Verlernt haben zu leben. Nur noch funktionieren – der sichere Weg in den Burnout.

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Gesundheit

Mein neuer Email-Kurs ist fertig und  heißt: „Grenzen setzen statt Burnout“. Wie auch der erste Kurs über Aufschieberitis geht er über sechs Wochen. Alle vier Tage eine Mail mit der Lektion und ein, zwei Umsetzungsaufgaben für den Alltag.

Diese Form der Wissensvermittlung hilft offensichtlich, auch tief verwurzelte Gewohnheiten im Verhalten verändern zu können.

Jedenfalls schreiben mir das etliche der 250 Käufer des Email-Kurses über Emailkurs über Aufschieberitis:

Was gefiel Ihnen am besten an dem eMail-Kurs?

  •  Dass alles leicht verständlich ist/war. Die Lektionen waren gut unterteilt, nicht zu kurz und nicht zu lang.
  • Man freut sich auf die nächste Email.
  • Mir gefiel am besten die unkomplizierte Herangehensweise an eine doch komplexe Thematik.
  • Am besten hat mir gefallen, dass der Kurs durch den 4-Tages-Rhythmus nie in Vergessenheit geraten konnte. Und dass die Tipps wirklich super in der Praxis anzuwenden sind.
  • Die Lektionen sind gut strukturiert, auf den Punkt gebracht und sehr spannend geschrieben. Die Länge ist absolut perfekt, nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang, die eingestreuten Experimente und Selbstversuche bieten Auflockerung – und verblüffende Erkenntnisse.


Was sind andere Vorteile des eMail-Kurses?

  • Man kann ihn immer wieder lesen und dies zu gewünschten Zeiten und am gewünschten Ort.
  • Dass man nicht alles auf einmal bekommt. Dass es kleine konkrete Aufgaben gibt. Das „fangen Sie an mit 5 oder 10 Minuten“ und man bleibt daran – funktioniert.
  • Alles ist nett, humorvoll, lesefreundlich und wertschätzend geschrieben, so dass ich mir nicht wie ein Mangelwesen vorkomme, nur weil ich bestimmte Dinge aufschiebe. Und ich finde richtig gute Hinweise, die ich sofort in die Praxis umsetzen konnte.
  •  Dieser Kurs bietet — so mein Eindruck — eine tolle Essenz aus ganz vielen Richtungen, aus Fachliteratur und gemachten wertvollen Erfahrungen.

Burnout entwickelt sich zur Volkskrankheit.

Die Zahlen sind alarmierend.  Nach einer Auswertung der KKH-Allianz ist die Zahl der Menschen, die unter dem Burnout-Syndrom leiden, in Nordrhein-Westfalen zwischen 2007 und 2009 um 46 Prozent gestiegen. Bei Männern betrug die Steigerungsquote sogar 73 Prozent.

Auch bei der „Volkskrankheit“ Burnout ist Vorbeugung entscheidend. Tragischerweise sind Burnout-Kandidaten oft chronisch ungeduldig.

Alles muss schnell gehen, schnell erledigt werden. Weil wenn man schnell ist, kriegt man immer mehr erledigt. Wenn man Dinge schnell erledigt, kann man immer noch mehr machen oder kriegt noch mehr aufgeladen – die klassische Burnoutfalle.

Hier ist ein guter Film über das Thema. Ich habe extra keinen 5-Minuten-Clip gesucht, sondern einen, der eine halbe Stunde lang ist. Auch weil er das Thema von verschiedenen Seiten sehr gut beleuchtet.

httpv://www.youtube.com/watch?v=0KgD7D9lovc

Mein Email-Kurs heißt „Grenzen setzen statt Burnout!“ Denn das fällt Burnout-Kandidaten auch sehr schwer: Grenzen setzen. Überhaupt eigene Grenzen wahr- und dann auch noch ernstzunehmen.

Sie merken schon: der Email-Kurs ist anspruchsvoll. Keine schnellen Tipps, die man mal kurz liest und dann läuft alles besser. Denn persönliche Veränderung ist harte Arbeit.

Dazu gab es am 19.11.11 um 9.05 Uhr im Deutschlandfunk eine zweistündige Radiosendung mit mir, in der ich Hörerfragen zum Thema „Warum ist es so schwierig, sich zu verändern?“ zu beantwortete.
Hier mein Bericht darüber.

Eine 10-seitige Einführung mit den genauen Inhalten können Sie sich hier herunterladen.

Bestellen können Sie den neuen Email-Kurs hieR …

PS: Wenn Sie jetzt 90 Sekunden etwas für sich tun wollen, schauen Sie mal hier…

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

13 Kommentare

  1. Hallo Christina,
    freut mich sehr, dass Ihnen der eMailkurs gefällt und nützt.
    Die Experimente sind sehr wichtig, denn sie liefern Hinweise auf innere, unbewusste Konflikte, die einem im Weg stehen.
    Live-Coaching wäre tatsächlich gut, lässt sich aber leider mit so vielen Abonnenten nicht machen. Wenn Sie an ein paar Punkten nicht weiter kommen, müssten Sie eben mal zu einem Seminar mit mit kommen.
    Weiterhin viel Erfolg!

  2. Cristina sagt

    E-Mail-Kurs „Abgrenzen statt Burnout!“

    Bin gerade an der 8. Lektion und freue mich bereits auf die nächste.
    Die Experimente verblüffen mich jedes mal aufs Neue.
    Auf gewisse Sätze reagiere ich sehr stark und andere lassen mich wiederum völlig kalt.
    Da fehlt mir zwischendurch der Live-Coach.

    Der ganze Kurs ist toll aufgebaut und macht Lust daran zu arbeiten.

    Kann den Kurs wirklich sehr empfehlen.

  3. Ein Burnout wäre wirklich schlimm und ich sehe mich in gefahr (natürlich nicht akkut), aber ich denke, dass ich durchaus einer bin, der sich selbst vergisst und das streben nach dem Funktionieren hat. Ich denke, Burnout werden immer mehr zum Problem.

  4. Silvia Wolf sagt

    Lieber Herr Kopp-Wichmann,

    Sie rennen damit bei mir immer offene Türen ein, und ich bejahe jeden Ihrer Sätze.
    Ich für meinen Teil finde, dass es wichtig ist, dass die Betroffenen – und auch die Ärzte – erkennen, dass es sich bei Burn-Out um eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung handelt. Meine Ärzte haben das alle nicht erkannt, und für mich als Betroffene war es ebenfalls nicht erkennbar. Ich wollte es auch nicht sehen, denn – was ist schon erschöpft? Stress hat doch jeder, und meine „Probleme“ waren doch keine! Ich habe in der Gruppentherapie mit Menschen gesessen, unter denen viele missbrauchte Frauen saßen. Ich war in der Therapie unter Menschen mit Alkoholproblemen, mit narzisstischen Persönlichkeitsstörungen, manisch-depressiven Frauen, die in ihrer Hochphase der Manie waren. Patienten mit extrem ausgeprägten, schizophrenen Zügen und Realitätsverlusten. Und ich saß dort mit der „banalen“ Diagnose „Erschöpfungssyndrom“. Ergo habe ich mich dort als deplatziert empfunden, als jemand, der da überhaupt nicht hingehörte, weil ich meine eigene Diagnose als „nicht richtig“ und vor allem – als NICHT WICHTIG empfunden habe. Ich habe es seinerzeit genauso abgetan, wie meine behandelnde Ärzte. Und – ich wollte die Wahrheit nicht sehen, dass ich mich in meiner Lebenskrise befand. Ich verließ über das Burn-Out einen Lebensab-schnitt, von dem ich der Auffassung war, der war vollkommen in Ordnung. Es musste doch so sein, wie ich mich behandeln ließ von meiner Umwelt.

    Der Abschied von einem alten Lebensab-schnitt fiel extrem schwer, vieles war gewohnt, vieles davon war zur Routine erstarrt. Der Ablösungsprozess war auch sehr schmerzhaft. Denn die Perspektive auf einen neuen Abschnitt hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht. Fast allen meinen Mitpatienten ist es nach dem Klinikaufenthalt so ergangen. Weil jeder unbedingt in sein „altes Leben“ wieder zurück wollte. Zurück in das, was uns so krank gemacht hatte. Und so fielen wir alle in ein noch größeres Loch. Denn das hatte uns ja niemand in der Klinik gesagt, dass genau das nicht mehr geht. Verrückt, oder?

    Viele von uns haben weiterhin bedingungslos an alten Regeln und alten Vorstellungen fest-gehalten, weil etwas neues nicht in Sicht war. Die, die Familie hatten, einen Job und danach alles verloren haben – für die war es besonders schwer, sich eine neue Perspektive zu schaffen. Ich gehe ab dem kommenden Jahr mit meinen Buch auf „Reisen“ und will mit Betroffenen genau über dieses Thema sprechen. In ihnen das Bewusstsein wecken, für sich und diese Erkrankung.

    Ich wünsche mir sehr, dass mehr Betroffene erkennen, dass es sich definitiv nicht um irgendeinen Modekram handelt, der je nach „Lust und Laune“ kommt und geht. Der mit ein paar „Kullerchen“ (so nannte einer der behandelnden Ärzte die Psychopharmaka, die dort verabreicht wurden) ruhig gestellt wurde und somit – weil nicht ganz klar bei Verstand – mit der Therapie erst recht nichts anfangen konnte. Ich möchte den betroffenen Leuten sagen, dass Burn-Out viel mehr ist, als einfach nur eine englische Übersetzung des Wortes Erschöpfung. Dass man reflektieren muss. Sich selbst – und auch die eigene Situation, in der man lebt. Dass jeder, der betroffen ist, gut daran tut, sich hinzusetzen um nach den Ursachen zu suchen, die für diese Erkrankung als Auslöser oder Verstärker dienen.
    Aber es ist nicht einfach. Man lässt viel hinter sich, verändert sich – manches Mal sehr zum Leidwesen der Umgebung. Aber es ist ein notwendiger Prozess, der auch Notfallmaßnahmen beinhaltet und die eigene Prophylaxe, verantwortungsvoll und achtsam mit sich und seinen eigenen Bedürfnissen umzugehen. Das Thema liegt mir wirklich sehr am Herzen, weil ich erneut mitbekomme, dass viele „da draußen“ davon betroffen sind, aber immer noch schweigen, weil sie denken, dass es nicht der Rede wert ist, darüber zu reden. Weil Scham und Moralvorstellungen dem oftmals einen Riegel vorschieben. Das ist meine Erfahrung der letzten Jahre.

    Ich finde die Diskussion und alle Ausführungen hier auf dem Blog mehr als interessant. Natürlich wird es meiner Meinung nach auch weiterhin Menschen geben, die es „hip“ finden und „cool“, wenn sie vor anderen Menschen damit prahlen, dass sie „Burn-Out haben“. Die diese Krankheit als Ausrede benutzen und als Möglichkeit, die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung auf sich zu lenken. Gut, das wäre für jeden Psychologen ein anderer Krankheitszustand. Aber es ist ärgerlich, weil sie damit die Menschen abstrafen, die wirklich darunter leiden. Das kann niemand verhindern. Aber – es machen sich immer mehr Menschen Gedanken darüber. So wie hier auf Ihrem Blog. Sie reden und diskutieren darüber. Wägen ab, suchen Ursachen und Wirkung.

    Vielleicht haben wir alle somit eine Chance, Burn-Out aus der „Unsichtbarkeitsecke“ herauszukriegen und deutlich zu machen, dass es eine ernsthafte Erkrankung ist, die wahrgenommen werden muss. Die einen jeden von uns treffen kann, inmitten eines Lebensabschnittes eines Menschen. Egal in welchem Alter wir gerade sind. Eine Erkrankung, die behandlungsbedürftig ist, und nicht, die abgewatscht unter „ferner lie-fen“ geführt wird, sofern man selbst keinen Promi-Bonus besitzt. Und – dass den Menschen, die unter dem Burn-Out leiden gesagt werden kann, dass sie eben nicht „verrückt“, „durch-geknallt“ oder sonst was sind. Sondern schlichtweg – krank. Ohne Häme und blöde Bemerkungen. Denn dann – so denke ich – würden die Betroffenen auch selbst ihrer eigene Erkrankung das erste Mal ernst nehmen. Und sich selbst auch mal wichtig.

    Das wünsche ich mir persönlich für die Zukunft. Ich bin so vermessen zu sagen:“ Nach dem Burn-Out ist vor dem Burn-Out.“ Depression bleibt. Sie geht nicht weg durch ein paar Tabletten, wenn sich die Lebensumstände und die innere Einstellung sowie das Denken nicht verändert. Ohne Reflexion ist alles nichts – und ohne Selbstreflexion wird nichts besser. Ich durfte mit der Hilfe von Profis lernen, wie ich meine Erkrankung an die Hand nehmen kann. Vorsichtig und achtsam, immer im Konsens mit mir selbst. Damit ich damit leben kann.
    Danke an Sie, lieber Herr Kopp-Wichmann, dass Sie diese Diskussion hier auf dem Blog mit dem Thema eingeleitet haben.
    Ihre
    Silvia Wolf

  5. Liebe Frau Wolf,
    danke für Ihren beiden kenntnisreichen Kommentare. Man merkt, dass Sie sich auskennen, einfach weil Sie selbst betroffen waren.
    Aufklärung tut wirklich not bei diesem Thema. Insofern stört es mich nicht, dass Burnout die elegantere Bezeichnung für eine Erschöpfungsdepression ist. Hauptsache, die Menschen begreifen, dass es eine ernste Lebenskrise ist, bei der es nicht nur darum gehen kann, möglichst schnell wieder fit und funktionstüchtig zu werden. Denn das ist oft der Weg in den nächsten Burnout.

    Besser ist es, herauszufinden – allein oder mit professioneller Hilfe – wie es dazu gekommen ist. Oder besser: wie man sich den Burnout erarbeitet hat. Denn die üblichen Erklärungsversuche (zuviel Stress, wenig Zeit, Doppelbelastung etc.) greifen zu kurz.

  6. Silvia Wolf sagt

    Ich gebe allen Kommentatoren recht. Es ist von jedem mehr als ein „bisschen“. Wer auf sich achtgibt und zusieht, dass er die Balance zwischen Stress und Belastung hält, bekommt meiner Meinung nach nur sehr schwerlich einen Burn-Out. Natürlich gibt es Tage oder auch Situationen, die man sich verwünscht, weil sie Stress und Unbehagen verursachen. Sicherlich kennt jeder von uns auch mal das Gefühl, dass man die Arbeit „Oberlippe/Unterkante“ stehen hat und an diesem Tag lieber zu Hause gewesen wäre. Die gibt es und die wird es immer wieder geben. Wer jedoch nur solche Tage hat, wer Frust schiebt, weil er – beispielsweise auf die Arbeit bezogen – jeden Tag nur noch lästige Arbeiten machen muss, die niemand anderes machen will, und die lausig bezahlt werden, wer ständig Überstunden schieben muss, damit er seinen Arbeitgeber zufriedenstellt um seinen Job nicht zu verlieren, der verliert damit den Ausgleich im Privaten. Der ist meiner Meinung nach Burn-Out gefährdet.

    Für einen psychisch gesunden Menschen, der ohne fehlgeschlagene Entwicklung erwachsen geworden ist, bedeutet eine Phase mit Disstress noch lange kein Burn-Out. Wer sich jedoch ständig überfordert, selten Nein sagt, seine Grenzen nicht ziehen kann (privat wie auch auf der Arbeit) hat ganz schlechte Karten. Dinge, die mir Spaß machen, die kreativ sind und wo ich ein kleines Erfolgserlebnis für mich „unter dem Strich“ verbuchen kann, kann ich auch mit erheblicher Stundenzahl absolvieren, ohne dass ich in das Burn-Out gerate. Allerdings muss auch ich höllisch aufpassen, wenn die Schere zwischen dem langweiligen zeitintensiven und öden Job, den ich habe, zu groß wird und ich nur noch Überstunden schieben muss. Wenn die 14-16 Stunden Tage über Wochen und Monate laufen und ich wieder ins Schlafdefizit rutsche. Ohne meinen Ausgleich über die Ressourcen (meine Musik, mein Keyboard, Freunde treffen, Diskussionen etc) und ein entsprechendes „Freizeit und Relaxkonto“ halte selbst ich schwerlich auf Dauer die Balance. Da liegt das „Ausrutschen“ sehr nahe.

    Meiner Meinung nach erkennen jetzt langsam immer mehr Hausärzte und Ärzte den „Burn-Out“ oder die klassische Überlastungsdepression. Und – immer mehr Menschen bekennen sich auch offen dazu. Ich bin immer wieder überrascht, wie viel Leute depressiv waren, mit einem Burn-Out in der Klinik lagen und sich behandeln ließen, wenn ich das Gespräch darauf bringe. Doch „Burn-Out“ ist ein Begriff für einen Zustand, den die meisten Ärzte versuchen, in eine Diagnose zu wandeln. Der frühere Begriff „Erschöpfungszustand“ stand mindestens genauso oft auf diversen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen wie die Diagnose „vegetative Dystonie“.

    Burn – Out ist ein Begriff, der mittlerweile „gesellschaftsfähig“ geworden ist, weil es ja keine „Depression“ ist. Denn die ist bei den meisten Menschen verpönt. Burn –Out dagegen ist ja „nur“ ein psychischer und physischer Erschöpfungszustand, der mit einer Depression nichts zu tun hat. Da sage ich immer nur „Denkste, mein Lieber!“ Alles was aus USA kommt, hat hier einen anderen Stellenwert. Ich hatte mal vor Jahren einen Arzt, der beschäftigte sich mit CFS – Chronical Fatigue Syndrom – Chronisches Erschöpfungssyndrom. So hieß Burn-Out vorher. CFS hörte sich exotisch an, es war nichts profanes und man konnte sogar damit Eindruck schinden. Burn-Out? Klingt doch viel interessanter als „Depression“ oder „depressive Phase“. Eine merkwürdige Entwicklung, nicht wahr?

    In meinen Augen sind dies alles Versuche, etwas zu bescheinigen, was den meisten Ärzten selbst nicht klar ist. Aber – wir müssen ja für alles einen Namen haben. Krankenkassen müssen ihre Diagnosen haben, damit die Aufenthalte in den Kliniken bezahlt werden. Da reicht nicht mal die „einfache“ Diagnose „mittelgradiger depressiver Schub“ aus, um 8 Wochen Klinik zu rechtfertigen, selbst wenn der Patient schon seit 2 Jahren vergeblich um einen Therapieplatz kämpft. Damit die Kliniken dann doch die Kosten ersetzt bekommen, werden oftmals sehr abenteuerliche Diagnosen nach dem IDC-10 Schlüssel gesetzt. Ich bin jedes Mal erneut überrascht.
    Dennoch – wenn sich Stress und Entspannung in der Balance halten, sind wir wenig Burn-Out gefährdet. Und – wenn die Eigenprophylaxe stimmt.

  7. Frank sagt

    Wenn ich lese, dass die Fälle von Burn-Out in Nordrhein-Westfalen zwischen 2007 und 2009 um 46 Prozent insgesamt und bei Männern um 73 Prozent gestiegen sind, dann lässt mich das schon aufhorchen. Nordrhein-Westfalen ist ja auch sehr bevölkerungsstark und somit können solche Zahlen schon als repräsentativ gelten. Allerdings bin ich mir nicht ganz so sicher wo diese plötzliche Steigerung herkommt. Es handelt sich ja lediglich um einen Zeitraum von zwei Jahren. Ich könnte mir zwei Erklärungen vorstellen.

    1. Mit dem Beginn der Finanzkrise in den Jahren 2007/2008 stieg auch die Arbeitsbelastung insgesamt, da viele Arbeitsplätze als gefährdet wahrgenommen wurden. Die Angst um den Arbeitsplatz könnte zu einem höheren Arbeitspensum geführt haben.

    2. Der Begriff war zuvor nicht so geläufig, so dass nun bei Arbeitserschöpfung die Diagnose nun häufiger Bur-Out heißt.

  8. Einfach wieder eine gute Idee. Wenn Gunther Schmidt im Morgenmagazin dazu auftaucht ist die Zeit einfach reif.

    Ich habe gerade einen kleinen audio Boo-Beitrag auf meinem Blog erstellt. „Wie du augenblickliche Streßkontrolle trainierst und hervorragend auf Burn Out-Prophylaxe schaltest.“

    Passt ganz gut, wie ich finde. Und toll wäre natürlich, wenn es zum Grenzensetzen- Selbstlernkurs noch irgendwann ein paar nette Bannerlinks gibt, wie beim Aufschieberitis-Kurs.

  9. Wenn man immer mal wieder ranklotzt, gibt das selten einen Burnout. Vor allem, wenn das Drumherum stimmt. Also, man hat Spaß an der Sache und/oder es gibt eine gewisse Befriedigung bzw. Anerkennung dafür. Nur wer sich keine Pause gönnt und Vierzehnstunden-Tage die Regel sind, läuft Gefahr.

    Danke für Ihren Kommentar.

  10. Der Beitrag gefällt mir sehr gut. Ich finde aber auch das man hin und wieder eine große Belastung aushalten sollte. Wie zum Beispiel der 14 Stunden Tag in der Zahnarztpraxis. Kommt sowas vielleicht mal alle paar Monate mal vor und die Arbeitszeiten sind sonst Normal, so denke ich ist das okay, wenn es natürlich die Regel ist geht das gar nicht. Das wäre ja wie jeden Tag einen Marathon zu laufen. Ich denke das jeder so Arbeitstage kennt an denen man verrückt. Diese Tage müssen die Ausnahme und nicht die Regel sein. Denke ich zumindest.

  11. Silvia Wolf sagt

    Ein sehr guter Beitrag! Und er bringt viele Dinge auf den Punkt. Zum einen, dass unser Gesundheitssystem sehr träge ist und gerade was psychische Erkrankungen angeht völlig unterbelichtet ist. Es kann nicht sein, dass Patienten, die Hilfe benötigen von einer Therapiepraxis zur nächsten tigern, um dort abgewiesen zu werden. Im „günstigeren“ Fall wartet man eben ein halbes bis ein dreiviertel Jahr. Eine sofortige Krisenintervention? Fehlanzeige! Nicht bei uns.

    Die Welt ist schnelllebiger geworden, der Druck, der auf den Menschen arbeitstechnisch wie auch privat lastet, macht das „auf sich acht geben“ immer schwerer. Viele von uns haben 2 Jobs, um sich finanziell mit den Kosten „über Wasser zu halten“. Frust auf der Arbeit, zuviel Druck von oben, langweilige Routineaufgaben mit dem Hintergrund, auch noch den letzten eingesparten Kollegen zu ersetzen, verschaffen erst dem Burn-Out oder auch der Überlastungsdepression den entsprechenden Nährboden.

    Hinzu kommt noch die Doppelbelastung bei uns Frauen. Job, Haushalt, Kinder, Ehemann. In allem will man „perfekt“ sein. Ebenso soll der Ehemann „perfekt“ sein. Der, der die Brötchen nach Hause bringt, im Job „on Top“ ist, der ein guter Ehemann und Vater ist. Aufmerksam den anderen – aber selten sich selbst gegenüber. Weil viele von uns es nicht gelernt haben.

    Da kommen noch viele, andere traumatische Erlebnisse hinzu. Falsche Lernmodelle seitens der Eltern, die „Fehlprogrammierung“ durch die Erziehung, Helfersyndrom und der Drang zum Perfektionismus. Vermengt man alles zusammen uns setzt dann noch den Druck von außen (Arbeit und Umwelt/Gesellschaft) dazu, erhält man die klassische Überlastung.

    Der Mensch verlernt wirklich zu leben, weil er nur noch funktionieren soll. Und – das tut er, wenn er seinen Job behalten will. Der Mensch bleibt dabei auf der Strecke.

    Mir ist es ebenso ergangen. Der erste Burn – Out mit 18, unerkannt und weggedrückt. Und die Latte wurde noch höher angelegt. „Stell Dich nicht so an“, hieß es. „Lehrjahre sind keinen Herrenjahre, wir haben auch viel arbeiten müssen.“ Dass ich jedoch mit 18 in der Zahnarztpraxis schon einen 14 Stunden Tag hatte, danach noch zu Hause den Haushalt der Eltern schmeißen musste, hat niemanden interessiert. Und irgendwann interessiert es einen auch selbst nicht mehr. Man hat sich verloren. Es zählt nur noch die Funktion nach außen hin. Schwäche will man nicht zeigen, und diese Schwäche setzt man mit dem eigenen Versagen gleich. Die Überforderung von außen und von innen macht den Burn-Out komplett.
    Mit 47 folgte der zweite Burn-Out, dieses Mal mit Klinikaufenthalt von 8 Wochen. 8 Wochen, die nicht wirklich etwas gebracht haben. Der letzte dann in 2008 mit dem Tod meines Vaters. Da war endgültig Schluss mit Lustig. Diese 12 Wochen, in denen mein Vater mit den Auswirkungen der unnützen Chemo-Therapie gekämpft hat, haben mich in die Überlastungsdepression geschossen. Erst diese Klinik, in der ich dann unterkommen konnte, war in der Lage, das aufzufangen und mich wieder „ins Lot“ zu bringen. Mit viel Achtsamkeit und der Möglichkeit, meine Ressourcen zu reaktivieren. Mir meine Grenzen aufzuzeigen, die ich endlich verinnerlicht habe. Grenzen, die ich vorher nie kannte. Kannte ich doch nur die der anderen …

    Der Bericht zeigt überdeutlich, woran das System „Gesundheit“ in Deutschland selbst erkrankt. Zum einen die ständige Überforderung durch den Job. Immer erreichbar sein, Selbstverständlichkeiten in Sachen Überstunden (da sind wir europaweit die Besten!). Die Schere zwischen Freizeitausgleich und Überstunden klafft immer mehr auseinander. Zum anderen die Unfähigkeit der Politik und so mancher Arbeitgeber, flexibel und verantwortungsvoll auf solche Situationen zu reagieren. Prävention ist ein Fremdwort für die Kassen und für die Gesundheitsreformer. Die Psychotherapeuten sind zu wenig, um den immer größer werdenden Bedarf an depressiven Patienten zu behandeln. Und von den Kassen kommt nichts.

    Es kann doch nicht angehen, dass Therapeuten bei Kassenpatienten ein so enges Honorarbudget haben, dass sie zu 50% umsonst arbeiten, wenn das „Budget“ voll ist. Die Kassen und auch die Politik passen sich den veränderten Gegebenheiten nicht an. Solange, wie die Kassen ihre „eigene Logik“ in Bezug auf die Bezahlung haben, solange wie Politiker immer noch nicht sehen wollen, solange Arbeitgeber immer noch das Personal ausbluten – solange wird das Burn-Out Syndrom weiterhin die Liste derer anführen, die aufgrund dessen in Frührente gehen werden. Mal ganz abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden, ist der Schaden an den menschlichen Ressourcen viel größer. Geld kann man ersetzen, – Menschen nicht.

  12. Genau — auch Thema auf meinen Seminaren: Lerne wieder zu leben — und Spass am Abenteuer Leben zu haben!
    Danke für die Inspiration

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