Satisficer oder Maximizer? Warum scheitert die Partnersuche häufig?

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„Weil Frauen immer noch zu viel von Männern erwarten?“ Beziehungsweise umgekehrt: „Warum Männer immer noch zu viel von Frauen erwarten.“

So lauten jedenfalls die beiden Überschriften der Titelgeschichte des SPIEGEL diese Woche. Und implizieren damit bereits eine mögliche Antwort: zu hohe Erwartungen und Ansprüche an den möglichen Partner.

Also die Frage: Satisficer oder Maximizer.

Eine Woche zuvor las ich ein Interview in der WELT„Die meisten Männer taugen nichts für moderne Frauen.“

Hier plädiert der Männerforscher Walter Hollstein für eine Emanzipation des Mannes und mehr Unterstützung für Männer (!) Als ich diesen Artikel auf Facebook verbreitete, entspann sich eine lebhafte Diskussion, die mich anregte, über das Thema zu schreiben.

Zur Geschlechterlage der Nation führt Männerforscher Hollstein u.a. diese Argumente an:

  • Im deutschsprachigen Raum gibt es rund 250 Lehrstühle für Frauen- und Geschlechterforschung. Mit einer Ausnahme sind alle von Frauen besetzt.
  • Die Frauen haben ein neues Selbstbild, die Männer aber nicht: 80 Prozent der Frauen wollen Karriere und Kinder, zeigt die aktuelle Shell-Jugendstudie – das sehen aber nur 25 Prozent der Männer so.
  • Deshalb hätten es Frauen enorm schwer, einen adäquaten Mann zu finden, weil die Männer Alleinverdiener sein wollen und ihre Frau als Mutter sehen.Dabei hat die Realität die Männer an dieser Stelle schon überholt: Es gibt inzwischen nicht wenige Frauen, die mehr verdienen als ihre Männer.

Hier einige Facebook-Stimmen dazu:

Volker Hepp: „Ich denke, dass es sinnvoller ist, über die Bindungsunfähigkeit von Menschen zu reden und was dazu geführt hat. Die männliche Verunsicherung, die ich wahrnehme hat eher etwas mit Jobangst usw. zu tun oder dem großen Staunen, wenn die Frau auf einmal weg ist oder dabei ist zu gehen.
„Herr lass Hirn regnen bzw. Interesse an der eigenen Psyche bzw. Reflexionsfähigkeit“ sind da so meine Gedanken, die ein bißchen mehr zu Lasten der Männer gehen – aber durchaus auch die weibliche Spezies betreffen 🙂 Und ja, Männer ab einem gewissen Alter leben in Beziehung und da wird es bei Frauen, die einen gewissen Anspruch ab einem gewissen Alter haben, nicht einfach.“

Silvia Wolf: „Starke Frauen brauchen erwachsene Männer. Solange wie Männer die alten, evolutionären Denkmuster haben, solange wie sie an Mutters imaginärer Nabelschnur baumeln, solange werden starke Frauen, die selbstbewusst sind, keinen adäquaten Partner finden.
Frauen sind für Männer oftmals irgendwelche Prestigeobjekte. Braucht ein Mann eine Frau um sich als Mann in der Gesellschaft beweisen zu müssen? Frauen brauchen das nicht wirklich. Jedenfalls keine selbstbewussten Frauen. da Thema ist vielschichtig, weil es viel mit Bindungsangst, Bindungsunfähigkeit zu tun hat. Mit frühkindlichen Entwicklungsstörungen etc.
Bitter ist nur, dass ausgerechnet Frauen Jungs zu Männern erziehen. John Bradshaw hat mal gesagt, dass ein Junge dringend als Vorbild einen Mann braucht, um später selber ein Mann zu werden und ihre eigene Identität zu finden.

Susanne Asser: „Da beinahe jede 2. oder 3. Ehe geschieden wird, mangelt es da draußen in dem Dschungel sicher nicht an freien Männern ABER viele Männer, die mir bislang begegnet sind, sind mir einfach viel zu wenig selbst reflektiert. Da stoße ich für meinen Geschmack zu früh an Grenzen.
Sicher wünsche ich mir auch einen sportlichen Mann, der wiederum bitte Manieren aus der „alten Schule“ mitbringt, da ich es genieße in gewissen Bereichen „klassisch“ als Frau behandelt zu werden. Des weiteren kommt für mich nur ein Mann in Frage, der weltoffen ist und einen interessanten Job hat in dem er sich entwickelt und/oder aber auf jeden Fall Spaß daran hat. Ein Mann, der weiß, was er will und lösungsorientiert denkt.

Birgit Permantier: „Wir haben es also auch mit einem kollektiven Thema zu tun, das allerdings häufig individualisiert wahrgenommen wird. Es ist dann eben der einzelne Mann, die einzelne Frau, die einzelne Beziehung, die gescheitert ist.
Dass das alles im Kontext einer großen gesellschaftlichen Veränderung der Rollenbilder in Kombination mit der zunehmenden Freiheit, Bildung und materiellen Unabhängigkeit von Frauen gesehen werden muss, wird tatsächlich nur selten in der Tiefe betrachtet.
Dafür müssten aber Männer auch bereit sein zu sehen, was patriarchale Strukturen über die Jahrhunderte mit den Frauen gemacht haben, und dass sie fast nie „freiwillig“ in unerträglichen Umständen oder schlicht komplett langweiligen Beziehungen geblieben sind. Sie haben es vielfach nur ausgehalten!

Heute haben sie die Wahl und wählen auch! Sie wollen das Leben eben nicht mehr nur aushalten sondern zutiefst erleben und mitbestimmen – vielfach auch selbst bestimmen.
Sie setzen sich schon frühzeitig – durch Beobachtung – mit den Rollenbilder auseinander und ziehen ihre persönlichen Schlüsse. Ein Pantoffelheld wird dann schnell mal in den Wind geschossen – manchmal auch zu schnell!  Das Erwachen der Männer kommt ja meistens zu spät… „Huch, nun ist sie weg….wie kam das denn nur?“

Satisficer/Maximizer fragen: Was ist weiblich? Was ist männlich?

Ich glaube auch, dass es neben der gesellschaftlichen Realität vor allem die inneren Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit sind, die das Finden der eigenen Geschlechtsidentität ermöglichen oder schwierig machen.

Da hat die Emanzipationsbewegung den Frauen im Westen unschätzbare Dienste geleistet. Das kann man ja bei Migrantinnen beobachten, die oft ihren Weg zwischen dem Weiblichkeitsbild der Herkunftsfamilie und dem weiblichen Rollenbild in Deutschland suchen.

Männer haben da noch einen riesigen Nachholbedarf. Zumal die Frauen dabei sind, sie zu überholen. Im Notendurchschnitt an den Schulen, bei den Anmeldezahlen an den Universitäten – nur bei den Gehältern noch nicht. Obgleich es in zahlreichen Partnerschaften so ist, dass die Frau mehr verdient als der Mann.

Das erleben die meisten Männer aufgrund ihres Männerbilds nicht  entlastend oder befreiend, sondern eher als Kränkung. Schließlich soll es der Mann sein, der den Büffel respektive das Geld nach Hause bringt. Doch bei den heutigen Lebenshaltungskosten kann eine Familie mit Kindern oft nicht von einem Gehalt allein gut leben.

Hollstein sagt dazu: „Die schwedische Familienforschung zeigt ganz klar, dass jene Ehen am längsten halten, in denen die Arbeit möglichst gleich aufgeteilt ist. Alles andere hält eine Weile, dann knallt es. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die jungen Männer begreifen würden, dass sie auch dann männlich bleiben, wenn sie akzeptieren, dass ihre Frau auf Augenhöhe spielt.“

Jahrzehntelang haben die Frauen für ihre Gleichberechtigung gekämpft und sie in vielen Bereichen auch errungen. Mit der Folge, dass es zunehmend Männer gibt, dies sich mit ihren Partnerinnen nicht mehr auf gleicher Augenhöhe fühlen.

Doch zurück zur Ausgangsfrage wie der SPIEGEL sie stellt:

Woran scheitert heute die Suche nach dem richtigen Lebenspartner?

Für Evolutionsbiologen wie Susanne Paul, Autorin des Buches „Der Darwin-Code“ ist die Sache klar. Weil wir genetisch darauf programmiert sind, den perfekten Partner für die Fortpflanzung zu finden, kommen wir mit Mitte vierzig in die Krise.

Der Steinzeit-Mensch starb in diesem Alter. Wir hingegen haben statistisch gerade mal die Hälfte unserer Lebenserwartung erreicht, verfügen aber über kein genetisches Programm für die Partnerschaft in der zweiten Lebenshälfte.

Das klingt überzeugend, ist aber reine Spekulation.  Meine Antworten gehen in eine andere Richtung. Ich vermute vor allem zwei Ursachen.

1. Gestiegene Ansprüche

Das erste Auto, das mein Vater fuhr, war ein VW-Käfer., bei dem der Blinker ein Winker war und  der Reservetank mit dem Fuß zugeschaltet werden musste.

Seitdem wurden die Autos enorm weiter verbessert. Unsere Ansprüche  an ein verkehrstaugliches Fahrzeug gingen Hand in Hand mit der technischen Entwicklung.

Meine Eltern haben für ihre Maßstäbe eine gute Ehe geführt. Sie haben keinen einzigen Eheratgeber gelesen, nie ein Beziehungsgespräch geführt und wussten auch nicht, dass es Paartherapeuten gibt. Sie lebten einfach miteinander.

Unsere Ansprüche an eine Partnerschaft sind seit Jahrzehnten ständig gestiegen. Eine Ehe ist nicht mehr primär eine wirtschaftliche Notgemeinschaft oder das beste Modell, um Kinder großzuziehen. Trennung und Scheidung ist keine Schande mehr. Frauen können ihre Fruchtbarkeit steuern, können Kinder alleine erziehen, ja, selbst für die Zeugung ist ein Lebenspartner nicht mehr unbedingt nötig.

Das sind Errungenschaften der Moderne, die den Mann als Ernährer und Beschützer weitgehend überflüssig gemacht haben. Die Ansprüche sind gestiegen. Aber jetzt kommt’s: ich glaube, das Modell Mann hat seit den fünfziger Jahren jedoch keine so rasante Weiterentwicklung durchgemacht wie das Automobil oder das Telefon.

Hollstein sagt dazu: „Wenn man sich jüngere Männer anschaut, die 20 oder 30 Jahre alt sind, dann haben die zum Teil sogar noch konservativere Vorstellungen als ihre Väter.“

Das neueste Handy und die Bedienungsanleitung für den PC ist auf dem neuesten Stand. Doch die „Bedienungsanleitung“ für Frauen in den Köpfen vieler Männer stammt eben zum Teil noch aus der Nachkriegszeit oder früher.

Die aktuelle deutsche Shell-Studie belegt, dass mehr als 70 Prozent der Jungen sich ausdrücklich keine emanzipierte Partnerin wünschen, mindestens 80 Prozent der Mädchen aber einen partnerschaftlichen Mann wollen. „Dös geht sich net aus“, wie der Österreicher dazu sagt.

Eine Online-Partnervermittlung hat jüngst 10.000 Singles gefragt, warum sie keinen Partner finden. Die häufigste Antwort war: „Ich bin zu anspruchsvoll.“

Diese Einsicht und Ehrlichkeit hat mich überrascht – und nachdenklich gemacht. Wenn so viele Alleinstehende dies als Grund für die bisher mißglückte Partnerwahl angeben, warum senken sie dann nicht einfach ihre Ansprüche?

In anderen Bereichen geht das doch auch. Man träumt vielleicht von einem  Aston Martin Vanquish. Aber nach einem Blick aufs Konto entscheidet man sich dann doch für den Opel Astra – und ist zufrieden damit.

Warum scheint das bei der Partnersuche schwieriger zu sein?

Eine mögliche Antwort fand ich in den Arbeiten von Barry Schwartz. Er ist Professor für Psychologie und forscht über Entscheidungsprozesse. Also Situationen, wenn Sie heute in Ihren Supermarkt gehen und die Wahl haben zwischen 25 Olivenölen, 77 Haarshampoos, 35 Zahnpastas oder 43 Joghurtsorten. Und damit komme ich zum nächsten Grund, warum die Partnersuche heutzutage oft schwierig ist.

2. Mehr Wahlmöglichkeiten erhöhen nicht die Zufriedenheit mit der Entscheidung.

Schwartz fand heraus, dass zu viele Optionen Menschen überfordern können. Denn jede Entscheidung für etwas  – ist eine Entscheidung gegen eine Vielzahl anderer Möglichkeiten. Und so können wir uns nie sicher, sein ob wir tatsächlich die beste Wahl getroffen haben.

Denn wir stellen uns vor, dass es vielleicht noch bessere oder günstigere Produkte gibt. Ein Überangebot erhöht also nicht nur den Zeitaufwand, sondern auch die Unzufriedenheit mit der eigenen Wahl. Das zeigt folgendes Experiment von ihm:

In ein Warenhaus wurde zuerst ein Regal mit 60 Marmeladensorten gestellt, dann eins mit sechs Sorten.
Vor dem Regal mit den 60 Marmeladen blieben die Kunden fünfmal so lang stehen. Vom Regal mit den sechs Sorten kauften sie jedoch zehnmal so häufig.

Hilfreich bei unserer Frage ist auch seine Typologie des „Satisficer“ und „Maximizer“.

  • „Satisficers“ suchen beim Kauf immer nur so lange, bis sie ein Produkt gefunden haben, das den selbst gesetzten Wünschen und Ansprüchen entspricht. Damit sparen sie Zeit und sind mit ihrer Wahl in der Regel zufrieden.
    Wenn Sie eine Jeans kaufen wollen, überlegen sie vorher, was Ihnen dabei wichtig ist. Dann können sie im Geschäft, wo man ihnen Jeans zeigt, die schlank, oder relaxt geschnitten sind, baggy oder extra baggy,  stonewashed, acid-washed, mit Löchern, mit Knöpfen oder Reißverschluss, gebleicht oder normal sind, besser auswählen.
  • „Maximizers“ dagegen wollen es ganz perfekt machen, sammeln alle verfügbaren Informationen, lesen zahllose Testberichte, betreiben Preisvergleiche.
    Doch wenn sie dann sich entschieden haben, sind sie mit der Sache nicht fertig und freuen sich an ihrem Kauf. Sie grübeln stattdessen, ob sie nicht doch noch etwas länger hätten suchen sollen. Vielleicht hätten sie irgendwo das perfekte Produkt zum Schnäppchenpreis gekriegt.

Hier erklärt Barry Schwartz das Paradox der Wahlfreiheit ausführlich (für eine deutsche Übersetzung auf „View subtitles“ klicken und „German“ einstellen):

Und was hat das mit der Partnerwahl zu tun?

Früher lernte die Menschen sich im Nachbardorf beim Tanzen kennen oder die Eltern machten einen auf jemanden aufmerksam. Der Radius für die Partnersuche war begrenzt und überschaubar.

Durch die gestiegene Mobilität lernen wir heute viel mehr Menschen – und mögliche Partner – kennen als noch vor dreißig, vierzig Jahren. Im Urlaub, auf Kongressen, im Hotel, auf einem Seminar. Aber wir haben ja schon Schwierigkeiten, unter 32 Sorten von Frühstücksflocken die richtige Mischung herauszufinden – vor allem wenn wir „Maximizer“ sind. Wie soll das mit der Partnersuche gut gehen?

Das Internet hat das Partnerangebot noch einmal gewaltig gesteigert. Auf Online-Partnerbörsen werden einem, selbst wenn man den geographischen Radius auf 100 km einstellt, leicht 500 Kontakte angeboten. In Foren und Chat-Räumen kann man zusätzlich fremde Menschen kennenlernen.

Und der Marktplatz Internet als Kontakthof wird zunehmend genutzt. Ein Drittel der 30- bis 50-Jährigen fanden ihren Partner darüber, zeigt eine Studie. Doch jetzt kommt es darauf an, wie zufrieden Menschen mit ihrer Entscheidung sind.

Wenn jemand früher mit dem Partner Zoff hatte, ging er vielleicht in die Stammkneipe oder rief die Freundin an, um seinen Frust zu regulieren. Etliche setzen sich heute an den PC und checken neue Kontakte.

Gibt es einen Ausweg?

Ich denke, ja. Aber er wird den wenigsten gefallen. Weil er so moralisch klingt, so altmodisch. Und so ganz entgegengesetzt ist den „Alles ist möglich-Parolen“, die mit größerer Wahlfreiheit mehr Glück suggerieren.

Der Ausweg liegt in der freiwilligen Beschränkung.

Also eine eine Art FSK – freiwillige Selbstkontrolle für das eigene Leben. Wer mal gefastet hat, weiß wie köstlich eine dünne Gemüsesuppe schmecken kann. Oder nach einer Woche ein simpler Apfelschnitz.

Ich will hier keine Askese predigen, dazu wähle und genieße ich selbst zu gern. Aber von den Religionen kann man in dieser Hinsicht viel lernen. In deren „Angebot“ gibt es auch nur zehn Gebote. Punkt.

Und einen Himmel – und eine Hölle. Und dazwischen muss man sich entscheiden. Es gibt keine siebzehn Himmel oder zwölf Höllen. (Der Islam macht’s da in puncto himmlische Zufriedenheit mit seinen 77 Jungfrauen schon wieder falsch, wie Sie jetzt wissen.)

In den Worten von Barry Schwartz: „Geben Sie sich mit dem zufrieden, was gut genug ist. Wer immer das Beste sucht, kann ein Leben darauf verschwenden, es zu finden.“

Ein 80jähriger Junggeselle wurde gefragt, warum er ledig sei. Er antwortete: „Weil ich nach der perfekten Partnerin suchte.“ Auf die Frage, ob er ihr nie begegnet sei, sagte er: „Doch einmal!. Aber es wurde nichts. Sie suchte auch nach dem perfekten Partner.“

Klingt ganz nach der „good enough mother“, also der ausreichend guten Mutter, einem Begriff des Psychoanalytikers Winnicott. Das war dessen Antwort auf gestresste Mütter, die auch das Aufziehen eines Kindes allzu perfekt machen wollten und nicht einsehen konnten, dass ein Kind keine perfekte Mutter braucht, sondern nur eine, die eben „gut genug“ ist. (Das Kind ist ja auch nicht perfekt.)

Nur wenige Menschen gelangen schon in jungen Jahren zu der Einsicht, dass die großen Lebensziele wie Ansehen, Einkommen und Besitz nicht unbedingt die Zufriedenheit bringen, die sie versprechen. Oft kommt das erst mit zunehmendem Alter oder im Nachgang einer großen Krise. Auch der Erfolg vieler Ratgeber zum Entrümpeln nach der Methode „Simplify your life“ zeigt die Gegenbewegung zum „immer mehr“.

Nicht umsonst sprechen auch viele Krebskranke von dem heilsamen Schock, den ihnen die Konfrontation mit dem möglichen Lebensende gab. Und von denen viele wieder lernten, die „einfachen“ Dinge schätzen zu lernen.

Dieser interessante Artikel zum Thema „Darf’s ein bisschen weniger sein?“ zeigt, wie Menschen, die „alles“ hatten und unzufrieden wurden, aus dieser Falle wieder herausfanden.

Die Zufriedenheit in der Partnerschaft folgt vielleicht auch dem Pareto-Prinzip: für eine achtzigprozentige Zufriedenheit müssen zwanzig Prozent der wichtigsten Eigenschaften und Bedürfnisse gut zusammenpassen. Um jetzt vollkommen zufrieden zu sein, müssten aber achtzig Prozent …

So üben Sie, ein „Satisficer“ zu werden.

Aus der Glücksforschung ist bekannt, wie man garantiert unzufrieden wird. Erstens: man schielt immer auf das, was man noch nicht hat – anstatt das zu genießen, was man hat. Und zweitens: man konzentriert sich nicht auf das, was man bekommen hat, sondern schaut auf das, was andere haben. (So freuen Sie sich über Ihre Gehaltserhöhung von 200 Euro nur so lange, wie Sie nicht nachfragen, ob Ihr Kollege mehr bekommen hat.)

Hier also ein paar Experimente, wie Sie öfter mit dem zufrieden werden können, was Sie haben.

  • Entscheiden Sie sich beim Fernseher nach drei Minuten für ein Programm. Wenn es Ihnen nicht gefällt, schalten Sie aus und machen Sie etwas anderes.
  • Wenn Sie in einem Gespräch mit der Meinung des Gegenübers nicht einverstanden sind, halten Sie Ihren Einwand zurück. Stellen Sie dafür Fragen und interessieren Sie sich für den Standpunkt des anderen.
  • Sagen Sie ein paar Mal am Tag still zu sich selbst: „Es muss nicht perfekt sein. ‚Gut genug‘ reicht mir.“ Und beobachten Sie Ihre inneren Reaktionen dabei.
  • Gehen Sie öfter eine halbe Stunde spazieren. Einfach so.
  • Nehmen Sie sich vor, wenn Sie das nächste Mal im Supermarkt einkaufen, nicht länger als eine Minute zu brauchen, um sich für ein Produkt zu entscheiden. Wenn die Zeit um ist, nehmen Sie einfach irgendeins.
  • Werfen Sie alle Zeitungen, Zeitschriften und Magazine weg, die älter als zwei Wochen sind.
  • Beim nächsten Mal, wenn Sie zu Fuß unterwegs sind: Gehen Sie langsamer und denken Sie daran, was für ein Glück es ist, dass Sie auf zwei Beinen laufen können.
  • Lesen Sie noch einmal diesen Artikel. Aber diesmal Wort für Wort.

„Warum scheitert heutzutage die Suche nach dem richtigen Lebenspartner immer häufiger?“ war die Eingangsfrage.

Ich habe keine Antwort. Ich glaube auch nicht, dass man die Partnersuche  optimieren kann. Doch wie bei so vielem im Leben, entscheidet die innere Einstellung, ob und wie zufrieden Sie mit Ihrer Situation sind.

Falls Sie derzeit auf Partnersuche sind, wie wäre es eine Zeitlang mit der Einstellung: „Ich bin gespannt, wer mich findet?“

Ich freue mich auf Ihre Meinungen zu diesem Thema.

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Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

27 Kommentare

  1. Ich sehe es prinzipiell genau so, dass der Erwartungsdruck zu hoch ist. In einer Gesellschaft, die sich ständig ändert und anpasst. Mit allen dazugewonnenen Rechten für Frauen – die lange überfällig waren – gleichen sich die Geschlechter immer weiter an. Eine Abhängigkeit, wie es früher der Fall war, gibt es nicht mehr. Frauen gehen arbeiten, versorgen sich selbst. Eine Entwicklung die dazu führt, dass es nur noch einen Grund für die Liason zwischen Mann und Frau gibt: LIEBE. Und das ist auch gut so. Wer noch auf Partnersuche ist, dem kann ich meine Vergleichs-Plattform an´s Her legen: https://www.vergleich-partnersuche.de

  2. Christin sagt

    Toller Artikel . Ich bin der Meinung das man erst einmal nicht verkrampft auf die Suche machen sollte weil genau das bring nichts. Man sollte offenen sein und sein wie man ist.
    Einige Tipps gibt es hier in einem Ebook sehr nett zusammen gefasst.
    LG

    http://www.dating-partner.net

  3. Silas sagt

    Guader Artikel, „dos gehd si ned aus“ 🙂
    Liebe Grüße, Silas

  4. Tanja sagt

    Ich schließe mich an Leyla an. Jedoch bei mir ist gerade das Gegeneil die Wahrheit. Ich bin seit 3 Jahren verheiratet. Mein Mann hilft mir im Haushalt (heute gerade hat er die ganze Wohnung geputzt, während ich anderes im Haushalt erledigt habe). Er kocht auch sehr gerne.
    Jedoch er war seit 18 Jahre allein und hat sich um sich selbst gekümmert. Also Kopf hoch, es gibt es solche Männer, wir müssen sie nur finden. 🙂

    LG Tanja

  5. Samy sagt

    Ich finde, dass ’sich mit weniger zufrieden zu geben‘ einen etwas seltsamen Beigeschmack hat. Trotzdem stimmt es natürlich, dass ‚auf den perfekten Mann‘ warten, eher lähmend ist.
    Ich würde es aber eher als eine Frage von Aktivität/Passivität betrachten. ‚Den Richtigen finden‘ kann/muss geübt sein. Wenn man in der aktiven Rolle bleibt (damit ist natürlich nicht ’sich anbiedern‘ gemeint) und keine Angst vor Rückschlägen hat, wenn man nicht so sehr sich in Gedanken ‚wie soll er sein/darf er nicht sein‘ verbreitet, sondern Spaß an Kommunikation hat und dabei ehrlich zu sich selber und seinem Gegenüber bleibt, so steht meiner Meinung nach einer gelungenen Partersuche nichts im Wege

  6. Daniel S. sagt

    Wirklich ein toller Artikel! Besonders die Aussagen „Es muss nicht perfekt sein – gut genug reicht mir“ und „Ich bin gespannt, wer mich findet!“ sind genau die richtigen und eine sehr gute Einstellung bei der Partnersuche. Ich wünschte nur, dass es mehr Frauen geben würde, die diese Einstellung haben anstelle von völlig überzogenen Ansprüchen, dann würde es vielleicht auch bei mir mal wieder klappen mit einer Beziehung 😉

  7. leyla sagt

    Toller Artikel.

    Ich selbst bin Single seit 3 Jahren.
    Ich denke, woran das liegt, ist einfach, dass ich als Frau, Berufstätige, Alleinerzienende, den Haushaltschmeißende, Sich um alles kümmernde Frau einfach einen Partner möchte, der genauso ein Multitalent ist. Der arbeitet, ein Kind erziehen kann (es sind ja auch seine Kinder),im Haushalt weiss, wie man alles und wie bedienen sollte. Die meisten Männer sind einfach unselbständig und verlassen sich drauf, dass die Frau das machen soll.

    So – ich hoffe, konnte ein bißchen Einblick in meine Sichtweise geben.
    LG

  8. Hallo Parisa,
    Sie haben einen klugen Mann – und offensichtlich ist er eine gute Ergänzung zu Ihrem Maximizer.
    Hilfreich ist es, zuweilen das Leben vom Ende her zu betrachten, denn da verschieben sich meist die Prioritäten, was wichtig und was unwichtig ist. Was Sterbende am meisten bereuen, habe ich in diesem Artikel beschrieben.

    Danke für Ihren Kommentar.

  9. parisa sagt

    Danke für diesen Artikel..ich fand es sehr interessant. Ich bin 24 aber seit 2 jahren schon verheiratet. eigentlich gesehen, ist mein mann ein traummann. er hat viele tolle qualitäten . aber ich als karriere frau bin manchmal doch ein „maximizer“…und ich wusste nicht,ob das im leben gut sei oder nicht..aber nach dem ich hier alles gelesen habe, bin ich auch der meinung,dass man von der gesellschaft und dem glücksbild ,was einem ermittelt wird doch angesteckt wird und den blick für das einfache richtige leicht verliert…. wie lange lebt man schon,dass man alles so schwer nimmt:)

    einmal,als ich meinen mann fragte, wie ich mich in der gesellschaft vor einer veränderung meiner person schützen kann, antwortete er mit seinen jungen jahren: vergiss nicht wo wir alle am ende landen. ob reich oder arm..alles vergeht und wir auch… 🙂 wenn man so denken würde, würde man mit viel mehr „Leichtigkeit“ das leben leben…. und vieles mehr und mehr genießen

  10. Astrid Fröhlich sagt

    ich bin bereits seit 4 jahren single. ich kann emotional und wirtschaftlich gut für mich selber sorgen. wo ist der mann der das auch aushalten kann? der eine persönlichkeitsentwicklung hinter sich hat, weil reflektion kein fremdwort für ihn ist? (tut übrigens beiden geschlechtern gut)seit kurzem wünsche ich mir vom göttlichen universum nur noch denjenigen, der für mich jetzt der „passende“ ist. soll das göttl. universum doch suchen, und denjenigen dann schicken. ich warte gespannt auf den, der kommt.

  11. Hallo Nimue,
    Sie verlangen aber auch Sachen: anständig essen und ein Buch lesen? Spaß beiseite.
    Über Flirtbörsen habe ich Unterschiedliches gehört. Aber ich glaube auch, dass man eher im realen Leben jemanden findet.

    Danke für Ihren – etwas resignierten – Beitrag.

  12. Ein Punkt wurde vergessen: Die oberflächlichkeit der Generation Internet. Diese Generation kann nämlich besser Gucken als Denken. 😉
    Wenn man als Frau oder Mann nicht dem Stromlinienförmigen Image entspricht, das allerortens als attraktiv propagiert wird, kann man(b)sich verbiegen wie eine Bretzel, hilft alles nichts. Nicht mal Ansprüche runterschrauben.

    Glauben Sie nicht? Dann treiben Sie sich mal 2 Wochen bei einer online-Flirtbörse rum. 😉

    Die Schreiberin ist übrigens seit 7 Jahren resignierter Single mit dem Mindestansspruch: Muß mit Messer + Gabel umgehen können und mind. 1 Buch im Jahr lesen.

  13. Soweit ein guter Artikel, wenn ich mal von den christlichen Anleihen absehe. Man muß nicht alles mit Religion erklären wollen und nicht jeder Deutsche ist Christ. Wenn man von Haus aus gelernt hat mit 77 Jungfrauen oder 40 Götter umzugehen dann sollte es kein Problem sein das zu handlen.

    Es lieg in unserer Überflußgesellschaft eher daran, dass die Menschen sich selbst als Mittelpunkt der Welt sehen, um den sich alles drehen soll. Von wegen mal was einstecken können oder auf eigene Ansprüche verzichten. Eine Partnerschaft ist gegenseitiges Nehmen und Geben sonst kann es nicht auf Dauer funktionieren und aus Liebelei wird dann wohl nie Liebe werden.

    Dieses scheinbar moderne „um sich selbst kreisen“ schaffft keine Individualisten (von denen gibt es sogar zu wenig) sondern ein Volk aus verbohrten Eigenbrödlern denen „zurückstecken“ ein Fremdwort ist.

  14. Hallo Herr Zacharias,
    herzlichen Dank für Ihre kluge und ausführliche Antwort.
    Zum Thema: „Männer- und Frauenbilder“. So einfach ist das nicht mit der Realität, wir können „die“ Wirklichkeit ja gar nicht erkennen, sondern machen uns immer inneren Bilder. Ach was „Mensch sein“ angeht, ist das ja nicht direkt erfahrbar, sondern für jeden unterschiedlich. Und so ist es auch mit dem Ziel, „mit dem eigenen Herzen“ in Verbindung zu sein. Jeder wird das anders erleben.

  15. Ingo Zacharias sagt

    Vielen Dank für Ihren ausführlichen Artikel. Zwei Anmerkungen hierzu:

    1. Ihre teile Ihre Ausführungen zu dem Thema „Ich bin zu anspruchsvoll“. Hinzufügen möchte ich, dass in der Suche nach dem perfekten Partner auch eine tiefe Sehnsucht nach der perfekten Liebe liegen kann. Christlich würde man sagen, eine tiefe Sehnsucht nach Gott. Der Anspruch hätte also aus dieser Perspektive etwas „Richtiges“, etwas „Natürliches“. Er müsste nur in die richtige Bahn gelenkt werden, in eine innere Erfahrung von „Liebe sein“ statt „geliebt werden“ (was mehr ist als Selbstliebe). Der Psychologe John Welwood hat hierzu ein gutes Buch geschrieben: „Perfect Love – Imperfect Relationships“ (gibt’s auch auf deutsch)

    2. Es scheint uns sehr zu gefallen, über „Männerbilder“ und „Frauenbilder“ zu sinnieren. Aber wie die Wörter schon sagen, es sind nur Bilder und Bilder sind nicht die Realität! Warum machen wir uns das Leben so schwer, indem wir erst gesellschaftliche und persönliche Bilder von „Mann sein“ und „Frau sein“ entwerfen, um dann in Stress zu geraten, wenn sie nicht der Realität entsprechen?

    Es hat mich mein ganzes Leben noch nie interessiert, ob und wann ich ein Mann bin. Was mich wirklich beschäftigt hat, ist vielmehr die Frage: „Wie komme ich in meine ganz eigene Kraft und einen authentischen Ausdruck meiner Fähigkeiten?“ Das ist eine ganz persönliche Frage und sie hat nichts mit Mann oder Frau sein zu tun, sondern mit dem „Mensch sein“. Dass man diesen individuellen Ausdruck dann als männlich oder weiblich bezeichnen kann, ist in Ordnung. Bei genauem Hinsehen wird es aber immer eine Kombination von beiden Seiten in mir sein. Amma fasst dies schön zusammen: „Ob du eine Frau oder ein Mann bist, deine wahre Menschlichkeit tritt nur zu Tage, wenn die weiblichen und männlichen Fähigkeiten in dir in Balance sind.“

    Vor kurzem kam eine Reportage im Fernsehen über Männer, die sich für einige Tage in einem großem Indianer-Zelt zusammen fanden, wo sie ohne Frauen endlich einmal ihr „wahres Mann sein“ ausprobieren konnten. Das sah bisweilen ganz putzig, aber auch anstrengend aus. Augenscheinlich war ihnen nicht bewusst, dass sie dabei einem geistigen Konstrukt folgten. Berührend war jedoch, was der Leiter am Ende des Kurses sagte: „Das Wesentliche ist wohl doch, dass wir als Männer in Verbindung mit unserem Herzen sind.“ Komisch, das klingt doch gar nicht männlich, oder? – Aber ja, das ist das Wesentliche!

  16. Weil die Menschen sich nicht selbst lieben, sondern Liebe beim anderen suchen. Wenn 2 hungrige Menschen aufeinander treffen, können sie sich nicht nähren. Wenn ich mich selbst liebe, ist die Liebe des anderen ein Geschenk!

  17. Kunar sagt

    In dem Artikel werden nur die Ansprüche genannt, die Männer an sich stellen. Das unterschlägt jedoch, dass vielfach auch Männer unter Erwartungsdruck stehen. Und hier sind sie klar im Nachteil:

    Eine Frau, die berufstätig ist und alleine lebt, ist modern und emanzipiert. Ein Mann, der berufstätig ist und alleine lebt, ist ein Versager. Er muss schließlich auf allen Feldern glänzen.

    Zu dem „Nicht optimieren müssen“: Im Gegensatz zu ihrem Opel Astra könnte die Frau doch recht empfindlich reagieren, wenn Sie ihr sagen: „Du bist nicht das, was mir vorschwebte, aber etwas Besseres war bei mir eben nicht drin.“ Wenn Sie das natürlich noch auflösen können, ist’s perfekt! 🙂

    Ich vermisse noch den Grund „alleine leben ist keine Schande (mehr) – für Frauen“. Während früher ein „eingefleischter Junggeselle“ durchaus stolz sein konnte (Affären nebenbei konnte sich ein Mann evtl. ja leisten), gab es doch die Horrorvorstellung der „alten Jungfer“. Das hat sich heutzutage um 180° gedreht! Der Druck liegt also überwiegend bei den Männern – ausgerechnet bei denen, die kein vernünftiges allgemeines Lebensbild haben. Wie sollen sie das fairerweise alles alleine schultern? Und dazu verlangen die Zeiten, dass man die Lasten gleich verteilt… eine schöne Illusion in diesem Zusammenhang. Frustration ist da kein Wunder.

    Es gibt (natürlich von frustrierten jungen Männern) noch die mieser-Kerl-These: (Zumeist jüngere) Frauen sagen zwar, dass sie einen netten, verständnisvollen Partner wollen. In der Praxis trifft das jedoch nur auf ihren Freundeskreis zu. Als festen Freund wählen sie dann ausgerechnet den rückständigsten Macho-Typen. Lehre daraus: Modern sein lohnt sich nicht! (Ich höre übrigens öfters von Süd- und Osteuropäern, dass sie sich wundern, was wir denn in Deutschland für Probleme mit den Frauen hätten. Nicht umsonst darf ein „Latin Lover“ alles, was bei uns i.a. als rückständig gilt.)

    Etwas abgewandelt, unter Berücksichtigung des zeitlichen Verlaufs und des Dazulernens: Die meisten Frauen brauchen in ihrem Leben 1-2 richtig miese Kerle, damit sie die guten zu schätzen wissen.

    Wenn dieser Lerneffekt jedoch erst einsetzt, wenn die wesentlichen Entscheidungen bereits getroffen sind (Kinder, Ehe), dann ist es etwas spät, einen modernen Mann zu fordern. Der fühlt sich dann zurecht als 2. Wahl.

    Daher meine These: Die Männer werden modern, wenn sie erleben, dass andere damit Erfolg haben. Führung durch Vorbild gilt nicht nur für das Vater-Sohn-Verhältnis. Man wird durch Erfahrung in seinem Bekanntenkreis geprägt.

    Tatsächlich bedeutet das Verzicht – für die Frauen. Man kann nicht alles haben: Den verständnisvollen Kerl und den ewig heißen Hengst. Das Schöne daran ist: Sie ernten was sie säen. Und ich sehe auch bei vielen Frauen in meinem Bekanntenkreis, dass sie sich tatsächlich für die „guten“ Männer entscheiden.

  18. Wilhelm Zorem sagt

    Wer glaubt, dass eine Frau ein Kind ohne Mann erziehen kann oder umgekehrt, der glaubt auch das Kaffeetassen Kaffee kochen und muss dringend Bücher vom Artikelautor lesen.

    Wer glaubt, das mit Geld alles zu kaufen ist, bei dem kann man sicher sein, dass er nie welches besessen hat, soll Onassis gesagt haben.

    Partnerschaft kann weder gekauft, noch konsumiert werden. Ich halte das heutige Partnerfindungsproblem für einen Mangel an spiritueller und philosophischer Bildung.

  19. kadekmedien sagt

    Sehr schöner Artikel.

    Allerdings vermisse ich einige andere Anspekte. Unsere Wahlmöglichkeiten, Freiheiten also, haben uns auf eine möglichst ausführliche Lebensplanung konditioniert (das Maximizer-Programm also). Das führt aber nicht nur zum »Maximizer-Syndrom«, sondern zu einer gänzlich anderen Lebensplanung.

    Schon BEVOR ich der möglichen Partnerin begegne, steht mein Ziel fest, und es ist garantiert NICHT IDENTISCH mit dem ebenfalls bereits festehenden Ziel der möglichen (emanzipierten, modernen) Partnerin. Oder kurz: es gibt KEIN ZUSAMMENleben mehr als Option, sondern nur noch ein NEBENEINANDERHERleben, mit der Hintertür Trennung, Scheidung.

    Das heißt nichts weniger, als dass »Partnerschaft« sich zu etwas verändert hat (um nicht zu sagen: zu etwas verkommen ist), das KONSUMIERBAR ist. Ich konsumiere das KONZEPT PARTNERSCHAFT, die jeweilige Rolle wird von einer beliebig austauschbaren Frau besetzt – und vice versa.

    Dass es so kommen konnte, ist in meinen Augen gewollt gewesen. Der absoluten Konsumierbarkeit entgegen, ohne die unsere auf absolutem Konsum basierende Gesellschaft gar nicht funktionieren würde. »Unterm Strich zähl ich« überbetont das Ego und macht das Leben zu einem einzigen Konsumrausch, im dem auch Partnerschaften »geführte« »Beziehungen« sind. Papperlapapp das! »Partner« heißt »Teilnehmer«. Und wer will am LebensZIEL des anderen teilnehmen, wenn das eigene bereits feststeht?

    Begünstigt wird dieser Umstand durch moderene Technologien. Wie im Artikel erwähnt, sind Männer zur Zeugung nicht nötig, auch nicht zu Erziehung. Und umgekehrt, eine Frau, die ich einfach nur konsumieren will, gibt’s auf jeder Fremdgeh- oder Datingplattform und überhaupt wo immer ich will, notfalls in Osteuropa oder Süd-Ost-Asien (und auch Frauen finden konsumierbare Männer in der Karibik, in West- und Südafrika).

    Ein wie auch immer geartetes »Zurück« gibt es nicht; gab es nie, wird es nie geben.

  20. Wilhelm Zorem sagt

    Wer Beziehung leben möchte, entscheidet. Wer Spass an der Suche hat, der sucht und sucht und sucht.

  21. Michael Preiner sagt

    Ich finde der Artikel ist ins seiner Prägnanz eine wahre Bereicherung. Auch ich treffe immer wieder auf Optimierungsjunkies, die glauben alles und jeden optimieren zu können und vor allem zu müssen. Die Auffassung von Winnicott erzähle ich den gestressten Kindern und Müttern immer wieder und versuche Ihnen deutlich zu machen, dass das Optimale der Feind des Glücks ist. Vielen Dank für den Artikel und weiterhin viel Spass beim bloggen.

  22. Schöner Artikel!

    Die Faszination einer Partnerschaft ist auch der Prozess des aufeinander Zuwachsens. Wer damit nicht rechnet, sucht eben einen WYSIWYG-Partner (WYSIWYG=What you see is what you get).
    Das Thema Angst vor Zurückweisung spielt bestimmt auch eine große Rolle. Vielleicht gibt es ja ein passendes Modell. Aber beide scheuen die mögliche Zurückweisung. Gerade wir Deutschen gehören ja nicht zu den Risikofreudigen unter der Sonne.
    Ich denke auch, dass wir weder Perfektion suchen sollten, noch so sein wollen sollten.
    Der Satisficer weiß allerdings zumindest, worauf es ihm ankommt. Ich wüsste zu gern, wie viele Singles sich ihre Partner nach fremden Kriterien aussuchen, damit die Wahl auch den eigenen Freunden zusagt.

  23. Grund ist der Irrglaube, dass ein anderer für unser Glück zuständig ist. Grundvoraussetzung für eine gute Beziehung: gesunde Selbstliebe.

    (via Twitter)

  24. Mir gefällt der Gedanke:“ mein Partner muss nicht perfekt sein“, ich bin’s ja auch nicht! Vielleicht gäb’s einen, der besser zu mir passt – aber ich kenne ihn nicht. Und was heißt schon „passt“. Wichtig ist mir, dass man es spannend findet, mit jemandem auf dem Weg zu sein, sich gemeinsam zu verändern und den anderen auch eigene Wege gehen zu lassen. It’s my life, it’s now or never. Wer jetzt nicht das genießt, was er hat, wird es vielleicht nie tun!Wir erdrücken uns mit unseren eigenen Anspüchen an uns selbst. Take it easier!

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