Ein Routenplaner für’s eigene Leben?

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Methoden / Psychologie

Das wünscht man sich manchmal. Die gute Nachricht: jeder hat so einen inneren Routenplaner. Es ist das “Lebensdrehbuch”. Die schlechte Nachricht: meist wissen wir nichts von diesem Drehbuch, leben es jedoch unbewusst.

Das Lebensdrehbuch (“Skript”) wirkt wie ein vorgegebenes Rollenbuch, das Menschen unbewusst nachspielen. Es enthält direkte oder indirekte Aufträge und “unerledigte Angelegenheiten” der Eltern und bisweilen auch Generationen davor. Den Begriff geprägt hat Eric Berne, der Gründer Transaktionanalyse. Nach ihm ist ein Skript ist ein ein Lebensplan oder ein unbewusstes Programm, nach dem ein Mensch lebt.

Entscheidend für den Lebensverlauf ist, ob jemand ein
“Gewinner-Skript” (“Einen Donald kriegt man nicht klein!”) sagte sich der Pfälzer Angler Donald Klein (!), als er achtzehn Monate im iranischen Gefängnis saß.) oder ein
“Verlierer-Skript” (“Ich habe immer Pech.”) mit sich trägt. Denn die inneren Überzeugungen bestimmen (wie auf einem Routenplaner) die Möglichkeiten des Menschen, sich zu verhalten und Konflikte zu bewältigen. Durch die Analyse der Szenen des Drehbuchs können diese bewusst gemacht und unter Umständen verändert werden.

Wie kommt man nun seinem eigenen Lebensdrehbuch auf die Spur?

Ein Weg ist, sich an Familienregeln oder Sätze zu erinnern, die man als Kind oft gehört hat:

  • “Der älteste Sohn bei uns wird Arzt.”
  • “Iss auf, dann wirst du groß und stark!”
  • “Lass Dir von niemand was gefallen.”
  • “Du bist nichts und du kannst nichts.”
  • “Wir sind und bleiben kleine Leute.”
  • “Du wirst mal ein Großer!”
  • “Was soll bloß mal aus dir werden?”
  • “Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.”
  • “Wenn du so vorlaut bist, findest du nie einen Mann.”
  • “Werde Beamter, da bist du ein Leben lang sicher.”
  • “Denk immer dran, was die Leute denken.”
  • “Du kommst noch ins Heim, wenn du so weitermachst.”
  • “Ein Junge weint nicht. Du hast überhaupt keinen Grund zum Heulen!”
  • “Du heiratest später eh mal.”
  • “Männer taugen nichts – guck deinen Vater an.”
  • “Eine Frau wird niemals Chef, das ist unweiblich.” Noch mehr Sprüche?

Da man als Kind solche Botschaften schwer in Frage stellen kann, werden sie meist geglaubt und prägen unbewusst das eigene Selbstbild. Durch “selbsterfüllende Prophezeiungen” werden sie in der Gegenwart immer wieder verstärkt. (mit der Programmierung des DVD-Recorders klappt es nicht gleich – schon meldet sich eine leise Stimme im Kopf “Du hattest schon immer zwei linke Hände.”)

Andere Hinweise auf sehr frühe und deshalb tief verankerte Anschauungen über das Leben und den daraus resultierenden Lebensentwurf sind prägende Lebensereignisse (Scheidung, Tod, Geburt von Geschwistern) in Kindheit und Jugend.

Aufschlußreich sind auch Figuren (real oder fiktiv), mit denen man sich als Kind identifiziert hat. Entweder weil man sich in deren Schicksal wiederfand oder weil deren Leben einem den Ausweg aus einer belastenden Situation zeigte. Dazu gehören Figuren aus:

  • Lieblingsmärchen (Dornröschen, , Aschenputtel, Hänsel und Gretel)
  • Lieblingskinderbüchern (Pippi Langstrumpf, Robinson Crusoe, Winnetou, Heidi, Momo) beispielsweise hier
  • Comics (Tom und Jerry, Popeye, Micky Maus, Fix und Foxi)
  • Filmgestalten (Superman, Tarzan, Bonanza, u.a.)

Erst, wenn man sich das eigene Lebens-Drehbuch bewusst gemacht hat, lässt es sich verändern. Wie in einem richtigen Drehbuch kann man Szenen umschreiben, bestimmte Dialoge streichen oder ein besseres Ende einfügen.

Dazu ein Buchtipp:

Und was war Ihre Lieblingsgestalt als Kind?

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

9 Kommentare

  1. Liebe Anja,
    danke für Ihren Kommentar.

    Gewinner- und Verlierer-Skript ist natürlich nur eine ganz grobe Unterteilung.
    Wichtiger ist es, genauer zu untersuchen, welches genaue Drehbuch mit welchen Strategien jemand gewählt hat. Bei Menschen mit „einschneidenden Erfahrungen“ sind zum Beispiel häufige Skripte:

    „Ich vertraue niemandem mehr.“ Oder
    „Ich verlasse mich nur noch auf mich selbst.“ Oder
    „Ich muss immer ganz stark sein.“
    „Die Welt (oder die Menschen) sind gefährlich.“
    „Ich gehöre hier nicht hierher“ Oder
    „Ich bin nirgends sicher.“

  2. Liebe Anja,
    danke für Ihren Kommentar.

    Gewinner- und Verlierer-Skript ist natürlich nur eine ganz grobe Unterteilung.
    Wichtiger ist es, genauer zu untersuchen, welches genaue Drehbuch mit welchen Strategien jemand gewählt hat. Bei Menschen mit „einschneidenden Erfahrungen“ sind zum Beispiel häufige Skripte:

    „Ich vertraue niemandem mehr.“ Oder
    „Ich verlasse mich nur noch auf mich selbst.“ Oder
    „Ich muss immer ganz stark sein.“
    „Die Welt (oder die Menschen) sind gefährlich.“
    „Ich gehöre hier nicht hierher“ Oder
    „Ich bin nirgends sicher.“

  3. Anja Z. sagt

    Lieber Roland Kopp-Wichmann,

    ich freue mich in Ihren Verteiler aufgenommen zu werden und danke für die interessante Antwort!!

    Demnach bestimmt das individuelle Skript unser Selbstbild, unser Verhalten und Denken, weil es sich besonders bewährt hat = eine intelligente Überlebensstrategie?

    Mein Beispiel. Zu Lebenseinstellung wurde mir: Aus jeder Erfahrung das Beste zu machen! Diesem Skript liegt zu Grunde, dass viele einschneidende Erfahrungen meinen Werdegang kennzeichnen, die klar (Zer-)Störungspotential besaßen, dieses ich entschärfen musste und wollte. Warum? Aus Erfahrungen lernen, klingt mir eben vielversprechender, als an ihnen zu scheitern. -Ein Verweis auf ein Gewinner Skript? Ich könnte mir vorstellen, dass die Differenzierung oft nicht sehr einfach und eindeutig möglich ist…

    Im Übrigen bin ich inzwischen auch auf Ihre umfangreiche Homepage über Paarliebe gestoßen.

    Ich kann Ihre Online-Präsenz wirklich bloß loben. Ich bin ganz begeistert!

    Herzlichst,

    Anja Z.

  4. Anja Z. sagt

    Lieber Roland Kopp-Wichmann,

    ich freue mich in Ihren Verteiler aufgenommen zu werden und danke für die interessante Antwort!!

    Demnach bestimmt das individuelle Skript unser Selbstbild, unser Verhalten und Denken, weil es sich besonders bewährt hat = eine intelligente Überlebensstrategie?

    Mein Beispiel. Zu Lebenseinstellung wurde mir: Aus jeder Erfahrung das Beste zu machen! Diesem Skript liegt zu Grunde, dass viele einschneidende Erfahrungen meinen Werdegang kennzeichnen, die klar (Zer-)Störungspotential besaßen, dieses ich entschärfen musste und wollte. Warum? Aus Erfahrungen lernen, klingt mir eben vielversprechender, als an ihnen zu scheitern. -Ein Verweis auf ein Gewinner Skript? Ich könnte mir vorstellen, dass die Differenzierung oft nicht sehr einfach und eindeutig möglich ist…

    Im Übrigen bin ich inzwischen auch auf Ihre umfangreiche Homepage über Paarliebe gestoßen.

    Ich kann Ihre Online-Präsenz wirklich bloß loben. Ich bin ganz begeistert!

    Herzlichst,

    Anja Z.

  5. Hallo Anja,
    danke für Ihren Kommentar.
    Die gute Nachricht: Skripte sind veränderbar. Die schlechte Nachricht: es ist nicht leicht.

    Und zwar deshalb, weil das Drehbuch mit den jeweiligen Verhaltensstrategien ja eine sehr gute Möglichkeit darstellt, mit bestimmten Herausforderungen fertig zu werden. Das Skript hat sich viele hundert Male bewährt. Deswegen ist es nicht leicht, es zu ändern.

    Der zweite Grund: Skripte sind zumeist unbewusst. Man glaubt, man handelt aus freiem Willen heraus oder folgt seinen Bedürfnissen und Wünschen – ohne das Drehbuch dahinter und die entsprechende Not zu erkennen.

    Natürlich ist es möglich und auch wahrscheinlich, dass Sie mit sechzig Jahren andere Werte verkörpern. Trotzdem kann das Skript dasselbe sein. Beispiel: Viele ehrgeizige Menschen haben das Skript: „Ich werde es beweisen!“ Auf welche Ziele man nun mit diesem Skript seine Aufmerksamkeit richtet, ist gleich. Das Skript und der dahinterliegende Konflikt bleibt meist derselbe.

    Zum Thema: „Ich werde es beweisen.“ http://tinyurl.com/2klrzl
    Zum Thema „Veränderung“ ein Video von mir: http://tinyurl.com/2uh7sv

  6. Hallo Anja,
    danke für Ihren Kommentar.
    Die gute Nachricht: Skripte sind veränderbar. Die schlechte Nachricht: es ist nicht leicht.

    Und zwar deshalb, weil das Drehbuch mit den jeweiligen Verhaltensstrategien ja eine sehr gute Möglichkeit darstellt, mit bestimmten Herausforderungen fertig zu werden. Das Skript hat sich viele hundert Male bewährt. Deswegen ist es nicht leicht, es zu ändern.

    Der zweite Grund: Skripte sind zumeist unbewusst. Man glaubt, man handelt aus freiem Willen heraus oder folgt seinen Bedürfnissen und Wünschen – ohne das Drehbuch dahinter und die entsprechende Not zu erkennen.

    Natürlich ist es möglich und auch wahrscheinlich, dass Sie mit sechzig Jahren andere Werte verkörpern. Trotzdem kann das Skript dasselbe sein. Beispiel: Viele ehrgeizige Menschen haben das Skript: „Ich werde es beweisen!“ Auf welche Ziele man nun mit diesem Skript seine Aufmerksamkeit richtet, ist gleich. Das Skript und der dahinterliegende Konflikt bleibt meist derselbe.

    Zum Thema: „Ich werde es beweisen.“ http://tinyurl.com/2klrzl
    Zum Thema „Veränderung“ ein Video von mir: http://tinyurl.com/2uh7sv

  7. Anja Z. sagt

    Dito!

    Wenn ich über meine Vergangenheit reflektiere und dieses Erleben mit meiner Entwicklung bis heute vergleiche, sehe ich die Theorie völlig bestätigt. – Nun bin ich verhältnismäßig jung(23). Sind Skripte nicht veränderbar mit wachsender Erfahrung? Werden bestimmte Grundmuster niemals überschattet?

    Und ist auszuschließen, dass ich mit 60 Jahren komplett andere Werte verkörpere?

    Herzliche Grüße!!

  8. Anja Z. sagt

    Dito!

    Wenn ich über meine Vergangenheit reflektiere und dieses Erleben mit meiner Entwicklung bis heute vergleiche, sehe ich die Theorie völlig bestätigt. – Nun bin ich verhältnismäßig jung(23). Sind Skripte nicht veränderbar mit wachsender Erfahrung? Werden bestimmte Grundmuster niemals überschattet?

    Und ist auszuschließen, dass ich mit 60 Jahren komplett andere Werte verkörpere?

    Herzliche Grüße!!

  9. Ute sagt

    Meine ersten Lieblingsbücher waren "Die kleine Hexe", "Pünkelchen geht auf Reisen", "Pippi Langstrumpf" und dann "Hanni und Nanni". Aber als Gestalt sehr beeindruckt hat mich das Indianermädchen in "Insel der blauen Delphine"; es war eines meiner ersten in der Schulbibliothek ausgeliehen Bücher (hab"™s mir gerade gekauft, um es nochmal nachzulesen). Auch gut, spannend und anrührend, fand ich die Abenteuer des Jungen in "Der weiße Hengst" oder war"™s "Der schwarze Hengst"? Eines hatte ich als Buch, das andere ich als Film gesehen.

    Und was sagt das nun über mich aus? Grundmuster: Sich durchkämpfen und stark sein (müssen), aber auch Spaß haben und frech sein wollen?

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