Wie Sie damit aufhören können, es anderen recht zu machen.

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Emotionale Intelligenz / Persönlichkeit

Kein Zweifel, Menschen, die versuchen, selbstlos zu sein und ihr Leben vor allem nach den Erwartungen anderer zu richten sind beliebt. Und kennen jede Menge Sprüche und Zitate berühmter Leute als Rechtfertigung: „Egoismus ist die Zärtlichkeit der Ellenbogen.“ ((Samuel Taylor Coleridge) oder „Jeder muss sich entscheiden, ob er im Licht der Nächstenliebe oder im Dunkel der Eigensucht leben will.“ (Martin Luther King).

Doch wie so oft bei moralischen Appellen wird nur schwarz-weiß argumentiert, anstatt im Sinne eines Sowohl – als auch.

Wie ist das bei Ihnen? Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie zu?

  • Ich fühle mich verantwortlich, dass diejenigen, die mit mir zu tun haben, sich wohl fühlen.
  • Es ist wichtig für mich, von anderen akzeptiert zu werden.
  • Ich versuche oft herauszufinden, was andere von mir erwarten, um mich danach zu richten.
  • Es ist mir wichtig, von anderen zu erfahren, ob ich meine Sache gut gemacht habe.
  • Ich stelle meine Wünsche und Bedürfnisse zugunsten anderer Personen zurück.
  • Es ist mir unangenehm, andere Leute zu kritisieren.
  • Wenn jemand sich über mich ärgert, tue ich alles dafür, dass es wieder gut wird zwischen uns.

Wenn mehrere dieser Aussagen auf Sie zutreffen, kann es sein, dass Sie auch versuchen, es anderen recht zu machen.

Viele Menschen richten sich zu sehr nach dem, was andere Menschen erwarten. In gewisser Weise ist das gut, denn der Mensch ist ein soziales Wesen und in vielerlei Weise von anderen abhängig. Doch gibt es wie bei allen Übertreibungen auch deutliche Nachteile, die man leicht übersieht.

1. Sie können es gar nicht allen recht machen.

Eine bekannte Fabel von Äsop illustriert das:

Ein Mann reitet auf seinem Esel nach Haus und läßt seinen Sohn zu Fuß nebenher laufen. Kommt ein Wanderer und sagt: „Das ist nicht recht, Vater, dass Ihr reitet und lasst Euren Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder.“

Da stieg der Vater vom Esel herab und ließ den Sohn reiten. Kommt wieder ein Wandersmann und sagt: „Das ist nicht recht, Bursche, dass du reitest und lässt Deinen Vater zu Fuß gehen. Du hast jüngere Beine.“

Da saßen beide auf und ritten eine Strecke. Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: „Was ist das für eine Quälerei, zwei Kerle auf einem schwachen Tier? Sollte man nicht einen Stock nehmen und Euch beide hinabjagen?“ Da stiegen beide ab und gingen zu Fuß, rechts und links der Vater und Sohn und in der Mitte der Esel.

Kommt ein vierter Wandersmann und sagt: „Ihr seid drei kuriose Gesellen. Ist’s nicht genug, wenn zwei zu Fuß gehen? Geht’s nicht leichter, wenn einer von Euch reitet?“ Da band der Vater dem Esel die vordern Beine zusammen, und der Sohn band ihm die hinteren Beine zusammen, zogen einen starken Baumpfahl durch, der an der Straße stand und trugen den Esel auf der Achsel heim.

Eigentlich wissen Sie das ja längst. Es ist unmöglich, es allen recht zu machen. Selbst wenn Sie das könnten: vermutlich bliebe einer übrig, dem das nicht ganz recht wäre – Sie selbst.

Selbst der berühmteste Schriftsteller, der bekannteste Pianist, der angesagteste Rockstar schafft es nicht, alle zufrieden zu stellen. Es wird immer mehrere geben, denen etwas nicht gefällt. Oft genau das, was anderen gerade sehr gut gefällt.

Also, was ist Ihr Leben? Nur eine Sammlung von To-do-Listen, auf denen die Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen anderer Menschen stehen?

2. Die Erwartung anderer entspringen deren Sicht der Welt. Und die ist nicht „richtig“.

Und die ist niemals objektiv, auch wenn derjenige sie als vernünftig, rational und als einzig richtige Weltsicht darstellt. Das lernt man ja auch, wenn man Zeitung liest. Soll man in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation die Steuern erhöhen oder senken? Für jede Seite lassen sich gute Argumente finden. Der Konsum würde dadurch gedrosselt oder angekurbelt. Selbst die Wirtschaftsweisen haben unterschiedliche Ansichten dazu. Es gibt nicht die Wahrheit.

Wenn Sie das mal in der Tiefe begriffen haben, dann können Sie fortan auch Ihre „Wahrheit“ leben. Denn die ist so subjektiv wie die der anderen. Mit anderen Worten, so falsch oder genauso richtig. Mit dem wichtigen Unterschied, dass es sich dabei um Ihr Leben handelt – Ihre Zeit, Ihre Energie.

3. Wer es allen recht machen sucht, ist nicht automatisch selbstlos.

Keine Frage, Menschen mit einem „Mach’s allen recht – Antreiber“ sind meist beliebt. Da wo andere Menschen eine Bitte abschlagen, keine Lust haben oder einfach „nein“ sagen, kann man sich auf die Menschen, die immer nett sein wollen, verlassen.

Aber das hat seinen Preis. Denn solche Menschen tun dies nicht vor allem, weil sie nur edel, hilfreich und gut sind. Fast könnte man sagen, sie handeln auch egoistisch. Ist Ihnen doch oft die Meinung anderer über sich selbst so wichtig, dass sie dem alles unterordnen.

Meist tun sie es aus ganz anderen Gründen:

  • Sie haben Angst vor Konflikten.
    Wer immer sich nach den Wünschen anderer richtet, hat mit anderen Menschen meist ein konfliktfreies Leben. (Wie es innen aussieht, ist eine andere Sache.) Er bekommt auch viel Anerkennung und Sympathie für sein pflegeleichtes Wesen.
    „Mit dir kann man prima Urlaub machen, du machst alles mit.“
    „Es gibt so viele egoistische Typen. Mit dir ist das ganz anders.“
  • Sie befürchten Ablehnung.
    Wer als Kind oft gehört oder erlebt hat, dass seine Wünsche blödsinnig, überflüssig oder zu teuer sind, beschliesst oft, sich diese Blöße nicht mehr zu geben und fortan nur noch das zu tun, was andere wollen oder verlangen.
    Dahinter steckt oft die Befürchtung, dass ein angemessenes Abgrenzen vom anderen nicht ertragen werden würde. Mit anderen Worten, dass dies die Beziehung zu stark belasten würde.
    Das mag, je nach Situation und Beziehungsstand auch zuweilen passieren. Doch das brauchen Sie nicht persönlich nehmen („Ich weiß, leicht gesagt.“) So wie der andere das „Recht“ hat, auf Ihr Verhalten ärgerlich oder enttäuscht zu sein, dürfen Sie sich abgrenzen.
  • Sie neigen zu starken Schuldgefühlen.
    Wer ein hohes Selbstideal hat, die buddhistische Lehre missverstanden hat oder glaubt, dass er sein Leben hier dauernd verdienen muss, ist oft mehr an den Wünschen anderen interessiert als an den egenen Bedürfnissen. Weil er von sich weiß, dass er dann die halbe Nacht lang wachliegt und sich mit seinen Schuldgefühlen plagt.Da liegt es oft näher, sich übertrieben tugendhaft zu verhalten und seine Wünsche zu unterdrücken, gleichsam als vorweg genommene Buße für das vermeintliche sündhafte Wünschen.
    Manchmal kann sich das auch in das Gegenteil verkehren. Wer nur gibt und nichts vom anderen nimmt, sorgt oft für Schuldgefühle beim anderen. Das ist ein sehr subtiler, unbewusster Mechanismus.Schon öfters beobachtete ich, dass ein Paar sich nach dem erfolgreich abgeschlossenen Studium eines Partners trennt. Der eine Partner hat währenddessen gearbeitet und Studium und Unterhalt des anderen vollkommen finanziert – und wird verlassen. Beide können sich das nicht erklären.
    Äußere ich dann die Hypothese in Richtung des Partners, der sich trennt: „Vielleicht wurde Ihnen klar, dass Sie zu stark in der Schuld Ihrer Freundin stehen und das Gegebene nie ausgleichen können“ , kommt oft Klarheit in die Dynamik. Wenn einer viel gibt und nichts nimmt, schafft das leicht ein enormes Beziehungsgefälle, dem der andere sich durch Beziehungsflucht entzieht.
  • Sie kleben Rabattmarken.
    Die Älteren unter meinen Lesern kennen noch die Rabattmarken, die man beim Einkauf bekam, ordentlich in ein entsprechendes Buch klebte, sammelte und irgendwann gegen etwas Schönes einlösen konnte. Mittlerweile heißt dieses Prinzip „Payback-Punkte“, ist aber nicht so sinnlich erfahrbar wie eine Sammlung Rabattmarkenbücher.Im psychologischen Bereich gibt es dieses Prinzip „Jetzt sparen – später belohnen!“ aber auch. Da funktioniert das innerlich, quasi mit virtuellen Rabattmarken.Fühlt sich jemand durch einen anderen gekränkt und kann dies nicht mit demjenigen in der Beziehung klären, wird oft innerlich eine oder mehrere Rabattmarke geklebt. Nach dem Motto: „Das merk‘ ich mir.“ Oder „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Auch in der Partnerschaft klappt das vorzüglich. Eingelöst werden diese vollgeklebten Markenbücher dann durch etwas, das man sich dann „leistet“: also zwei Tage Krankfeiern, einen Seitensprung oder einen  sündhaft teuren Luxusartikel.

Wie hört man jetzt damit auf?

Wie meist helfen schlichte Tipps wenig: „Seien Sie selbstbewusster!“ „Denken Sie mehr an sich selbst.“ „Machen Sie sich von der Meinung anderer weniger abhängig.“

Es ist wichtig, zu verstehen, wann und warum Sie sich so verhalten.

  • Nicken Sie oft beim Zuhören dem anderen zu?
    Zeigen Sie auch öfters diese Demutsgeste?

    Zeigen Sie auch öfters diese Demutsgeste?

  • Fragen Sie öfters danach, wie es dem anderen geht ohne dass es Sie gerade interessiert?
  • Haben Sie Lust, abends zu Hause zu bleiben und befürchten, Ihr Partner könnte Sie langweilig finden?
  • Trauen Sie sich nicht, die Bitte um einen Gefallen abzulehnen, weil Sie Angst haben, der andere mag sie dann nicht?
  • Tarnen Sie Ihren Sexschmöker in der U-Bahn mit der Zeitung, damit man nicht denkt …?
  • Legen Sie öfters den Kopf schief?

Wichtig ist – wie immer, wenn Sie etwas verändern wollen: Bewusstheit.

Jetzt passiert es gerade! Oder noch besser: „Jetzt versuche ich wieder, es anderen recht zu machen.“ Und neugierig und mitfühlend mit sich selbst zu erforschen, was gerade in Ihnen vorgeht. Wem wollen Sie gerade gefallen? Auf wessen Anerkennung warten Sie gerade? Was sind Ihre Befürchtungen, was passieren könnte?

Dieses Erforschen kann Ihnen bewusst machen, dass ein „altes“ Programm in Ihnen gerade abläuft. Die Fünfjährige oder der Junge von acht Jahren will brav sein, weil ihm sonst die Zuneigung oder Anerkennung entzogen würde.

Die gute Nachricht: Sie sind erwachsen. Sie brauchen diese besondere Zuneigung nicht mehr so. Es wäre vielleicht „nice to have“. Aber nicht mehr lebensnotwendig.

Probieren Sie statt des alten Programms etwas Neues aus. Die folgenden Sätze sind Möglichkeiten, sich angemessen von anderen abzugrenzen.

– „Ich bin nicht für dich. Ich bin nicht gegen dich. Ich bin für mich.“

– „Ich bin anders als du.“

– „Ich bin getrennt von anderen.“

– „Meine Wünsche sind genauso wichtig.“

Dabei geht es nicht darum, im Sinne des positiven Denkens diese Sätze gebetsmühlenhaft zu wiederholen. Es geht nicht um ein Umprogrammieren. Sondern um ein tieferes Verstehen, was Sie gerade treibt, etwas zu tun, was Sie eigentlich nicht wollen.

Am meisten lernen Sie über sich, wenn Sie diese achtsam denken oder – wenn Sie allein sind – laut vor sich hinsagen und Ihre inneren Reaktionen beobachten.

Übrigens: „Die Liebe zu sich selbst ist der Beginn einer lebenslangen Romanze“, wusste schon Oscar Wilde.

Hören Sie hier dazu den Podcast.

kommentar Was sind Ihre Erfahrungen damit?
Was hat Ihnen geholfen, Ihr Verhalten zu ändern?

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Foto: © Helmut Niklas, Klaus Eppele – Fotolia.com

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

32 Kommentare

  1. Luzia schulz sagt

    Hallo Herr Kopp
    Was kostet Ihr Seminar?
    Bitte um kurze Info
    Mfg L.Schulz

  2. Ylander sagt

    Richtig, es geht darum, dass jede(r) sich bewusst macht, wie psychologisch abhängig er/sie von anderen ist, und die Zusammenhänge des Denkens, Redens, Handelns versteht. Das ganze Leben besteht in der Gesellschaft aus Erwartungshaltungen und mehr oder weniger versteckten Vorwürfen und Schuldzuweisungen, wenn sie nicht erfüllt werden.

    Und weiter geht es darum, immer wieder in den einzelnen Situationen im Hinblick darauf die inneren Vorgänge, die Menschen, die uns begegnen, und die Beziehung zu Ihnen zu beobachten – und Neues Verhaltensweisen auszuprobieren, und das Gefühl aushalten zu können, wenn wir bewusst die offenen oder wohl meist versteckten Erwartungen nicht erfüllen.

  3. Die Geschichte mit dem Esel ist genial :-))
    Beonders weil es nicht möglich ist, es allen recht zu machen – darum ist ein solches Verhalten, es allen recht machen zu wollen, schon von Anfang an zum scheitern verurteilt.

  4. Malte sagt

    Wow gerade über Ihren Artikel gestoßen. Ich bn auf das Buch gespannt.

  5. Maria Johanus sagt

    Schön hier eine Seite zu finden, die einem Mut macht wieder Selbstvertauen zu bekommen. Mir hilft in Konfliktsituationen oft folgender Spruch: „Lass Sie kichern, lass sie lachen. Schließ voll gerecht deine Ohren. Wer es allen recht will machen, geht zuletzt sich selbst verloren!“

  6. Hallo Herr Koch,
    es freut mich sehr, zu lesen, dass mein Artikel Sie berührt hat.
    Nur schade, dass Sie soweit über Ihre Grenzen gehen mussten, um das zu erkennen, was Ihnen jetzt klarer ist. Menschen, die anderen helfen wollen, haben oft ein Thema mit der mangelnden Abgrenzung. Ermutigend, dass Sie das doch durch eine längere Auseinandersetzung gelernt haben. Für die Anwendung im Ruhestand wünsche ich Ihnen alles Gute.

    Danke für Ihren Kommentar und meine besten Wünsche
    Roland Kopp-Wichmann

  7. Karsten Koch sagt

    Lieber Herr Kopp-Wichmann,

    ich habe schon viele kluge Dinge von Ihnen gelesen. Aber dieser Beitrag hat mich tief berührt.

    Mehr als 35 Jahre war ich als Staatsanwalt und Richter tätig – und ich habe diesen Beruf über alles geliebt. Was zu einer schweren Depression geführt hat, war meine Unfähigkeit, meine eigene Arbeit für ebenso wichtig zu halten wie die meiner jüngeren Kollegen, die mir immer mehr von meiner Zeit weggenommen haben. Es hat eine lange Therapie gebraucht, bis ich begriffen hatte, dass man nur geben kann, wovon man selbst zu viel hat. Mit 62 bin ich vorzeitig in den Ruhestand gegangen. Und jetzt weiß ich (hoffentlich), wie ich mich schützen muss, um noch ein bisschen Zeit zu haben bis zu der Grabrede „und er war doch so ein hilfsbereiter Mensch“ … ;-))

    Liebe Grüße,
    Karsten Koch

  8. Hallo Herr Hinkel,
    herzlichen Dank für Ihre ausführliche, tolle Rezension. (Vielleicht findet man sie bei Amazon zu lang.)
    Ja, die Experimente im Buch hören sich zuweilen verrückt an, erfordern auch Mut, bringen einen aber in Kontakt mit den darunterliegenden Gefühlen und Einstellungen.
    Herzlichen Dank für Ihren Kommentar.

  9. Nachdem ich das Buch nun endlich durch habe und eine ganze Reihe Übungen ausgeführt – sind ein paar zusätzliche Lichter wieder an, habe ich auch einen Artikel dazu geschrieben, der auch auf Amazon gepostet ist – weiß aber nicht, wann der endlich freigeschaltet wird…

    Hier der Link zum Blogartikel: http://bit.ly/amAY47

    Schönen Sonntag. Karl

    Auch wenn da auf dem Spezialblog zum Buch so schöne Tests sind, das ist ja nur ein Teil der Selbstdiagnose, eigentlich sind das nützliche zusätzliche Spielchen. Das Wichtigste muss man alles selber machen, mit dem Buch in der Hand. (die Übungen sind manchmal wirklich verrückt, aber wirkungsvoll – in der Kölner Fußgängerzone reagieren die Leute ganz gelassen auf all das…)

  10. Annette Meißner sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,

    dieser Artikel von Ihnen sagt genau das aus, was ich auch denke und danach lebe.
    Vielen lieben Dank für die Bestätigung.
    Selbstsicher sein, ohne ein Egoist zu sein, denn das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

    Ich nenne gerne das Beispiel mit dem Koch, der nur für die Mannschaft kocht und selbst nur die Reste isst- womöglich Hunger leidet.

    Ein gesundes Selbstbewusstsein an den Tag zu legen und es zu verinnerlichen war ein Lernprozess, der sich für mich in vieler Hinsicht gelohnt hat.

    Viele Grüße schickt Ihnen
    Annette Meißner

  11. Hallo Frank,
    völlig richtig. Der Schlüssel liegt in der flexiblen Balance. Je leichter ich zwischen den Polaritäten „Selbstbahauptung“ und „Rücksicht“ mich bewegen kann, umso mehr Wahlmöglichkeiten habe ich. Muss nicht blind oder rechthaberisch oder übertrieben nachgiebig reagieren, sondern kann angemessen agieren.

    Danke für Ihren Kommentar.

  12. Frank sagt

    Hallo,
    vielen Dank für die schöne Beschreibung der „Rechtmacherei“ und der Achtsamkeits-orientierten Lösungsansätze !

    Ich stimme sehr zu, daß ein Teil des Problems Konfliktscheue ist, anders ausgedrückt: Harmoniesucht – wobei man dadurch die Disharmonien nur in sein Inneres verlagert, wo es einem persönlich am meisten und nachhaltigsten weh tun kann.

    Dabei fällt mir eine schöne Formulierung, gelesen bei Friedemann Schulz von Thun, ein: (sinngemäß)
    wer immer nur Frieden und Höflichkeit sucht – findet am Ende nur Friedhöflichkeit.

    Um bei F. Schulz von Thun und dem von ihm genutzten Werte- & Entwicklungsquadranten zu bleiben: die Rechtmacherei (Selbstverleugnung) ist ja eigentlich eine entwertende Übertreibung der schönen Tugenden Rücksicht & Bescheidenheit, die sich dann zur Untugend entwickeln, wenn sie sich nicht die Waage mit der augleichenden Tugend Selbstbehauptung hält. In Richtung dieser Ausgewogenheit sollte aber auch die Entwicklung bei „Rechtmachern“ gehen und nicht in rücksichtslose, sozial-darwinistische Egozentrik überkompensiert werden, oder ?

    Alles Gute !
    Frank

  13. Martin Glogger sagt

    Das ist so ähnlich wie im Privatleben ein Verursacher von Betrug und Zerstörung alle seine Energie auf Vertuschung und “Selbstschutz” konzentriert. [Seine Zerstörung findet jedoch von innen heraus statt.] Hab ich einige Male erlebt: da wird alles platt gemacht.

    Genau das machen unsere sogenannten Eliten im Grossen und bereiten uns damit den fruchtbaren Boden auf dem das Neue, im übertragenen Sinne, die neue Gesellschaft, entstehen kann.

    Diese Krise ist überhaupt keine Chance mehr! Diese Krise wird die seit Jahrhunderten und Jahrtausenden belogene Masse wieder weiter ins Elend stoßen …

    oder ihr endlich die Kraft geben, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht mehr von sogenannten Führern in den Abgrund führen lassen.

    Das wäre doch ein gute Ansatz für die Zukunft ….

  14. Carmen Dreyer sagt

    Könnte von mir sein – toller Blog 🙂

  15. Karl Hinkel sagt

    Diese Krise ist überhaupt keine Chance mehr! Diese Krise wird die seit Jahrhunderten und Jahrtausenden belogene Masse wieder weiter ins Elend stoßen. 25 Prozent Mehrwertsteuer forderten die Wirtschaftswaisen heute Vormittag. Nur die Verursacher wissen sich zu schützen. Das ist so ähnlich wie im Privatleben ein Verursacher von Betrug und Zerstörung alle seine Energie auf Vertuschung und „Selbstschutz“ konzentriert. [Seine Zerstörung findet jedoch von innen heraus statt.] Hab ich einige Male erlebt: da wird alles platt gemacht. Und es ist nur Angst, die alles treibt.

    Wenn wir, Sie und ich sowie die Besucher dieses Blogs verstanden haben, was für eine zarte Blüte Solidarität und Empathie ist, wie kostbar Echtheit und Ehrlichkeit ist, wenn man dann im kleinsten privaten Kreis diese Pflänzchen pflegt und hegt, dann vergißt man die Welt zu retten und beginnt zu leben. Und dann haben wir irgendwann auch die Kraft und den Mut, aus solchen Keimzellen heraus Visionen umzusetzen, Träume zu verwirklichen.

    Alle guten Wünsche. Karl

  16. Martin Glogger sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,

    da haben Sie mich missverstanden.

    Mit von aussen erzwungen, meine ich eben nicht von oben herab befohlen lernen, demokratisch abstimmen oder gar die Illusion, daß wir alle durch Einsicht lernen können, sondern ich glaube es wird durch eine Katastrophe knallhart erzwungen – in diesem Falle ein riesiger Schuldenberg, der zwangsweise abgetragen werden muss.

    Damit es hinterher gut weitergehen kann, habe ich mir ein Ziel und einen Weg dorthin überlegt: siehe http://www.onlinetechniker.de/?q=node/61

    Ich bin aber nur einer von vielen Vordenkern. Welche Vision dann konkret realisiert wird, wird sich zeigen.

    Noch was ich bin kein Volksbeglücker, sondern ich denke da auch sehr an mich selbst. Ich denke jetzt schon viele Jahre sehr intensiv über unsere Zukunft nach und habe eben für mich sicher erkannt, daß für unsere Weiterentwicklung diesmal ein besonders grosser Schritt notwendig ist, weil es nicht ausreicht wenn einige wenige das tun, diesmal müssen es sehr viele tun.

    und technische Weiterentwicklung heist noch lange nicht menschliche Weiterentwicklung …

    Wir werden es ja bald miterleben ob ihr Wunsch in Erfüllung geht, das Lernen durch Einsicht meine ich.

  17. Hallo Herr Glogger,
    Sie schreiben: „So ein Wertewandel muss bei einem Grossteil der Menschen von aussen erzwungen werden.“ Das ist halt schwierig in einer Demokratie bzw. geht nur sehr langsam. Aber das ist ja das Schicksal vieler Volksbeglücker. Sie haben eine Idee, aber niemand will so richtig auf sie hören. Außer eben unter Androhung von Zwang und Errichtung von Mauern. Doch dass das nicht ewig funktioniert, haben wir ja nun gerade in Deutschland hautnah erlebt.

    Ich stimme aber Ihrem Schlusssatz zu: jeder kann seinen Teil dazu beitragen. Freiwillig. Durch Einsicht.

  18. Martin Glogger sagt

    Es gíbt nichts was für einen Menschen schwieriger ist, als seine bisherigen Werte kritisch zu hinterfragen und diese entsprechend zu ändern.
    siehe http://www.onlinetechniker.de/?q=node/24

    Der Mensch frägt sich: Was, ich soll das was mir bisher so wertvoll war als falsch, zeitlich überholt oder sonst was bewerten und mich auf was völlig neues unbekanntes einlassen ? Nein, Nein, …

    So ein Wertewandel muss bei einem Grossteil der Menschen von aussen erzwungen werden. Sie würden es niemals aus sich selbst heraus, also freiwillig tun – auch wenn sie das nie zugeben würden. Wie die Praxis eindeutig zeigt, wird nicht gehandelt, solange es noch irgendwie geht – das würde aber unseren Schuldenberg ins Unermessliche auftürmen. Wir müssen jetzt handeln.

    So eine Krise ist die Chance etwas grundlegend zu ändern, denn in unseren Industriegesellschaften fühlen sich zig-Millionen Menschen schon seit Jahrzehnten gar nicht mehr wohl, auch wenn davon in der Systempresse nichts zu hören ist.

    Fazit: Erst wenn sich viele überhaupt nicht mehr wohlfühlen und einfach was getan werden musss, können die gesellschaftlichen Ziele, Systeme, Werte und Regeln dahingehend geändert werden, dass sich langfristig wieder möglichst viele wohlfühlen.

    Ich sehe die Krise deshalb auch als Chance und nicht nur als Katastrophe.

    Ausserdem können wir alle unseren Teil dazu beitragen, dass wir in Zukunft durch Einsicht und nicht mehr durch schmerzliche Katastrophen lernen müssen.
    siehe mein Grundkonzept für ein neues Bildungssystem http://www.onlinetechniker.de/?q=node/23

  19. Karl Hinkel sagt

    Aufgrund eines lieben Follower-Tipps habe ich mir heut früh auf Youtube eine Video-Serie angeschaut:

    Die gewollte Krise 1/9 bis 9/9

    Wer in Gottes Namen soll sich da noch wohlfühlen können? Kein Wunder, dass „einfache Leute“ trotz lebenslanger Schufterei zu nichts kommen. K.H./17.5.10

  20. Martin Glogger sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,

    Sie sagen: „wenn es mal so einfach wäre, zu entscheiden, wie und wodurch sich alle in einer Gesellschaft weitestgehend wohlfühlen können”

    Einfach ist es nicht aber daß es geht beschreibt das von mir genannte, individuelle Ziel: „jeder in der Gesellschaft soll sein natürliches Wesen bestmöglich entfalten können – jeder soll der sein dürfen, der er wirklich ist“

    Wenn wir in Zukunft aufhören, viele Menschen durch allerhand Verbote und das kannst du nicht-Hinweise daran hindern, ihren individuellen Weg zu finden und zu gehen und sie stattdessen als Eltern und Lehrkräfte bestmöglich dabei unterstützen ihren Weg zu finden, dann wird jeder selbst auf natürliche Weise herausfinden, wie er sich wirklich wohlfühlen kann.

    Warten Sie ab wenn das System zusammenkracht, dann werden sie live sehen, wie gerade denen der Boden unter den Füssen wegbricht, die besonders systemkonform erzogen wurden. Das wird lustig wenn die dann selbst entscheiden sollen, was für sie das beste ist.

    Diese Zeit wird die von mir genannten Mängel unseres Bildungssystems, dann für alle eindeutig nachvollziehbar offenlegen – Mängel die heute den meisten noch nicht ansatzweise bewusst sind.

  21. Hallo Herr Glogger,
    wenn es mal so einfach wäre, zu entscheiden, wie und wodurch sich „alle in einer Gesellschaft sollen weitestgehend wohlfühlen“. Nach einer Zufriedenheitsstudie leben die zufriedensten Menschen in Dänemark, Schweiz und Österreich. Deutschland liegt erst auf Platz 37. Aber ich lebe trotzdem lieber hier als unter Dänen.

    Danke für Ihren Kommentar.

  22. Martin Glogger sagt

    Danke für den interessanten Artikel.

    Ich finde auch das wohl jeder seine ganz eigene Sicht auf die Welt hat.

    Es gibt aber auch Weltbilder oder vielmehr Ziele, die für alle erstrebenswert sind.

    Ich meine damit folgende gesellschaftliche Ziele:

    gemeinsames Ziel: alle in einer Gesellschaft sollen sich weitestgehend wohlfühlen

    individuelles Ziel: jeder in der Gesellschaft soll sein natürliches Wesen bestmöglich entfalten können – jeder soll der sein dürfen, der er wirklich ist

    Eine genauere Formulierung der Ziele findet Ihr übrigens hier:
    http://www.onlinetechniker.de/?q=node/61

    Diese Ziele sind für alle erstrebenswert und wenn wir sie erreichen würden, dann würden wir uns alle selbst und unseren Mitmenschen das Leben maximal vereinfachen.

    Ich bin auch davon überzeugt, daß wir die genannten Ziele langfristig erreichen werden – die Natur findet ihren Weg oder anders gesagt die Dummheit wird am Ende verlieren 🙂

    Ich hoffe nur daß wir es nicht künstlich möglichst lange hinauszögern, weil wir uns nicht mutig und tatkräftig dafür einsetzen.

    Gruss

    Martin

    ——————————————————-
    Wo wären wir denn heute, wenn unsere Vorfahren alle einfach gesagt hätten, das geht doch nicht, und niemand den Weg gegangen wäre, um wirklich zu sehen, was Menschen erreichen können, wenn sie sich mutig, entschlossen und tatkräftig auf den Weg machen, um sicherzustellen ob etwas wirklich nicht geht ?
    onlinetechniker.de

  23. Hallo liebe Frau Asser,
    ja, wenn man beschliesst, es nicht allen Leuten recht zu machen, ergeben sich plötzlich viele Wahlmöglichkeiten. Außerdem: die mögliche Enttäuschung des Anderen hält ja nur eine Weile an, es sei denn, er oder sie ist absichtlich nachtragend. Aber Ihr störendes Gefühl bleibt vermutlich die ganze Zeit, wenn Sie es dem Anderen vor allem recht machen wollten.

    Danke für Ihren Kommentar – und viel Spaß am Spielen!

  24. Susanne Asser sagt

    Ich besitze ein Klavier. Ein Wunsch, den ich mir als Erwachsene erfüllt habe. Der Haken? „It was sponsored by Mom“ (und zwar im 5-stelligen DM Bereich, also echter Luxus für mich) 15 years ago. Seit 3 Jahren wechselt es regelmäßig den Wandstandplatz in meinem Wohnzimmer. Irgendwie passt es einfach nicht richtig da rein.
    In meinem Schlafzimmer ist eine Wand tiefrot gestrichen. Das Klavier ist schwarz. Immer wieder liebäugelte ich mit dem Gedanken, es ins Schlafgemach zu befördern, da es sich an der Wand sicher richtig gut machen würde.
    Diesen offensichtlich verwegenen Gedanken teilte ich eines Tages meiner Mutter mit. Diese reagierte auf meine Idee relativ entsetzt. Es wäre ja sooo schade, denn dann wäre das edle Piano in klavierlack schwarz ja gar kein Blickfang mehr „für die Leute“……..
    Ok, fein. Schließlich hat sie es teuer bezahlt.

    Gestern las ich den Blog.

    Heute hat mein Wohnzimmer ein zweites gemütliches, weißes Sofa direkt gegenüber des Fernsehers, wo ich vorhin noch eng aneinander gekuschelt mit meinen beiden Mädels unsere Lieblingskomödie anschaute.

    Heute steht auch mein schönes Klavier anstatt des Zweisitzersofas an meiner tiefroten Wand in meinem Schlafzimmer. Eine wahre Augenweide & Freude. Für MICH. Nur für MICH.

    Was meine Mutter beim nächsten Besuch dazu sagen wird? Es ist mir egal!

    Danke, lieber Herr Kopp-Wichmann für diesen Blog zur richtigen Zeit für MICH =)

    PS Der Klang ist erstaunlicherweise um Klassen besser in diesem Raum ***freu***

  25. Hallo Herr Hinkel,
    man lernt es von klein auf. Die Geschwisterposition spielt dabei eine Rolle. Wer zum Beispiel öfters hört: „Nun, gib doch nach, Du bist doch die Ältere.“ übt das früh ein, nicht egoistisch sein zu dürfen. Das „Sich-Recht-Machen“ wird früh mit einer Abwertung und einem schlechten Gewissen verknüpft.“

    Danke für Ihren Kommentar.

  26. Karl Hinkel sagt

    Aber woher kommt das denn, dass die einen es immer so sehr allen recht machen wollen und anderen alles egal ist?

  27. Hallo,

    ein gutes und wichtiges Thema! Dazu habe ich gerade im Buch von Boris Grundl „Steh auf!“ auf Seite 92 folgendes gelesen:

    „…und ich hatte ein für alle Mal verstanden, dass es viel wichtiger ist, Klartext zu reden, als gemocht zu werden. Und jetzt wurde ich GERADE DESWEGEN gemocht, weil ich jemand (durch den Klartext) weiterbrachte …“

    Im Grunde genommen ist es also ganz einfach und für alle das Beste …

    Viele Grüße
    Oliver Rumpf

  28. Hallo Herr Breitenbach,
    ja, solche lang eingeschliffenen Dank- und Verhaltensweisen sind wie sechsspurige Autobahnen im Gehirn „verdrahtet“ und deswegen nicht leicht zu ändern – trotz aller Einsicht. Aber es ist natürlich trotzdem möglich. Und das „innere Gewahrsein“, also die Fähigkeit, zu beobachten, wie man tickt, was gerade in einem vorgeht, ist ein wesentlicher Schritt dazu.

    Viel Erfolg und danke für Ihren Kommentar.

  29. Thomas Breitenbach sagt

    Hallo Herr Kopp-Wichmann,

    danke für den guten Artikel. Ich selbst kämpfe gerade damit, aus den oben beschriebenen Verhaltensmustern auszusteigen. Und wenn man das ganze fast 50 jährige Leben so verbracht hat, ist dies gar nicht so einfach. Was mir dabei hilft? Nach bereits zwei relativ gescheiterten Psychotherapieversuchen arbeite ich zurzeit mit einer Gestalttherapeutin und sehe erstmals echte Fortschritte im Sinne eines steigenden Gewahrseins. Dies in verändertes Verhalten umzusetzen ist bislang noch eine große Herausforderung für mich.

    Viele Grüße

    Thomas Breitenbach

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