicher eine Tätigkeit, die einen mit Leidenschaft und Freude erfüllt.

Ein Instrument zu lernen kann diese Fähigkeit zur Ausdauer erleichtern. Vorausgesetzt man hat einen guten Lehrer und wählt ein Instrument, das einem wirklich liegt.

4. Es hilft Ihnen abzuschalten.
Um den Stress der Arbeit im Büro zu lassen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Viele machen Sport, meditieren oder pflegen ihr Hobby. Nur vor dem Fernseher sitzen ist oft nicht so erholsam, weil es zu passiv ist.

Das Geheimnis guter Entspannung ist ja die Fokussierung auf etwas, was einem Spaß macht und den Geist in andere Bahnen lenkt. Und wenn man ein Stück einigermaßen beherrscht, tritt die Anstrengung des Übens in den Hintergrund und der Spaß an der Musik und die Entspannung breitet sich in einem aus.

5. Sie verstehen Musik anders und besser.
Wer selbst musiziert, lernt auf intuitive Weise mehr über Wesen, Struktur und das Handwerk der Musik. Erlebt vielleicht, warum in jedem Popsong nach dem Refrain ein Dominantseptakkord kommt – und warum das gut klingt. Wie wichtig Rhythmus in der Musik und im Leben ist und welch unterschiedliche Töne man aus demselben Instrument herausbringen kann.

Wer selber musiziert, lernt vermutlich auch, dass es keine gute oder schlechte Musik gibt, sondern dass unser tägliches Leben dauernd von Tönen umgeben ist. Oder wie es der Jazzkritiker Joachim Behrend nannte: „Die Welt ist Klang“.

6. Es hilft Ihnen, Ihre Gefühle zu regulieren.
Den ganzen Tag erleben wir Situationen, die mit den unterschiedlichsten Gefühlen verbunden sind. Meist erlaubt die Situation, diese Gefühle genauer zu spüren oder auch entsprechend auszudrücken. Das ist ein Teil des Stresses oder der Anstrengung, die Sie abends spüren.

Ein Spaziergang, gutes Essen, Alkohol und Rauchen helfen uns, diese Gefühle zu regulieren. Jedoch meist auf eine indirekte, mehr zudeckende Art. Wer seinem Partner oder einer Freundin erzählt, wie der Tag war, reguliert seine Gefühle bewusster. Beim Erzählen spüren Sie deutlicher, was Sie geärgert hat oder traurig machte.

Beim Musizieren geht das auch. Je nach Stimmungslage können Sie ein trauriges Stück wählen oder Ihre Wut in die Tasten hauen.

7. Es macht Sie kreativer.
Musizieren heißt nicht nur vom Blatt spielen. Sowie Sie eine gewisse Fertigkeit im Erzeugen von Tönen auf Ihrem Instrument erlangt haben, können Sie improvisieren.

Mit einer entsprechenden Begleit-CD, auf der eine bestimmte Akkordfolge wiederholt wird, kann das schon recht gut klingen. Und Improvisieren ist eine wichtige Fähigkeit im heutigen Leben. Zu schnell ändern sich die Umstände und Situationen, dass man mit althergebrachten Routinen des Denken und Handelns weit käme. Sich anzupassen, Neues auszuprobieren ist gefragt.

Und beim Musizieren kann man das auf eine spielerische Weise lernen. Vor allem, wenn man mit anderen zusammen Musik macht. Das ist  Teambuilding auf angenehmste Weise.

Wie fängt man an?

Wichtig ist, dass Sie ein Instrument wählen, das Sie anzieht. Dessen Art zu spielen Sie sinnlich anspricht. Denn es ist ein sinnlicher Unterschied, ob Sie in ein Saxofon blasen, die Tasten eines Klaviers drücken oder auf einem Schlagzeug spielen.

Die Art des Klangs des Instrument muss Sie ansprechen. Er sollte Ihnen gefallen, Gefühle in Ihnen auslösen, Sie emotional berühren.

Am besten, Sie probieren das aus. Viele Musikgeschäfte bieten alle möglichen Instrumente zur Miete an. Die monatlichen Kosten halten sich in Grenzen und werden bei einem späteren Kauf meistens mit dem Verkaufspreis verechnet.

Für die meisten Instrumente gibt es Lehrbücher oder Lehrvideos, mit denen Sei sich einiges selbst beibringen können. Aber aus eigener Erfahrung rate ich ab einer bestimmten Stufe zu einem guten Lehrer. Zum einen übt man dann konsequenter und zweitens bekommt man so individuelle Hinweise, die keine DVD oder kein Buch liefern können.

Ich selbst habe lange Jahre Jazzgitarre bei Gunter Kraus gelernt. Und seit über sieben Jahren habe ich Gesangsunterricht bei Bo Schmich.

Ach, Sie haben schon lange ein Instrument?

Aber Ihre Trompete vergammelt irgendwo auf dem Dachboden. Oder Ihr Klavier dient Ihnen vor allem als Ablage für Zeitungen und Bücher. Jedenfalls spielen Sie nicht.

Keine Zeit?

Ausrede. Vielleicht hilft Ihnen mein Emailkurs über Aufschieberitis. Damit hat eine geschätzte Kollegin es in zwei Wochen geschafft, ihr Klavier von Spinnweben zu befreien und regelmäßig zu üben.

Oder Sie gehen in ein Musikgeschäft und lassen sich von den Noten dort inspirieren, was Sie gerne mal spielen würden.

Sie wissen doch: Wer etwas will, findet Wege. Nur wer etwas nicht will, findet Gründe.

 

kommentar Welches Instrument spielen Sie?
Oder würden Sie gern spielen?

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.