Wie bringt man Menschen dazu, ihr Verhalten zu ändern?

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Allgemein

Oder kann man sich nur selbst ändern?

Generell stimmt zwar, dass man andere Menschen nicht motivieren kann. Man kann sie aber bedrohen, bestrafen oder bestechen. Und angesichts dieser Konsequenzen ändern dann viele Menschen ihr Verhalten. Aber das sollten wir im Sinne der political correctness nicht „motivieren“ nennen.

Doch wie sonst bringt man andere dazu, ihr Verhalten in eine gewünschte Richtung zu ändern?

Es gibt zwei Schritte:

  1. Einladen statt zwingen.
  2. Spaß statt Ernst.

Wer Kinder hat, weiß: wenn es Spaß macht, räumen Kinder sogar ihr Zimmer auf. Das Problem: wie bringt man Spaß rein? Zum Beispiel:
Wie bringt man Menschen dazu, sich mehr zu bewegen, also zum Beispiel die Treppe statt des Fahrstuhls zu benutzen?

Die Krankenkassen versuchen das durch warnende Appelle oder das Aufzeigen von gesundheitlichen Folgeschäden. Das ist das alte Modell.

Volkswagen hat einen Wettbewerb daraus gemacht und das ist eines der Ergebnisse:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=2lXh2n0aPyw[/youtube]

Durch diese Piano-Treppe brachte man 66 Prozent der Passanten dazu , in einer U-Bahn-Station die Stufen statt der Rolltreppe zu benutzen. Natürlich nicht alle. Schön zu sehen, wie einige auf der Rolltreppe so neugierig rüberschielen nach dem Motto: „Ich lass mir auch nicht durch Spaß verführen, wie ich hier die Treppe hochkomme.“

Anderes Beispiel:
Wie bringt man Menschen dazu, ihre Flaschen zum Altglascontainer zu bringen anstatt ins Gebüsch oder den Papierkorb zu schmeißen?

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=zSiHjMU-MUo[/youtube]

Wie man auf den Videos beobachten kann, ist es nicht nur der Spaß für den Einzelnen, der dazu führt, dass immer mehr Menschen das machen. Es kommt auch noch ein anderes psychologisches Motiv dazu: die Gruppenkonvergenz.

Wenn Menschen in einer etwas unklaren Situation sich entscheiden, schauen sie meist erst, was die anderen Menschen tun oder lassen. Ziemlich unbewusst passen sie sich in ihrem Verhalten an die Masse an:

  • Wenn bei einem Straßenmusikanten fünf Menschen stehen bleiben und zuhören, bleiben mit der Zeit immer mehr Menschen stehen.
  • Bei einem Unglück auf der Autobahn bleiben die meisten stehen und gucken zu. Dasselbe passiert leider oft, wenn in der U-Bahn jemand angepöbelt wird.
  • Aber auch wenn bei Amazon, ciao oder dooyoo mehrere positiv über ein Produkt berichten, lädt das andere dazu ein, dies zu kaufen.

Also, wie bringt man Bürger dazu, ihren Müll in den Abfallkorb statt in den Rinnstein oder auf den Gehweg zu werfen?

Wer fühlt sich da nicht angenehm ertappt?In Hamburg probiert man es mit Humor. Neben längeren aufklärenden TExten gibt es dort viele Abfallkörbe mit doppeldeutigen Sprüchen wie
„Schlag mir den Bauch voll.“
„Bitte füttern“
„Ich fühle mich so leer.“

Dabei nutzen die Erfinder dieser Methode noch einen zweiten Effekt. Sie haben auf jedem Behältnis ein paar Augen angebracht. Und Studien zeigen, dass wenn wir uns beobachtet fühlen, uns eher korrekt verhalten als wenn wir glauben, dass uns niemand sieht.

Das Erstaunliche: das funktioniert sogar mit einem künstlichen Augenpaar. Was Sie im Büro sofort mal ausprobieren können. Hier habe ich im Persönlichkeits-Blog beschrieben, wie Sie künftig Ihre Kaffeekasse retten …

Noch ein Beispiel für die Wirksamkeit der Gruppenkonvergenz.

Sicher kennen Sie die Aufkleber in Hotelbadezimmern, dass man sich entscheiden soll, ob man ein frisches Handtuch möchte oder lieber noch mal das alte benutzt – der Umwelt zuliebe. In einer Studie las ich, wie ein Hotel die Mehrfachnutzung deutlich steigerte. Durch diesen leicht veränderten Text:

70 Prozent der Gäste, die Ihr Zimmer vorher bewohnten, haben Ihr Handtuch noch einmal benutzt anstatt es austauschen zu lassen.

Logisch betrachtet könnte man denken, dass es den meisten Menschen egal ist, was  anonyme Gäste, die vorher das Zimmer bewohnten, mit ihren Handtüchern machen.

Aber wir Menschen sind eben soziale Wesen (okay, es gibt Ausnahmen) und es hat einen enormen Einfluss auf unser Verhalten, wenn wir wissen, wie sich andere in derselben Situation entschieden haben.

Übrigens: Tausende von Menschen haben dieses Buch gekauft…

Also, jetzt wissen Sie, wie es manchmal geht, wenn Sie sich selbst oder andere dazu bringen wollen, etwas zu tun, was erst mal nicht so Spaß macht. Bringen Sie Spaß rein.

Hier noch ein Beispiel zum Thema „Abfallentsorgung“:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=cbEKAwCoCKw[/youtube]

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Foto: © Patrick Pirker – Fotolia.com

Der Autor

Bloggt hier regelmäßig seit Juli 2005. Führt intensive 3-h-Online-Coachings durch.. Schreibt Bücher, eBooks und eMail-Kurse. Zeichnet jetzt sogar Cartoons.

4 Kommentare

  1. WREHUFHPQIHF sagt

    Wir machen eine Gruppenarbeit in der Schule und dort sind Leute die einfach nichts machen und keinen Beitrag der Gruppe liefern. Meine Frage wie bringt man diese Leute dazu etwas zu machen ?

  2. Und wie könnte Gruppenkonvergenz genutzt werden um mehr Whistleblowing (Zivilcourage am Arbeitsplatz) zu erreichen und pluralistische Ignoranz zu überwinden?

  3. LordDavid sagt

    Ich glaube andere Menschen verändern kann man nicht, man kann nur sich selbst ändern. Eine Veränderung aus meiner Sicht kann auch nur dann geschehen, wenn man es wirklich will. Beispiel: Ich kann mich persönlich für meinen Mann/Freund/Frau ändern, weil ich Ihn/Sie liebe, weil ich vielleicht Angst habe das wenn ich so weiter mache das er/sie mich dann verlässt. Aber ich kann nicht sagen, du musst dich für mich verändern, also sagen kann ich es schon, aber ich glaube nicht das es was bringt.
    Veränderung müssen von einem selbst kommen, die Schwangere Frau kann zwar auch Ihrem Mann sagen, er soll aufhören zu rauchen, weil es fürs gemeinsame Baby schlecht ist, es wird aber nur dann, trotz wissen das es fürs Baby schlecht ist wenn er weiter raucht. geschehen wenn es der Mann auch will. Er wird es vielleicht versuchen, aber auf Dauer wird er es halbherzig nicht durchstehen.

  4. Alfons sagt

    Mein nächster Wagen wird ein Volkswagen sein 🙂 Im Ernst, mit diesen kreativen Videos positioniert sich VW als das Google Deutschlands. Respekt. Und – mit viel Spaß – wieder einmal gewusstes Reaktiviert. Danke für’s aufsammeln und posten!

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